Beschreibung
Das 5. Kapitel!
“Nehmen Sie doch bitte Platz!”, sprach Mr. Harcomb mit beruhigender Stimme. Doch richtig beruhigen konnte ich mich nicht. Die Bilder vom zuvor Erlebten schwebten in meinem Kopf und sorgten dafür, dass ich wie eingeschüchtert und ein wenig zusammengekauert im Raum stand. Da ich mich nicht setzte, sah mich Mr. Harcomb besorgt an. “Sie müssen den Kopf frei bekommen. Wollen Sie nicht drüber reden? Vielleicht hilft es Ihnen. Vielleicht kann ich Ihnen dann auch helfen die Angst zu überwinden.” Er ging zu seinem Schreibtisch, auf dem Fotos seiner Familie standen, und setzte sich prompt ohne den Blick von mir abzuwenden. Zögerlich näherte ich mich dem Stuhl und nahm Platz. Der ältere Mann nickte zustimmend. “Schon besser!”, sagte er mit einem leichten Lächeln. Dann öffnete er eine Schublade und kramte eine kleine Schachtel hervor. “Wenn Sie möchten, können Sie nachher diese Tabletten einnehmen. Das sind schwache Beruhigungstabletten und können Ihnen etwas Ruhe verschaffen.” Ich nickte und nahm die Pillen an mich. “Dennoch würde ich gerne mit Ihnen vorher Reden. Es ist egal über was. Sagen Sie nur etwas. Gerade wonach es Ihnen beliebt.”, fügte er beim Überreichen der Schachtel hinzu. Ich senkte den Blick und starrte zu Boden, geradewegs auf einen Fleck der den Teppich zierte. Er war faustgroß und bräunlich, doch er hatte ein groteskes Erscheinungsbild, da er einem Totenkopf glich. Da ich so intensiv zu Boden starrte, wirkte ich wohl abwesend. “Alles in Ordnung, Mrs. Philips?”, fragte Mr. Harcomb fürsorglich. Er jetzt riss ich meinen Blick los.
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“Ja, alles in Ordnung! Ich dachte nur ein wenig nach.”, flüsterte ich ihm schon fast zu. “Über was haben Sie nachgedacht?”, fragte er mich sofort und ließ sich in seinen Chefsessel fallen. Ich richtete meinen Blick auf und sah ihn an. “Ich würde gerne Ausruhen. Ich will nicht Reden. Nicht jetzt. Ich brauche etwas Ruhe.” Es ging mir elend und man sah es mir sicherlich an, denn nach einer kurzen wortlosen Phase nickte er. “Nun gut, dann ist es wohl besser, wenn sie sich erst mal erholen. Man wird Sie in einen Ruheraum führen wo sie sich hinlegen können bis ihre Eltern eintreffen. Bisher konnte man diese aber noch nicht erreichen aufgrund des schlechten Wetters. Aber hier sind Sie so lange gut aufgehoben.” Er erhob sich und ging zur Türe, durch welche gleich eine Schwester eintrat und sich meiner annahm. Sie führte mich hinaus und wir folgten einem langen Korridor in den hinteren Teil der Einrichtung. Wir schritten vorbei an Behandlungsräumen und kamen kurz vor dem Durchgang zu den Zellen der psychiatrischen Insassen zum Stehen.
“Treten Sie ein!”, sagte die Schwester mit liebevoller Stimme und einem herzlichen Lächeln und öffnete die Türe. Ich betrat einen kleinen Raum, der wie ein kleines Hotelzimmer wirkte. Da war ein Bett, eine Couch und ebenso ein Bücherregal welches neben einem Fenster stand. Ich näherte mich der Scheibe und sah in eine stockfinstere Umgebung hinaus. Draußen wütete noch immer der Sturm und schien sich sogar noch verschlimmert zu haben, da man kaum etwas erkennen konnte. Nur die Straßenlaternen schienen mit mattem Schimmer durch das Getöse. Der Wind heulte und Blitze zuckten und erleuchteten kurzzeitig das was in der Finsternis verloren schien. “Ich werde Sie dann jetzt mal alleine lassen. Sobald Ihre Eltern da sein werden, sage ich Ihnen Bescheid!”, sprach hinter mir die Schwester und verließ sogleich das Zimmer. Ich starrte noch ein wenig hinaus ins Dunkel und presste meine Hände gegen die Scheibe.
