Romane & Erzählungen
Sarahs Riese

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"Sarahs Riese"
Veröffentlicht am 06. Juli 2009, 22 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ich versuch immer alles hinzubekommen und mache daher immer zu viel...
Sarahs Riese

Sarahs Riese

Sarahs Riese

Es war ein grüner Garten, in dem Sarah lebte. Es war ungefähr zwei Jahren her, asl sie entdeckt hatte, dass sie mehr im Garten lebte als in dem alten Haus, dass ihre Eltern ihr hinterlassen hatten. Sarah hatte den Tod Ihrer Eltern bei einem Verkehrsunfall nur mit sehr großen Schmerzen überwunden. Seit jenem Tag im August vor vier Jahren, hatte sich ihr Leben verändert. Sie hatte in Ihrer Trauer keine Unterstützung in ihrem Freund Andy gefunden, und sich mit ihm dann in dieser Phase überworfen. Andy  hatte innerhalb von 10 Wochen danach bereits eine Neue, wie er sagte, aber Sarah hätte schwören können, das die ganze Geschichte vor Ihrer Trennung begonnen hatte. So hatte sie allein gelassen von Ihren Eltern und ihrem damaligen Freund sich Nächte auf After Work Parties  herumgedrückt und mehr oder weniger erfolgreich Männer kennen gelernt. Die bestechende Erkenntnis jedoch war, dass die meisten Kerle lediglich mit ihr ins Bett wollten. Die schnelle Nummer suchten sie. Am gestrigen Abend jedoch war sie einem begegnet, der den Bogen weit überspannt hatte. Er hatte noch auf dem Weg von der Party zu seiner Wohnung abklären wollen, ob sie auf Analverkehr stünde und als sie diesbezüglich Ihre Zweifel äußerte, sie an de nächsten U-Bahnstation hinausgeworfen, weil wie er sagte, sie ihn nicht weiterbrächte. Sie war, dadurch dass sie mit öffentliche Verkehrsmitteln zu Ihrem Auto kommen musste, dann erst kurz vor Morgengrauen in ihren Garten heimgekehrt. Für einen Moment nur hatte sie sich in den Liegestuhl legen wollen, den sie am Nachmittag mitten auf dem Rasen, nach der bereits so wunderbar wärmenden Sonne ausgerichtet hatte. Ihr waren Tränen der Wut in die Augen gestiegen. Warum konnte sie keiner lieben wie sie war. Sie war zu der Erkenntnis gekommen, dass sie vermutlich geistig zu klein war für diese Welt. Sie fand dass sie erbärmlich nach Schweiß stank, wie ein armes kleines Mütterchen, das seine besten Jahre schon weit hinter sich gelassen hatte. Offensichtlich hatte sie wohl vom Schicksal die Bestimmung abbekommen, ein geschlagener Köter zu sein. Vieles war schief gegangen. Da war ihre erste Schwangerschaft. Irgendwie hatte sie es ja schon immer gewusst, das Kind würde todgeboren und so war es dann auch eingetreten, sie hatte die Schwangerschaft abbrechen müssen. Das passte auch perfekt in das Schicksal hinein, dem sie sich beugen musste. Ebenso, wie ihre beste Freundin die sich erhängt hatte, weil Sarah keine Zeit für sie hatte, als sie wieder in Mitten einer schweren Depression steckte.

Nun, diesen Abend lag sie im Liegestuhl und die Tränen der Wut erlagen zunehmend Verzweiflung und tiefer Müdigkeit. Sarah hatte die Augen geschlossen und wie hätte es auch anders sein sollen, flog genau in diesem Augenblick eine Krähe über sie hinweg und ließ eine Nussschale auf Saras Haare fallen. Sie erschrak auf das Heftigste und schüttelte ihren Kopf durch den Schreck so stark, dass ihre Tränen in das satte grüne Gras fielen. Als sie sich wieder beruhigt hatte sah sie dort wo die Tränen den Rasen berührt hatten, aus dem Rasen kleine Dampfwolken aufsteigen. Grad wie die Ringe die manche Leute mit dem Rauch ihrer Zigarette blasen, stiegen sie empor, genauer betrachtet schienen sie in Aufwärtsrictung zu rollen.
Die Innenseite jeden Ringes färbte sich gelblich und mit einem Mal strahlten helle Strahlen in das Zentrum der Ringe. Ein Geräusch siedenden Wasser ertönte und  die Ringe wuchsen immer schneller zu einem beträchtlichen Durchmesser von über einem Meter heran und während sich ihr Licht in ein Dunkles Blau wandelte erhellten sie Saras Garten. Einer der Ringe stellte sich senkrecht und Stob auseinander. Während seine Unterkante den Boden berührte wirkte er wie ein Torbogen an der hinteren Seite des Gartens. Als ob der Garten an dieser Stelle nicht enden wollte und man nur durch dieses Tor hindurchschreiten musste, um den Garten unendlich werden zu lassen. Das Blau der Ringe verfiel in ein Kobaltblau und vermengte sich schlussendlich mit der schweren kühlen Nachtluft die Maiennächte so unvergleichlich kraftvoll werden lassen.

