Humor & Satire
Tödlich kreativ III

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"Tödlich kreativ III"
Veröffentlicht am 05. August 2009, 10 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Tödlich kreativ III

Tödlich kreativ III

Beschreibung

Liebe Freunde des grenzwertigen Geschmacks, es geht weiter mit kleinen Geschichtchen aus dem Land, in dem die Moral mundtot gemacht und der Anstand gemeuchelt wurde. Es lebe die tödliche Kreativität!

Und da soll doch noch mal einer sagen, die EU-Staaten östlich der Oder wären etwas rückständig! Von denen kann man tatsächlich noch richtig was lernen. Zumindest von den ausgefuchsten Bulgaren. Denn dort, abseits halbechter Markenschnäppchen mit zweiwöchiger Haltbarkeit und übervölkerter Strände, an denen der Alkohol wie Milch und Honig fließt, hat die tödliche Kreativität wieder zugeschlagen. Not macht bekanntlich erfinderisch, und wenn die Wirtschaftskrise kein Notfall ist, was ist sie dann? Die Frage stellte man sich wohl auch rund ums schöne Sofia und fand alsbald die perfekte Lösung.

Ja, richtig gehört! In Bulgarien löst man - die Nachrichten verkünden es derzeit - nun die Krise so ganz für sich selbst und beschreitet dabei völlig neue Wege - wenn diese auch für den ein oder anderen einige drastische Einschnitte bezüglich der Lebensqualität bedeuten mögen. Neuerdings werden nämlich vorwiegend wohlhabende Leute, vorzugsweise übrigens Manager und deren Anhang, entführt und nur gegen saftige Lösegelder wieder freigelassen. Alter Hut? Klar, abgesehen von einem schnittigen Detail. Denn ich sprach schließlich von einschneidenden Erlebnissen. Das sollte man nämlich wörtlich nehmen, denn zusammen mit den Lösebriefen verschicken die Entführer gern hübsch zusammengestellte Päckchen, angefüllt mit Ohren, Fingern und vielleicht anderen, leicht abtrennbaren Kleinteilen der nicht ganz freiwilligen Spender. Klingt nach ekligem Horrorfilm? Tja, wenn man solchen Müll mittlerweile in den Kinos dieser Welt ablädt, muss man sich nicht wundern, dass früher oder später jemand zwischen Kunstgliedmaßensammlungen und heraushängendem Gummigedärm den wohlriechenden Duft druckfrischer Dollars wahrzunehmen glaubt.

Wobei... Eigentlich tue ich den Entführern ja Unrecht, denn wie man hört, werden die erzielten Margen wohl auch gern als Spenden an Kinderheime und dergleichen weitergereicht. Wow, in Bulgarien scheint man den Kommunismus noch atmen zu können. Hierzulande poltert Oskar Lafontaine über die Privatisierung der Gewinne bei gleichzeitiger Sozialisierung der Verluste, während im Balkan der soziale Fortschritt ausgebrochen ist: Es wird einfach alles sozialisiert, angefangen beim üppig vorhandenen Zaster der Krawattenfetischisten, bis hin zu deren gut genährten Körperteilen. Und was wohl erst passieren mag, wenn ein weiterer skrupelloser Geschäftshai aus der Chirurgiebranche erkennt, dass sich auch mit den Einzelteilen Geld machen lässt, möchte ich mir gar nicht ausmalen. Doch ich denke, spätestens, wenn Michael Jacksons verloren gegangene Nase bei Ebay auftaucht und mehr Geld einbringt als alle verkauften Exemplare des Thriller-Albums zusammen, wird die Boulevardpresse uns auch das wissen lassen. Ich sehe schon die Bild-Schlagzeile vor mir: »Geldsegen am Balkan: Lebendzaster wächst jetzt rund um Armanianzüge!«

Ob das allerdings dann noch so viel mit Kommunismus zu tun hat, wage ich zu bezweifeln. Doch ohnehin hat uns die Geschichte gelehrt, dass selbiger nur in der Theorie so richtig funktioniert, auch wenn rebellische Bananeninseln was anderes behaupten mögen. So ganz wasserdicht sind die Geschäfte der Liebhaber destruktiver Körperkunst nämlich nicht: Glaubt man nämlich den Nachrichten, spielt der Zufall eine wichtige Rolle dabei, ob der beschnippelte Proband nach dem Lösegeldeingang auch wirklich in einem Stück oder, ähm, sagen wir, zumindest gesund und munter daheim eintrifft. Ach, und hinzu kommt, dass die Idee der »maßgeschneiderten« Monetarisierung nicht so ganz neu ist. Während in Bulgarien nämlich erst mühsam ein Vertriebssystem inklusive Kunden- bzw. Opferaquise mit angeschlossenem postalischem Informationssystem errichtet werden musste, wurde abseits der EU, nämlich in China bereits vor einigen Jahren der Direktvertrieb eingeführt: Findige wie windige Geschäftsschlächter brausten auf Motorrädern durch Fußgängerzonen und schnetzelten ahnungslosen Passanten die Handtaschen herunter, indem sie den Arm gleich mit entwendeten. Tja, selbst im ansonsten als ach so kommunistisch proklamierten China bleibt eben keine Zeit für Feintuning, wenn es ums Geldverdienen geht.

