Fantasy & Horror
Ein scheinbar ganz normales Mädchen - Prolog

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"Ein scheinbar ganz normales Mädchen - Prolog"
Veröffentlicht am 23. Mai 2007, 116 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Hallo ihr Lieben :) Ich bin Marie und ich bin 24 Jahre alt und schreibe nur so zum Spaß. Ich freue mich wenn ihr mir Feedback gebt oder mich sogar abonniert!
Ein scheinbar ganz normales Mädchen - Prolog

Ein scheinbar ganz normales Mädchen - Prolog

Beschreibung

Ich glaube ich heiße Marie, Marie Krist, doch ich hatte viele Namen. Jetzt will ich euch die Geschichte erzählen die mich wenige Sekunden und doch so viele Jahre begleitet hat. Sie handelt von einem Buch, das ich selbst geschrieben habe, das sich selbst schreibt, von sehr viel und doch so wenig Zeit, und von verschiedenen Welten, Wesen und Mächten. Außerdem ist sie wahr, also lest sie aufmerksam, und nicht nur so zum Zeitvertreib!

Prolog

Prolog

Im Turm von Zarin war es dunkel, und ein eigenartiger Geruch nach modrigem Fleisch durchzog die aus schwarzem Marmor geschlagenen Flure des Turmes. Ein großer, stämmiger Ork, der bis an die Zähne bewaffnet war, stand mitten im Raum. Mit wem er sprach war nicht zu erkennen, weil die Gestalt des Orks den dahinter liegenden Kamin, sowie den großen Schreibtisch verbarg. Ebenso die Person die mit einer fast tonlosen Stimme sprach. Irgendetwas an ihr schien zu verraten dass er wohl ein Offizier war. „Bringt mir den Drachen, mehr will ich nicht. Greift den Alea-Wald an, oder tut sonst etwas, aber bringt mir den Drachen. Lasst viele Männer sterben, und bringt sie wieder mit hierher. Reist durch die Wüste, und lasst euch nicht von den Nomaden finden, wenn sie euch entdecken tötet sie!“, die Befehle waren klar und deutlich. Als der Ork seine Stimme erhob um noch etwas zu entgegnen, Schnitt ihm der Befehlshaber das Wort ab: „Du Narr, du bist nichts als eine Schachfigur auf meinem riesigen Schlachtfeld, wenn du etwas zu entgegnen hast, dann sag es, aber sei dir sicher das es das letzte sein wirst was du tust!“. Der Ork zuckte unter der dröhnenden Stimme seines Gebieters zusammen. Doch dann sagte er: „Den Alea-Wald anzugreifen wäre heller Wahnsinn mein Lord!“, dann setzte er nach kurzem zögern, und etwas leiser noch hinzu: „Außerdem lasse ich mir von einem Menschen nichts befehlen!“. Man hörte das Rascheln von Pergament, eine Faust die auf den Tisch schlug, und einen Stuhl der zurück rückte. Als die Gestalt sich von dem Stuhl erhob, konnte man für kurze Zeit ihr Gesicht sehen. Was man sah war Furcht einflößend. Das Gesicht war dass, eines Menschen. Er schien noch nicht einmal alt zu sein, vielleicht Mitte dreißig, aber sein Gesicht war entstellt. Überall zeichneten Narben, und Blutergüsse, dass er wohl arg misshandelt worden war. „Du wagst es also tatsächlich mir und meinem Gebieter zu widersprechen?“, fragte er grimmig. Dann zog er einen langen silbern glänzenden, einfach gearbeiteten Dolch aus seinem Gürtel, und hielt die Klinge an die Kehle des Orks. Dieser zitterte vor Angst und stammelte: „Aber mein Gebieter ich...“; setzte er an, doch sein Gegenüber schnitt ihm wieder das Wort ab: „Ich will nur eine Antwort, eine ehrliche Antwort. Doch überlege sie dir gut! Wenn du sagst: Ja, ich widersetze mich euch, dann werdet ihr sterben... Sagt ihr aber: Nein, ich widersetze mich euch nicht, so ist es eine Lüge und ihr... werdet trotzdem sterben. Nun mein Lieber, wie kommen wir aus dir brenzligen Situation wieder heraus?“, fragte er höhnisch. Langsam ritzte er die schwarze, lederähnliche, und sehr stabile Haut des Ork auf. Dickflüssiges rotes Blut quoll aus der Wunde. Das letzte, was der Ork sagte bevor er starb, war: „Das ist das einzige was alle Wesen miteinander verbindet. Sie haben alle rotes Blut!“. Diesen Satz krächzte er nur noch. Der Dolch schien die Luft zu zerschneiden, und trennte den Kopf des Ork sauber ab. „Sehr gut mein Schüler“, sagte da eine Stimme aus dem Nebenraum. „Jetzt bring du mir den Drachen mein Lieber, dann bekommst du bald einen neuen Körper!“. Der Mensch grinste und lachte. Es war ein grausiges Lachen, und hätte jeden anderen sofort zu Eis erstarren lassen. Die Tür öffnete sich. Herein kam ein Ork. Er keuchte, und erschrak als er die Leiche auf dem Boden liegen sah. Doch der Mensch, der sich wieder an seinen Tisch gesetzt hatte, legte die Fingerkuppen aneinander, und starrte ins Feuer. „Du weißt, was du zu tun hast!“; sagte er zu dem Ork, der immer noch reichlich verwirrt im Türrahmen stand. Der Ork nickte und stammelte: „Ja, mein Meister!“, bevor er verschwand. Der Mensch lächelte selbstsicher, und starrte wieder ins Feuer. „Drachen, bald gehörst du mir...“, wisperte er.

Die reale Fantasie

Ja, als das Wochenende anfing (vorher gibt es nicht zu erzählen, wirklich nicht, denn es war ja nur Schule, und das wollt ihr nicht wissen, glaubt mir!), fing die schöne Zeit an. Ich hatte alle Zeit der Welt, und keine Verabredungen. Das bedeutete Lesen, Computer und... Das war’s eigentlich schon. Eigentlich war nun mal jedes Wochenende schön, aber leider viel zu kurz. Am besten waren die Ferien, wenn man nicht in Urlaub fuhr heißt das... „Komm bitte mal runter und hilf mir den Frühstückstisch für morgen zu decken!“, ertönte da aber auch schon die Stimme meiner Mutter, zu früh gefreut. Ich verdrehte hilflos die Augen. Also ging ich nach unten. Ich erledigte die Arbeit so schnell ich konnte und ging wieder nach oben. Was sollte ich auch sonst tun. Schnell holte ich mir eins meiner vielen Fantasy-Bücher aus meinem Bücherregal, das so voll gestopft war, das schon drei Reihen hintereinander stehen mussten. Meine Lieblingsbücher natürlich ganz vorne. Ich las im Moment „Die Kinder des Dschinn“, jedoch war ich schon fast durch mit dem Buch. Außer „Harry Potter“ oder „Herr der Ringe“, gab es eben kaum noch anständige Schmöker. Leider. Die meisten Kinder und Jugendlichen lesen nicht so gerne, oder kaum, oder aber sie sind richtige Leseratten, die jedoch vom Aussterben bedroht sind. Ich legte das Buch auf meinen Nachtisch, und suchte mir schon einmal das Nächste aus. Doch plötzlich sah ich ein Buch, das ich noch nie zuvor in einem meiner Regale, oder in diesem Haus gesehen hatte. Außerdem schien es gar nicht so recht hierher zu passen... Es hatte einen alten Ledernen Umschlag, der angenehm nach „alt“ duftete. Als läge das Buch, so staubig wie es war, schon seit Jahrhunderten in meinem Regal. Ohne lange Nachzudenken schlug ich es auf. Wer auch immer dieses Buch geschrieben hatte, hatte einen seltsamen Spaß an grellem Licht, denn eh ich mich versah, wurde ich... in das Buch, oder besser gesagt in das Licht hinein gezogen! So etwas hatte ich schon oft gelesen, doch das war einfach zu... unnormal? Das konnte ja gar nicht wahr sein, also machte ich mir nichts draus, und schlug an der anderen Seite die Augen, von denen ich gar nicht wusste das sie geschlossen waren, wieder auf. Ich trug plötzlich einen dunkelroten Umhang. Ich liebte dunkelrot, und in allen Geschichten die ich schrieb hatte ich immer dunkelrote Umhänge an! Überhaupt war das hier alles so wie ich es mochte, also in meiner Phantasie mein ich... Ich stand mitten in Elsmera! Es war ein Elbendorf, in dem Frieden herrschte, und... Moment mal. Ich schrieb an einem Buch, und... Das begann genau so! Ich war... Lucy, Lucy Shadow, die Elbenkriegerin. Die größte Bogenschützin die es jemals bei den Elben gegeben hatte. Das hier war MEINE Geschichte! Das Problem war nur, ich hatte sie gerade erst begonnen, und die ersten drei Kapitel geschrieben. Und zu Hause würde man mich bald vermissen! Doch ich kümmerte mich nicht weiter darum als jemand zu mir rief: „Lucy, machst du weiter?“. Es war Arég, der eigentlich Arégonam hieß, aber nicht gerne so genannt wurde. So wie in meinem Buch. Plötzlich bemerkte ich den Langbogen in meiner Hand, und schüttelte leicht verwirrt den Kopf. Das musste einfach ein Traum sein. Kaum hatte ich das allerdings gedacht, legte mir Arég schon den Arm um die Schulter, und ich legte einen Pfeil an die Sehne. Ich spannte sie...und schoss...

Bei Lucy zu Hause lag das Buch derweil aufgeschlagen auf dem Fußboden. Hier waren die Kapitel vorbei die ich geschrieben hatte, und das Buch fing an sich selbst zu erzählen. Buchstaben erschienen auf dem makellosen weißen Papier,

und schrieben: „Sie spannte die Sehne des Bogens, und schoss...“

...und ich traf genau ins Schwarze, so wie, nun ja... immer. „Sehr gut Lucy, du wirst immer besser, aber ich krieg dich schon noch!“, lachte Arég humorvoll. Ich nickte belustigt und vergaß fürs erste meine alte Welt. „Nie im Leben!“, gab ich zurück, und stütze den langen Bogen aus Eiche den ich in meiner Hand hielt auf dem Boden ab. Ich war stärker, kräftiger, größer und viel intelligenter geworden merkte ich. So wie ich es direkt am Anfang geschrieben hatte. Aber nach diesem Pfeil hatte das Buch geendet! Jetzt musste ich mir also alleine ausdenken was ich tat! Ich erinnerte mich das ich eine Elbe war, und fuhr mit meiner Hand durch das bis zum Boden reichenden rot-goldenen Haare und berührte die oben leicht zugespitzten Ohren, die etwas zu groß für meinen Kopf wirkten. Arégs Pfeil surrte an ihr vorbei und...

...spaltete Lucys Pfeil in der Mitte, sodass das Holz knackte und splitterte. Selbstsicher grinste er... schrieb das Buch in schnellem Tempo dahin. Lucy, machte sich nun keine Sorgen mehr um das was bei ihr Zuhause geschah, denn sie wusste ja nicht das alle Zeit der Welt für sie angehalten war solange sie in diesem Buch steckte. Zu ihrem Glück! Das Buch schrieb: „Lucy sah Arég von der Seite an, und Arég war den verträumten Blick zurück. Dann setzte er wieder seine selbstsichere Miene auf, und überließ Lucy die Zielscheibe...“

War das hier denn immer noch MEINE Phantasie? Ich hatte das Buch kaum weiter geschrieben als bis hier. Es müsste mich also bald wieder ausspucken... oder? Ich lag auf dem Rücken in meinem Baumhaus, auf einer Matratze die aus Ranken gewebt war und starrte ins dunkle. Naja, eigentlich war es ja ziemlich hell, denn meine Augen brauchten nur das winzige Licht der Glühwürmchen vor meinem offenen unverglasten Fenster, damit ich sehen konnte. Also starrte ich so die Decke an, als plötzlich ein Windstoß durchs Zimmer fuhr, und die Glockenstäbe sanft aneinander schlugen. Sie waren aus Holz und erinnerten stark an den Wald dort draußen. Ich starrte auf das Fensterbrett. Genau, es war extra so riesig, damit ein Drache mühelos darauf landen konnte. Und eben einer dieser vom aussterben bedrohten Drachen hatte sich gerade darauf nieder gelassen. Er schimmerte blau-silbern und strahlte eine angenehme Wärme aus. Genauer gesagt war es eine SIE! Es war nämlich niemand anders als Diaman, das Drachenweibchen das mich seit meiner Geburt vor 222 Jahren hier in dieser Welt, also in diesem Buch begleitete. „Na meine kleine? Wie geht es dir?“, wisperte sie sanft und stupste mich an die Schulter. Das war unfassbar! Drachen, die anmutigsten und wundervollsten Geschöpfe dieses Landes... Fabelwesen... Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Doch dann sammelte ich mich wieder und sagte: „Diaman, dich gibt es wirklich?“. Doch schnell biss ich mir auf die Unterlippe. Verdammt, hier wusste doch niemand das es nicht nur dieses Buch gab. Doch seltsamerweise nickte das intelligente Geschöpf verständlich. „Natürlich, du hast mich erfunden. Du fragst dich sicher gerade wieso ich von der anderen Welt dort hinter diesem Buch weiß, oder?“, fragte sie und zeigte ihre spitzen Eckzähne. Mir wurde einen Moment später jedoch bewusst dass sie lächelte. Ich nickte langsam, und sie fuhr fort: „Ich, weiß mehr als du denkst. Ich bin oft in der anderen Welt! Das könne nur Drachen!“, sie grinste verlegen und klappte ihre Flügel ein. Ich stöhnte und presste meinen Kopf gegen die kühlen Wände. Ich hatte Kopfschmerzen, und „du musst das alles erstmal verarbeiten“, endete Diaman humorlos. Ich atmete tief ein. Ich hatte verstanden. Das hier, war also kein Traum wie ich gehofft hatte, das war im Moment ihre einzige Wahrheit. „Aber wie komme ich denn wieder zurück in meine richtige Welt?“, fragte ich verzweifelt. Obwohl... „Kannst du deine Phantasie eigentlich noch von der Realität unterscheiden? Nein? Gut dann sag ich dir was: Es gibt keinen Unterschied!“, sagte sie lässig. „Dort wo du dich befindest ist immer alles real. Es sei denn natürlich du stehst vor einem Geist, aber das ist ein anderes Thema...“, fuhr sie ungehindert fort. So wie ich sie beschrieben hatte.
Wenige Minuten später hatte sie sich neben mich gelegt, sich zu einer Kugel zusammen gerollt, und wir waren beide schlagartig eingeschlafen.


„Sie schliefen friedlich nebeneinander bis plötzlich die Bodenklappe geöffnet wurde und...“, schrieb das Buch das sich selbst mehrmals umgeschlagen hatte und munter weiter schrieb.