Wieder schreckte Sarah hoch, sie fröstelte stark und musste offensichtlich eingeschlafen sein. Man träumt manchmal merkwürdige Dinge, dachte sie, und ganz besonders wenn man unkomfortabel liegt. Irgendetwas drückt sie im Rücken. Zu ihrer Überraschung musste sie feststellen, dass es eine halbe Walnuss war, auf der sie lag. Langsam begann sie zu Überlegen, an welcher Stelle ihrer Erlebnisse sie wohl eingeschlafen sein musste. Irgendwie schien sie diese Ringe und den Größten von ihnen, den Torring noch zu spüren und sie bekam eine Gänsehaut. Es erschien ihr wohl weniger wie Angst, als wie eine starke Kraft, die hier am wirken war und sie genoss es, ihrer weiblichen Intuition folgen zu dürfen und beschloss in genau diesem Moment, hinten  zum Zaun hin eine Hecke anzulegen, die sich V-förmig in den Garten hinein öffnete und dort wo sie hinten zusammenlief und auf die Wiese traf, in einen Großem Torbogen leiten sollte. Sie blieb, auch wenn ihr kalt war noch eine Weile wie gebannt liegen und sog die Kraft der satten Frühlingsnacht in sich auf, bis es durch den in den Wolken versteckten Wetterumschwung, jene dicken Maien-Regentropfen zu regnen begann, die sie zwar genoss, sich aber dann doch entscheiden ließ ins Haus zu gehen. Sie streifte mit den Schuhen in der Hand durch die Wiese, genoss das feuchte Gras zwischen den Zehen und stieg am Haus angekommen, die drei halbkreisförmigen, immer schon gnubbelig wirkenden Stufen zum ebenso halbkreisförmigen Erker hinauf. Dabei sah sie einige Grashalme aus der Fuge zweier Stufen herausragen, die sie beschloss, demnächst mal zu entfernen zu wollen. Im Aufschließen der Gartentür, die in den Erker führte, bemerkte sie wie die vier Halme des Grases schienen auch sie wie der Torring aus ihrem Traum kobaltfarben zu glimmen. Sobald sie jedoch hinschaute und versuchte, sich auf sie zu konzentrieren, entzog sich das Glimmen ihrer Augen und es standen da normale in der Dunkelheit schwarz wirkende Gräser.

Sarah schüttelte den Kopf und  betrat den Erker. Das Parkett  knackte gewohnt unter ihren Füßen. Nach kurzer Überlegung das Süßigkeitenfach auszuräubern, beschloss sie danndoch deer Versuchung zu wiederstehen und ging auf direktem Wege zu ihrem Schlafzimmer, putze ihre Zähne und genoss es, all die traurigen Gefühle des Abends hinter sich zulassen, indem sie sich auf das wunderschöne Ziel konzentrierte gleich am nächsten Morgen in den Baumarkt zu fahren und einen Torbogen zu kaufen, sowie einige Buschpflanzen. Eibenbüsche oder so. Sie würde sie vor dem Zaun anpflanzen, um es somit aussehen zu lassen, als ob man, wenn an den Torbogen durchschritt durch die Büsche hindurch, in einen weiteren Garten geleitet würde. Was für eine erfüllende Idee.

In dieser Nacht träumte Sarah von zwei großen Händen, die in der Erde buddelten. Sie waren steinalt und ihrer Haut war rau wie Eichenrinde. Sie waren in ihren Abmaßen mehr als viermal so groß wie ihre. Die Erde die sie empor schaufelten war warm und dampfte. Je tiefer diese Hände gruben umso unerträglicher wurde die Hitze des Erdinneren, bis schließlich reine Lava zum Vorschein kam. Sarah versuchte zu warnen, doch die Hände wuschen sich in der Lava und sie schien ihnen nichts anzuhaben. Sie hoben Handvoll für Handvoll heraus und formten eine Weide aus der zähflüssigen Lava. Die Weide stand brennend in feurigem Rot da und an ihrer Spitze färbten sich die Flammen in dieses zarte Blau einer Bunsenbrennerflamme. Dies Blau stieg wiederum wie Ringe empor und auch diese verdunkelten sich zu kobaltfarbenem Licht, das sich die sich mit der Umwelt verschmolz.  
 