Auch im Land, in dem seit jeher alles verspeist wird, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und dort bleibt, hat man erkannt, dass sich mit ein wenig destruktivem Nachdruck Kohle machen lässt - wenn auch nicht im Zusammenhang mit geldwerten Blutorgien. In Frankreich ist es ja schon fast Tradition, dass zwei, drei Dutzend Köpfe rollen, wenn beim Pöbel das Geld nicht mal mehr für Tiefkühlfroschschenkel in der wässrigen Brühe reicht. Da die gute Frau Guillotine jedoch mittlerweile etwas angestaubt und nur noch wenig zeitgemäß ist, jagt man heute einfach alles in die Luft, was auch nur im Entferntesten brennbar zu sein verspricht. So lässt man sich daher irgendwo jenseits des Rhein eben derzeit hohe Abfindungen zahlen und verspricht im Gegenzug, nicht die kostbare Fabrik, die man zuvor liebevoll verdrahtet hat wie einen Weihnachtsbaum, über den Jordan zu schießen. Und sollte es dann doch krachen, gibt es sowieso wieder Mord und Totschlag mit jeder Menge Blut. Das liegt dem früheren Erbfeind eben in den Genen und gehört wohl einfach dazu, wenn man tödlich kreativ den dicken Reibach machen will.

Und während nun um uns herum fröhlich gesprengt, geklaut, geschnitten, gehackt, gemeuchelt und bei alledem ordentlich geschachert wird, tun wir Deutschen, was wir am besten können: den Kopf schütteln und ein wenig murren, anschließend vielleicht mal wieder zur Wahlurne schlurfen und hoffen, dass irgendwann einmal irgendwas anders wird, egal was, Hauptsache, es wird besser. Selbst schuld, oder? Vielleicht sollte ich beweisen, dass auch die Piefkes Sinn für's große Geschäft haben und die Sache in die Hand nehmen, indem ich ein neues Volksmotto ausrufe: »Leute, packt die Messer und den Zünder ein! Wir fahren nach Berlin! Oder nach Frankfurt«. Einfach mal die ein oder andere Scheibe von den EU-Kollegen abschneiden. Hm, andererseits fällt mir dabei gerade ein, dass die Sache einen Haken hat: Ich kann leider kein Blut sehen. Vergesst, was ich gesagt habe. Wir warten auf den Aufschwung.
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Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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PhanThomas Re: Hat von Anfang... -
Zitat: (Original von punkpoet am 10.08.2009 - 16:22 Uhr) ...bis Ende gefesselt. :)
Ja, so geht es in der Welt zu.
Entführungen mit Verlust entwaiger Gliedmaßen ist ebenso real wie der Diebstahl nebst eben solchem Verlust.^^

Wann ist nochmal Wahl? Muss das Schlurfen ja wieder trainieren. Irgendwie bleibt ja doch immer alles beim Alten. Wir schlurfen während andere schlitzen.^^

Liebe Grüße,
Daniel
Hallo Daniel,

jepp, und da soll noch einer meinen, das Zeugs, das in »Hostel« passiert, könnte nicht real sein. Schlimm, schlimm. Dennoch, ich musste es einfach durch den Kakao ziehen.

Wahl ist, glaube ich, am 17. September. (Oder?) Ich übe auch schon mal das Schlurfen, lege derweil die Augenklappe an und setze mir den Papagei auf die Schulter. ;-)

Liebe Grüße
PhanThomas
Vor langer Zeit - Antworten
punkpoet Hat von Anfang... - ...bis Ende gefesselt. :)
Ja, so geht es in der Welt zu.
Entführungen mit Verlust entwaiger Gliedmaßen ist ebenso real wie der Diebstahl nebst eben solchem Verlust.^^

Wann ist nochmal Wahl? Muss das Schlurfen ja wieder trainieren. Irgendwie bleibt ja doch immer alles beim Alten. Wir schlurfen während andere schlitzen.^^

Liebe Grüße,
Daniel
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: gut amüsiert! -
Zitat: (Original von Lordkotz am 09.08.2009 - 23:56 Uhr) so manche passagen muss ich mir wenn ich nicht ganz so müd bin nochmal genauer ansehen um sicher zu gehen sie richtig verstanden zu haben!

