Einleitung
Das erste das ich hier veröffentlicht habe...
Dies ist eine Geschichte über einen Mann der nicht weiß wer er ist, und eine Frau die nie wissen wird wer sie war. Für ihn.
In diesem Jahr wollte ihm einfach nichts gelingen. Er suchte Arbeit.
Doch niemand wollte ihm eine Chance geben oder ihn einstellen.
Er versuchte Freunde zu finden. Doch niemand wollte ihm zuhören.
Er war von allem entäuscht. Er steckte in Not.
Er steckte in seinem Kopf fest. Doch niemand wollte ihm helfen.
Er war allein. Er war ganz, ganz unten.
Nur noch seine Bücher wollten ihm Liebe geben.
Manchmal aber auch nicht.
17.Mai-Bin endlich wieder Zuhause. Endlich wieder an das Lap-Top.
Ins Internet. Surfen.
Ich fand ein Portal, wo es kostenlos Storys zu lesen gab.
Das war genau meine Welt. Sie fiel mir sofort auf.
Sie schrieb dort erfolgreich.
Morbide Gedichte und seltsame Storys.
Habe ihren Namen das erste mal gelesen und war gleich hin und weg. Lese die erste Geschichte von ihr. Unglaublich.
Der arme kleine Junge. Sie schreibt so schön. Als würde sie mit mir sprechen, es nur für mich schreiben.
Das Lap-Top spinnt mal wieder. Was ist das bloß?
Es regnet mal wieder in Strömen, vielleicht liegt es ja da dran.
Ich lese ihre Gedichte und bin glücklich. Ich könnte weinen und gleichzeitig lachen. So fremdartig sie mir war, so seltsam vertraut sind doch jetzt wieder ihre Züge.
Wie ein Gruss aus der Vergangenheit.
Ob sie je wissen wird, das es mich gibt? Soll ich es ihr sagen?
Wer sie ist?
Ach, zum Teufel nochmal.....
18.Mai-Heute bin ich früh aufgestanden. Ich bin sehr aufgeregt.
Gestern habe ich ihr Profil entdeckt.
Ihre Bilder, oh gott oh gott, kann das wirklich sein?
Sie ist es. Aber wie ist das möglich? Sie muß es sein.
Sie ist doch aber vor über 20 Jahren gestorben!?
Wie ähnlich sie ihr doch sieht.
Lydia? Bist du es?
Lydia meine Liebe. Mein Leiden.
My forbidden Dream and Fantasy.
19.Mai-Kann gar nicht mehr schlafen. Trink wohl zu viel Kaffee.
Heute habe ich ihr geschrieben. Ich habe ihr ein Kompliment zu eine ihrer Geschichten gemacht. Sie hat so nett geantwortet.
Denkt sie genauso wie ich?
Ist sie vielleicht auch allein? Nein, unmöglich! So eine Frau?
Doch wenn sie es doch ist? Dann muß ich es ihr sagen.
Ihre Bilder, sie sind so schön. Sie ist die schönste Frau die es gibt.
Muß noch mehr lesen von ihr.
Immer wieder.
Wie im Rausch.
Sie muß es sein. Sie sagt sie will sich nicht preisgeben.
Ich muß immer wieder *lachen*. Sie mag keine Männer auf Knien.
Das Lap-Top flackert. Ich schaue aus dem Fenster, schon wieder Regen.
Auf der Straße steht ein Mann mit Mantel und Hut.
Unbeweglich. So, als könne der Regen ihm nichts anhaben.
Er schaut zu mir hinauf.
Aber sein Gesicht kann ich nicht erkennen.
Mir ist kalt... ...bin so müde...
20.Mai-Heute gehts wieder ein bißchen. Gestern hatte ich starke Kopfschmerzen. Wie Glut im Kopf.
Aber sie ist da. Sie hilft mir.
Keine Adresse. Kein Telefon. Logisch.
Nur ein Logo auf eins ihrer Bilder.
Mal sehen. Sie hat wieder geantwortet. Sie spricht so schön.
Als wäre es Wasser. Kaltes klares Wasser.
Sie ist nicht böse. Sie ist wie sie. Sie wird mir helfen.
Sie redet mit mir.
Heute ist ein schöner Tag.
Ich lese noch was von ihr.
Hab so wenig Zeit. Frag mich bloß nicht wie alles kam.
Ja, male alles so schön schwarz. Lydia. Male alles schwarz...
schwarz...
