Beschaffung von Grundnahrungsmitteln Sehr bald wurde bemerkt, dass die Deutschen lieber Kartoffeln als Kascha mochten.Also sollten Kartoffeln in der Kolchose beschafft werden.Mit dem Baustellenkipper ging es hinaus – die lange Lagerstraße entlang und irgendwo zur Kolchose.Aber nicht ein Kartoffelfeld war unser Ziel, nein – ein Rübenacker, wo wir Rüben zu verziehen hatten.Als „Zugpferd“ war unsere Kommissarin mitgekommen, die wahrlich jeden angiftete, der ein Wort Englisch sprach. Sie sah darin den Klassengegner.Wir begannen in einer Reihe. Und dann voran! Das Unkraut war ungleich höher als die zarten Rübenpflänzchen. Nach kurzer Zeit hatte unser „Natschalnik“ die Führung übernommen und war bald am Horizont verschwunden. Wir wurden nun Zeugen von der Tatkraft durch Überzeugung. Wahnsinn!Doch wie änderte sich unsere Ansicht, als wir ihre Furche kontrollierten und keine noch so kleine Pflanze sahen…alles war weg. Aber, sie war vorne dran!In meiner Erinnerung hat sich noch verankert, dass wir am Mittag neben einer Stolowaja lagerten. Die Gäste machten sich einen Spaß daraus, einem halbwüchsigen Zigeunerburschen ein Glas mit Sto Gramm Wodka zu spendieren und der trank es ohne Wimpernzucken aus. Wenig später kam ein echter Offizier des Weges und ich fühlte mich zum ersten Mal echt gut, mit langem Haar und einem Stirnband in russischer Uniform. Ich brauchte nicht zu salutieren.Die ganze Aktion brachte uns 4 oder 5 Kisten mit Kartoffeln.Eine völlig andere Episode war unsere „Hühnerjagd“. Der Hunger auf Fleisch hatte schon schlimme Formen angenommen. So beschlossen wir an einem Wochenende, zum Hühnerklauen auszurücken. Es war ein heikles Unterfangen, denn es widersprach allen Grundsätzen eines sozialistischen Studenten. Klauen und das im Lande Lenins.Aber der Hunger oder der Appetit oder die Vorstellung vom Hähnchen am Grill – lecker!!!!Ich glaube wir waren drei, drei mutige Räuber, die da los geschlichen waren.Irgendwo grenzte ein Grundstück an die Baustelle und wir hörten von dort das Gackern der Hühner. Also schlichen wir so leise wir konnten um das Grundstück, doch je näher wir dem Geflügel kamen, desto lauter wurde deren Geschrei. Da wir uns völlig im Unklaren waren, wie wir diese Flattertiere bändigen sollten, distanzierten wir uns vom „Vorhaben Huhn“ und gingen auf Gemüsejagd. Mit ein paar Kartoffeln und Möhren kamen wir zurück und am Lagerfeuer (u kastjor) brieten wir die Schätze und träumten dabei von köstlichen Hühnern.Manchmal war am Abend noch Zeit zum Baden. Der „Finnische Meerbusen“ war nicht weit, nur der Strand war wenig attraktiv. Am Ufer erinnerten Betonblöcke an den letzten Weltkrieg. Die wenigen Badetage genossen wir sogar mit Almut und Bärbel von den Bauings. Eines Abends war unser Ufer besetzt. Im Unterholz stand ein Bus und auf Decken am Strand lagerte ein Horde Unbekannter. Schnell fanden wir heraus, dass es Kolchosniki waren, die hier wild campten. „Campingplätze“ gab es eher nur in den Touristenzentren.Wir schauten erst von Weiten zu, aber schnell winkten sie uns herüber und wir kamen ins Gespräch. Eine Bäuerin zeigte ihr Ringertalent, indem sie alle Bauern auf die Decke warf und alle Umstehenden riefen „Nasch Schaputinski!!!!“(Sow. Ringer).Dann wurde ein köstliches Abendbrot ausgepackt und es gab fettes Fleisch und Cognac zum Probieren.Noch heute kann ich mich an die wunderbaren Happen erinnern, denn wir waren doch ausgehungert.