lg
olli
Hallo Olli,

danke schön. :-) Freut mich, dich trotz immenser Müdigkeit amüsiert zu haben. So sollte das sein. :-)

Liebe Grüße
PhanThomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Huhu :) -
Zitat: (Original von LadyLy am 06.08.2009 - 08:29 Uhr) Hey, wenn du Blut sehen kannst, dann hab ich ja'ne prima Idee für Samstag. Ich schleif dich zum DRK und wir verschachern unser Blut für Essen. Wird eh mal wieder Zeit für mich zum Spenden zu gehen und ein Indianer kennt keinen Schmerz, wie wir ja wissen. Also, Freitag nicht zu viel Alkohol trinken, sonst gibt das nix. *lacht*

Mir gefällt der Text, vor allem die Passage über die Deutschen. Aber hast schon recht, die ersten beiden Texte gaben mehr her. Naja, immerhin hab ich mich nicht zu Tode gelacht. Das wäre doch mal kreativ :) Liebe Grüße
Die weiße Squaw *g*
How weiße Squaw,

roter Büffel Bakum Nanana gibt sein Blut nur ungern her. Ahem. Hab ja nicht wirklich Angst vor Blut. ;-)
Und hehe, ich sehe schon, ich hätte dem Text hier doch einen anderen Titel verpassen sollen. War ursprünglich auch nicht als Fortsetzung gedacht. Entwickelte sich aus 'nem Blogeintrag und passte dann thematisch einfach ganz gut. :-)

Liebe Grüße
PhanThomas
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Huhu :) - Hey, wenn du Blut sehen kannst, dann hab ich ja'ne prima Idee für Samstag. Ich schleif dich zum DRK und wir verschachern unser Blut für Essen. Wird eh mal wieder Zeit für mich zum Spenden zu gehen und ein Indianer kennt keinen Schmerz, wie wir ja wissen. Also, Freitag nicht zu viel Alkohol trinken, sonst gibt das nix. *lacht*

Mir gefällt der Text, vor allem die Passage über die Deutschen. Aber hast schon recht, die ersten beiden Texte gaben mehr her. Naja, immerhin hab ich mich nicht zu Tode gelacht. Das wäre doch mal kreativ :) Liebe Grüße
Die weiße Squaw *g*
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Ehrlich gesagt -
Zitat: (Original von Luzifer am 05.08.2009 - 22:07 Uhr) fand ich die beiden ersten Teile wesentlich besser.

Jedoch ist der Text nicht schlecht und bei einigen Stellen musste ich auch grinsen. Aber kommt es nicht darauf an, welche Nationalität der feine Pinkel hat? Schließlich weigern sich die Deutschen doch jedes Mal das Lösegeld zu zahlen und greifen lieber zu den Waffen. So kommt ja doch Gewalt wieder ins Spiel. Hmm...nun gut. Diese politischen Diskussionen würden zu weit führen. ^^
Eines jedoch wäre noch zu sagen: Du kannst kein Blut sehen? Macht nichts. Dafür gibt es Handlanger. *muhaha*

Liebe Grüße,
Luzifer
Hallo Luzifer,

die ersten beiden Texte gaben inhaltlich auch mehr her. :-) Insofern also okay. Übrigens ist das nicht ausgedacht, ne? Stand wirklich in den Nachrichten. Gerade das mit Bulgarien findest du heute bei Spiegel Online.

Und doch, ich kann Blut sehen. Ich wollte allerdings kein radikales Ende für den Text. Nicht dass einer denkt, ich würde 'nen Putschversuch wagen. ;-) Liebe Grüße

Ach so und noch was zu den Waffen: Ich glaube ja, wir haben gar keine. Unsere Fuchs-Spürpanzer sind peinlich und von diesen Leopard-Panzern haben wir bestimmt nur einen. Und der ist ein Ausstellungsstück. Das erzählen wir bloß keinem.
PhanThomas
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Ehrlich gesagt - fand ich die beiden ersten Teile wesentlich besser.

Jedoch ist der Text nicht schlecht und bei einigen Stellen musste ich auch grinsen. Aber kommt es nicht darauf an, welche Nationalität der feine Pinkel hat? Schließlich weigern sich die Deutschen doch jedes Mal das Lösegeld zu zahlen und greifen lieber zu den Waffen. So kommt ja doch Gewalt wieder ins Spiel. Hmm...nun gut. Diese politischen Diskussionen würden zu weit führen. ^^
Eines jedoch wäre noch zu sagen: Du kannst kein Blut sehen? Macht nichts. Dafür gibt es Handlanger. *muhaha*

Liebe Grüße,
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
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