...ein Elb die Hütte betrat. Da er nicht vor dem Drachen auf dem Fußboden erschreckte war es wohl Arég, dachte Lucy, und setzte sich auf. Sie gähnt und streckte sich. Der Elb, und es war tatsächlich Arég, hatte ein Tablett mit duftendem Lambera-Brot die mit Butter bestrichen waren auf den Boden gestellt und packte einige Teller aus. Saphira wachte auf, nickte mir kurz zu, und verschwand durch die Dachluke. Ich ging schnell in den Nebenraum, in dessen Boden eine Waschschüssel eingelassen war, wusch mir das Gesicht und kämmte sorgfältig meine Haare. Als ich zurückging, frisch gewaschen und umgezogen in ein einfaches dunkelrotes Gewand, hatte er bereits das Essen verteilt. Elben aßen kein Fleisch. Gut so, die armen Tiere... Ich hatte als Elbe ganz andere Gedanken als in der anderen Welt, die wohl oder übel mein richtiges Zuhause war, und begrüßte Arég freundlich und nach Elbenart indem ich zwei Finger an die Lippen führte und sprach: „Numoris nama Arég!“, was so viel bedeutete wie: „Seid gegrüßt Hochelb Arég!“, und das war er allemal. Denn er führt die Krieger des Königs Sulan der über Ellesmera und den Alea-Wald darum herrschte. Mit meinen Mandelförmigen Augen beobachtete...

„...sie Arég mal wieder ganz genau von allen Seiten.“, das Buch blätterte wieder um...

Irgendetwas an ihm war so wunderbar, und doch so grauenhaft das ich es nicht erkennen konnte. Also aßen wir unser Mahl zu Ende. Dann wusch ich ab, während Arég seinen Drachen Dorn, und Diaman, die sehr widerspenstig war, da sie eigentlich nur mich an sich ran ließ, sattelte. Für einen Ausflug, und für ihr Training im Flug. Diaman hatte sich lange nicht mehr bewegt und so tat ihr die Bewegung gut. Denn im Wald, wo sie jagen ging, hatte sie nur wenig Freiraum. Ich packte schnell noch etwas Lambera-Brot und einige Scheiben Käse ein und steckte diese in meine Satteltasche. Arég sorgt für sich selbst. Sie sprachen fast nie ein Wort, und Lucy wusste nicht einmal ob er ihr Freund war, oder nicht.

„Sie war nicht verwirrt, doch Arégs Augen irritierten sie oft zutiefst, weil sich ein dunkler Schatten darin zu bewegen schien. Sie hatte sich nie getraut danach zu fragen, und wollte es auch nie tun!“.

Immerhin war Arég der einzige in Elsmera dem sie wirklich ein wenig nahe stand. So schien es zumindest.



Meister und Schüler, die Rache der Orks

Ich blinzelte in die Sonne. Ich lag mit Arég auf einer Wiese, auf einer Lichtung mitten im Wald. Als ich aufstand merkte ich dass er schlief. Etwas Dunkles war in seinen Augen vor dem ich Angst bekam. Und ich bekam selten Angst! Also beschloss ich ihn allein zu lassen. „Diaman?“, flüsterte ich, „wir fliegen zurück!“, endete ich kurz und knapp. Dabei schnallte ich die Tasche und den Sattel wieder auf Diamans Rücken. Sie nickte, denn auch sie hatte Angst vor Arég, wovor auch immer.
In der Luft trainierten wir die verschiedensten Formen durch. Doch plötzlich erschien ein schwarzer Punkt am Himmel, hinten bei den Felsklippen. „Ich glaube das sollten wir uns ansehen Lucy, das ist ein Drache!“, sagte Diaman entzückt. Ich runzelte die Stirn. Seit mehr als zwanzig Jahren waren Dorn und Diaman die einzigen Drachen in Elsmera. Also flogen wir geradewegs darauf zu, und...

„Es war tatsächlich ein Drache. Was Lucy nicht wusste war, das es niemand anders als Azêzal war...“, und das Buch blätterte um...

...Wir landeten neben ihm auf einem Felsen. „Willkommen, ihr seit spät dran“, sagte der Drache tonlos. „Ich bin Azêzal, der alte Hüter dieses Drachengebirges. DU bist Diaman, und das muss deine Reiterin Lucy sein“, endete er ebenso tonlos wie er begonnen hatte. Ich nickte und fragte: „Und wer ist dein Reiter?“. Der schwarze Drache antwortete nicht direkt, und sagte nur sie sollten ihm Folgen, er würde sie zu ihrem neuen Meister bringen. Diaman und Lucy verstanden die Welt nicht mehr als sie auf einem Felsplateau landeten, in das eine Art großer Raum eingelassen war. Es sah aus wie Lucys Baumhaus, nur viel größer. Außerdem war es eingerichtet mit allem was man brauchte. Mitten im Raum stand ein vom Alter gebeugter Mann. „Ich heiße Émris. Der Krieg steht vor der Tür, und du Lucy wirst die Drachenreiterin sein, die unsere Truppen leiten wird“, sagte der Mann, und plötzlich wusste ich wen ich vor mit hatte. Meinen neuen Meister. Er würde uns vermutlich einem...

„...harten Training unterziehen...“, schrieb das Buch. „Wenn Lucy gewusst hätte was das bedeutete!“.

Émris nickte zustimmend als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Was andere in Jahrzehnten hartem Training geschafft haben, muss ich euch nun in wenigen Monaten beibringen!“ „Aber...“, setzte Diaman an, „warum?“, fragte sie ziemlich hilflos. „Lucy möchte, so denke ich, zurück in ihre Welt, und der einzige Weg ist, dieses Buch zu Ende zu schreiben. Und das geht nur, indem ihr den namenlosen Krieger tötet. Er steht schon seit vielen Jahrhunderten mit uns im Krieg, und ihr beide seit auserwählt ihn zu stürzen!“, leierte Azêzal herunter, so als hätte er die Geschichte schon hundert Mal von seinem Reiter gehört. Émris.

Ich war immer noch verwirrt. Diaman und ich lebten nun seit zwei Tagen in Émris Höhle. Heute sollte offiziell unser Training anfangen.
Ich wachte auf, und fand mich auf meiner auf Lianen geflochtenen Hängematte wieder, in der ich eingeschlafen war. Fast hätte ich mir den Kopf an den Balken gestoßen, die meine Hängematte über dem Boden hängen ließ. Ich sah dass neben mir eine Art Tabelle auf dem Boden lag. Schön wäre es gewesen wenn es eine Tabelle gewesen wäre! Es war nichts weiter als ein Stundenplan:



Mondtag Nachttag Sonnentag Mittnacht Endtag
Bogenschießen Schwertkampf Drachen- training Magie Wald
Schwertkampf Ausdauer-
training Schwert-kampf Drachen-training Drachentraining
Ausdauertraining Magie Magie Beweglich-keits-
training Beweglichkeits-
training
Beweglichkeitstraining Bogenschießen Drachen-training Wald Magie


Ich wunderte mich über einige Fächer. Bogenschießen, Schwertkampf und Drachentraining waren mir klar, aber was Wald, Magie, Ausdauertraining und Beweglichkeitstraining bedeuten sollten, war mir schleierhaft.
Als ich beim Frühstück in Diamans riesig großem Zimmer sah, dass sie auch einen solchen Zettel an der Wand hängen hatte (nur in größerem Format), wurde mir klar, dass das Training
ein Zuckerschlecken werden würde. Das wir Mondtag hatten, ging ich also auf den großen Platz vor Émris’ Höhle, auf der er bereits auf mich wartete. Wortlos reichte er mir einen Dunkelroten Kapuzenumhang mit verschiedensten Formen und Zeichen darauf, und einige andere Kleidungsstücke, und bedeutete mir dass ich diese morgen anziehen sollte. Ich nickte und legte die Sachen beiseite. Ich packte meinen langen Eichenbogen aus, und Émris starrte mich verwundert an. „Du scheinst Ahnung vom Bogenschießen zu haben, Lucy!“, sagte er verwundert. Ich nickte bloß, und zielte auf eine etwas dreihundert Meter weit entfernte Zielscheibe... Ich legte einen Pfeil an die Sehne, spannte die Sehne, schoss, und traf genau ins Schwarze. Wie immer. Er nickte und sagt ich sollte noch einmal schießen. Verwundert sah ich ihn an, und zielte noch einmal genau auf die Zielscheibe. Doch plötzlich kitzelte er mich mit der Feder eines Pfeils hinterm Ohr, und ich wurde unkonzentriert, sodass ich das Ziel verfehlte und auf den Boden schoss. „Du musst noch viel lernen“, sagte Émris und grinste höhnisch.

Jetzt hatten wir schon Sonnentag! Das „Training“ war einfach nur schrecklich. Schrecklich anstrengend, schrecklich langweilig, schrecklich unsinnig, und vor allem ohne Fortschritte. Ich saß auf Diamans Rücken während sie sich in der Luft drehte. Mich störte das absolut überhaupt nicht. „Lucy, du hast Recht, dieses so genannte „Training“ ist wirklich nicht besonders toll...“, sagte Diaman zu mir, während sie einen Rückwärtssalto machte. „Ist dir eigentlich aufgefallen das sich Arég ziemlich seltsam benimmt seit wir wieder da sind?“, fragte ich sie. In letzter Zeit war sie die einzige mit der man vernünftig reden konnte. Als auf einmal ein Pfeil an uns vorbei surrte, und mich um etwa vier Meter verfehlte, gähnt ich herzhaft und stellt mich auf Diamans Rücken um die Aussicht besser genießen zu können. Émris zielte immer mit Pfeilen auf uns. Abgesehen von der Tatsache, dass er auf hundert Meter nicht traf, war er auch noch überzeugt davon dass wir ausweichen würden... Was wir natürlich nicht taten! Diaman und ich hatten längst ein eigenes Training entworfen. Und zwar eins das sich gewaschen hatte kann ich euch sagen! Und dazu machte es auch noch Spaß. So konnte ich zum Beispiel das Treffen mit Pfeil und Bogen von Diamans Rücken aus üben, während sie ihre Flugübungen machte. „Ja, du hast Recht. Irgendetwas Seltsames, Dunkles und Angsteinflößendes geht in ihm vor. Man sieht es in seinen Augen...“, sagte Diaman zu mir während sie den Kopf drehte, damit ich in ihre großen, strahlenden eisig-blaue Augen sehen konnte. Ich nickte und grinste, als ich meinen Bogen abschnallte, der an Diamans Satteltasche befestigt war und einen Pfeil an die Sehne legte. Während Diaman einen Salto flog, schoss ich genau zwischen meinen „Meister“ und Azêzal auf den Boden, sodass die beiden erschrocken auseinander fuhren.
Als wir etwa zwanzig Minuten später landeten sagt Émris doch tatsächlich zu mir: „Du hast Azêzal ebn um zwei Meter verfehlt, das musst du noch trainieren mein Kind!“. Am liebsten hätte ich ihm ganz viele böse Dinge an den Kopf geworfen, doch ich verzichtete. Wieso um alles in der Welt sollte ich Azêzal umbringen? Seltsamerweise wussten Diaman und ich ganz genau das Émris eigentlich einer der größten Meister der Geschichte war, und das Azêzal der Geschickteste Flieger war, den es je in der Geschichte der Drachen gegeben hatte, warum aber, brachten die beiden uns dann nichts anständiges bei? Es war fast so als wollten sie uns gar nichts beibringen!
Die Zeit verstrich ziemlich schnell. Diaman und ich trainierten bis wir todmüde umfielen, während wir mehr als einmal das Training mit Émris und Azêzal ausfallen ließen. Mittlerweile hatten wir bestimmt schon alle möglichen Krankheiten vorgetäuscht, und gingen nun zur Kategorie Termine über. Heute zum Beispiel waren wir bei Arég eingeladen, den wir eigentlich seit Wochen nicht mehr gesehen hatten. So flogen wir also in den Wald, zu der Lichtung auf der ich mit Arég Rast gemacht hatte. Dort trainierten wir nun schon seit zwei Monaten. Jede Freie Minute die wir hatten verbrachten wir damit, unseren Teamgeist zu stärken, besser
Zusammen zu arbeiten und vor allem den Schwertkampf, das Bogenschießen, Ausdauer und Geschicklichkeit zu trainieren. Das ich mittlerweile zu einer genialen Strategin geworden war, dachte ich mir besonders gerne Kampfstrategien aus. Das erinnerte mich nur leider immer öfter an Semeth, in dem ich auch eine geniale Strategin gewesen war. Mittlerweile hatte ich bereits jede Menge Pläne für unsere bevorstehende Reise die...

„...in etwa einem Monat starrten würde“, schrieb das Buch. Mittlerweile war es bereits ein wenig dicker geworden. In Lucys Zimmer bewegte sich nichts, nicht einmal die Staubkörner in der Luft!

„So, noch einen Monat Zeit, und ich muss nur noch etwas an den Saltos und den Spiralen üben!“, sagte Diaman zu mir, während ich, an meiner Ausdauer feilend, ununterbrochen auf den Bäumen herum sprang, mich unter den Ästen hindurch schlängelte, und mich von Baumkronen fallen ließ. „Machen wir Pause? Ich hab etwas Lamberakäse und Brot mitgebracht. Ach ja, und für dich ein paar Rehe, die liegen hinten im Versteck...“, sagte ich und ließ mich auf den Boden fallen. Mit dem Versteck meine ich einen hohlen Baumstamm der ausgehöhlt auf dem Boden lag. Da bewahrte Diaman ihr Fleisch auf. Angewidert wandte ich den Blick ab als sie ein totes Reh herausholte. „Ich geh Wasser hohlen, iss bitte schnell auf Diaman!“, mit diesen Worten verschwand ich im Wald, und ging hinunter zum Fluss. Dort angekommen sah ich, zu meiner Verwunderung Arég und Émris, die sich hinter vorgehaltener Hand miteinander unterhielten. Also entweder wir waren erst jetzt aufgeflogen, oder Émris wusste es schon vorher. Schnell füllte ich vier Eimer mit Wasser, und trug diese ohne Anstrengung zurück zur Lichtung. Diaman leckte sich gerade die Lippen und sah mich verwundert an, als sie sah dass ich die Augen zusammengekniffen hatte. Also erzählte ich ihr was ich gesehen hatte, und sie war davon genauso verblüfft wie ich. Ihre ohnehin schon großen blauen Augen starrten mich verblüfft an. „Das steigt mir alles zu Kopf...“, sagte sie. „Ich muss das erstmal verarbeiten...“.