21.Mai-Muß immer an sie denken. Bin völlig verzweifelt.
Was mache ich nur? Sie muß es doch gelesen haben.
Soll ich es ihr heute sagen?
Und wenn sie dann nie wieder antwortet?Was ist wenn ich sie nicht finde?
Jesus Christus!
Warum antwortet sie nicht auf meine Frage?
Es ist so schwer. Warten. Stunden. Jede Stunde eine zähe kleine Ewigkeit.
Oh, bitte bitte sei nicht so. Bitte um Gnade.
Sie ist so schön und doch so grausam.
Das Schwert. Wie das Schwert Gottes. Das Schwert in ihrer Hand.
Wie damals.
Kein winziger Hinweis. Keine einzige Spur. Mache ich ihr Angst?
Denkt sie gerade an mich?
Skype???
Mache ich mir etwas vor? Nein. Nein. Lydia, bitte sag etwas zu mir.
Bitte komm zurück.
Soviel Ähnlichkeit? Sie ist es ganz bestimmt.
Sie ist wieder auferstanden. Von den Toten wieder auferstanden.
Ich höre noch ihre Stimme:
"Wenn ich vor Dir sterben sollte, Liebster, komme ich einfach wieder zu Dir zurück, versprochen!" Sie lacht.
Wie nur die Jugend lachen kann.
Ach, Lydia.
Das geht ja direkt mit dem Teufel zu.
...hast du auch allen gesagt wie lieb du sie hast?
...das hab ich....das hab ich!....
22.Mai-Morgens kam mir die Erkenntnis.
Dieses seltsame Logo. Auf einem ihrer Bilder. Ja, genau, Duisburg.
Jetzt kann ich sie finden. Jetzt. Aber wo soll ich anfangen? Wo soll ich sie suchen?
Am besten in diesem Keller. In einem Gothic-Keller für Fortgeschrittene.
Ich muß befreiend lachen!
(Ob sie wirklich weiß wer sie ist?)
...she´s a member in a death-beat-club...
23.Mai-Ich muß sie sehen.
Ich habe das Gefühl, ich kann nicht mehr leben ohne sie.
Ich habe es nicht mehr ausgehalten.
Oh Gott, wie schön sie ist. Schön wie damals.
...ausgerechnet jetzt ist die Karre mal wieder kaputt.
Habe meinen alten Kumpel Mike angerufen, und ihn verbal dazu genötigt mich nach Duisburg zu fahren.
Er hat ein schönes großes, schwarzes Auto.
Er fährt gerne Autobahn. Und gegen ein Taschengeld nebenbei hat er auch nichts. Er holt mich zuhause ab.
Wir machen es kurz und fahren los.
Der Daimler brummt auf der Autobahn sein eintöniges Lied.
Mike gab alles. Er trat mal so richtig drauf. Jetzt röhrte das Auto.
200. Lichthupe. Als ob man fliegt.
Als wir unter einer Brücke durchrauschen, sehe ich auf ihr einen Mann stehen.
Er trägt einen Hut mit breiter Krempe.
Mike fing ein bißchen an zu sabbern. Dieses verdammte Summen in meinem Kopf. Doch sie war es mir wert.
Wie durch einen roten Vorhang, sah ich nur ein Gesicht.
Ihr Gesicht.
Sie würde es wissen, dazu mußte sie mir nur in die Augen sehen.
Dann würde sie wissen wer sie war.
Lydia, meine Option auf ewige Verdammnis.
Die Fahrt schien unendlich lang zu dauern.
Es kam mir vor, als fahren wir geradewegs in meine ganz private Hölle.
Mike spricht mit mir, sagt irgendwas, ich höre es nicht. Ich höre nur ihre Stimme:
"Mein geisterhafter Freund! Mein geisterhafter Freund!"
Endlich sind wir da. Er setzt mich am Bahnhof ab. Ich bedanke mich. ...brauchst Du... ...noch... ...ey,Mann,was... ...Alter?
Ich laufe einfach los. Zu ihr. Hoffentlich... ...finde ich sie.
24.Mai-Duisburg? Ist ja irre!
Bin erst mal eine Weile rumgeirrt, hab mich durchgefragt.
Manche Menschen haben mich komisch angesehen.
Ein paar junge Leute halfen mir weiter.
Hab den Club gefunden.
Dunkle Räume. Bizarre Menschen. Eigenartige Musik.
Gefällt mir aber.
...be here, be mine, give me a sign, ooh...
Frage ganz vorsichtig ein Mädchen ob sie sie kennt.
