Beschreibung
Cian erinnert sich zum ersten Mal an Teile aus seiner Vergangenheit, doch da taucht Mera auf und erfährt von dem Seelenband zwischen Fey und Cian.
Ich hoffe es gefällt euch. :)
Kritik ist wie immer erwünscht.
Kapitel 8
Mera
Am nächsten Morgen wurde ich das lebendige Zwitschern der Vögel geweckt. Ein einsamer Lichtstrahl fiel frech durch ein kleines Loch im Dach genau auf mein linkes Auge. „Dreist...“ murmelte ich morgenmufflig und drehte meinen Kopf zur Seite. Sofort stieg mir der frische Blumenduft von Feys Haaren in die Nase und die Erinnerungen an die vergangene Nacht kehrten zurück. Als erstes kamen die Bilder von Fey wie sie mich versorgte und dann bewusstlos auf mich fiel, dann folgten die restlichen, der Kampf mit den hundeähnlichen Bestien, Sivas Einsatz, der seltsame Mann im Gang und zum Schluss die Blutlache an der Decke. „Das Blut?“ stutzte ich, „Was ist hier oben geschehen? Wie konnte jemand hier eindringen ohne das Siva ihn bemerkte?“ Ich versuchte aufzustehen, aber kein Muskel in meinem Körper unterhalb meines Halses reagierte. „Fey verflucht hättest du deinen Zauber nicht ein wenig schwächer machen können?“ brummte ich leicht genervt und hob den Kopf soweit es mir mein Muskelkater und der Bann erlaubten. „Wenigstens hast du es bequem!“ dachte ich verdrossen, als ich sah, dass sie ihre Position im Schlaf geändert hatte. Sie lag nun mit einer Seite längs komplett auf mir drauf, hatte ihren Kopf an meine Schulter geschmiegt und ihr Brustkorb hob und senkte sich mit ihren gleichmäßigen Atemzügen. Eins ihrer Beine lag über meinem und ihre Hand ruhte auf den Wunden meiner Brust. Ihre warme Haut und das Klopfen ihres Herzens jagte mir einen schönen Schauer über den Rücken, doch plötzlich bohrte sich eine Nadel aus Schmerzen in meinen Hinterkopf. Überrascht keuchte ich auf und mein Kopf schlug auf dem Holzboden auf. Es war kein harter Aufschlag, aber meine Sicht verschwamm und der Raum fing sich an zu drehen, erst langsam, dann immer schneller. Die Farben verliefen, formten einen tobenden Strudel, dessen greller Anblick meine stechenden Kopfschmerzen noch verstärkten. Ich atmete schnell und pfeifend, ich glaubte mein Kopf würde jeden Moment explodieren, doch plötzlich verlangsamte sich die Geschwindigkeit des Farbstrudels und aus der Mitte heraus entstand vor meinem geistigen Auge ein Bild. Zuerst erkannte ich nur 2 Gesichter. Das eine gehörte einem attraktivem jungen Mann mit hellblauen Haaren und Augen. Die andere Person war ein junges Mädchen von höchstens 14 Jahren. Sie besaß ebenfalls die gleiche Augen und Haarfarbe wie der junge Mann. Sie waren Geschwister. Meine Geschwister. Langsam konnte ich die Umgebung erkennen. Es war eine malerische Berglandschaft. Sie standen in einem Tal, das an gigantische Hänge von Bergen grenzte deren beeindruckende Gipfel in einem wunderschönen, klaren Weiß leuchteten, umgeben von den schönsten Blumen die ich jemals gesehen habe. Der junge Mann, mein Bruder, hatte seine Arme vor der Brust gekreuzt und lächelte beeindruckt, meine Schwester hatte die Hände vor den Mund geschlagen und schaute mit ihren großen, leuchtenden Augen zu einer anderen Person, mich, auf. Das Bild der beiden weckte gleichermaßen Liebe und Sehnsucht in mir.
Am Rande meines Bewusstseins spürte ich wie Fey aufgewacht war und sich mit ihren Händen auf meiner Brust abstützte. Mehrmals rief sie meinen Namen, aber ich war zu sehr von den Bildern, von meinen Erinnerungen gefangen, um ihr zu antworten. Ich wollte wissen was geschehen war und wer ich bin...