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Als ich sie in meine Jacke stecken wollte um sie zu wärmen, stieß ich auf die Pillen die mir der Psychodoktor gab. Langsam zog ich sie hinaus und sah sie an. Sollte ich wirklich eine nehmen? Ich war mir nicht sicher und tappte mir mit der Schachtel auf die Handinnenfläche. Dabei flogen die Gedanken durch meinen Kopf. Ich dachte daran, wie ich Flynn behandelte und wie ablehnend ich ihm gegenübertrat. Plötzlich tat es mir leid, dass ich ihm auswich als er in der Pause im Institut auf mich wartete. Er war zwar in meinen Augen nervig, aber vielleicht wäre es nicht zu alldem gekommen, wenn ich es einfach über mich ergehen hätte lassen. Vielleicht wäre er dann noch am Leben, dachte ich noch als plötzlich erneut ein lauter Donnerschlag ertönte und ein Blitz aufgrellte, der mich erschrak. Ich schlug die linke Hand vor meinen Mund und stieß einen erschrockenen Seufzer aus. In der rechten Hand hatte ich die Schachtel mit den Tabletten ein wenig geknautscht und sah nochmals auf sie. Dann nahm ich kurzerhand doch zwei ein.
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Mein Blick wanderte nun zum Regal mit den Büchern und ich las die Titel. Es waren typische Titel der Weltliteratur und auch einige psychologische Ratgeber. Für mich nichts interessantes, also legte ich mich aufs Bett und starrte an die Decke. Sofort fiel mir wieder ein Fleck ins Auge. Doch anders als der im Büro des Direktors hatte dieser etwas beruhigendes. Er glich keinem Totenkopf. Vielmehr ähnelte er einem Herz und so lächelte ich leicht als ich das sah. Mit den Gedanken war ich blitzschnell bei Matt und das beruhigte mich tatsächlich. Ich fragte mich, wie es ihm wohl gehen mag, aber mehr noch hatte ich einfach nur sein Lächeln und seine Augen im Kopf. Als ich so vor mich her grinste und zur Decke starrte mit dem Gedanken an Matt, bemerkte ich nicht wie immer schläfriger wurde und letztlich sogar einschlief.
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Ich kann nicht sagen wie lange ich schlief, aber ich weiß noch, dass mich ein Scheppern aus meinen Träumen riss. Ich erschrak so sehr, dass ich aufrecht im Bett saß und meinen Blick zur zersprungenen Fensterscheibe richtete, durch welches der Wind pfiff und Regen hineinprasselte. Kurz darauf stürmte auch schon die Schwester ins Zimmer. “Oh mein Gott! Hier jetzt auch!”, schrie sie und lief wieder auf den Korridor, von dem aus sie den Hausmeister rief. “Kommen Sie bitte, Mrs. Philips. Sie müssen aus dem Zimmer. Das Wetter hat sich noch weiter verschlechtert und die Lage hat sich verändert. Mr. Harcomb wird Ihnen genaueres dazu sagen!”, sprach sie leicht aufgewühlt. Ich stand auf und folgte ihr sogleich zurück zum Büro, indem Mr. Harcomb schon wartete. “Mrs. Philips, setzen Sie sich doch bitte!”, sagte er nachdenklich während er mit verschränkten Armen in seinem Sessel saß. Doch ich wollte mich nicht setzen und kam daher sofort zum Punkt. “Was ist los Mr. Harcomb? Hier stimmt doch etwas nicht!” Besorgt hob er die Hände vor den Mund und tippte sich auf die Nase. “Sie haben Recht. Etwas stimmt nicht.”, brachte er zögerlich hervor als plötzlich ein Alarmsignal vernehmbar war.
