Humor & Satire
Wohin fährt die Linie 12 ...?

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"Wohin fährt die Linie 12 ...?"
Veröffentlicht am 24. Mai 2007, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ehemann, Vater, Großvater - alles optimiert: nur eine Frau, nur einen Sohn, nur eine Tochter, nur eine Enkelin, nur einen Enkel.,, nein, seit dem 24.02.08 (kurz nach 6) sind's zwei In Jahreszahlen: 57, 54, 35, 33, 12, 1 (Stand: 2007)
Wohin fährt die Linie 12 ...?

Wohin fährt die Linie 12 ...?

Wohin fährt die Linie 12?

„Aaah, liiiebste Freundin ...“
Zurückhaltend-aufdringlich reichte Erna Neureich einer Bekannten ihre frisch manikürten Hände. Küsschen hier, Küsschen dort, man plauderte über dieses und jenes, tratschte und klatschte. Bis Erna Neureich eine äußerst geheimnisvolle Miene aufsetzte und herausplatzte:
„Also d a s habe ich Ihnen ja noch gar nicht erzählt, meine Teuerste!“, strahlte sie überschwenglich, tat einen tiefen Seufzer und: „Da waren wir doch in der vergangenen Woche im Konzert, wissen Sie. Beethoven. Einmalig, meine Liebe, einmalig, sage ich Ihnen!“
Natürlich tat die Freundin ihr den Gefallen: sie ging auch auf dieses, ihr zwar weitgehend fremdgebliebene Thema ein.
„Ach ja?“, hauchte sie beinahe erfurchtsvoll, denn der Name Beethoven war selbst ihr nicht gänzlich unbekannt.
„Aber ja doch!“, versicherte Erna Neureich auch nachdrücklich. „Es war ein einzigartiges, einfach wundervolles Erlebnis. Die ganze Atmosphäre im vollbesetzten Kulturhaus, die Musi ... ach, einfach alles. Aber ...“. Wieder lege Erna Neureich eine gewichtige Pause ein. Dann: „Aber das Beste, das eigentlich Einmalige kommt ja erst noch, meine Liebe!“
Erna Neureich senkte ihre ins Schwärmen geratene Stimme auf ein Minimum herab, um mit steigender Erregung eben diese auch gleich wieder in schwindelerregende Höhen schnellen zu lassen. Wobei sie zudem gespannt die Reaktion der Freundin verfolgte. Und als diese voll teilnehmender Begeisterung die Hände faltete und mit großen Augen auf den Fortgang der Erzählung wartete, macht sich in Erna Neureichs Gesicht ein permanent euphorischer Ausdruck breit. Nach einer kleinen, wenngleich enorm bedeutungsvollen Pause fuhr sie dann endlich, wenngleich auch dezent abschweifend, fort: „Und stellen Sie sich vor, nach dem Konzert war natürlich partout kein Taxi zu bekommen. Wir mußten doch tatsächlich mit der Bahn vorlieb nehmen ...“
„Ist nicht wahr...?!“ tat die Freundin teilnahmsvoll.
„Aber ja doch, wenn ich es doch sage!“
Nachhaltig pikiert, schien Erna Neureich mit einem verspäteten Schock zu kämpfen.
„Wir waren tatsächlich gezwungen, mit so einem Transportmittel die Heimreise anzutreten. Können Sie sich so etwas Peinliches vorstellen...!“
„Du liebe Güte ...!“
Schien die Erinnerung daran, ihr auch Herzflimmern zu bereiten, so schob sich doch schon wieder ein verträumter Glanz in Erna Neureichs Augen:
„Doch welch glückliche Fügung des Schicksals ...“, hauchte sie verklärt.
Das jedoch konnte die Freundin nun beim besten Willen nicht so rasch verarbeiten:
„Wieso?“
„Ich kann ja verstehen, dass Sie vor Neugier förmlich brennen, meine Liebe...“ wobei Erna Neureich selbst ganz aus dem Häuschen geriet ... „Wir steigen also in die Bahn ein ... in die Linie 12 übrigens ... natürlich ganz hinten, wie Sie sicherlich verstehen können ... braucht ja nicht gleich jedermann zu sehen, dass wir mit der Bahn fahren ... aber was soll ich Ihnen sagen?! – W e r , glauben Sie, steigt da plötzlich auch noch mit ein? Na?“
Die Freundin mühte sich ehrlichen Herzens, auf diese Frage eine Antwort zu finden. Doch so sehr sie ihren Geist auch anstrengte, sie stand vor einem einzigen großen Fragezeichen!
„Ich kann’s einfach nicht wissen, Verehrteste“, gestand sie schließlich Schulter hochziehend ein. „Verraten Sie es mir. Bitte. Lassen Sie mich nicht länger im Ungewissen.“
Und mit geheimnisvoll vibrierender Stimme verkündete Erna Neureich mit latent stolz geschwellter Brust: „Na, wer schon? – E r war’s!“
„Wer?“
„Na, e r eben – Beethoven...!“
Hatte sie jetzt allerdings erwartet, dass die Feundin nun vor Neid erblassen würde, so sah Erna Neureich sich tiefschlagmäßig enttäuscht. Nichts dergleichen.
Und hielt die Freundin nunmehr und anscheinend innere Einkehr, so platzte es in der selben Sekunde aber auch schon förmlich aus ihr heraus:
„Ah, nein, meine Liebe. Also d a s kann ja wohl nicht sein, nicht wahr. Da müssen Sie sich aber gewaltig geirrt haben!“
„Ja, jetzt bitte ich Sie aber!“ kam es pikiert über Erna Neureichs vor Kränkung bebenden Lippen, „Wie kommen Sie denn zu dieser albernen Annahme?“
„Na, hören Sie mal. Also ein klein wenig kenne ich mich ja nun auch aus. Und eines weiß ich ganz bestimmt – Ihre Geschichte kann einfach nicht stimmen, meine Liebe. Die Linie 12 fährt doch gar nicht Richtung Kulturhaus ...