Als Sarah am nächsten morgen aufwachte schaute sie als Erstes aus dem Fenster. Es war einer dieser diesigen verregneten Tage, die einen kurz vor Sommeranfang noch, die Sehnsucht nach einer heißen Tasse Tee verstärken. Mit einwenig Wehmut stellte sie fest, dass die gelben Butterblumenpunkte bereits zu einem Großen Teil verschwunden waren und schon viele, durch den Regen verklebte Pusteblumen zu sehen waren. Nur mit ihrem Schlafshirt  bekleidet ging sie hinab in die Küche und setzte im Teekocher heißes Wasser auf. Für gewöhnlich lies sie dieses Regenwetter traurig werden. Sara war eine richtige Sonnenanbeterin. Als sie sich auf den knarrenden Küchenstuhl sinken lies und ihre müden Augen rieb, schien das üppige Grün, dass sie durch die Fensterkreuze sah, nur durch den monoton fallenden Regen erst möglich zu sein. Der Rasen war lange schon nicht mehr gemäht worden. Am Anfang aus reiner Nachlässigkeit, später jedoch hatte es jedes mal wenn sie ihn mähen wollte, begonnen zu regnen.  Irgendwie durchzuckte sie das Bild der Grashalme zwischen den Stufen des Erkers.  Sie goss ihren Tee auf und schritt langsam in den Erker und öffnete die Tür und betrachtet die Grashalme. Nein! Sie würde sie nicht herausreißen. Sie ging hinaus auf die Wiese und der Regen fiel in ihr müdes Gesicht. Er war erfrischend und nur kalt wenn er auf ihr Schlafshirt fiel. Der Ast eines Baumes, hatte sich unter dem satt getränkten Grün des Regens soweit herabgeneigt, dass er ihr über den Kopf strich. Sarah folgte einem inneren Ruf und entledigte sich ihres Schlafshirts und kniete sich nackt in das viel zu lange Gras. Neben ihr stand die Liege, auf der sie gestern Nacht diesen merkwürdigen Traum gehabt hatte, doch diesmal legte sich Sarah nicht auf sie, sondern in Seesternhaltung mit dem Rücken in die regendurchflutete Wiese und schloss die Augen. Sie begann am ganzen Körper zu zittern und der Regen fiel ihr nun direkt ins Gesicht. Sie spürte wie er auf ihre Brüste fiel, auf den Bauchnabel, den Unterbauch, die Oberschenkel, die Kniescheiben, die Füße und wie er kitzelnd in ihren Achselhöhlen hinablief.

Warum tat sie das ? Was in der Welt hatte sie dazu bewogen sich nackend in den Regen zu legen ? Was wenn die Nachbarn sie beobachtet hatten ? Egal, es fühlte sich gut an, also war es gut. Nach einigen Minuten stillen Daliegens griff sie ihr nunmehr vollends durchtränktes Shirt und ging zurück ins Haus. Wieder begannen die Grashalme zwischen den Stufen zu glimmen, aber das wunderte sie nicht mehr, denn es war für sie ohnehin nicht zu verstehen, was sie da tat und dieser Gedanke lies sie breit grinsen. Sie nippte am Tee und genoss diesen frischen Geruch. Die Haut ihres gesamten Körpers fühlte sich durch die Gänsehaut ganz straff an. Es wurde höchste Zeit sich heiß zu duschen.
 

Irgendwie ließ sie dieses Grinsen nicht mehr los. Den ganzen Tag über stellte sich die normalerweise einkehrende „Regendepression“ auch nicht mehr ein. Selbst die Tatsache, dass es nicht aufhören wollte zu regnen und sie somit nicht gleich Ihren Pflanzungsaktivitäten nachgehen konnte, lies sie emotional kalt. Sie hatte den Hölzernen Rosenbogen, den sie in der Gartenabteilung des Baumarktes erstanden hatte, in den Garten geschleppt und die Büsche ebenso. Dann war sie hineingegangen uns hatte sich eine Thermoskanne voll Milchkaffee gemacht, einen Regenmantel übergezogen sowie warme Socken und Gummistiefel, um dann im strömenden Regen die Erde auszuheben. Die ganze Zeit hatte sie das Bild aus ihrem Traum , das Bild dieser riesigen Hände vor Augen, welche die glühende Lava heraushoben, um sie zu einer Weide zu formen. Lava die zäh wie Drachenblut der Erde entsprang. Leben das aus Mutter Erde geboren und so lebensdurstige Bäume wie den Weiden innewohnte, die mit ihren Trieben überall herausstießen, wo ihnen beim Kappen die Äste geraubt wurden. Für jede Einschränkung im Leben, für jeden Ast, den man ihnen stahl, kamen mehr als 10 neue Ruten aus der Wunde getrieben, wie die Köpfe eines Drachen, die dreifach nachwuchsen wenn sie abschlagen wurden. Den Verlust mit dreifachem Leben zu beantworten, war ein wunderbares Bild. Unter der Regenjacke begann sie zu schwitzen und sie spürte die Schweißperlen auf ihrer Haut herabrinnen. Heißes Drachenblut gekühlt von reinigendem Regen, der die Erste Wässerung der eingesetzten Büsche garantierte.