Also flogen wir zurück, doch was uns erwartete war grauenhaft. Wir flogen hoch über den Bäumen, sodass wir das Unheil erst sehr spät bemerkten. Der ganze Wald war voller Orks, die geradewegs auf unser Dorf zuliefen. Diaman zitterte, und ich mit ihr. Orks waren die wohl zweitschlimmsten Feinde der Elben. Und das seit Jahrhunderten! „Wir müssen sie warnen!“, sagte ich zu Diaman, doch zu meinem Entsetzen schüttelte sie den Kopf. „Nein, geh du sie warnen, ich halte sie auf!“, sagte sie mit fester Stimme. Da ich wusste, dass ich ihr nicht widersprechen konnte, willigte ich mit einigen Gewissensbissen ein. Also sprang ich ab, und sprang flink über die Baumkronen, bis hinab zum Hauptgebäude der Elben. Normalerweise war dieses Gebäude prachtvoll, gigantisch und wunderschön, doch heute hatte ich kaum etwas für diesen unbeschreibbaren Glanz übrig. Ich lief, so schnell meine Beine mich trugen, die Treppen hinauf in den Thronsaal. Vor Arideil, der Hochkönigen fiel ich auf die Knie und verbeugte mich. „Was ist los Lucy? Du siehst ja ganz ängstlich aus!“, fragte sie entsetzt. Wenn ich ängstlich aussah, musste das schon was bedeuten. So schnell ich konnte erklärte ich Arideil die Lage, und das ich so schnell wie möglich zurück zu Diaman musste. Wenn sie alleine gegen das ganze Heer von Orks kämpfen musste, würde sie das gewiss nicht überleben! Die Hochkönigin handelte schnell, und schickte alle verfügbaren Truppen los. Es gab so viele Fragen: Wie hatten die Orks unser Dorf gefunden? Wie waren sie durch den undurchdringbaren Wald gekommen? Ich hatte dafür nur eine einzige Antwort: Sie mussten einen Elben oder eine Elbe gehabt haben, die gewusst hatte wo unser Dorf war, und wo wir lebten.
Ich war schnell wieder im Wald gewesen, hatte nicht auf die Truppen gewartet, sondern war einfach nur gerannt. Und ein furchtbarer Gedanke schoss durch meinen Kopf: Diaman, wo bist du? Diaman! Ich suchte den Himmel nach ihr ab, doch ich fand sie nirgendwo. Jedoch fand ich auch ihren riesigen Körper nirgendwo am Boden, also musste das bedeuten, dass sie noch lebte! Verdammt, wieso hatte ich sie nur allein gelassen? War ich denn jetzt völlig verrückt geworden? Nein, natürlich nicht. Sie hatte es ja so gewollt.
In diesem Moment kannte ich nur eine Art von Gefühl: Wut, und Hass auf diejenigen die Diaman etwas angetan hatten.
Inzwischen war das riesige Heer der Elben bereits angekommen. Auf den ersten Blick war klar: Die Orks waren zwar in der Überzahl, jedoch hatten sie nicht die geringste Chance gegen das Heer der Elben. Doch genau das war ja das Seltsame. Die Orks wussten genau, dass sie den Elben unterlegen waren! Wieso, um alles in der Welt, griffen sie dann das mächtigste Elbendorf an, das es gab?
Nach wenigen Minuten, war mein Köcher erschöpft. Ich hatte mehrere hundert Orks getötet, und noch mehr ihrer nun angerückten primitiven Katapulte zerstört. Nun kam mein Schwert zum Einsatz... Diaman...


Dachte ich... Diaman. Ich kämpfte, länger als mein Körper das ausgehalten hätte, und im Gebiet Wald, konnte mir kein Ork auch nur seine Waffe an den Hals halten. Als ich mein Schwert gezogen hatte blitzte es auf, und schon war es blutbefleckt. Rache, Wut, Hass, das alles Strömte durch meine Adern, und floss in mein Schwert.

„Sie kämpfte bis sie eigentlich schon längst zusammen gebrochen wäre, über ihre Grenzen hinaus...“, schrieb das Buch rasend schnell, als ob es kaum mit Lucy mithalten könnte.

Nach vielen endlos langen Stunden waren die Orks fort. Doch mit ihnen Diaman. Noch viele Tage suchte ich die Gegend nach Diaman ab, doch ich fand sie nicht. Noch nicht einmal etwas Drachenblut! Sie mussten sie mitgenommen haben. Aber wohin? Wo war ihr Ausgangspunkt? Wo war die, in allen Legenden beschriebene Orkburg, die niemals irgendwer gefunden hatte, der nicht von Hass und Rache gelenkt wurde. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Es schien, als wäre etwas in meinem Leben verschwunden. Wichtiger als ein Freund. Viel wichtiger. Als wäre ein Teil meiner Seele mit einem Fluss davon geschwommen, und ich würde diesen Teil suchen wie die Nadel im Heuhaufen.


Eine Reise

Ich wollte von Arég wissen, ob er mich begleiten wollte, in Land der Orks. Es war früh am Morgen, und glänzender Reif überzog die Lichtung die sich vor meinem Baumhaus befand. Doch heute hatte ich keinen Blick für diese Schönheit der Tautropfen auf den bunten Blütenblättern, die ihre Knospen unter der Sonne Shish öffneten. Es war eine der zwei Sonnen dieser namenlosen Welt, genauso wie es zwei Monde (Arual und Kirsha), hab. Ich streifte mir ein einfaches Leinenhemd über, und blinzelte verwirrt in die Sonne als ich das Haus verließ. Ich fühlte mich schwach, erschöpft und ausgelaugt, und betrachtete sehnsüchtig den leeren Schlafplatz von Diaman, und die Landefläche vor dem Fenster. Ich seufzte leise und ging langsam und träge, wie es für mich gar nicht üblich war los.
An Arégs Haus angekommen bemerkte ich es. Die Lichtung vor seinem Haus war... tot. Es war still, viel zu still. Nicht einmal das zwitschern der Vögel drang hierher. Mir wurde gerade erst bewusst, dass ich nie zuvor hier gewesen war, und ich nahm mir auch vor nie wieder her zu kommen. Es war seltsam kalt und eisig. Die Kälte schien von dem Baumhaus herzukommen. So schnell ich konnte lief ich die Wendeltreppe hinauf. Viele Stufen, sehr viele, zu viele, aber Arégs Haus lag nun mal weit oben in der Eiche. Oben angekommen stockte mir der Atem. Das Haus war leer. Aber nicht nur, dass sich keine Personen im Raum befanden, nein, es war komplett leer geräumt! So, als hätte jemand sich alle Mühe damit gemacht, bloß keine Spuren zu hinterlassen. Hier oben war es noch kälter als unten auf der Lichtung, und einen Winter gab es hier im Alea-Wald gar nicht... Ich schauderte, und fühlte mich wie in der Gruselba... Grusel- was? Egal...

„Dachte sie!“, schrieb das Buch, das aufgeschlagen immer noch in Lucys Zimmer lag. Lucy verdrängte allmählich ihre Realität, oder das, was sie einmal gewesen war. Mit Diamans Verschwinden war dieses Gefühl noch stärker geworden. Auch in Lucys Zimmer war es totenstill, aber nicht schaurig wie bei Arég! Denn hier fielen die Strahlen der Mittagssonne noch in ihr Zimmer. Genau auf die bereits verblichenen Seiten des Buchses. „Ihre Augen, waren leer. Und glanzlos...“, schrieb es fort.

So schnell ich konnte verließ ich das Baumhaus wieder. Und ging zu meinem eigenen. Ich packte alles Nötige zusammen. Meinen Bogen, mein Schwert das in seiner reich verzierten Schneide steckte, es musste wohl von irgendeinem reichen Adligen stammen... Außerdem den Köcher mit Weiß gefiederten Pfeilen, etwas Reiseproviant, eine Landkarte, eine Decke und zwei Feuersteine. Als letztes Band ich mir einen wunderschönen ledernen Gürtel um. An ihm war eine schmale Tasche befestigt, in der mein Jagdmesser steckte, und auch noch einige andere nützliche Sachen. Mein Schwert und die Karte schnallte ich ebenfalls an den Gürtel. Als letztes nahm ich nach kurzem Zögern noch ein kleines Päckchen aus meiner Kommode. In diesem befanden sich Karten. Ich wusste nicht warum, aber sie zeigten mir immer bestimmte Fähigkeiten eines Feindes, oder die Eigenschaften eines Tieres. Praktisch, aber irgendwie kamen sie mir immer so fremd vor, so... ich weiß nicht wie ich es beschreiben sollte. Seltsam eben! Ich betrachtete mit traurigen Augen noch einmal mein Heim bevor ich aufbrach. An der Tür aber, lehnte ein Stock. Naturbelassen, und als Wanderstock wunderbar. Ich fragte mich nicht wer ihn wohl dort vergessen haben könnte, denn so viel Besuch bekam ich nun auch nicht. Ich nahm ihn in die Hand, die anfing zu prickeln, doch ich merkte es kaum. So ging ich los. Mein erstes Ziel war das andere Ende des Waldes. Als Elbe kannte ich den Weg, denn er war in mein Gedächtnis eingegraben obwohl ich ihn nie zuvor gegangen war...

...Diaman...

Weit, weit weg, im Turm von Zarin, herrschte ein heideloses Durcheinander. Überall wurden Tote verbrannt. In, und außerhalb des Turms. Es waren Schreie zu hören, die aber keinem Menschen gehören konnten. Und es wurden Waffen geschmiedet, für einen Krieg. Den größten Krieg den es jemals geben würde. Jene Tote die vor dem Feuer bewahrt wurden, waren von einem Drachen getötet worden. Entweder verbrannt, oder von riesigen Reißzähnen und Klauen zerfetzt. Diese wurden teilweise auseinander genommen und untersucht. Teile ihrer Substanz wurden zusammen gemischt. „Um etwas großes zu erschaffen“ lautete der Auftrag von ganz oben. Es galt etwas herzustellen das die Gute Seite auslöschen konnte. Etwas das es nie zuvor gegeben hatte. Manchmal war das leise stöhnen und kratzen eines Drachen zu hören, der in den Kerkern eingesperrt war. Alleine. Ganz alleine.
Rund um den Turm herum war es dunkel, obwohl es erst früh am Morgen war, düster, und es roch nah Tod. Doch niemand, nein keiner, weinte um die Toten unter ihnen. Erbarmungslos wurden sie den knisternden, wispernden Flammen überlassen, die ihre Körper verschlangen.
Wenn unter den Lebenden auch nur ein menschenähnliches Wesen gewesen wäre, wäre es nicht nur eingesperrt worden, sondern auch einen qualvollen Tod gestorben. Nein, die Kerker waren leer. Fast leer. Nur ein gefährliches, nicht zu bändigendes Drachenweibchen schlief in den Kerkern. Vor Erschöpfung! Denn aufgeben, würde sie nie. Niemals!
Die Wesen die hier lebten hassten sich sogar gegenseitig! Nur in diesem einen Krieg würden sie zusammen kämpfen: Dem Krieg gegen das Gute!
Plötzlich fingen einige der Wesen an zu singen. Schrecklich, und für jedes andere Wesen vermutlich Todbringend:

Drachenfeuer,
Drachemächte,
All dies soll unser Leben sein,
Drachenfeuer,
Drachemächte,
Wir wolln´ nicht deine Sklaven sein,
Drachenfeuer,
Drachemächte,
Bald gehörst du uns allein,
Drachenfeuer,
Drachemächte,
Du wirst unsre´ Sklavin sein!

Sie sangen von dem Drachen, der wütend und unberechenbar in den Kerkern schlummerte. Vor Erschöpfung. Nein, aufgeben wollte sie nicht.


...Lucy...

Es war erst früh am Abend als ich meine gewünschte Position erreichte. Also errichtete ich mein Lager am Rand des Waldes. Ich konnte auf eine düstere Ebene blicken, die sich die „Drumawüste“ nannte. Ich packte meine Karte aus, Hunger hatte ich nicht. Da es viel zu früh war um schlafen zu gehen, beschloss ich eine Route festzulegen. Die Karte war schon alt, doch ich hoffte dass alle Städte und Gefahren darin verzeichnet waren...



Ich befand mich jetzt In der Nähe des Ying. Der einzige Fluss hier in der Gegend. Ganz im Norden befand sich vermutlich das Land der Orks. Ich seufzte. Es würde lange dauern, ohne Diaman, diesen langen Weg zu beschreiten. Besonders weil ich einige Umwege machen musste, weil es auf dem direkten Weg keine Städte gab, in denen ich unterkommen könnte. Überall nur Wüste, Sand, Stein und Gras. Die Nomaden in der Wüste, würden mich versorgen, das war klar, denn sie waren schon seit vielen Jahrhunderten Freunde der Elben. Ich runzelte die Stirn. Das komplette Gebiet im Osten des Ying, war als verseucht gemeldet worden. Besonders der Galisee und der Galiwald waren komplett vergiftet. Man munkelte dass die Orks dahinter steckten. Ich sollte diese Seite also meiden... Über Xinxenstein, das Reich der Verstoßenen, und dann über die Einöde zum Falkengebirge. Danach musste ich den Jagdpass suchen...
Ich wollte nicht im Zelt schlafen, also bereitete ich mein Lager im Freien auf. Es war schon dunkel geworden, deshalb legte ich mich schlafen.


Feuer, Feuer, Feuer!

Das kleine Lagerfeuer hatte sich plötzlich ausgebreitet, und... Nein, es kam mir nur viel größer und glänzender vor. Ohne nachzudenken griff ich in die Flammen, was war das? In den Flammen bildete sich eine Kugel, sie glänzte wie aus Eis. Ich nahm sie in die Hand, das Feuer prickelte nur angenehm auf meiner Haut, ich nahm die Kugel aus dem Feuer. Als sie das wärmende Feuer verließ, zuckte sie auf, und ich sog das Feuer in mich hinein.

Schweißgebadet wachte ich auf. Ich sprang auf und sah zum Feuer herunter. Es brannte nicht mehr, und neben meinem Schlafplatz lag eine Kugel. Zuerst dachte ich es wäre Feuer, und wollte fliehen, doch dann merkte ich dass es die Kugel war, die ich in meinem ... Traum? Nein, das musste also Wirklichkeit gewesen sein. Aber was sollte sie mit einer brennenden Kugel? Sie würde mich allerhöchstens verletzen! Trotzdem konnte ich nicht widerstehen. Ich nahm die Kugel in die Hand. Sie war nicht heiß, sondern kühl. Doch plötzlich schoss die Kugel in meinen Körper. Ich stöhnte und sackte zusammen. Ich zuckte und wand mich. Ich fühlte wie die Kugel schmolz, und mit meinem Blut reiste. Dann übermannte mich die Ohnmacht.


Ich wachte erst am späten Mittag auf. Mir war warm, obwohl ich im Schatten eines großen Beerenstrauches lag. Ich atmete flach, und starrte in die abgebrannte Feuerstelle. Weiter, weiter, ich musste weiter! Dringend! Mühsam, und unter Schmerzen in der Nähe meines Magens stand ich auf. Schnell packte ich meine Decke in meine Tasche, die ich mir sogleich um den Bauch hängte. Ich seufzte, denn nach dem gestrigen, vollkommen verrückten Vorfall fühlte ich mich so schwach wie nie zuvor. Ich musste mich beeilen wenn ich den Nebenfluss des Ying noch gegen Abend erreichen wollte. Also machte ich mich auf den Weg. Zuerst taumelte ich ein wenig, doch dann konnte ich normal weiter gehen. Allmählich gewöhnte ich mich auch an die Hitze in der Nähe meines Bauchnabels.
Unterwegs aß ich ein paar Beeren von dem Strauch unter dem ich geschlafen hatte. Ich aß etwas Brot, und trank meinen Rest Wasser auf... Verdammt ich hätte mehr mitnehmen sollen. Jetzt hatte ich gar nichts mehr. Also musste ich wohl jagen gehen. Und wie es der Zufall will, sah ich kurz darauf einen Hasen mitten in der Einöde sitzen. Einen Hasen aus der Entfernung... Schnell zog ich die oberste Karte aus dem Beutel den ich um meinen Gürtel trug.

Feldhase

Schwächen: Ist in der Wüste sehr einfach zu erlegen
Stärken: Im Wald kaum zu finden
...

