Fantasy & Horror
Ich würde mir ein Feuerwehrauto bauen - Rückblende in die Zukunft

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"Ich würde mir ein Feuerwehrauto bauen - Rückblende in die Zukunft"
Veröffentlicht am 08. Juli 2009, 6 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich boykottiere Dich Realität
Ich würde mir ein Feuerwehrauto bauen - Rückblende in die Zukunft

Ich würde mir ein Feuerwehrauto bauen - Rückblende in die Zukunft

Beschreibung

Bislang noch nicht zu meiner Zufriedenheit, aber ich arbeite dran.

Tick, Tack, Tick, Tack, Tick Tack, Tick, Tack, Tick, Tack – Seit ich klein bin begleitet mich dieses Ticken. Früher habe ich sie angefleht aufzuhören, aber heute weiß ich, dass sie das nicht tun wird. Egal was ich mache, sie tickt immer weiter und meine Kopfschmerzen hören einfach nicht auf. Aber ich werde nicht wieder schreien, denn sonst kommen die Pfleger zurück und pieksen mich. Ich habe Angst vor Nadeln. Und vor den Schmerzen. Also summe ich bloß leise vor mich hin und versuche das Ticken zu übertönen. „Tick, Tack, Tick, Tack“ – Wenn ich meine Stimme höher klingen lasse, dann tickt sie lauter. Sie hasst mich. Oder sie will mir etwas sagen, so ganz sicher bin ich mir darüber nicht. Ich habe versucht ihre Sprache zu lernen, aber der Rhythmus scheint sich stündlich (sie kann es ja abzählen) zu ändern. Wenn die Sonne untergeht, dann kann ich spüren, wie sie ihre Zeiger auf mich richtet. Will sie mich anklagen? Einmal habe ich meiner Mama erzählt, dass die Zeiger nach mir greifen. Daraufhin hat sie mich geschlagen. Und dann hat sie geweint. Ich habe ihr nie wieder von den Zeigern erzählt. Ein Pfleger hat mir ein Bild von Dali gezeigt,  mit dahinschmelzenden Uhren. Ich möchte meine auch einschmelzen, vielleicht ist sie dann verformbar. Ich würde ein Feuerwehrauto daraus machen. Die mag ich nämlich gern. Aber die Pfleger sagen, ich soll damit nicht spielen. Vielleicht weil ich sie damit einmal nass gespritzt habe. Sie verstehen wenig Spaß. Die Riemen haben an den Armen weh getan, aber sie wollten mich nicht losmachen. Ich bin böse. Das haben sie gesagt und meine Mama sagt, die Pfleger haben immer Recht. Meine Mama versteht mich nicht und deshalb kommt sie auch nur selten zu Besuch. Deswegen schlafe ich einfach wenn sie kommt. Dann findet sie mich süß und nimmt mich in den Arm. Ich mag es nicht wenn sie mich anfasst, aber irgendwie ist es auch schön, denn sie ist warm und riecht nach den Mottenkugeln, die immer in unseren Kleiderschränken liegen.

 

Heute gab es Wackelpudding, den esse ich am liebsten. Also war ich den ganzen Tag still, damit ich auch Essen bekommen habe. Hier gelten andere Regeln als draußen. Da ist die freie Welt und hier sind wir. Ich will gar nicht anders sein, aber meine Mama sagt, das liegt in der Familie. Ihre Mama war auch so. Jetzt bin ich allerdings müde und eigentlich würde ich lieber schlafen, aber das Ticken hält mich davon ab. Die Zeiger kommen wieder näher, aber ich kann ihnen ausweichen. Meine Fingernägel sind lang gewachsen und ich kann sie als Schwerter verwenden. Das ist hilfreich, aber ich darf es niemandem sagen, sonst nehmen sie mir die Waffen ab. Und die brauche ich, damit ich hier irgendwann raus kann.

 

Die Polizeiakten sind eindeutig. Er muss den kleinen Jungen stundenlang mißbraucht haben. Mit Fesseln an das große Metallbett gebunden. Und als ob das nicht gereicht hätte, mit Drogen gefügig gemacht. Das Zimmer ist leer, bis auf ein rotes Feuerwehrauto. Es riecht nach Mottenkugeln, aber die Schränke sind leer. Das Ticken der Uhr an den Wänden kann einen wahnsinnig machen. Und dann ist überall Blut. Ich kann nicht sagen, dass er es nicht verdient hat in seinem Blut zu liegen, ausgeweidet wie ein Reh. Verdammt, meine Frau wollte heute Abend Wild machen. Ich glaube mein Magen will sich auf Links drehen. Und dann sehe ich in diese Augen, kein Zwölfjähriger sollte so schauen können. „Die Zeiger haben nach mir gegriffen.“ Er kichert irre und summt leise eine Melodie.

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LadyLy
Ich boykottiere Dich Realität

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Chimera Gewagtes Spiel.... - ... mit den Perspektiven der Geschichte und einer ausgefallenen Thematik.