Sie kennt sie nicht. Sie blinzelt mich irgendwie auffordernd an.
Aber nein, ich warte nur auf eine.
Sie könnte ihr nicht mal das Wasser reichen. Ich warte.
Lange.
Auf meine Lydia...
Will sie mich bestrafen? Was mache ich hier?
Wird sie nicht einfach nur lachen, wenn ich es ihr erzähle?
Nein, sie nicht. Sie wird es verstehen. Sie wird mich in den Arm nehmen und mich trösten.
Wie damals. Dann wird wieder alles gut.
Ich stelle es mir im Geiste vor. Sie ist warm und schön.
Ich bleibe bis zum Morgen. Ich habe Angst sie zu verpassen. Doch sie kommt nicht. Niemand kommt mehr. Langsam leert sich der Club.
Es ist 5 Uhr morgens.
Es kommt mir so vor als würde in der Ferne irgendwo ein Hahn krähen.
Da sitzt jemand, der wie der Teufel aussieht.
Er hat einen Stock in der rechten Hand.
Sein Knauf zeigt ein absurdes Tier.
Ich habe Angst.
25.Mai-Da ist sie! Da ist sie!
Da ist sie...Sie ist mit einer Freundin da. Sie ist wunderschön.
Ich werde ganz ruhig, wenn ich sie nur ansehen darf. Sie trägt ohne Zweifel ein Korsett.
Ich sitze an der Bar und beobachte sie.
Sie trinkt einen Cuba Libre, oder ähnliches.
Sie lacht.
Sie tanzt zum Klang ausgehöhlter Geigen.
Sie amüsiert sich.
Sie sieht mich nicht.
Ihr Gesicht. Meine Lydia. Ganz sicher, du bist es. Oder doch nicht?
Alles nur Hirngespinnste, Lug und Trug?
Sie gehen hinaus. Hinaus in den Regen. Ich folge ihnen.
Ich liebe Regen. Sogar etwas mehr als das. Er gibt einem Frieden.
Doch jetzt sehe ich sie nicht mehr .Ich suche sie.
Doch ich kann sie nicht finden.
Ich suche sie im Park gegenüber.
Alles trieft vor Nässe.
Ich zittere, nein, ich schlottere.
Sie ist bestimmt gegangen. Lydia, wo bist Du?
Ein helles Lachen erklingt. Ja ,das ist sie.
Sie stehen zusammen vor dem Club. Ihre Freundin raucht.
Es riecht nach... ... Weihrauch?
"Geh doch einfach zu ihr hin, Mann."
Hinter mir steht ein schwarzer Schatten der diese Worte spricht.
Und obwohl ich sein Gesicht nicht sehen kann, so weiß ich doch, das er lächelt.
Genau, ich werde sie jetzt ansprechen und ihr alles gestehen, ihr alles sagen. Werde ihr sagen wer sie wirklich ist.
Und sie wird es verstehen, warum alles so kam.
Wer ich bin.
Und warum sie sterben mußte. Lydia... ...wenn ich es ihr jetzt nicht sage, wird Sie es nie erfahren.
Ich muß es ihr sagen... ...jetzt...
bevor es zu spät ist.
Ich muß mich meinen Dämonen stellen.
Wenn sie erst weiß wer sie ist, wird sie mir helfen. Ganz bestimmt.
Sie läuft Hand in Hand mit ihrer Freundin durch den Regen.
Sie hat nicht die kleinste Ahnung. Keinen Argwohn.
Anmutig trägt sie ihr schönes schwarzes Kleid.
...beengende träume, verbotenes spiel...
Nur noch über die Straße, nur noch 10 Schritte.
Dann würde er endlich bei ihr sein.
"Warte, Lydia ! ...bitte warte, Ly..."
Der Knall klang hart und engültig.
Das schwarze Auto erfasste ihn und spaltete ihm den Schädel.
Die herbeigerufenen Sanitäter konnten nur noch seinen Tod feststellen.
Anhand seiner Personalien
wurde ermittelt das der junge Mann aus Berlin stammte.
Was er in dieser Stadt gewollt hatte war unbekannt.
Zeugen sagten später aus, sie hätten ihn
beim herumlungern am Bahnhof beobachtet.
Und Lydia?
Sie wußte von all dem nichts.
Sie würde es auch nie wissen.
Wie sollte sie auch wissen, das ihr wahrer Vater gerade im Regen stand und lächelte?
(c) DGL 2009