© Gerd Kirvel
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Jenseitiger
Ehemann, Vater, Großvater - alles optimiert: nur eine Frau, nur einen Sohn, nur eine Tochter, nur eine Enkelin, nur einen Enkel.,, nein, seit dem 24.02.08 (kurz nach 6) sind's zwei
In Jahreszahlen: 57, 54, 35, 33, 12, 1 (Stand: 2007)

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Apollinaris Re: Re: Re: Re: Re: Re: Möge die Linie 12 niemals abgeschmiert werden -
Zitat: (Original von Jenseitiger am 26.05.2007 - 02:34 Uhr)
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 21:49 Uhr)
Zitat: (Original von Jenseitiger am 25.05.2007 - 19:28 Uhr)
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 18:58 Uhr)
Zitat: (Original von Jenseitiger am 25.05.2007 - 18:52 Uhr)
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 18:07 Uhr) Da ist sie ja wieder die Familie Neureich ;)

Der Satz ist super geschrieben:

Nach einer kleinen, wenngleich enorm bedeutungsvollen Pause fuhr sie dann endlich, wenngleich auch dezent abschweifend, fort: ...

Und das hier auch:

Hatte sie jetzt allerdings erwartet, dass die Feundin nun vor Neid erblassen würde, so sah Erna Neureich sich tiefschlagmäßig enttäuscht. Nichts dergleichen.
Und hielt die Freundin nunmehr und anscheinend innere Einkehr, so platzte es in der selben Sekunde aber auch schon förmlich aus ihr heraus: ...

Super geschrieben !!

P.S. Und zu guter letzt ein guter Gag :)


Hab herzlichen Dank .... und wo bleiben die Korrekturhinweise ;)
LG Gerd


Nix gibt`s, mach du erst mal ein paar Fehler ;)


Jo. Das war die mir fehlende Begründung, warum ich ab und Fehler drinnen lasse ... damit du sie finden sollst ;)


Ich würde diesen Teil deiner Schreibphilosophievielleicht doch nochmal überdenken ;)


okay, mach ich und widerufe hiermit alles, was ich bisher geschrieben habe ... nützt nich viel, oder???