Mehr musste ich nicht wissen. Mit meinem Bogen hatte ich das also so gut wie gewonnen. Hier stand nicht mal ein Grasbüschel! Also nahm ich fast lautlos meinen Bogen von meinem Rücken, legte einen Pfeil an die Sehne und begab mich in eine günstige Position. Ich musste einfach treffen, das war meine einzige Chance den heutigen Tag zu überleben, denn so bald würde ich keinem schmackhaften Tier mehr begegnen. Plötzlich wurde der Bogen unter meinen Fingern warm. Diese Wärme verwandelte sich auf dem Weg zum Pfeil hinab, in Hitze, und die Metallene Spitze des Pfeils fing an zu glühen. Aus Angst, schoss ich einfach, und... traf den Hasen im Nacken. Doch der Hase fing Feuer, und als ich bei ihm angekommen war, war er bereits verbrannt... Oder auch nicht... Nur das Fell war, sauber abgetrennt vom Fleisch, verbrannt. Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht war es einfach nur die heiße Mittagsonne gewesen, die die Spitze des Pfeils erwärmt hatte. Irgendetwas in mir sagte dass das nicht stimmen konnte, doch ich blieb hartnäckig. Schnell nahm ich mir ein paar Binsen auf meiner Tasche, und band den Hasen notdürftig an meiner Tasche fest. Gerade so das er mich nicht störte. Mein Abendessen würde also recht üppig ausfallen.
Ich ging weiter, bis in den späten Nachmittag hinein, als am frühen Abend das geschah, vor dem ich mich am meisten gefürchtet hatte. Ein Sandsturm, von riesigem Ausmaß! Zuerst war es nur Nieselregen der da auf mich nieder fiel, und eine leichte Brise. Doch dann wurden es Apfelgroße Regentropfen, und ein gewaltiger Orkan. Bevor ich mich überhaupt auf die Situation einstellen konnte, kam ich nur noch mühsam voran, und konnte nur noch etwas weniger als einen Meter weit sehen. Ich musste oft stehen bleiben, weil mir Sandkörner in die Augen geweht wurden, doch plötzlich riss mich eine gewaltige Böe von den Füßen. Ich musste mir eigentlich alle Knochen gebrochen haben, denn ich flog mehrere hundert Meter zurück. Doch weiter weiß ich nicht mehr, denn als ich mit dem Kopf auf einen Stein aufschlug, schwanden mir die Sinne. Alles wurde schwarz, doch ich sah noch, wie ich von gewaltigen Beißerchen gepackt, und weg getragen wurde. Weit weg, sehr weit weg.

Ich wachte davon auf, dass ich hungrig war. Sehr hungrig! Ich wollte mir die Haare aus dem Gesicht streichen, doch meine Hände waren vorsichtig zusammen gebunden worden. Es tat nicht weh, denn es schien nur zur Vorsicht geschehen zu sein. Irritiert sah ich mich um. Ich befand mich in einer Höhle. Vorsichtig setzte ich mich auf. Die Höhle war groß, und es gab keine Möbel oder ähnliches. Nur ein Haufen Tierknochen, die mich schaudern ließen, und ein großes orange-goldenes Fellknäuel das mitten in der Höhle lag. Mein Blick streifte es nur, und ich meinte eine Bewegung bemerkt zu haben. Ich erschrak fürchterlich, als das Fellknäuel sich plötzlich in eine riesige orange-goldene wunderschöne, edel aussehende... Nun ja, Katze... verwandelte. Es schien eine Mischung zu sein. Zwischen verschiedenen Raubkatzen vielleicht. Ich suchte nach meinem Gürtel, und sah ihn neben mir auf dem Boden liegen. Als ich mit meinem Fuß den Gürtel zu mir heran ziehen wollte, setzte die Katze sanft ihre Pfote darauf. „Ich will doch nicht das du mich umbringst kleine, oder?“, fragte die Katze sanft. Ich erschrakt noch einmal, dann sagte sie etwas das mich verblüffte: „Übrigens bin ich keine Katze, sondern eine Lyan. Genauer gesagt die letzte von uns. Ich hab dich gerettet kleine, du hast ganz schön geblutet!“. Sie sagte das, als sei es selbstverständig die Gedanken anderer Leute zu lesen. Denn genau das hatte sie getan. Ich hatte mir die Karte, auf der ihre Abbildung zu sehen war so oft angesehen, und mir gewünscht ihr einmal zu begegnen. Es war tatsächlich eine Lyan. Eine übergroße Raubkatzenmischung. Verblüfft starrte ich sie an. Ich hatte so viele Fragen, doch in diesem Moment hatte ich nun wirklich nicht mit einer Lyan gerechnet! „Frag ruhig!“, sagte sie freundlich. Doch ich, konnte nur den Kopf schütteln und sagen: „Könntest du mich freundlicherweise vielleicht erst los binden? Außerdem hab ich es eilig, ich muss nämlich Dia...“, weiter kam ich nicht. Die Lyan hatte bereits meine Fesseln gelöst. Ein Zeichen dessen, dass sie mich vermutlich für vertrauenswürdig hielt, dachte ich. „Diaman, das Drachenweibchen, das die Orks hier durch die Wüste geschleppt haben?“, die Lyan lachte, und ich wurde leichenblass. „Die hatten alle Arbeit diesen Drachen zu bändigen sag ich dir!“, fügte sie hinzu als sie meinen verängstigten Blick sah. „Dir liegt wohl sehr viel an ihr, oder?“, fragte sie, um aus ihrer verzwickten Situation wieder heraus zu kommen. Ich nickte nur knapp. Das bedeutete also dass sie noch lebte. Höchstwahrscheinlich. Aber was wollten die Orks bitte mit einem lebendigen Drachen? Ich verstand die ganze Geschichte von vornherein nicht. Erst dieser Kampf, den sie unmöglich gewinnen konnten, und jetzt Diaman, die sie quer durch die Wüste schleppten. „Jaja, sehr seltsam!“, sagte die Lyan und wiegte ihren Kopf hin und her.





Die Gefährtin

Wir haben viel geredet. Die Lyan hat mir erzählt, dass alle Lyane (das ist der Plural von Lyan), ausgerottet worden sind. Und zwar durch niemand anderen, als die Nomaden! Sie haben ihr Fleisch als Delikatesse zu Spottpreisen auf dem Markt verkauft. Am meisten aber, hatte sie die Tatsache verletzt, dass sogar ihre Kinder ihr genommen wurden. Ich fand das Grausam. Bei den Elben waren Kinder sehr selten, denn sie bekamen selten welche. Also waren sie wertvoll, und doch nicht zu bezahlen. Ich seufzte und wälzte mich auf meinem spärlich mit Stroh und Gras bedecktem Lager hin und her.

Ich wusste nicht ob Tag oder Nacht war als ich aufwachte. Hier unten in der Höhle war es nämlich immer dunkel, finster und die Höhle hatte irgendetwas Geheimnisvolles. Als ich die Lyan nirgendwo entdeckte, nahm ich an das sie wohl auf der Jagd war. Ich hatte einen Riesigen Hunger, also bereitete ich eine Fleischsuppe zu. Ich lief kurz hinaus aus der Höhle und entdeckte dort eine Art Schale in der Wand, aus der ich das Wasser in eine kleine Metallschale goss. Kräuter hatte ich noch genügend dabei. Mit dem Fleisch des Hasen, würde das super schmecken! Irgendwie war es wohl frisch geblieben. Glück, Zufall dachte ich, und versuchte mir einzureden dass alles ganz normal war. Aber das war es selbstverständlich nicht! Irgendwie hatte ich besondere Fähigkeiten entwickelt seid ich diese Kugel in mir hatte. Während ich aß rollte ich die Karte aus. Ich runzelte besorgt die Stirn als ich sah wie weit ich von meinem eigentlichen Weg abgekommen war. Die Lyan hatte mich über den Nebenfluss des Ying, und eine lange Strecke quer durch die Wüste getragen. Was hatte sie denn da draußen bloß gemacht? Ich zeichnete den Weg ein, den ich bisher gegangen war... Es würde länger dauern. Zu den Nomaden wollte sie nicht mehr gehen. Auf keinen Fall. Sie fühlte sich irgendwie verbunden zu dieser Lyan, die ihr das Leben gerettet hatte. Im Grunde genommen aber, hatte sie die Strecke die sie eigentlich in zwei Tagen bewältigt hätte, an einem geschafft! Trotzdem war sie vom Kurs abgewichen. Feuer, ich braucht Feuer. Verdammt, ich hatte meine Feuersteine, die nur lose an meinem Gürtel befestigt waren verloren. Zornig und wütend schlug ich mit der Faust in die vorbereitete Feuerstelle. Ich bemerkte erst, dass ich die Stöcke Feuer gefangen hatten, als mein umhang ankokelte. Erschrocken pustete ich ihn aus. Ich starrte mit offenem Mund auf das Feuer. Doch dann freute ich mich. Die Feuersteine, brauchte ich dann wohl nicht mehr.

Ich merkte nicht wie die Lyan zurückkam. Ich erschrak erst, als sie mir mit Blut befleckten Zähnen zugrinste. Doch ich musste grinsen. „Du hast wohl reichlich Beute gemacht, hm?“, fragte ich neugierig. Die Lyan grinste erneut und sagte „Ja, reichlich!“. „Aber was isst du da für ein


Blubberzeug?“, fragte sie angeekelt, als sie meine Fleischsuppe über der primitiven Kochstelle sah. Beleidigt sah ich sie an. „Das ist eine Fleischsuppe. Ich esse das Fleisch eben nicht roh, so wie du!“, gab ich zurück. Die Lyan schmunzelte. „Ich...“, setzte sie an. „Ja?“, fragte ich ein wenig verwirrt. „Ich möchte dich etwas fragen...“, sagte sie dann, und schaute mich ernst an. „Frag!“, sagte ich mit vollem Mund. Sie nickte, und kam mir dabei irgendwie königlich vor. Doch die Frage die sie mir dann stellte hatte ich nicht erwartet. Niemals. „Darf ich dich begleiten, auf deiner Reise?“, fragte die Lyan mit einem Gesicht, das all die Jahre Leid, Trauer und die Einsamkeit widerspiegelten. Ich konnte eine so starke Gefährtin gut gebrauchen. Doch dann überlegte ich. „Eigentlich... Hab ich nichts dagegen. Aber dann muss ich mehr über dich wissen!“, sagte ich dann entschlossen. Sie musste vieles wissen. Wie sie hieß, ihre Vergangenheit... Und vieles mehr. Ich lächelte als sie anfing zu sprechen. Sie hatte es sich angewöhnt die Gedanken von jedem zu lesen der ihr über den Weg lief. „Ich heiße...“, sie schien zu überlegen. Ich runzelte die Stirn. Hatte sie etwa ihren... Namen vergessen? Die Lyan sprach nicht weiter. Erst nach Minuten langen Schweigen sagte sie: „Ich hab ihn so lange nicht gehört. Niemand hat ihn gerufen, seit hunderten von Jahren nicht. Ich... Ich hab ihn wirklich vergessen!“, sagte sie mit tränenden, glänzenden Augen. Ich presste die Lippen aufeinander, und legte ihr die Hand auf die Schulter. Was sehr schwierig war, das sie ziemlich riesig war. Als sie sich wieder gefangen hatte sprach sie weiter: „Ich kann dir nicht viel über mich erzählen... Aber vielleicht kommst du so schneller zum Turm von Zarin. Da willst du doch hin, oder?“, fragte sie. Ich nickte knapp. „Ja“, sagte ich „man sagt dass die Orks dort ihr Lager haben. Ich möchte den Jagdpass passieren...“, fuhr ich fort. Die Lyan seufzte. „Das stimmt, aber der Jagdpass wird immer von Orks überwacht, da kommen mir nie im Leben durch. Was machst du eigentlich, wenn du im Turm drin bist? Falls du überhaupt so weit kommst...“, sagte die Lyan skeptisch. Ich sah sie nachdenklich an. Darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht! „Dachte ich mir. Ihr Elben und Menschen seit zumindest in dieser Hinsicht gleich. Ihr stürzt euch immer Hals über Kopf in irgendwelche Dinge, von denen ihr noch nicht einmal wisst wie ihr sie bewältigen wollt!“, sagte sie kichernd. „Wir sind den Menschen gar nichts ähnlich!“, fauchte ich zurück. Die Lyan reagierte erschrocken. „Entschuldige, ich wusste nicht das ihr wirklich so eng befeindet seit!“, sagte sie immer noch kichernd. Ich atmete schwer und streckte aus irgendeinem unerkennbaren Grund die Hand nach ihr aus. Und plötzlich schoss ein Feuerball direkt aus sie zu. Die Lyan rannte erschrocken an die andere Wand der Höhle. Ich keuchte und hielt meine Hand fest. „Tut... mir Leid, glaub mir ich wollte das nicht!“, stotterte ich. Doch die Lyan schien zu verstehen. Kind des Feuers, murmelte sie, doch ich hörte sie nicht. „Morgen früh brechen wir auf. Schlaf wieder, du siehst müde aus, ich weck dich, kleine!“, sagte die Lyan so freundlich wie möglich. Ich war froh dass sie das sagte, und schlief sofort ein.


