Sie glauben, die Welt geht unter, wenn Bayern München verliert? Sie denken wohl, sie haben einen beschissenen Tag, wenn ihr Auto den Geist aufgibt? Dann kennen sie meine verfluchte Geschichte nicht, die mir heute morgen passiert ist. Ich wurde zum Chef zitiert:
»Herr Trumm, ich muss ihnen leider mitteilen, dass sie mit sofortiger Wirkung entlassen sind.« Ich war erstmal total geschockt.
»Warum das denn?« fragte ich ihn und zog meine Augenbrauen hoch, um ihm einen überraschten Eindruck zu vermitteln Insgeheim wusste ich genau, warum ich gehen musste.
»Sie haben gestern auf der Arbeit Alkohol getrunken! Die Kunden haben sich beschwert.«
Konnte ich es mir doch denken, du alter, vollgefressener Sack!
»Es tut mir wahnsinnig Leid, Herr Schwinn«
Ich hätte Schwein sagen sollen.
»Leiden sie an einem Alkoholproblem? Dann kann ich ihnen bestimmt irgendwie
helfen«, meinte er. Als ob der mir helfen wolle ...
»Ich habe kein Problem damit«, sagte ich. »Meine Freundin hat sich gestern von mir getrennt, da konnte ich nicht anders. Und krank wollte ich nicht feiern«, log ich.
In Wirklichkeit kippe ich mir öfters mal einen hinter die Binde. Das hat der Penner nur noch nie bemerkt.
»Trotzdem haben sie mit dieser Eskapade meinem und dem Ruf unserer Firma geschadet«, meinte er eindringlich. »Es tut mir wirklich Leid. Aber sie sind ja noch jung. Bestimmt finden sie in naher Zukunft eine andere Anstellung.«
Wenn ich dich mal zu Gesicht bekomme, prügele ich dir deine Grütze aus dem Schädel!
»Das ist echt hart, Herr Schwinn. Ich arbeite gerne in ihrer Firma.«
»Aber ab jetzt eben nicht mehr«, sagte er leicht genervt. »Ich stelle ihnen ihre Papiere zusammen, die sie dann morgen früh hier abholen können.«
Ich wusste genau, hier kann ich nichts mehr ausrichten, außer einer Straftat. Ich verließ das Büro des aufgeblasenen Arschgesichts und kehrte der Scheiß Firma den Rücken. Ich wollte einfach nur noch nach Hause, um meine Lage kräftig zu besaufen. Unterwegs klingelte mein Handy.
»Ja?«
»Du Schwein bist mir fremdgegangen! Lydia hat es mir erzählt!«
Im ersten Moment war ich zu perplex, um zu begreifen, was los war. Patricias Stimme keifte mich unaufhörlich aus dem kleinen Lautsprecher des Telefons an.
»Haarklein hat sie es mir erzählt, du ... du ... .Mir fehlen einfach die Worte für dich! Wie konntest du sowas nur tun?«
»Schatz«, begann ich.
»Nenn mich nicht Schatz, du Betrüger! Mit uns ist es aus!«
Die Lüge hielt fast zwei Monate an. Damals hab ich es auf einer Party Patricias zweitbester Freundin ordentlich besorgt. Mann, war das geil, damals. Ich versuchte erst gar nicht, ihre Anschuldigung zurückzuweisen.
»Es tut mir Leid. Es kommt nie wieder vor. Aber ich war zu besoffen.«
»Du bist am laufenden Band besoffen!« schrie sie. Mir war klar, dass ich sie nicht bändigen konnte, also legte ich einfach auf. Ich liebte sie sowieso nicht mehr, so keusch wie sie war. Einen Antrag musste ich stellen, wenn ich sie poppen wollte.
Die Kuh kann mir gestohlen bleiben.
Ich setzte meinen Weg fort, um nach Hause zu kommen. Sie glauben jetzt, das wäre meine Geschichte? Meinen verfickten Tag? Sie denken, es kommt nicht mehr schlimmer?
Nein, schlimmer kam es nicht. Bis zu dem Anruf der ärztlichen Gemeinschaftspraxis.
»Herr Trumm? Ich habe eine schlechte Nachricht für sie ... »
Ich hatte meinen Job verloren, bin meiner Freundin, jetzt Ex- Freundin fremd gegangen, worauf sie mich verlassen hat und dann das!
Ich kann mit großer Angst folgende Behauptung aufstellen, auch, wenn es sarkastisch rüber kommt: Das einzige, was in meinem Leben wirklich positiv ist, ist das Ergebnis des Aidstestes, den ich letzte Woche in der Arztpraxis machen ließ.