Nein. Glaub nicht.
Vor langer Zeit - Antworten
Jenseitiger Re: Re: Re: Re: Re: Möge die Linie 12 niemals abgeschmiert werden -
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 21:49 Uhr)
Zitat: (Original von Jenseitiger am 25.05.2007 - 19:28 Uhr)
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 18:58 Uhr)
Zitat: (Original von Jenseitiger am 25.05.2007 - 18:52 Uhr)
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 18:07 Uhr) Da ist sie ja wieder die Familie Neureich ;)

Der Satz ist super geschrieben:

Nach einer kleinen, wenngleich enorm bedeutungsvollen Pause fuhr sie dann endlich, wenngleich auch dezent abschweifend, fort: ...

Und das hier auch:

Hatte sie jetzt allerdings erwartet, dass die Feundin nun vor Neid erblassen würde, so sah Erna Neureich sich tiefschlagmäßig enttäuscht. Nichts dergleichen.
Und hielt die Freundin nunmehr und anscheinend innere Einkehr, so platzte es in der selben Sekunde aber auch schon förmlich aus ihr heraus: ...

Super geschrieben !!

P.S. Und zu guter letzt ein guter Gag :)


Hab herzlichen Dank .... und wo bleiben die Korrekturhinweise ;)
LG Gerd


Nix gibt`s, mach du erst mal ein paar Fehler ;)


Jo. Das war die mir fehlende Begründung, warum ich ab und Fehler drinnen lasse ... damit du sie finden sollst ;)


Ich würde diesen Teil deiner Schreibphilosophievielleicht doch nochmal überdenken ;)


okay, mach ich und widerufe hiermit alles, was ich bisher geschrieben habe ... nützt nich viel, oder???
Vor langer Zeit - Antworten
Apollinaris Re: Re: Re: Re: Möge die Linie 12 niemals abgeschmiert werden -
Zitat: (Original von Jenseitiger am 25.05.2007 - 19:28 Uhr)
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 18:58 Uhr)
Zitat: (Original von Jenseitiger am 25.05.2007 - 18:52 Uhr)
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 18:07 Uhr) Da ist sie ja wieder die Familie Neureich ;)

Der Satz ist super geschrieben:

Nach einer kleinen, wenngleich enorm bedeutungsvollen Pause fuhr sie dann endlich, wenngleich auch dezent abschweifend, fort: ...

Und das hier auch:

Hatte sie jetzt allerdings erwartet, dass die Feundin nun vor Neid erblassen würde, so sah Erna Neureich sich tiefschlagmäßig enttäuscht. Nichts dergleichen.
Und hielt die Freundin nunmehr und anscheinend innere Einkehr, so platzte es in der selben Sekunde aber auch schon förmlich aus ihr heraus: ...

Super geschrieben !!

P.S. Und zu guter letzt ein guter Gag :)


Hab herzlichen Dank .... und wo bleiben die Korrekturhinweise ;)
LG Gerd


Nix gibt`s, mach du erst mal ein paar Fehler ;)


Jo. Das war die mir fehlende Begründung, warum ich ab und Fehler drinnen lasse ... damit du sie finden sollst ;)


Ich würde diesen Teil deiner Schreibphilosophievielleicht doch nochmal überdenken ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Jenseitiger Re: Re: Re: Möge die Linie 12 niemals abgeschmiert werden -
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 18:58 Uhr)
Zitat: (Original von Jenseitiger am 25.05.2007 - 18:52 Uhr)
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 18:07 Uhr) Da ist sie ja wieder die Familie Neureich ;)

Der Satz ist super geschrieben:

Nach einer kleinen, wenngleich enorm bedeutungsvollen Pause fuhr sie dann endlich, wenngleich auch dezent abschweifend, fort: ...