“Der Sturm hat im Ostflügel die Wand eingerissen. Wir können froh sein, dass dort keine Patienten untergebracht waren, aber dennoch haben wir ein Problem. Die Gesamtstruktur des Gebäudes ist nun in einen instabilen Zustand geraten und wir müssen das Gebäude räumen so lange wir noch die Möglichkeit dazu haben. Durch den Sturm konnten wir aber niemanden kontaktieren, da die telefonische Verbindung wie abgerissen zu sein scheint. Wir müssen also die eigenen Transporter verwenden um die 27 Insassen und 15 Angestellten zur nahegelegenen anderen Psychiatrischen Klinik zu überführen.” Ungläubig sah ich ihn an und verblasste ein wenig. Beim Blick hinaus in den Korridor regierte hektisches Treiben das Geschehen und so sah ich erneut zu Boden. Erneut fiel mir der Fleck auf und diesmal schien er mich hämisch anzugrinsen. Ich fühlte mich unbehaglich dabei, doch der Direktor riss mich aus meinen Überlegungen. “Wir haben allerdings noch ein Problem.” Ich sah ihn fragend und mit leichtem Entsetzen an. “Wir haben nur zwei Transporter. Das heißt wir müssen die Leute darauf verteilen. Sie werden also nicht Drumherum kommen, dass sie sich mit einigen Patienten den Platz teilen müssen.” Mein Blick war ausdruckslos, aber eine Wahl würde mir ohnehin nicht bleiben, wenn ich nicht gerade von dem zusammenbrechenden Gebäude erschlagen werden wollte.
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Plötzlich trat der Hausmeister in den Türrahmen des Büros. “Mr. Harcomb, wir sind soweit. Alle Patienten wurden auf die Transporter verteilt, so wie Sie es wünschten. Jetzt liegt es an Ihnen die Angestellten zuzuteilen.” Der Leiter nickte. “Gut. Dann würde ich sagen, dass wir hinausgehen.” Ohne Umschweife standen wir auf und gingen hinaus zu den Transportern. Es stürmte gewaltig. “Neun Angestellte gehen in den Transporter mit den Patienten mit schweren psychischen Störungen. Die restlichen Sechs in den anderen. Kontakt zwischen den Wagen halten wir über Funk. Ersatzweise haben wir auch noch jeweils ein Walkie-Talkie an Bord.”, wies Mr. Harcomb die Leute ein. Sogleich wurden seine Anweisungen umgesetzt und wir saßen im Transporter. Links von mir saß eine Frau mit einer Puppe im Arm und zerzaustem Haar. Sie grinste vor sind her und flüsterte Kaugummi kauend der Puppe leise zu: “Hab keine Angst! Es wird alles gut. Das ist nur ein Gewitter!” Ich setzte mich und versuchte Blickkontakt zu vermeiden, doch die Frau starrte mich prompt an. Es machte mich nervös, aber ich schaffte es meinen Blick einfach nach vorne zu richten und zu warten. Kurz darauf setzte sich die Schwester, welche mich zu dem kleinen Zimmer führte, rechts neben mich. Sofort lächelte sie mich wieder an und es tat gut sie in meiner Nähe zu wissen.