„Liyane, schnell, wir müssen hier weg!“, rief die Lyan und weckte mich aus meinen Gedanken. Ich fuhr auf, und hörte ein eigenartiges Scharren und Kratzen am Höhleneingang. „Wieso hast du den Eingang verbarri...?“, weiter kam ich nicht. Die Lyan presste ihre Pfote auf meinen Mund, zog dabei aber zum Glück die Krallen ein, sodass sie mich nicht verletzte. Ich hörte das laute Rufen einer Jain. Jain waren Wesen, die etwas kleiner als Menschen, aber auch größer als Zwerge waren. Es musste eine Frau sein, denn sie hatte zwar eine feste, aber hohe Stimme. „Wir müssen weg, Lucy!“, zischte mir die Lyan zu. Dann bedeutete sie mir, dass ich auf ihren Rücken steigen sollte. Vorsichtig nahm sie die Pfote von meinem Mund. Ich keuchte erleichtert, und schwang mich schnell auf den Rücken der Lyan. Irgendwie fand ich Halt zwischen ihren Schulterblättern. So saß ich wie auf einem kleinen Pony. Doch plötzlich lief die Lyan los. Sie stürmte mitten in eine Gruppe Nomaden, die unter anderem aus einigen Jains, Menschen und Wüstenwölfen bestand. Sie erschraken, und vergaßen einen Moment lang, dass soeben eine sehr delikate Lyan an ihnen vorbei gerannt war. Ich nutzte die Situation, um mein Schwert zu ziehen, und uns einen Weg zu bahnen. Verdammt, wieso hatte diese Lyan denn nur einen Ein- und Ausgang zu ihrer Höhle? Die Wölfe waren die ersten die wieder reagierten. Ihr sandfarbenes Fell tarnte sie in der Wüste, und sie konnten verdammt schnell werden. Allerdings nur auf längeren Strecken. Die Lyan bekam panische Angst als sie die Wölfe sah. „Verdammt diese Viecher, so schnell kann ich nicht rennen, nicht mit dir auf dem Rücken!“, sagte sie keuchend. Ich biss mir auf die Unterlippe... „Nein, die Wölfe sind nur auf kurzen Strecken schnell. Wenn du es schaffst nur eine Meile so schnell zu sein wie sie, sind sie erschöpft, und fallen um!“, widersetzte ich ihr. Nach kurzem Zögern fügte ich hinzu: „Oder du lässt mich hier, und fliehst alleine“. Ich sagte das tonlos, als wäre es selbstverständlich sein Leben für einen Freund zu lassen. Ich hörte wie die Lyan mit den Zähnen knirschte. „Kommt gar nicht in Frage!“, sagte sie, und rannte los. Ich wäre beinahe runter gefallen, denn das Fell der Lyan war seidig und glatt. Mit Mühe klammerte ich mich an ihren Schultern fest. Als ich plötzlich das Heulen eines Wolfes hörte, schaute ich mich um. Mein Herz schien einige Sekunden auszusetzen. Die Wölfe waren bis auf wenige Meter an uns heran gekommen. „Schneller, schneller!“, betete ich die Lyan. Ich hörte wie die Lyan schnaufte, doch erschöpft zu sein, schien sie nicht. Nach ein paar weiteren Sekunden, in denen mein Herz raste wie verrückt, fielen die Wölfe zurück. Einige waren zusammengebrochen, andere bereits am Ende ihrer Kräfte. „Und?“, keuchte die Lyan. Ein Lächeln umzuckte meine Lippen. „Sie sind weg“, sagte ich zufrieden. Dann fiel die Lyan wieder in einen langsameren Schritt. Ihr Atem ging schwer, und sie ließ sich in den Wüstensand plumpsen. Erschreckt sprang ich ab. Gerade noch rechtzeitig. „Hey...“, setzte ich an. Doch die Lyan hatte die Augen geschlossen, und schien nicht mehr zu atmen. Ich lief um sie herum, zu ihrem Kopf. „Hey, wach auf!“, rief ich verzweifelt. Doch im Bruchteil einer Sekunde war die Lyan aufgesprungen und hatte mich zu Boden gewälzt. Einen Moment lang lag ich regungslos am Boden, dann aber lachte ich. „Damit macht man keine Scherze, du hättest wirklich sterben können!“, sagte ich ein wenig erbost zu ihr. Die Lyan legte den Kopf schief, und grinste mich an. Dann konnte ich nicht mehr anders als laut loszulachen. Die Lyan ebenso, wenn es bei ihr auch etwas anders klang als bei mir. „Ich bin also doch noch nicht aus der Übung gekommen!“, sagte sie lachend.

Ohne Ziel ging ich dahin,
Nichts anders hatte ich im Sinn,
Als das ich irgendwann eins finde,
Und seine Hindernisse überwinde.
Doch irgendwer, der kann mir beistehen,
Und schwere Pfade mit mir gehen.
Endlich hab ich ihn gefunden,
Doch zu viel Zeit ist schon geschwunden.

Das Gedicht kam mir in den Sinn, als wir es uns am Abend unter einem Felsplateau gemütlich machten. So gemütlich, wie es eben auf Steinen möglich war. Ich war wahrhaft ohne Ziel gewesen, bis ich die Lyan fand. Natürlich, mein Ziel war das Falkengebirge, und dann der Turm von Zarin gewesen, doch wie hätte ich dorthin kommen sollen? Es hätte Monate gedauert. Vermutlich hätte ich mich verirrt, und das konnte mir mit der Lyan auch passieren. Aber dann war man zu zweit, und man konnte ich gegenseitig beistehen.
Ich seufzte, und war froh die Lyan als Gefährtin zu haben. Dann schlief ich ein. Ich träumte unruhig.

Lucy zieht durch die Druma-Wüste. Sie kämpft gegen einen Sandsturm an, und wird zurück geweht. Sie prallt hart gegen einen Felsen. Nomaden kommen und heben sie vom Boden. Sie durchsuchen sie nach Kostbarkeiten, und nehmen ihr alles weg. Ihre Tasche, mitsamt ihrem Inhalt, ihren Umhang, ihren Gürtel mit allem was daran befestigt war. Nur der Hase fehlte. Wo war er? Hatte sie ihn vielleicht nicht getroffen? Dann ließen die Nomaden sie liegen, und Sand bedeckte langsam ihren Körper. „Lucy, Luuuucy!“, hörte ich eine vertraute Stimme.


Schweißgebadet wachte ich auf. „Lucy!“, hörte ich noch einmal. Erschrocken wandte ich mich um. Es war die Lyan die mich wachgerüttelt hatte. Die Sonne ging bereits auf. „Wir sollten losziehen!“; sagte die Lyan. Ich nickte, und packte hastig meine Sachen ein. Die Decke stopfte ich schnell in meine Tasche. Gott sei dank, sie war noch da. Jetzt wurde ihr bewusst, wie die Lyan sie gefunden hatte. Der Hase! Natürlich! Sie hatte den Hasen gerochen, eine leichte Beute so mitten in der Wüste, und war zu ihr gekommen. In dem Traum aber, hatte sie den Hasen anscheinend nicht getroffen, und die Nomaden hatten sie vorher gefunden. Also verdankte sie der Lyan ihr Leben!
Wortlos setzten sie ihre Reise fort. Lucy hatte sich auf den Rücken der Lyan gesetzt, und betrachtete ihre Umgebung. Graue bis sandfarbene Steine, Sand, Sand und noch mehr Sand. Noch nicht einmal ein noch so spärliches Grasbüschel wuchs hier, und die Druma-Wüste schien sich endlos fortzusetzen. Ich beugte mich zu der Lyan hinab, die eine Pfote vor die andere setzte, und in einem gemächlichen Tempo ihren Weg ging, und fragte sie, ob die Druma-Wüste sehr groß sei. Die Lyan wiegte den Kopf hin und her. „Nicht mehr. Bevor es Otropia, den Wald der Feen gab, erstreckte sich die Wüste bis zum Falkengebirge, also bis weit in den Norden. Dann aber, bahnte sich der Ying quer durch die Wüste einen Weg, und heute noch sagt man, dies sei wegen der Feen geschehen. Die Wüste hat also eine große Fläche verloren“, erklärte sie. Otropia... Sie holte ihre Karte heraus. Dann nickte sie. „Also sind die Städte der Menschen Nehcsnem und Schnehme erst danach entstanden? Ich dachte immer die Menschen waren die ersten auf der westlichen Seite des Ying?“, fragte ich erstaunt. „Mir sind diese Städte nicht bekannt, ich habe mein ganzes Leben in der Wüste verbracht, aber nein, die Feen und die Elben, sowie du Zentauren und Einhörner, waren die ersten auf der westlichen Seite. Wobei die Einhörner bereits ausgestorben sind, wie du sicherlich weißt, und es die Zentauren auch nur noch in geringer Zahl gibt“, sagte die Lyan. Als sie vom Aussterben der Einhörner erzählte, knirschte sie mit den Zähnen. Ich machte mir nichts daraus, sondern suchte weiter den Horizont nach einem Lebenszeichen ab.

Spät am Nachmittag, sah ich es dann. Um sicherzugehen stellte ich mich auf den Rücken der Lyan. Sie schaute zu mir hinauf und fragte, was ich sah. „Einen Fluss, und weit dahinter die schwache Silhouette einer Bergkette!“, sagte ich fröhlich. Endlich! „Ach, und davor ist eine Art, schwarzer Berg!“, fügte ich noch hinzu. Ich blickte jedoch mehrmals hin, denn ich hätte schwären können, dass der Berg sich bewegt hatte. Dann setzte ich mich wieder hin. „Ein Berg?“, fragte die Lyan. Ich nickte. „Mir ist nicht bekannt dass es hier einen Berg gibt. Lass und hingehen!“, sagte sie dann. Ich runzelte die Stirn. Dann aber überlegte ich: Was sollte uns dort schon erwarten? Auf einem schwarzen Berg? Ich zuckte mit den Schultern, und schaute weiter in Richtung des Berges. Er schien näher zu kommen, aber vielleicht schien es auch nur so, weil die Lyan allmählich in einen schnellen Trab gefallen war. Nach etwa drei Meilen, hielt ich sie an. „Warte“, flüsterte ich. „Das ist kein Berg, das sind..:“, weiter kam ich nicht. Schon surrte der erste Pfeil an mir vorbei, und hätte fast die Lyan getroffen. „ORKS!“, fauchte sie entsetzt. „LAUF!“, schrie ich. Doch die Lyan konnte nicht fort. Ein Pfeilhagel surrte auf sie zu. Ich hatte bereits meinen Bogen vom Rücken genommen, und einen Pfeil an die Sehne gelegt. Ich betete darauf dass es klappte. Und tatsächlich, es funktionierte einwandfrei. Ich schoss, und der Pfeil bohrte sich durch den ersten tiefschwarzen Pfeil eines Orks. Aber da ich von der Seite geschossen hatte, nahm mein Pfeil, noch etwas zwei Dutzend der schwarzen Pfeile mit zu Boden. Ich jauchzte vor Glück, aber schon als der nächste Pfeilhagel auf und niederprasselte, wurde mir bewusst, das wir keine Chance hatten. Wir beide, zu Zweit gegen etwas fünfzig Orks! Das konnte nicht gut gehen. Wie auf Kommando, sprintete die Lyan los. Was dann geschah, geschah im Bruchteil einer Sekunde. Vier Pfeile trafen die Lyan, zwei am Rücken, und zwei an ihrer linken Seite. Die Lyan hinkte, und fiel in den Sand. Der Sand färbte sich rot, und die Blutlache breitete sich schnell aus. Ich wurde wütend. Wütender als ich es je gewesen war. Wie kamen sie dazu ein solch edles Wesen, so sehr zu verletzen? Mit einem Herzzerreißenden Kriegsschrei, und mit nichts als meinem Schwert bewaffnet, stürmte ich auf die Orks los. Ich stoppte auch nicht, als mein Schwert anfing zu brennen, und stieß dem ersten, bis an die Zähne bewaffneten Ork, das Schwert ins Herz.


Alte Feinde

Ich brauchte lange. Zu lange, um all die Orks zu besiegen. Doch ich schaffte es, irgendwie. Ich keuchte, und war am Ende meiner Kräfte. Eigentlich schon weit darüber hinaus. Es war ähnlich gewesen, als die Orks nach Elsmera gekommen waren, und sie Diaman verteidigt hatte. Nur das Diaman zu diesem Zeitpunkt bereits fort war! Und die Lyan... Verdammt! Die Lyan! Ich konnte meinen Körper kaum bewegen, aber irgendetwas in mir verlieh mir die Kraft, bis zu der Lyan zu kriechen, die schwer und flach atmend, mit Blutverschmiertem Fell auf dem Boden lag. Die Lyan keuchte, und ich mit ihr, ich wollte etwas sagen, aber sie schnitt mir das Wort ab: „Nimm... Nimm meine Kraft, lass mich hier, es werden bald mehr Orks kommen! Lauf Lucy, lauf!“, mit diesen Worten schloss sie die Augen, und genau in diesem Moment spürte ich eine immense Kraft in mir. Sie fuhr durch meine Adern, und durch meinen ganzen Körper. Ich wäre zusammengesackt und eingeschlafen vor Erschöpfung, hätte ich nicht von fern her die Kriegsschreie eines Trupps Orks gehört. So schnell es meine lahmen Beine erlaubten stand ich auf, und lief den Fluss hinab. Erst langsam, und dann immer schneller...

Die Lyan lag immer noch am Flussufer. Sie atmete flach, aber sie lebte. Als die Aasgeier anfingen über ihr zu kreisen, rollte sie sich mit aller Kraft in den Fluss, und wurde davon gespült.

„Lucy lief bis sie einfach nicht mehr konnte. Es war schon tief in der Nacht, und die Monde standen schon lange hoch am Horizont. Sie fiel an Ort und Stelle auf den Boden, und wurde ohnmächtig“, schrieb das Buch in Lucys Zimmer. Die Seiten verblassten bereits, und das Buch schrieb detailliert alles auf, was geschah.

Ich wachte früh auf. Zu früh eigentlich. Am Horizont konnte ich gerade einen roten Schimmer erkennen. Ich fühlte sich wie neu geboren! Das musste die Kraft der Lyan sein. Das war genau das was ich brauchte: Weniger Schlaf, damit ich einige Stunden länger wandern konnte. Aber dafür, hatte ich die Lyan verloren. Tatsächlich, und zum ersten Mal seit vielen Jahren, weinte sie. Ich weinte nicht viel, aber einige Tränen rannen über meine Wangen, und fielen auf die Erde. Ich verweilte noch viele Minuten am Flussufer, und dachte nach. Sie war tot, und ich habe sie sterben lassen. Ich habe nicht unternommen! Ich konnte nichts tun, ich war mit den Orks beschäftigt... Die Sätze rasten durch meinen Kopf, und ich konnte nicht klar denken, oder einen klaren Gedanken fassen. Ich beschloss erst einmal eine seichte Stelle am Fluss zu suchen, an dem ich ihn überqueren könnte. Irgendetwas musste ich finden, denn die Strömung war so stark, das sie sogar ein großes Tier wie die Lyan fort gespült hätte. Ja, die Lyan machte sie immer wieder Platz in meinen Gedanken. Ich dachte an die wenige Zeit die wir miteinander verbracht hatten, an unsere Gemeinsamkeiten. Wir hatten beide keine Familie, aber sie hatte auch keine Freunde gehabt. Hatte ich denn Freunde? Arég? Nein, Arég... war anders. Ich wusste nicht wie ich es beschreiben sollte. Ab und zu bahnte sich der Gedanke, dass Arég die Orks zu uns geführt hatte, immer wieder einen Weg in meinen Kopf. Seltsam. Und was war mit Émris? Hatte er vielleicht auch etwas damit zu tun? Immerhin hatte ich die beiden im Wald beobachtet, kurz bevor die Orks in Elsmera eingedrungen waren!