Und das hier auch:

Hatte sie jetzt allerdings erwartet, dass die Feundin nun vor Neid erblassen würde, so sah Erna Neureich sich tiefschlagmäßig enttäuscht. Nichts dergleichen.
Und hielt die Freundin nunmehr und anscheinend innere Einkehr, so platzte es in der selben Sekunde aber auch schon förmlich aus ihr heraus: ...

Super geschrieben !!

P.S. Und zu guter letzt ein guter Gag :)


Hab herzlichen Dank .... und wo bleiben die Korrekturhinweise ;)
LG Gerd


Nix gibt`s, mach du erst mal ein paar Fehler ;)


Jo. Das war die mir fehlende Begründung, warum ich ab und Fehler drinnen lasse ... damit du sie finden sollst ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Apollinaris Re: Re: Möge die Linie 12 niemals abgeschmiert werden -
Zitat: (Original von Jenseitiger am 25.05.2007 - 18:52 Uhr)
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 18:07 Uhr) Da ist sie ja wieder die Familie Neureich ;)

Der Satz ist super geschrieben:

Nach einer kleinen, wenngleich enorm bedeutungsvollen Pause fuhr sie dann endlich, wenngleich auch dezent abschweifend, fort: ...

Und das hier auch:

Hatte sie jetzt allerdings erwartet, dass die Feundin nun vor Neid erblassen würde, so sah Erna Neureich sich tiefschlagmäßig enttäuscht. Nichts dergleichen.
Und hielt die Freundin nunmehr und anscheinend innere Einkehr, so platzte es in der selben Sekunde aber auch schon förmlich aus ihr heraus: ...

Super geschrieben !!

P.S. Und zu guter letzt ein guter Gag :)


Hab herzlichen Dank .... und wo bleiben die Korrekturhinweise ;)
LG Gerd


Nix gibt`s, mach du erst mal ein paar Fehler ;)
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Jenseitiger Re: Möge die Linie 12 niemals abgeschmiert werden -
Zitat: (Original von Apollinaris am 25.05.2007 - 18:07 Uhr) Da ist sie ja wieder die Familie Neureich ;)

Der Satz ist super geschrieben:

Nach einer kleinen, wenngleich enorm bedeutungsvollen Pause fuhr sie dann endlich, wenngleich auch dezent abschweifend, fort: ...

Und das hier auch:

Hatte sie jetzt allerdings erwartet, dass die Feundin nun vor Neid erblassen würde, so sah Erna Neureich sich tiefschlagmäßig enttäuscht. Nichts dergleichen.
Und hielt die Freundin nunmehr und anscheinend innere Einkehr, so platzte es in der selben Sekunde aber auch schon förmlich aus ihr heraus: ...

Super geschrieben !!

P.S. Und zu guter letzt ein guter Gag :)


Hab herzlichen Dank .... und wo bleiben die Korrekturhinweise ;)
LG Gerd
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Apollinaris Möge die Linie 12 niemals abgeschmiert werden - Da ist sie ja wieder die Familie Neureich ;)

Der Satz ist super geschrieben:

Nach einer kleinen, wenngleich enorm bedeutungsvollen Pause fuhr sie dann endlich, wenngleich auch dezent abschweifend, fort: ...

Und das hier auch:

Hatte sie jetzt allerdings erwartet, dass die Feundin nun vor Neid erblassen würde, so sah Erna Neureich sich tiefschlagmäßig enttäuscht. Nichts dergleichen.
Und hielt die Freundin nunmehr und anscheinend innere Einkehr, so platzte es in der selben Sekunde aber auch schon förmlich aus ihr heraus: ...

Super geschrieben !!

P.S. Und zu guter letzt ein guter Gag :)
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Jenseitiger Re: Linie 12 -
Zitat: (Original von MarianneK am 24.05.2007 - 21:09 Uhr) Ja so viel Dummheit gibt es tatsächlich, herrlich.
Lieben Gruß Marianne


Lieben Dank und lieben Gruß
Gerd
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MarianneK Linie 12 - Ja so viel Dummheit gibt es tatsächlich, herrlich.
Lieben Gruß Marianne
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