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Wir fuhren los und nach einigen Minuten des Schweigens sprach mich die Schwester an. “Sie wirken besorgt, Mrs. Philips. Darf ich fragen, was sie bedrückt?” Dass man mir meine Sorge ansah, verwunderte mich nicht, aber ich war überrascht, dass sie mich darauf ansprach. “Ach, die Ereignisse waren… so surreal.”, stotterte ich vor mich her und sah sie dabei leicht verlegen an. Sie lächelte. “Man sagte mir nicht, was Sie erlebt haben, aber es muss sie völlig kalt erwischt haben, hat es den Anschein. Sie sollten die Gedanken zur Ruhe kommen lassen. Meine Name ist Louise Sandwell.” Strahlend hielt sie mir ihre Hand entgegen und ich schüttelte sie zögerlich. “Amanda Philips.”, sprach ich verunsichert. “Freut mich!”, antwortete die junge Schwester prompt. “Ist mir ebenso ein Vergnügen, Mrs. Sandwell!”, brachte ich hervor als sie zu Lachen begann. “Nenn mich ruhig Louise. Ich denke mal, dass ich nicht so viel älter bin als du.” Sie hatte recht, denn sie war wirklich noch recht jung. Es fiel mir vorhin zunächst gar nicht auf. Aber da war ich auch mit den Gedanken woanders. “Der Sturm wütet schon wirklich stark, aber mach dir keine Sorgen. Ich hatte mal einen Wirbelsturm miterlebt und dagegen ist das hier noch harmlos.”, grinste sie mich an und versuchte mir wohl etwas von meiner Unruhe zu nehmen. Dass meine Sorge aber nicht dem Sturm galt, sondern eher dem unglaublichen Ereignis mit Flynn, konnte sie ja nicht ahnen. Plötzlich ging das Funkgerät und ich erschrak, da ich mich an den Rettungswagen erinnert fühlte. “Wagen 2, alles in Ordnung bei euch?” Der Fahrer nahm das Funkgerät an sich und antwortete. “Hier Wagen 2. Bei uns ist alles in Ordnung. Wir haben euch klar und deutlich vor uns und folgen euch.” Danach legte er das Funkgerät wieder zurück.
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Es vergingen ein paar Minuten und eine Müdigkeit überkam mich. Ob es an den Tabletten lag, war mir unbewusst, aber ich konnte kaum noch meine Augen offen halten. Das letzte was ich sah, war Louise die mir zulächelte, doch dann wurde es schwarz vor meinen Augen.
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Als ich wieder zu mir kam, merkte ich dass ich mich in einer unbequemen Position befand, noch bevor ich die Augen geöffnet hatte. Nur langsam bekam ich sie auf und mit verschwommenen Augen versuchte ich mich umzusehen. Alles war so unklar, doch ich spürte, dass wir nicht mehr fuhren. Stattdessen schien ich kopfüber in meinem Sitz zu hängen, nur gesichert durch meinen Gurt. Es brauchte eine Weile bis mein Blick so klar war, dass ich sehen konnte das wir tatsächlich auf dem Dach des Wagens lagen. Am Arm hatte ich eine kleine Schnittwunde aus der mir das Blut ans Kinn tropfte. Keiner der Anderen bewegte sich, doch es schienen eh nicht mehr alle im Auto zu sein. Zirka die Hälfte der Leute war fort, doch wo waren sie? Ich versuchte meinen Gurt zu lösen, doch es war vergeblich, da sich der Haken verbogen hatte. Mein Blick schweifte umher. Scheinbar ohnmächtig hingen die Anderen auf ihren Sitzen. Einige verwundet, andere allem Anschein nach unverletzt. Dann fiel mir plötzlich eine lange Scherbe, welche aus der Windschutzscheibe herausgebrochen sein musste, ins Auge. Sie lag nicht weit von mir entfernt und ich streckte mich um sie zu erreichen, doch ich kam gerade nur so mit den Fingerspitzen heran. Keine Chance, so würde ich nicht an die Scherbe herankommen um den Gurt zu durchschneiden. Verzweifelt sah ich nochmals umher und mein Blick fiel auf die Patientin mit der Puppe. Aus ihrem Mund hing halb der Kaugummi heraus und mir kam eine Idee. Halbwegs angewidert nahm ich ihn ihr aus dem Mund und dehnte ihn ein wenig aus. Nun streckte ich mich erneut nach der Scherbe und tappte mit dem Kaugummi dagegen. Zunächst schien es nicht zu klappen, doch nach dem vierten Versuch klebte sie endlich am Kaugummi fest und ich zog sie heran. Vorsichtig nahm ich sie auf und schnitt den Gurt an. Kurz bevor er völlig durchschnitten war, warf ich die Scherbe hinaus um mich nicht zu verletzen. Das letzte Stück konnte ich durch einen kräftigen Ruck auseinanderreißen und plumpste prompt auf den Rücken. Vorsichtig drehte ich mich auf Knie und kroch aus dem Wagen. Dort zeigte sich mir ein erschütterndes Bild.