Ein wärmendes Glücksgefühl kam in mir auf, breitete sich langsam von meinem Magen bis in die allerletzten Winkel meines Körpers und Bewusstseins aus. Ich hatte eine Familie, ich war nicht allein. Es gab jemanden zu dem ich zurückkehren konnte... Als ich jedoch am Hang des höchsten Berges die Umrisse einer schneebedeckten Festung, die aus dem Felsen zu wachsen schien, sah, wandelte sich die Wärme in eisige Kälte. Meine Kopfschmerzen verstärkten sich und mehrere Bilder rasten mir durch den Kopf. Es geschah so schnell, dass ich nichts handfestes erkennen konnte. Nur eine Gemeinsamkeit habe ich feststellen können. Alle waren rot. Blutrot.
Plötzlich klärte sich meine Sicht wieder und ich fand mich, aufrecht sitzend, auf dem Dachboden von Feys Haus wieder. Kalter Angstschweiß lief mir überall am Körper herunter und meine Hände zitterten wild: „Was zum unheiligsten Dämon der Unterwelt ist passiert? Warum bin ich nicht bei ihnen? Warum habe ich das Gefühl, dass sie tot sind? Wieso.... Wieso habe ich Schuldgefühle?“ Verzweifelt raufte ich mir die Haare und zog gedankenverloren die Knie an den Körper. Doch da spürte ich Feys warmen Körper an meiner Seite, als sie mich wie ein kleines Kind umarmte und zu sich hin zog. „Alles in Ordnung? Hast... Hast du dich erinnert?“ fragte sie sanft und suchte besorgt meinen Blick. Schweigend versank ich in ihren grünen Augen, die mich zu durchschauen schienen, und da schlich sich ein ungewolltes Lächeln auf mein Gesicht. Ich beförderte meine Knie aus dem Weg und erwiderte ihre Umarmung. Wie einen unbezahlbaren Schatz drückte ich sie an mich und flüsterte: „Danke für alles.“ In Gedanken fügte ich noch hinzu: „Wie will ich dich beschützen, wenn ich mich nicht einmal vor meiner eigenen Vergangenheit retten kann? Ich habe dir ein Versprechen gegeben, das ich nicht wegen vergangenen Teilen meines Lebens brechen kann!“ Plötzlich verlor Fey die Fassung und ihr Gesicht färbte sich knallrot, aber sie versuchte sich nicht aus meiner Umarmung zu befreien. Gerade wollte sie etwas erwidern, doch ihr kam eine wohl bekannte Stimme zuvor: „So so hast du also endlich jemanden gefunden mit dem du dein Dasein als Fala beenden willst?“ Wir fuhren beide erschrocken zur Treppe herum. Überrascht stellte ich fest, dass mich meine Wahrnehmung am Anfang wohl leicht getäuscht haben muss. Sie war gar nicht so grobschlächtig wie ich dachte, im Gegenteil sie hatte sogar eine gewisse Eleganz, auch wenn sie größer war als ich, deutlich sichtbare Muskeln auf die so mancher Mann eifersüchtig gewesen wäre und ein großes Breitschwert an ihren Rücken befestigt hatte.
Feys Wangen nahmen ein noch satteres rot an und sie versuchte ihr dann so kühl wie möglich, was ihr nicht wirklich gelingen mochte, zu entgegnen: „Ich glaube kaum, dass es dich was angeht Mera!“ Sie zuckte nur gelangweilt mit den Schultern und wandte sich mit einem prüfenden Blick mir zu: „Anscheinend habe ich mich zumindest in einer Sache getäuscht... Du bist nicht für die Biester verantwortlich.“ „Will ich wohl meinen! Ich kann dir garantieren, dass ich eurem Dorf niemals Schaden würde.“ Mera stieß ein ungläubiges Schnaufen aus: „Kannst du? Wie willst du mir beweisen, dass sich deine Worte nicht irgendwann in Rauch auflösen werden?“ Schweigend streckte ich meine rechte Hand aus, drehte die Handfläche nach oben und konzentrierte mich auf die Verbindung zwischen meiner und Feys Seele. Unter den staunenden Blick Meras wurde langsam der blau-weiße Strang, der mich mit Fey verband sichtbar und fing an an lebendig zu leuchten. Fey schaute mich verwundert an, schwieg jedoch und achtete dann auf die Reaktion des ungebetenen Gastes. Für Sekunden meinte ich zu sehen, dass Meras harte Gesichtszüge erweichten, doch dann wanderte ihre Hand zum Griff des Breitschwertes und sie murmelte besorgt mehr zu sich selbst als zu uns: „Siel Kyrj... Das Seelenband...