Ich wanderte viele Stunden, und schreckte erst aus meinen Gedanken auf, als ich ein Rascheln im Gebüsch hörte. Es war kein Tier, denn Tiere trugen keine Schwerter. Schwerter? Nun war ich endgültig aus meinen Tagträumereien erwacht: Hinter dem Gebüsch an dem ich vorbei ging, lugte eine Schwertscheide hervor! Schnell zückte ich mein eigenes Schwert. Ich zuckte erschrocken zusammen, denn es war immer noch mit rotem Blut verschmiert. Rotes Blut! Irgendwo taten die Orks ihr Leid. Ach was, rotes Blut hin oder her, sie waren böse, durch und durch böse.
Wieder raschelte es im Gebüsch. Wieder fuhr ich auf. Diesmal ging ich auf das Gebüsch zu, und lugte dahinter. „So sieht man sich wieder!“, begrüßte mich Arég höflich, indem er mir mit seinem Schwert an die Kehle wollte, ich seinen Schlag aber blendend parierte. „Arég...“, murmelte ich, und wusste nicht was ich von dieser Begegnung halten sollte. Arég drückte fester mit seinem Schwert gegen meines. „Was machst du hier?“, fragte ich, und drückte sein Schwert mit einer Leichtigkeit die mich selbst erstaunte in den weichen lehmigen Boden, sodass es stecken blieb, und ich es Arég aus der Hand schlug. Er keuchte entsetzt, und wollte nach seinem Schwert greifen, aber ich hielt ihm die scharfe Seite meines Schwertes an die Kehle. „Antworte mir!“, befahl ich ihm mit fester Stimme. „I- ich...“, stotterte er. „ER schickt mich!“, endete er dann knapp. „Wer ist ER?“, keifte ich zurück. „Niemand kennt seinen N- Namen... Er haust im Turm von Zarin, mehr weiß ich nicht!“, sagte er zögernd, und ängstlich. Ich merkte wie seine Hand langsam zu seinem Schwert wanderte, und presste das Schwert fester an seinen Hals. „Mehr nicht?“, hakte ich nach. „D- Doch... Er beherrscht die dunkle Magie, und er hat einen Schüler, und er befehligt einen Orktrupp, und... und... er hat Diaman gefangen. Im Kerker. Experiment“, sagte er. Er röchelte nur noch, da ich mein Schwert wohl etwas zu fest an seinen Hals gedrückt hatte. Ich stieß ihn angewidert von mir, und gönnte es mit, sein Schwert im Hohen Bogen in den Fluss zu befördern. „Cucio vae, Arég!“, sagte ich verächtlich, und spuckte vor ihm auf den Boden. Arég kauerte auf dem Boden, und wischte sich mit seinem Kittel das Blut vom Hals. Rotes Blut. Ich sah weg, und ging geradewegs weiter. Diesmal ohne zu denken. Ohne an irgendetwas zu denken. Einfach nur geradeaus. Zu Diaman...

Arég konnte kaum atmen. Plötzlich zuckte er zusammen. Als würde er von einer unsichtbaren Energie angetrieben, bewegte er sich gegen seinen Willen zum Fluss hinab. Dort angekommen riss ihn die Energie von den Füßen. Ihm wurde schwindelig, und er hätte sich beinahe übergeben und erwartete bereits den harten Aufschlag, aber dieser setzte aus. Stattdessen fiel er plötzlich aus mehreren Metern Höhe hinab, und landete sanft auf dreckigen, aus Marmor gefertigten Fliesen. Über ihm war eine ebenso schwarze Decke, was ihn wunderte, denn er war ja gefallen, und zwar in den Fluss! Ihm war noch schwindelig, also schloss er die Augen wieder, und setzte sich langsam auf. Er kroch zu einer der grob beschlagenen Wände, und lehnte sich daran. Schwer atmend, versuchte er zu begreifen was gerade geschehen war. Er stützte den Kopf auf seine Knie, und wäre eingeschlafen über seinen Gedanken, hätten ihn nicht die Schritte geweckt, die zwischen den Wänden hallten. Erschrocken sprang er auf. Keine gute Idee, denn ihm wurde wieder schwindelig. Er konnte sich vor Angst kaum bewegen, denn ein schrecklicher Gedanke war ihm in den Sinn gekommen. Der Turm von Zarin, hatte vor etwa fünfzig Jahren genauso ausgesehen! Die Schritte wurden lauter, und Arég schaffte es endlich, sich zu bewegen. Er ging so schnell er konnte, und hielt sich dabei an den unebenen Wänden fest. Wenn das hier wirklich der Turm von Zarin war, hatte er gerade sein Todesurteil unterschrieben. Plötzlich kamen auch von der anderen Seite des Ganges Schritte. Er war umzingelt, man hatte ihn bereits bemerkt. Doch anstatt der Waffen die ihn vermutlich erwarteten, packte ihn eine menschliche Hand von hinten an der Schulter. Ein eisiger Schauder durchfuhr ihn. Mit zitternden Gliedern, wandte er den Kopf zu seiner rechten Schulter, auf der eine runzlige, bleiche Hand lag. Sie drückte ihn langsam vorwärts. Würde er Arég helfen zu fliehen? Aber wer... Sie kamen in einem dunklen Zimmer an. Arég stockte der Atem. Ein Kamin stand, verdeckt von einem Schreibtisch, hinter dem ein umgedrehter Stuhl stand, an der Wand, und ansonsten war der Raum leer. Nur ein durch einen Vorhang abgetrennter Durchgang war sichtbar. Als der Stuhl sich scheinbar in Zeitlupe umdrehte, blickte Arég in tief schwarze Augen. Der Blick des jungen Mannes, der da saß, durchbohrte ihn, und er spürte wie all seine Liebe, sein Glück, und die guten Gefühle aus ihm heraus gesogen wurden. Er spürte plötzlich nur noch Hass und Wut. Als er sich mit der Hand an den Hals fuhr, spürte er nur eine tiefe Narbe von Lucys Schnitt. Mehr war nicht geblieben. Die beiden Männer sprachen kein Wort miteinander, und doch schienen sie sich zu verständigen. Arég wusste das sie beide Menschen waren, aber... wie konnte ein Mensch hier überleben? Zwischen so vielen Orks? Es sei denn... Die beiden führten die Orks in den Krieg. Es sei denn sie waren ihre Anführer! Bei diesem Gedanken, spürte Arég wie eine große Macht, seine Angst unterdrückte. Vor Schmerz krümmte er sich. Dann endlich sprach der Mann auf dem Stuhl mit einer Stimme, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen würde: „Wie, heißt du, mein Schüler?“. Arég wollte seinen elbischen Namen nennen, doch er wusste ihn nicht mehr. Nicht einmal ansatzweise. „I- ich heiße...“, setzte er an, doch sein Name fiel ihm nicht ein. „Schade...“, fuhr der Mann fort. Ebenso tonlos wie er begonnen hatte. „Ich dachte du wärest stark genug um dich zu wehren. Nun, dann musst du wohl noch viel lernen! Fortan sollst du Glamog heißen!“. Seine Stimme war plötzlich befehlend geworden, und Arég gehorchte aufs Wort. Er wusste nur, dass „Glamog“ im Elbischen „Ork“ bedeutete, doch er dachte sich nichts dabei. Mein Meister... Dachte er immer wieder, ich gehorche dir. Dann fuhr er fort: „Und jetzt geh, such die verdammte Reiterin, damit ich endlich einen Schüler habe, der dem Drachen etwas befehlen kann! Locke sie hier her... Und wehe du versagst. Ich weiß immer wo du bist!“. Nach diesen Worten, verschwand der große Saal um Arég herum, und er fiel wieder. Weiter, und weiter, bis er hart auf dem Wasser aufschlug. Er war im Fluss gelandet, und kroch schnell ans Ufer. Er fühlte sich wie neu geboren, und betrachtete sein Spiegelbild im Wasser. Er sah vollkommen verändert aus. Seine elbischen Züge waren verschwunden, stattdessen blickte ihn das Gesicht eines jungen menschlichen Mannes an, der von der Sonne braun gebrannt, und mit warmen schwarzen Augen gekennzeichnet war. Ja, so konnte er an Lucy heran kommen. Er grinste ein schauriges Lächeln, und eine fröhliche Miene, gelang ihm auch nicht. Als er ins Wasser griff, spürte er, wie er Kraft aus dem Wasser schöpfte. Ohne dass er es vorher gewusst hatte, wurde ihm nun klar, dass er die Waffe als Waffe einsetzen konnte. Und er wusste genau wie ihm das gegen Lucy gelingen würde. Er machte sich nichts draus, sondern ging von Hass geleitet Lucys Fußspuren hinterher.

Ich war lange unterwegs gewesen, und es wurde bereits Abend. Ich hatte mich nicht noch einmal zu Arég umgedreht, sondern war einfach gegangen. Am Nachmittag hatte ich eine seichte Stelle gefunden um den Fluss zu überqueren, und zum ersten Mal hatte ich bemerkt, wie kalt, eisig, und gefährlich Wasser doch sein konnte. Ich stand Knöcheltief im Wasser, und meine Füße brannten. So schnell ich konnte sprang ich ans rettende Ufer. Dann hatte ich ein Feuer gemacht, und meine Schuhe ausgezogen. Sie waren blau, so als wäre eine Art Blutstau entstanden. Sie taten höllisch weh. Ob das was mit dem Wasser zu tun hatte?
Als die Sonnen langsam untergingen, kam mir eine Idee. Ich griff vorsichtig mit meiner Hand ins Feuer, auf die Gefahr hin mich zu verbrennen. Doch es passierte nichts. Im Gegenteil. Es war als fließe mir neue Kraft zu! Da meine Vermutung sich bestätigt hatte, legte ich nun vorsichtig meine nackten Füße ins Feuer. Und tatsächlich setzte mein Plan sich in die tat um. Meine Füße heilten von ganz alleine. Die blaue Farbe war verschwunden, und ich fühlte wie das Feuer nur so durch mein Blut floss. Bald bin ich bei dir Diaman. Als ich ruckartig nach meiner Decke greifen wollte, stieß eine gewaltige Energie aus meiner Handfläche hervor, und ließ die Decke verbrennen. Sie war wie weg. Nur ein Haufen Asche erinnerte noch an sie. Ich erschrak. Dann schaute ich auf meine Handfläche, und versuchte es noch einmal. Ich stand auf, und streckte meinen Arm ruckartig nach vorne. Doch es geschah nichts. Noch einmal versuchte ich es, und noch mal, und noch mal, doch es funktionierte einfach nicht. Ich ließ mich erschöpf auf den Boden fallen. Herrgott Diaman... Dachte ich wieder rund wieder. Als ich aufstand um mich schlafen zu legen, griff ich nach einigen Holzscheiten um diese auf das Feuer zu legen. Und wieder schoss das Feuer aus meiner Handfläche. Diesmal aus der linken, und noch stärker als vorher. Ich fluchte. Wieso funktionierte es immer dann wenn ich es ganz und gar nicht gebrauchen konnte? Dann fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Noch einmal versuchte ich es, doch diesmal dachte ich ganz fest an Diaman. Ich streckte meine Handfläche nach vorne, und ein Feuerstoß versengte das Gras vor mir. Jetzt hatte ich es raus! Ich jauchzte vor Freude, und legte diesmal ohne Feuerstoß mehr Holz auf das Feuer damit es nicht ausging. Ich lächelte zufrieden, und schlief auf dem blanken Erdboden ein. Meine Decke, war ja weg.



Der Segen der ein Fluch war

Arég war die Nacht durchgewandert. Er war nicht müde, oder erschöpft, denn er war immer am Fluss gegangen, und konnte aus ihm neue Kraft schöpfen. Plötzlich verschwanden Lucys Fußspuren in Richtung Wasser. Seine Sinne waren schärfer als die eines Elben, doch er konnte die Spuren nicht entdecken. Sie musste den Fluss überquert haben! Schnellen Schrittes machte sich nun auch Arég daran, den Fluss an derselben Stelle wie Lucy zu überqueren. An der anderen Seite nahm er die Fährte wieder auf. Jetzt war kein Wasser mehr da, das ihn stärken könnte. Trotzdem hatte er wertvolle Zeit eingeholt. In wenigen Tagen würden Nehcsnem erreichen. Falls die Menschenstadt das Ziel der Elbe war. Nach weiteren zwei Stunden fand Arég endlich Lucys Lagerplatz. Sie war bereits vor Sonnenaufgang aufgebrochen. Arégs Augen verengten sich, als er die vielen verbrannten Stellen am Boden sah. Was war hier passiert? Das Feuer konnte sich nicht ausgebreitet haben, denn dann wäre die gesamte Fläche verbrannt. Verwirrt schüttelte er den Kopf, und verfolgte Lucys Spur weiter. Gegen Mittag aber, wich ihre Spur nach links ab. Sie wollte also nach Otropia? Ins Reich der Feen? Er musste sich mehr beeilen als er gedacht hatte. In Otropia war Lucy viel zu sehr geschützt, durch die mächtigen Zauber der Feen.

Ich war tatsächlich früh aufgebrochen. Dank dem Feuer der vorigen Nacht, war ich gestärkt, und konnte früher losziehen. Zum ersten Mal seitdem ich Arég mein Schwert an die Kehle gehalten hatte, dachte ich wieder an ihn. Ob er noch lebte? Vermutlich nicht. Eine solche Verletzung überlebte man nur, wenn sie behandelt wurde. Und ein Dorf oder ein Haus war nicht in der Nähe gewesen. Also auch kein Mensch. Irgendwo plagten mich dennoch Gewissensbisse.
Am späten Nachmittag machte ich Rast. Weit im Westen sah ich bereits den Wald der Feen. Otropia... Ich seufzte. Wenn ich dort heil ankam, dann war ich erst einmal sicher. Denn auf die heiligen Geschöpfe konnte man sich immer verlassen, die Feen würden mich schon versorgen. Als ich meinen Wasserschlauch heraus holte und trinken wollte, zögerte ich. Was wenn ich mich wieder verbrannte? Das Risiko musste ich wohl oder übel eingehen, sonst würde ich verdursten. Also kippte ich das Wasser schnell meine Kehle hinunter. Ich wartete ein paar Sekunden, doch es brannte nicht. Also trinken konnte ich wenigstens ohne Probleme. Aber was war mit waschen? Das könnte ich auch machen solange der Ying noch in meiner Nähe war. Also suchte ich eine geschützte Stelle unter einigen Bäumen. Als ich ans andere Ufer blickte, sah ich die Druma-Wüste. Ich seufzte und musste an die Lyan denken. Ich verdrängte den Gedanken, und entkleidete mich schnell. Als ich ins Wasser steigen wollte, merkte ich, dass sich ein dünner Film Feuer um meinen Körper gelegt hatte. Er schien flüssig zu sein, und ich spürte ihn nicht. Als ich ins Wasser stieg, merkte ich, dass er meinen Körper vor dem Verbrennen schützte. Zwar berührte das Wasser meinen Körper, aber mehr auch nicht. Es schmerzte nicht. Gut, dann wusste ich das auch.

Arég schreckte auf, als er das spritzen von Wasser wahrnahm. Es war leise. Sehr leise, aber für seine Ohren zu hören. Etwa drei Meilen weit entfernt. Vielleicht war das Lucy gewesen? Na die ließ sich aber Zeit!

Ich stieg aus dem Wasser, und der dünne Film verschwand. Ich war sofort trocken, und brauchte gar nicht erst meinen Umhang als Handtuch zu benutzen. Schnell zog ich mich an, füllte meinen Wasserschlauch, und ging zurück auf den Trampelpfad der mich auch bis hierher gebracht hatte. Um ein wenig Zeit aufzuholen, sprang ich über die Steine, und summte eines der Elbenlieder die ich noch kannte. Ich fühlte mich nicht mehr so stark wie vorher, und doch stärkte mich eine andere Energie. Nämlich die der Lyan. Ich hatte sie lange nicht mehr so deutlich gespürt wie jetzt.
Spät am Abend war ich ein wenig erschöpft, und legte mich unter eine Weide. Arual war heute halb voll, und Kirsha zeigte einen wunderschönen Vollmond. Morgen in den frühen Morgenstunden würde ich Otropia erreichen.
Ich blieb lange wach. Und sah mir besonders Kirsha immer öfter an. Der Mond schien mich zu rufen. Gegen Mitternacht fing meine Haut an zu jucken, und ich musste plötzlich auf allen vieren Stehen. Meine Sinne wurden schärfer, und ich hörte das Heulen eines Wolfes in der Ferne. Ich hörte das knacken von Holz, und sah einen jungen Mann, der sich durchs Unterholz kämpfte. Ich roch frisches Blut, und konnte der unheimlichen Kraft der Lyan nicht mehr widerstehen. Ich stürzte mich auf den Mann, der nicht reagieren konnte so schnell war ich. Doch ihm gelang es zu fliehen, und sein Schwert zu ziehen.