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Wie es aussah, war unser Wagen wohl unerwartet auf den Vorderwagen gestoßen. Die komplette Vorderseite unseres Wagens war eingedrückt, ebenso wie die Hinterseite des Vorderwagens. Schlimmer noch war, dass ein paar Insassen verstreut über die Wiese lagen, welche seitlich ab der Straße lag. Ich sah entsetzt hinüber als mich plötzlich jemand an der Schulter berührte und ich erneut erschrak. “Hey, hey, hey! Beruhige dich!”, sprach die mir bekannte Stimme und als ich mich umdrehte, sah ich Louise an. “Was ist geschehen?”, warf ich ihr panisch entgegen. Sie fasste sich an die Stirn an der sie blutete und sah sich nachdenklich um. “Du warst eingeschlafen und… .”, sprach sie zögerlich bevor sie eine Denkpause machte und erneut ihren Blick umherschweifen ließ. “Und plötzlich lief dem ersten Wagen jemand vor die Räder, sodass sie rasch bremsten. Es gab keine Chance mehr um auszuweichen und wir rauschten ungebremst in die Anderen hinein. Danach überschlug sich unser Wagen mehrmals und ich weiß nicht was dann geschah. Irgendwann wurde ich in dem Wrack wach und hörte wie die Anderen draußen schrien. Sofort versuchte ich hinauszuklettern, doch ich hing fest.” Sie hielt inne und sackte auf die Knie. “Ich kam nicht heraus. Ich habe alles versucht, doch es ging nicht. Und irgendwann verstummten die Schreie und es war still.” Tränen stiegen ihr in die Augen und sie sah zu Boden. “Wie lange war ich bewusstlos?”, fragte ich fast wie in Trance, da mir die Sache unvorstellbar vorkam. Louise sah zu mir auf. “Es müssen ca. 2 Stunden vergangen sein. Erst nach knapp anderthalb Stunde konnte ich mich endlich aus meinem Sitz befreien.”, antwortete sie mir zaghaft. “Und was ist mit den Anderen? Wo sind sie?” Wieder stiegen Louise Tränen in die Augen und diesmal liefen sie ihr die Wangen hinab. “Ich habe den Puls der Leute im Wagen gecheckt. Sie sind alle tot.”, sprach sie mit bebender Stimme. Geschockt sackte ich auch auf die Knie.
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Es vergingen einige Minuten bevor wir uns beide wieder fassten. Dies lag aber nicht daran, dass wir so tapfer waren, sondern viel eher daran weil wir plötzlich aus dem Wageninneren Bewegung vernahmen. Louise sah mich entsetzt an. “Das kann doch nicht sein. Habe ich mich etwa getäuscht?”, fragte sie sich verwundert selbst und war im Begriff in den Wagen zu klettern. Doch davon hielt ich sie in letzter Sekunde ab. “Nein, geh nicht da rein. Ich habe da eine schlimme Befürchtung.”, schrie ich sie schon fast an. “Bist du verrückt? Sei nicht so hysterisch. Da braucht jemand unsere Hilfe.”, antwortete sie mir nicht minder laut und versuchte sich von mir loszureißen. Aber ich griff nach ihrem Schwesternkleid und zerrte sie zurück. “Du musst mir glauben. Es ist zu gefährlich da wieder hineinzugehen.” Sie räkelte sich über den Boden und versuchte aufzustehen. “Gerade weil es so gefährlich ist, müssen wir etwas tun, Amanda. Verstehst du denn nicht?”, warf sie mir entsetzt entgegen. Ich schubste sie erneut zu Boden und sie starrte mich an als sie auf ihrem Hintern landete.