“ Plötzlich schaltete sich beschwichtigend Fey ein: „Nicht ganz... Es ist kein richtiges, es ist auf mich beschränkt.“ Verwirrt runzelte ich die Stirn, als ich förmlich sehen konnte wie die Anspannung mit einem gelösten Lachen von Mera fiel. Ihre Hand löste sich vom Griff ihres plötzlich brutal wirkenden Breitschwertes. Belustigt betrachtete sie mich und scherzte dann: „Zugegeben er ist ein hübscher Vogel, ich hoffe nur du sperrst ihn nicht in einen goldenen Käfig oder stutzt ihm die Federn.“ Ein schüchternes Lächeln breitete sich auf Feys Gesicht aus, als sie ihren Kopf schüttelte. „Nun gut und was ist mit seinem Gedächtnis?“ „Er hat es wirklich verloren. Ich denke es dauert noch seine Zeit bis er sich an alles wieder erinnern kann.“ Mera nickte langsam und schaute mich dann wieder an. „Du hast mich überzeugt. Ich hoffe wir werden auf dich zählen können? Einen guten Kämpfer wie dich können wir gebrauchen.“ meinte sie versöhnlich und bot mir ihre Hand an. Erleichtert akzeptierte ich ihr Angebot und schüttelte dankbar ihre Hand: „Ich werde helfen wo ich kann.“ Lächelnd nickte sie: „Da das nun geklärt ist, würde ich gerne wissen was hier geschehen ist.“ „Ich glaub das kann dir Cian besser erklären als ich. Ich war die ganze Zeit nur hier oben und habe mich um Kisu gekümmert.“ „Cian?“ wiederholte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und schüttelte dann lachend den Kopf: „Irgendwann musst du aufhören in deiner Traumwelt zu leben meine Liebe. Wir leben nicht in irgendwelchen alten Geschichten.“ Eingeschnappt presste Fey die Lippen aufeinander und kreuzte die Arme vor der Brust. „Nur weil du nicht an die Schriften glaubst, heißt es noch lange nicht, dass sie nicht wahr sind. Außerdem finde ich den Namen schön.“ Plötzlich erstarb das belustigte Lächeln auf Meras Gesicht und noch bevor ich mit meinem geschundenen Körper reagieren konnte schnellte sie vor, packte Fey am rechten Handgelenk, drehte es um und starrte entsetzt auf ihren Unterarm. Eine lange, kaum verheilte Wunde zog sich längs vom Handgelenk bis zur Mitte ihres Arms. „Woher hast du die?“ fauchte Mera mit unüberhörbarer Besorgnis in der Stimme, die meine aufkommende Wut abkühlte. Fey suchte sich einen unbestimmten Punkt auf dem Boden auf den sie ihren Blick fixierte und flüsterte leise: „Als Cian unten im Haus die Bestien bekämpft hatte, kam plötzlich jemand durch das Fenster hier rein gesprungen. Ich konnte nur erkennen, dass es ein Mann war, da er komplett in Schwarz gehüllt gewesen war. Er ging sofort auf mich los und hätte mir beinahe mehr als nur meinen Arm aufgeschlitzt. Am Ende erwischte ich ihn dann doch noch und er verschwand dann sofort wieder.“ Fluchend ließ Mera ihr Handgelenk los und schlug mit der blanken Faust gegen die Holzwand, die dabei gefährlich knackte. „Was bedeutet das?“ fragte ich verunsichert. Fey schwieg und Mera antwortete an ihrer Stelle mit vor Wut zitternder Stimme: „Das bedeutet wir haben große Probleme. Fey ist unsere Eloi, ein Teil unserer spirituelle Führung... Sie ist die Hüterin des Lebensstroms, dessen Magie uns vor jeglicher Gefahr schützt. Sollte sie von jemanden aus unserer Mitte verletzt oder sogar getötet werden glauben die Bürger, dass Fey nicht von den Göttern gesegnet ist und zu unrecht den Lebensstrom hütet. Da die Eloi vom Rat gewählt wird verlieren sie das Vertrauen in die, laut unserer religiösen Leitsätze unantastbare Führung und die unzufrieden stiften zu Aufständen und zur Revolution an... Es wäre nicht das erste Mal, das es passieren würde.“