Die Monde scheinen hell,
einer,
er ist voll,
ein zwang erwacht in mir,
und zwingt mich in die Knie.

Ich kann ihn nicht mehr halten,
es zerreißt mich innerlich,
ich beginn mich zu verändern,
ich spüre so viel Macht.

Die Monde stärken meine Sinne,
ich weiß nicht was ich tu,
ich laufe fort, ich lauf davon,
und verschwind´ im nu.


Irgendwoher kannte ich seinen Geruch, doch mein menschliches Bewusstsein wurde von dem der Lyan überdeckt. Ich rannte fast ganz verwandelt in den Wald, auf Otropia zu. Es roch nach Magie... und Feen...


Jägerin der Dunkelheit,
lautlos wie die Nacht,
liegt sie auf der Lauer,
ums Leben sie gebracht.

Ist gesprungen ohne Laut,
die grünen Augen wandern,
das Blut spritzt überall,
heult an den Mond,
und ist verschwunden.

Lang ertönt ihr Schall,
schon ist sie verschwunden,
die Beute mit ihr mit,
all das in wenigen Sekunden.

Schweißgebadet wachte ich auf, aber der Gesang verschwand nicht. Es waren Feen die das sangen. Auf eine trauernde und düstere Art und Weise, die man nicht von ihnen kannte. Meist sangen sie fröhliche Lieder...

Hat sie umgebracht,
Jägerin der Dunkelheit,
lautlos wie die Nacht,
Ihr Name ist bekannt,
ihr Name soll,
soll Lucy sein,
bekannt im ganzen Land.

Ich hörte genauer hin. Lucy? Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ich sollte eine Fee umgebracht haben? Eine Wächterin des ewigen Friedens in Otropia? Dieses Vergehen wurde meist mit dem Tod bestraft! Langsam erinnerte ich mich, wie ich mich verwandelt hatte. Ich wurde wütend. Wütend auf die Lyan. Sie hatte mir einen Fluch, keinen Segen gegeben! Die beiden Sonnen Neon und Shish standen bereits hoch am Himmel. Ich befand mich mitten in Otropia. Der Mittag war bereits vorüber. ich fühlte mich angestarrt, beobachtet, verachtet. Von überall her hörte ich Stimmen und sah Augen die mich traurig, verwundert oder sogar von Angst erfüllt ansahen. Plötzlich hörte ich in meinem Bewusstsein wieder einen Schrei. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Es war der helle Schrei einer Fee, die unter Todesqualen starb. Es war kein Traum gewesen, sondern die Realität, und nichts als die Realität!
Als ich mich wieder gesammelt hatte, stand ich auf, und ging los. Ins Reich der Feen. Mitten hinein ins Herz des Waldes. Sie würden mich ja nicht erkenne, dachte ich immer wieder um mich zu beruhigen. Mein Herz pochte immer noch so wild wie gestern Nacht.

Arégs Miene war entschlossen, und böse. Durch und durch böse. Er hatte den Elben von der Lyan erzählt die ihn angegriffen hatte. Die Feen hatten nur die Bestie gesehen, die eine der Feen umgebracht hatte. Aber er konnte durch die Lyan hindurch sehen. Es war Lucy gewesen. Er hatte keine Ahnung wie sie zur Lyan geworden war, aber sie hatte sich selbst verraten. Es war Vollmond gewesen, also hatte sie sich verwandelt. ohne dass sie es wollte. Er grinste selbstsicher.
Die Hütte in der er untergebracht war, war aus Lehm und Steinen gemacht worden. Außerdem waren Palmenblätter als Dach benutzt worden, denn vor vielen Jahrzehnten, waren die Feen von den Inseln im Handir-Meer zu uns herüber gekommen, und hatten hier Palmen gepflanzt. Sie wuchsen nur, weil die Feen für jeden Baum einzeln sorgten, also auch für Klima Veränderungen usw. Die Feen draußen unterhielten sich wild, und meistens fröhlich. Doch der Tod von einer der Feen hatte sich sofort herum gesprochen, und so herrschte eine düstere Stimmung. Fast niemand sprach, und wenn, dann nur das Nötigste. Normalerweise wurden Feen über Tausend Jahre alt. Und wenn eine starb, war dies ein großer Verlust, denn Feen vermehrten sich nur langsam. Doch plötzlich schien die Stimmung noch ein wenig unsicherer, aber fröhlicher zu werden. Ein neuer Gast war im Dorf angekommen. Es war eine junge Elbe. Die Unsicherheit war allerdings, das auch diese Elbe tiefgrüne Augen hatte. Arég runzelte die Stirn als er einige der Gesprächfetzen aufschnappte. Ja, die Lyan hatte tiefgrüne Augen gehabt, aber Lucy hatte blaue Augen. Unverwechselbare blaue Augen! Langsamen Schrittes ging er hinaus. Doch, es war Lucy. Aber sie hatte tatsächlich grüne Augen. Arég würde sie darauf ansprechen sobald sie alleine waren. Sein Plan verlief nicht allzu gut, aber wenn er es schaffte sich mit Lucy zu treffen, und zwar ganz alleine, würde es ihm vielleicht gelingen sie über das Falkengebirge zu den Orks zu locken.

Als ich bei den Feen ankam, begrüßten sie mich herzlich. Aber alle starrten mir tief in die Augen, und die Stimmung war unsicher, bedrückt, ängstlich und traurig. Auch sie wurde in einer Hütte untergebracht und mit Essen versorgt. Allerdings verließen die Feen die ihr die Mahlzeiten brachten die Hütte so schnell wieder, sodass Lucy nicht dazu kam mit ihnen zu sprechen. Ich aß also tonlos, und bekam wenig mit von dem was die Feen sprachen. Hätte ich so viel mitbekommen wie Arég, wäre ich wohl geflohen.

Eine Fee, die wohl ihre Anführerin zu sein schien, versammelte alle anderen der zierlichen Geschöpfe. Es war bereits Nacht geworden, und Arual nahm bereits wieder am, doch Kirsha schwoll an, und in etwa fünfzehn Tagen würde auch er als Vollmond am Himmel glänzen. „Wenn die Lyan wieder angreift, so wie Glamog es voraus gesagt hat, dann wir wieder eine von uns sterben, oder es wird schlimmeres passieren!“, ruft sie mit lauter heller Stimme. Die anderen Feen murmelten zustimmend. Einige riefen aus der Menge: „Sie soll sterben für das was sie getan hat!“.

Bei den Zurufen aus der Menge horchte Arég, also Glamog auf. Umbringen? Auf keinen Fall. Dann würde der Meister nicht zufrieden mit ihm sein, und das war alles was er wollte. Er musste schnell handeln, oder er würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen.

Die Feen verhandelten weiter. Nach vielen endlosen Stunden, (es war bereits nach Mitternacht), ordnete das Oberhaupt an, dass jedes Geschöpf mit dunkelgrünen Augen in ihrem Wald sofort getötet werden sollte. Diese Nachricht verbreitete sich. Und nun erfuhr es auch Lucy.

Ich beschloss noch in dieser Nacht aufzubrechen. Doch als ich bepackt vor die Hütte trat, erwarteten mich die Feen bereits. Sie hatten einen Schutzkreis um mich herum gelegt. Ich keuchte erschrocken, denn beinahe wäre ich in den Kreis hinein getreten. „W- Was?“, stammelte ich. Eine der Feen schnitt mir das Wort ab: „Es tut mir Leid, wir müssen dich töten!“, sagte sie mit einer Gelassenheit, die mich überraschte. Ich war überrascht. Ich hatte doch blaue Augen! Oder? Wie als eine Antwort auf meine Frage, hielt mir eine der Feen eine Schüssel voller Wasser hin. ich wollte sie zuerst trinken, doch dann sah ich mein Spiegelbild. Erschrocken ließ ich die Schale fallen. Meine Augen waren grün. Dunkelgrün! So wie die der Lyan es gewesen waren! Ich konnte die Feen nicht belügen, also sagte ich nichts. Doch wie befürchtet hatte ich mich bereits verraten, denn zum ersten Mal sah ich Glamog, der aus seiner Hütte kam. Mit gesenkten Blick, und doch, erkannte ich etwas in ihm wieder. Ich wusste nicht wer er war, nur das ich ihn kannte. Vielleicht aus meiner Kindheit? Darauf konnte ich mich jetzt nicht konzentrieren. Von überall her schienen Stimmen zu flüstern: „Stirb, stirb!“, doch ich hörte nicht hin. Ich wollte gar nichts hören, ich wusste nicht was ich fühlen sollte, was ich tun sollte. Erst als die Feen auf einmal herum wirbelten, als sie einen Schatten auf den Bäumen wahr nahmen. Ich fiel auf die Knie und stöhnt leise. Es war niemand anders, als die Lyan. „Da ist sie, nehmt sie gefangen, haltet sie fest!“, hörte man die Zurufe der Feen. Doch andere Feen wiederum sahen mich und die Lyan abwechselnd an. Ehrfürchtig sah ich zu der Lyan hinauf. Sie sah so edel aus wie zuvor. Genauso stolz und aufrichtig wie ich sie gekannt hatte. Aber ihr Blick war vorwurfsvoll, vernichtend und demütigend zugleich. Betroffen sah ich zu Boden. Elegant sprang die Lyan von den Bäumen hinab, griff die Feen jedoch nicht an, sondern sprach mit ihnen: „Ich weiß längst was geschehen ist, ich bin die letzte Lyan. Doch vor einigen Tagen gab ich einen Teil meiner Kräfte an diese Elbe dort weiter!“, mit einem Kopfnicken deutete sie zu mir. „Sie wusste nicht damit umzugehen, und verwandelt sie nur jede Vollmondnacht in eine Voll-Lyan. Sie wusste nicht was sie tat, als sie die Wächterin umgebracht hat“, fuhr sie fort. Sie wirkte ruhig, doch ich wusste das sie alle Muskeln zum Sprung angespannt hatte, um sich zu verteidigen wenn es nötig wurde. Ich blickte auf, und sah der Lyan direkt in die nun traurigen Augen. Sie murmelte scheinbar ein: Tut mir Leid. Dann wandte sie sich wieder den Feen zu, die auf sie einredeten: „Das ist keine Entschuldigung für das was sie getan hat!“, rief eine laut. Ich kniete mich hin, und sagte leise zu den Feen: „Ich weiß. Bestraft mich, nicht diese Lyan“. Doch die Feen zögerten. Plötzlich trat ihre Anführerin aus dem Schatten der Bäume. Wortlos löste sie den Schutzkreis auf der mich umgab, und wandte sich zu der Lyan. Sie sahen sich nur kurz an, dann sagte das Oberhaupt der Feen: „Unter den gegebenen Umständen, werde ich euch ziehen lassen. Ich befürchte jedoch, dass wir uns nur allzu früh wieder sehen werden...“. Ich verstand nicht, was sie damit meinte. Die Lyan scheinbar doch. Nun endlich erhob Glamog seine Stimme. „Ich werde mit ihnen ziehen!“. Seine Stimme war so hart wie Stahl, und so kalt wie Eis, und hatte einen unterwerfenden Ton in sich. Die Lyan tapste vorsichtig zu ihm, und blickte ihm tief in die Augen. Glamog hielt ihrem Blick sogar für kurze Zeit stand. Dann wandte er den Kopf ab. Die Lyan blickte nun wieder mich an. Inzwischen war ich aufgestanden. Sie schien unsicher, doch sie willigte ein Glamog mitzunehmen. Ich nickte, und bedeutete den Feen, dass wir bereits heute Nacht losziehen wollten. So geschah es. Die Feen gaben uns Proviant mit, und wir zogen noch in den frühen Morgenstunden los.

Felicitas

Nur einmal fragte ich die Lyan nach dem geschehenen. Doch sie antwortete mir nur mit einem Blick, der all den Schmerz und die Angst widerspiegelte die sie erlitten hatte. Ich wollte mich entschuldigen, dass ich sie einfach so allein gelassen hatte, doch sie sagte nur, dass ich keine andere Wahl gehabt hätte. Am liebsten hätte ich ihr widersprochen, doch ich wagte es nicht. Ich dachte es nur, in der Hoffnung die Lyan würde meine Gedanken wieder lesen: Man hat immer eine Wahl.

Glamog benahm sich normal. So normal wie es für ihn eben möglich war. Er sprach kaum, aß wenig, und vertrieb sich die Zeit um mit mir zu üben. Schwertkampf, Bogenschießen und einige andere Dinge. Nachts blieb er lange auf, und hielt am längsten Wache. Doch die Lyan hatte immer ein Auge auf ihn. Ich auch, aber aus einem anderen Grund.
Am nächsten Morgen brachen wir bereits früh in Richtung Norden auf. Nun hatten wir genügend Proviant, und mussten nicht erst durch die Städte der Menschen reisten. Glamog wollte die wissen wohin wir gingen. Er ging einfach mit, egal wohin.
Mittags, als Glamog auf der Jagd war, fand ich endlich Zeit mit der Lyan zu sprechen. Zuerst wollte ich sie noch einmal fragen, wie sie es geschafft hatte ihre Verletzung zu heilen, doch das schien mir eher unpassend. Sie saß, den Blick in den Norden gewandt auf einem Felsplateau. Ich setzte mich wortlos neben sie, und betrachtete den, vom Nebel getrübten Norden. Dort irgendwo, war das Falkengebirge. „So weit ist es nicht mehr. Und du bist dir sicher, dass Diaman dort ist? Ich meine im Turm von Zarin?“, fragte sie unsicher. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Sicher war ich nie, doch ich denke es. Und ich muss sie befreien!“, sagte ich mit fester Stimme. Doch meine Unterlippe zitterte. „Und wie willst du sie befreien? Ich meine den Turm zu stürmen wäre nicht leicht...“, sagte sie Lyan humorlos. Ich nickte betrübt. „Mein Plan ist, keinen zu haben...“, sagte ich dann nach kurzem Zögern.
Nach einer weiteren Stunde kehrte Glamog zurück. Er hatte einen Hirsch erlegt, den er nun zubereiten wollte. Doch ich winkte ab. Ich schnippte mit den Fingern, und der Hirsch ging in Flammen auf. Glamog schrie entsetzt auf. „Was soll das du verdammtes Biest?“, fauchte er mich an. Ich schrak zurück. Glamog? Was war los mit ihm? „Ich wollte doch nur helfen!“, murmelte ich, und deutete auf den Hirschen, dessen Fell verbrannt war. „So geht es schneller...“, fügte ich hinzu. Glamog murmelte etwas, entschuldigte sich aber nicht für sein ungestümes Verhalten. Mir kam er immer verschlossener, und seltsamer vor. Die Lyan war aufgestanden und stand neben mir. „Pass auf, wem du vertraust“, sagte sie, und setzte sich ans Feuer.
Als ich mein üppiges Abendessen aß, dachte ich über die Worte der Lyan nach. Vertraute ich Glamog? Er kam mir so vertraut und doch so gefährlich vor. Ich dachte über seinen Namen nach. „Ork“. Das war es, was mir alles andere als gefiel. Glamog... Er war ein Mensch, wieso aber war sein Verhalten dem der Elben so ähnlich? Er hatte dieselben Reflexe, wenn nicht sogar schnellere als ich, und konnte ebenso gut mit dem Schwert umgehen. Ich betrachtete ihn von der Seite, wie er immer wieder Holzscheite auf das Feuer legte und zum Himmel empor sah. Auf einmal blickte er mich an. Sein Blick schien mich zu durchbohren, doch es schmerzte nicht. Etwas schien die Kraft seiner Augen abzuschirmen, und ich wusste dass es weder die Kraft der Lyan, noch das Feuer in mir war. Als ich an die Lyan dachte, und einen leichten Schlenker mit meiner rechten Hand machte, breitete sich das Feuer plötzlich zu Glamog hin aus. Es versengte die gesamte Wiese um ihn herum in zwei Metern Umkreis, doch er blieb verschont. Ich hätte beinahe die Schüssel fallen lassen, und sah Glamog weiterhin an. Er schien nichts bemerkt zu haben. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er mich an, wandte dann jedoch schnell seinen Blick wieder zum Himmel hinauf. In wenigen Tagen würde wieder Vollmond sein. Diesmal würde Kirsha voll sein, und ich hatte immer noch nicht gelernt die Kraft der Lyan einzusperren, sie nicht nach außen dringen zu lassen. Ich machte mir schon lange Sorgen darüber. Besonders, weil ich Glamog oder die Lyan töten könnte!