Selbstbetrachtungen des Protagonisten, der dann im letzten Abschnitt ebenfalls betrachtet wird, als Opfer, welches zum Täter geworden sein muss, in das Blickfeld eines anderen Menschen gerät.
(Falls ich es richtig verstehe ;-) )

Gefällt mir gut dieses Werk, auch wenn ich gerne für den letzten Abschnitt etwas klarere Bezüge bevorzugen würde. Und natürlich etwas mehr Hintergrund und wenn auch nur angerissen ;-)

Danke auf alle Fälle, die Lektüre hat mir heute den Morgen versüßt :-)

Liebe Grüße
Chimera
Vor langer Zeit - Antworten
Boris irgendwie klappt die Beschreibung - der personellen Bezüge nicht
Who is who
Der Irre - der Täter
er hat einen 12 Jährigen "ausgeschlachtet"?!

LG Jürgen
Vor langer Zeit - Antworten
Lili wie versprochen... - ... noch mein kommentar! hab die story ja schon eher gelesen, aber dass sie mir nicht im mindesten entfallen ist, zeigt deutlich, wie gut sie war! wirklich super gelungen! ich schließe mich einfach allem lob hier an! wirklich super ausgedacht und aus sicht eines kindes klasse geschrieben und wenn dus sogar noch ausfeilst, gibt jeder leser freiwillig für den moment seine körperliche existenz auf, denn er wird gefangen im geschehen!

liiiebe grüße,
Lili
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Re: Moin! ich bin platt -
Zitat: (Original von Dragonfly am 09.07.2009 - 19:43 Uhr) Respekt Ly. Das war das erste mal seit langem, das mir jemand Gänsehaut auf die Arme gejagt hat. Wow, dieser Text haut mich um.
Tue ich selten, aber das wird ein Favorit.
ein Dicker und lange Zeit der letzte.... Hammer.
(niederknie)
LG
Stefan


Oh ähm, steh doch bitte wieder auf, mit knienden Männern kann ich nicht so umgehen. *lacht* Verdammt, wie bekomm ich denn nun meine Favos? Muss ich wirklich mehr Kurzgeschichten schreiben?

Liebe Grüße auch dir
Lychen
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Re: Schwerter? -
Zitat: (Original von Luzifer am 09.07.2009 - 19:33 Uhr) Fingernägel können die besten Waffen darstellen, wenn man sie richtig pflegt und einzusetzen weiß. Was die Geschichte angeht. Komischerweise habe ich mich nicht gegruselt. Ich habe mich nur gefragt, wann er sein inneres Ende findet.
Trotz meines mangels an gruseln, ist diese Geschichte aber sehr gut geschrieben und liest sich auch dementsprechend.

LG, Luzifer


Es hätte mich auch gewundert, wenn du dich gegruselt hättest. *lacht* Aber solange sie dir gefällt - Ist es mir eine Freude.

Liebe Grüße
Ly
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Re: mylady -
Zitat: (Original von Himmelskind am 09.07.2009 - 15:32 Uhr) du machst mir angst...grusel

lg

birgit


Liebe Birgit,

auch wenn das hart klingt - Hier war das gewollt. *lacht*

Liebe Grüße
Ly
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Schwerter? - Fingernägel können die besten Waffen darstellen, wenn man sie richtig pflegt und einzusetzen weiß. Was die Geschichte angeht. Komischerweise habe ich mich nicht gegruselt. Ich habe mich nur gefragt, wann er sein inneres Ende findet.
Trotz meines mangels an gruseln, ist diese Geschichte aber sehr gut geschrieben und liest sich auch dementsprechend.

LG, Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Re: O_O -
Zitat: (Original von ObiRide am 09.07.2009 - 12:19 Uhr) Eine sehr gelungene Geschichte die du da geschrieben hast.
Nur kreist in meinem Kopf jetzt nach dem Lesen immer ein und die selbe Frage.
War der Junge wirklich in einer Anstalt wie es am Anfang rüberkommt? War er wirklich geisteskrank?
Oder hat er sich all das nur durch die Drogen mit dene er gefügig gemacht wurde eingebildet?
Wurde er am Ende von einem Irren entführt und hat seinen Peiniger im Drogenrausch getötet?
Alles was der Junge erzählt im Grunde nur Einbildung? Halluzinationen im Drogenrausch und der Versuch des Gehirns den Geist des Kindes irgendmöglich vor der Pein zu schützen?
Fragen über Fragen die zumindest ich mir stelle und die Verwirren wenn man versucht Antworten zu finden, doch das macht die Stimmung nur noch besser nd zwar um einiges besser.
Sehr gelungener Text also.
LG, Tobi


Lieber Tobi,

so ein langer Kommentar und von mir nur kurze Worte. Aber du wolltest ja keine Antworten. *grinst* Von daher danke ich dir lediglich und hoffe dich weiter als Leser faszinieren zu können.

Ganz liebe Grüße
Lychen
Vor langer Zeit - Antworten
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