Plötzlich griff aus dem Inneren jemand nach meinem Bein und ich verlor das Gleichgewicht. Dabei schlug ich unsanft auf dem Boden auf, um mich im nächsten Augenblick auch schon mit Tritten zur Wehr zu setzen. Louise stürmte zu mir. “Bist du verrückt? Du kannst doch nicht einfach die Person... !”, doch sie verstummte als sie ins Wageninnere blickte. In ihren Augen sah ich das selbe Entsetzen, welches mir ins Gesicht gezeichnet war als ich zum Polizeiwrack lief und dort die Untoten sah. Panisch schrie ich sie an, da ich mich nicht aus dem Griff befreien konnte. Erst jetzt reagierte sie wieder und trat mit voller Wucht gegen das Handgelenk des Zombies, welches unter lautem Knirschen brach. Befreit aus den Klauen kroch ich einige Meter vom Wagen weg um dann meinen Blick darauf zu richten. Im Inneren bewegten sich alle Insassen und schienen zu neuem Leben zu kommen, doch ein Angstschrei von Louise verhieß nichts gutes, da ihr Blick zur Wiese gerichtet war. Auch dort standen die Toten auf, die über die Wiese verteilt lagen. Ich packte Louises Handgelenk und sah sie ernst an. “Schrei nicht. Wir müssen hier weg.” Meine Stimme klang so ernst wie entschlossen und daher stand ich auf und zog Louise hinterher. Ich erspähte die Scherbe aus dem Wagen, mit der ich den Gurt durchschnitt und nahm sie an mich. “Es ist zwar nicht viel, aber wenn dir eines dieser Biester zu nahe kommt, stich einfach zu!”, sagte ich ihr und überreichte ihr die Scherbe. Sie war panisch und ich zog sie einfach weiter. Zuerst wollte ich mit ihr zur Straße, doch da waren schon zu viele von diesen Dingern. Somit lief ich mit ihr auf ein bewaldetes Gebiet zu.
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Nach ein paar Metern sah ich zurück. Die Zombies folgten uns doch wir waren schneller. Es war die einzige Chance die wir hatten, auch wenn wir uns hier nicht auskannten. Ich wühlte mich mit ihr durch das Geäst als wir plötzlich ein Stöhnen in unmittelbarer Nähe hörten. Verängstigt hockte sich Louise hin und kauerte sich zusammen. Ich wandte mich ihr zu. “Louise, wir können hier nicht bleiben. Hier sind wir nicht sicher. Hast du nicht gehört wie nah das war? Wir müssen weiter.” Doch kaum hatte ich dies ausgesprochen, stieß sie auch schon einen lauten Schrei aus. Jemand stürzte sich hinterrücks auf mich und ich fiel zu Boden. Ich sah nur noch wie Louise panisch davon lief. Wieder trat ich um mich und stemmte mich mit aller Macht gegen die Person die mich anfiel. Als ich mich halbwegs losreißen konnte, sah ich dass es tatsächlich ein Zombie war. Er trug die Kleidung eines psychiatrischen Patienten und seine eisblauen Augen starrten mich gierig an. Ich konnte gerade noch einen Ast fassen, der am Boden lag, und rammten ihn ihm in den Kopf.
Scheinbar leblos sackte er zusammen und ich wich zurück, doch anders als bei den ersten Untoten die ich sah, vergingen kaum ein paar Sekunden und er regte sich wieder. Erschrocken kam ich nicht wieder auf die Beine und rutschte auf dem nassen Laub aus. Ich sah zu ihm und er hetzte eilig auf mich zu, doch gerade als ich glaubte, dass er mich anfallen würde, stürmte Louise von der Seite heran und stach ihm die Scherbe tief in seine rechte Körperhälfte. Sofort spritzte das Blut aus der Wunde und unter einem monströsen Kreischen sackte der Zombie zusammen. Erleichtert sah ich zu Louise. “Du bist… du bist zurückgekommen!”, brachte ich nur hastig atmend hervor. Sie nickte und Tränen liefen ihr übers Gesicht. “Lass uns keine weitere Zeit verschwenden!”, rief ich ihr zu und erhob mich. Wieder vernahmen wir ein Stöhnen aus der Nähe, doch sofort drang ich gemeinsam mit ihr tiefer in den Wald.