Am nächsten Morgen sah die Welt schon ganz anders aus. Besser gesagt gar nicht. Denn überall war Nebel. Dichter Nebel, und Glamog hatte große Schwierigkeiten zu sehen. Das war das einzige was ich und die Lyan besser konnten als er. Normalerweise waren alle seine Sinne schärfer als meine, oder die der Lyan, doch seine Augen schienen geschwächt im Gegensatz zu seinen anderen Fähigkeiten.
Wir kamen nur langsam voran, da wir (sogar ich und die Lyan) nicht weiter als einen Meter sehen konnten. Als es heller wurde, konnten wir dennoch nicht viel weiter sehen als zuvor. Einmal fragte Glamog: „Ist hier am Falkengebirge immer so viel Nebel?“. Die Lyan antwortete nur knapp: „Ja“. Ich wusste dass sie Glamog nicht vertraute, und das zeigte sie auch, doch ich konnte nicht anders als ihm zu vertrauen.
Als der Nebel sich gegen Abend lichtete, sahen wir dass wir weit nach Osten statt nach Norden gegangen waren. Ich stampfte wütend mit dem Fuß auf. Verdammt. Doch mein Wutausbruch wurde von einem kläglichen Fiepen unterbrochen. Ich schrak auf, und Glamog ebenso. Die Lyan blickte in die Dunkelheit. Ich sah in dieselbe Richtung wie sie. Zuerst sah ich nur zwei Aasgeier die einen Klumpen umflogen der auf dem Boden lag und zuckte. Als ich vorsichtig Näher ging, sah ich, dass der Klumpen ein stark verletzter Falke war. Er war kaum größer als meine Faust, und sein linker Flügel war seltsam abgespreizt. „Ich erlöse ihn...“, sagte die Lyan zu mir, und wollte mit ihrer Pranke ausholen. Doch ich stoppte sie. „Nein!“, widersprach ich. „Ich befreie ihn“, endete ich. Ich nahm meinen Bogen und tötete die beiden Aasgeier. Die Lyan sah mich zweifelnd an als ich den Falken in die Hände nahm, der sich wand, jedoch der Ohnmacht nahe war.
Ich hatte einige heilende Kräuter entdeckt, und machte über dem Lagerfeuer eine Brühe aus den Kräutern die höllisch stank, aber helfen würde die Verletzung zu heilen. Ich hatte einen Streifen Stoff von meinem Umhang abgerissen, und benutzte ihn für den Umschlag. Vorsichtig richtete ich den Flügel des Falken, der auf meinen Knien lag und noch nicht mal mehr die Kraft hatte sich zu wehren. Gut so, denn vor seinen Krallen und vor seinem Schnabel hatte ich allen Respekt! Als der Umschlag fertig war, suchte ich eine Haarnadel aus meiner Tasche heraus, und klemmte das Ende des Verbandes so fest, das es lange halten würde. Den Rest der Kräuter packte ich in meinen Beutel nachdem sie getrocknet waren. So musste ich nicht immer wieder nach neuen Kräutern suchen.
Die Lyan kam zu mir, und Glamog starrte uns wütend an. „Ich bin dagegen das er mitkommt!“, sagte die Lyan zu mir. Ihre Miene war entschlossen und grimmig. Ich sah erst sie, dann Glamog an. Dann seufzte ich. „Hast du schon mit ihm geredet? Der macht ja eine Miene... Ich meine er ist immer so schlecht gelaunt aber...“, sagte ich zögernd. Die Lyan nickte. „Ja, ich hab schon mit ihm geredet. Er ist seltsam. Er zeigt seine Gefühle nicht, und wir kennen ihn kaum!“, sagte sie. Es kam mir so vor als wolle sie auf mich einreden. „Ich rede noch mal mit ihm!“, sage ich schließlich, und fügte etwas leiser hinzu: „später...“. „Später ist keine Zeit mehr! In zwei Tagen spätestens werden wir bereits am Falkengebirge angekommen sein!“, fauchte sie wütend. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. „Na gut, rede du mit ihm“, fügte sie etwas ruhiger hinzu. „Aber bald!“, sagte sie etwas lauter bevor sie sich zum gehen wandte, und für den Rest des Tages verschwand. Sie war schon irgendwo genauso seltsam wie Glamog dachte ich. Nur anders.
Meine Gedanken überschlugen sich, und ich beschloss zu schlafen. Als ich aufstehen wollte, bemerkte ich den schlafenden Falken auf meinem Schoß. Ich lächelte. Ach wäre es schön wenn ich der Falke wäre. Wenn mich aller Krieg der Welt nichts angehen würde. Wenn ich frei wäre.
Ich spürte einen Luftzug an meinem Gesicht. Es war Glamog der an mir vorbei ging. Mit wehendem Umhang. Seine Miene wirkte entschlossen, und er ging in dieselbe Richtung wie die Lyan.

Glamog, also Arég, ging der Lyan nach. Ihre Spuren waren natürlich noch frisch, so fand er sie schnell. Er war leise, doch nicht leise genug. Die Lyan hörte ihn bald, und sprach zu ihm: „Wenn du gekommen bist um mir zu sagen warum du wirklich mit uns kommst, dann erzähl es nicht nur mir sondern auch Lucy!“. Glamog senkte den Blick und schielte zu der Lyan hinauf. Sein Blick war düster, und spiegelte Wut, und Hass wider. Die Lyan sah das aufblitzen von Metall, und spürte wie Glamog einen Dolch an ihre Brust hielt. „Nein, deshalb bin ich nicht gekommen. Tut mir Leid, aber ich muss dich leider aus dem Weg schaffen große!“, sagte er selbstsicher lächelnd. Doch scheinbar hatte er die Entschlossenheit der Lyan nicht bedacht. Sie holte aus, in der Hoffnung ihm die Klinge aus der Hand zu schlagen, doch wieder war Glamog schneller als sie. „Wer... Nein, was bist du?“, fragte die Lyan ratlos und Angsterfüllt. Glamog log nicht als er sagte: „Ich weiß nicht wer, oder was ich bin. Ich weiß nur dass ich böse bin. Böse, durch und durch!“. Mit diesen Worten stieß er der Lyan den Dolch in die Brust. Doch plötzlich nahm er einen Schatten war, dann ein grelles Licht, und dann ein Schwert an seiner Kehle. „Arég...“, murmelte Lucy.

Ich hatte ihn endlich durchschaut. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein? Es war die ganze Zeit niemand anderes als Arég gewesen! „Arég...“, murmelte ich noch einmal. „Verräter!“, schrie ich dann, und eine Woge Feuer stieß aus meinem Schwert hervor. Doch sie berührte Arég... also Glamog nicht einmal. Ich erschrak, zeigte das jedoch nicht. Glamog grinste ebenso selbstsicher wie zuvor. Dann stieß er mein Schwert sanft zur Seite und sagte: „Feuer und Wasser sind zwar Feinde, können sich jedoch selten etwas anhaben!“. Er lachte höhnisch und fuhr fort: „Du hast meine Verkleidung durchschaut... Ich weiß zwar nicht wie, aber du hast es tatsächlich geschafft!“. Ich sah ihn ängstlich an. Das war nicht Arég. Arég war nie so verlogen und selbstsüchtig gewesen wie dieser junge Mann der hier vor ihr stand. „Wer ist dein Auftragsgeber? Wieso tust du das? Was tust du überhaupt? Wieso wolltest du die Lyan töten?“, sprudelte es aus mir heraus. Doch Arég neigte nur den Kopf zum Abschied, und rannte davon. Ich wollte ihm nach rennen, doch eine gewaltige Pranke hielt mich zurück. „Lass ihn. So bald wird er nicht wiederkommen!“, sagte die Lyan. Doch etwas in ihrer Stimme verriet mir, dass sie das nur gesagt hatte um mich zu beruhigen. Er hat versucht dich umzubringen, wollte ich sagen, doch als ich der Lyan in die Augen sah, merkte ich, dass auch sie genauso empfand wie ich. Auf einmal kam sie mir nicht nur wie eine Freundin, sondern wie meine Mutter oder meine ältere Schwester vor, die immer auf mich aufpassen würde wenn ich in Schwierigkeiten wäre.
Als wir zum Lager zurückkamen, fanden wir alles genauso vor wie wir es verlassen hatten. Ich hatte den Falken vorsichtig in meinen Umhang eingebettet, in dem er ruhig schlief. Ich betrachtete ihn von der Seite. Es war ein stolzes und edles Geschöpf wie die Lyan, und doch so klein und zierlich. Vom Körperbau her könnte es ein Weibchen sein... Über diesen Gedanken, schlief ich neben dem Falken ein.

Als ich aufwachte, sprang der Falke bereits aufgeregt neben meinem Kopf herum. Als schien er zu warten. Ich nahm ihn, noch halb verschlafen, vorsichtig auf die Hand. „Na, das heilt doch gut!“, sagte ich, und der Falke schien sich zu freuen. „Wie heißt du eigentlich? Ach ja, Tiere haben ja meistens keine Namen. Aber wie wäre es mit...“, ich überlegte. Dann wollte ich ihr einen elbischen Namen geben, aber dann entschied ich mich doch für... „Felicitas! Genau, Felicitas sollst du heißen. Ist das in Ordnung?“, fragte ich den Falken. Der Falke sprang aufgeregt auf meiner Hand herum, und wäre fast hinunter gefallen, doch ich hielt ihn fest und fing an zu lachen. Felicitas lachte mit, und gab glucksende Geräusche von sich.
Die Lyan war zu uns gekommen, und besah sich ebenfalls den Flügel des Falken. „Das wird schnell heilen. In zwei oder drei tagen wirst du wieder fliegen können“, sagte sie zu Felicitas. Da kam mir eine Idee: „Kannst du eigentlich mit Tieren sprechen? Du bist doch ein Tier, oder?“, fragte ich die Lyan interessiert. Die Lyan schüttelte grinsend den Kopf. „Ich verstehe nur die Sprachen der meisten Raubkatzen, aber die der Vögel verstehe ich nicht. Wenn man es genau nimmt sind Menschen ja eigentlich auch Tiere... Nur höher entwickelt!“, sagte sie. „Schade...“, sagte ich enttäuscht, und packte meine Sachen zusammen. Nachdem die Lyan die Feuerstelle gelöscht hatte, gingen wir los. Wieder zu dritt. Die Lyan, Felicitas, und ich.
Es war ein schöner Morgen, und es ging uns allen gut. Besonders Felicitas, die immer wieder von meiner rechten, zu meiner linken Schulter hüpfte. Die Lyan und ich amüsierten uns über den aufgeweckten kleinen Falken, und trieben allerlei Späße. Nun kam mir die Stimmung mit Glamog noch düsterer vor. Wenn er da gewesen war, konnte niemand lachen. Vielleicht lag es aber auch daran, das die Sonnen warm auf uns herab schienen. Doch dann dachte ich wieder an die Vollmondnacht, die in drei Tagen stattfinden würde. Ich fragte die Lyan danach. „Ich glaube nicht, dass diesmal etwas geschehen wird, denn wenn eine Lyan sich verwandelt, dürstet sie nicht nach Blut, sondern nach Magie, und davon gab es natürlich viel in Otropia!“, sagte sie. Und wenn sie das sagte, musste es ja stimmen. „Sind eigentlich alle Lyane einmal Menschen gewesen?“, fragte ich. Die Lyan antwortete nicht direkt, doch dann sagte sie: „Ja, vor vielen Jahrtausenden sollten die Lyane angeblich aus einem Stamm der Menschen entsprungen sein. Er hat angeblich eine aller Raubkatzenarten dieser Welt getötet, und wurde dann selbst zu einem gejagten Tier. So soll es vielen passiert sein, und über viele Tausend Jahre hin breiteten wir, die Lyane, uns aus“, erklärte sie dann. „Also ist jede Lyan ein bisschen Mensch?“, fragte ich. „Wenn man es genau nimmt, und die Geschichte wahr ist: Ja!“, antwortete die Lyan. Ich nickte. Ich fand es spannend viel über die Lyane zu erfahren, und einfach aus Interesse, zog ich die oberste Karte aus meiner Tasche heraus, in der sich auch die übrigen Karten befanden. Es war eine Lyan darauf abgebildet, mit wenigen Informationen, und zwar genau denen, die ich bisher von der Lyan erfahren hatte. Ich steckte die Karte wieder zurück, und streichelte Felicitas, die Klickgeräusche von sich gab. „Du bist wirklich schnell wieder fit geworden. Wenn doch jeder so schnell wie du seine Ängste vergessen könne... Du hattest doch Angst vor den Aasgeiern, oder?“, flüsterte ich leise, und Felicitas klickte zustimmend. Ich lächelte.


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Über den Autor

Liyane
Hallo ihr Lieben :)
Ich bin Marie und ich bin 24 Jahre alt und schreibe nur so zum Spaß.
Ich freue mich wenn ihr mir Feedback gebt oder mich sogar abonniert!

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koollook Mir gefällt die Geschichte. Dein Stil lässt sich schon etwas erahnen, obwohl noch einige Fehlerchen dabei sind. Man merkt, dass du gute Literatur liest, von der du gelernt hast, gut zu schreiben.
Vor langer Zeit - Antworten
Liyane Herrje das ist ja peinlich... das ist schon etwas älter...^^
Vor langer Zeit - Antworten
Liyane -.- - Wer bist du denn?
Vor langer Zeit - Antworten
Gast lol - is ja lol!(cool)
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Gast Lob - Also marie ich muss sagen das ich deinen Anfang schon ziemlich spannened finde gut gemacht!!!

lg Katrin
Vor langer Zeit - Antworten
Gast naja - naja
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