Sie hatte alle Büsche eingepflanzt und ihrer Wurzeln sorgfältig mit Sand abgedeckt und es war ein wenig Aushub übrig geblieben, den sie beschloss auf dem gesamten Rasen zu verteilen. So hatte sie den Sand zu einem Haufen in der Mitte des Rasens geschippt, dort wo sie sich am Morgen in den Regen gelegt hatte. Sie wollte ihn später mit der Harke auseinander harken.

Doch gerade in dem Moment, als sie sich umdrehte, um eine Harke aus dem Schuppen zu holen, begann es zu grollen. Sarah nahm an, dass es ein Gewittergrollen war und beschloss nach getaner Arbeitdas Schauspiel angemessen zu genießen. Sie zerrte sich im Geräteschuppen einen dieser Campingstühle heraus, die Andy dagelassen hatte, zog die Kapuze der Regenjacke vom Kopf, goss sich einen Kaffee aus der Thermoskanne ein und betrachtete ihre neuen grünen Lebensgefährten und den Bogen. Was für ein Fest diese üppig nassgrüne Natur betrachten zu dürfen.

Und wieder begann es zu grollen, viel tiefer, sonorer als ein Gewittergrollen und viel gleichförmiger, aber auch dumpfer. Die Erde begann beben und ein stiller Schrei entfuhr ihrer Seele. Der Haufen Erde den sie aufgeschüttet hatte, schien sich zu schütteln wie ein nasser Hund, er brach auf und schleimig schien das Regenwasser sich einen Fluchtweg zu bahnen. Ein intensiver Geruch, ähnlich dem Geruch von extrem starker Transpiration, machte sich breit. Sarah mochte den Geruch von Schweiß eigentlich nicht, doch brachte dieser spezielle Geruch ein Art aus der Erde geborenen Geborgenheit in ihr zurück. Sie kannte den Geruch, wenngleich sie sich sicher war, ihn in Ihrem Leben nie zuvor so wahr genommen zu haben zu haben. Der Geruch wurde ganz plötzlich unerträglich stark, er war an und für sich nicht störend, nur einfach zu intensiv. Inzwischen hatte sich der kleine Sandhaufen gerade wie ein riesiger Maulwurfshügel zu einem über einen Meter hohen Berg aufgeworfen. Die aufbrechenden Erdkruste war mit kobaltfarbenen Licht gefüllt, das eine ungeheure Energie auszuströmen schien. Grasnaben wurden mit ungeheurer Wucht umhergeworfen und Sarahs Seele begann bald schon im Einklang mit der dieser Energie zu schreien. Wieder setzte das Zittern ein, dass sie bereits am Morgen schon ereilt hatte, als sie sich dort in das Gras gelegt hatte.

Plötzlich begann das Blaue Licht, wie ein Lichtbogen zu summen und mit einem Schlag explodierte die Kuppe des Berges, wie ein riesiger Pickel, der seine Eiter auswirft. Die blaue Strahlen stoben in atemberaubender Geschwindigkeit aus dem Zentrum kreisförmig in alle Richtungen und als sie Saras Augen erreicht hatten, wurde sie so geblendet, dass ihr das Augenlicht erlosch. Ihr Körper krampfte sich zusammen und sie begann sich zu übergeben. Der Schrei Ihrer Seele begann sich von da ab, zu einem übermäßig lauten Wimmern zu wandeln. Sie versuchte die Lehnen des Stuhles zu ertasten, um sich gewahr zu werden, dass sie immer noch bei Sinnen war und um sich festzuhalten.

Der Haufen hatte nun die Form eines kleinen Vulkankraters angenommen, dem Lava entfuhr. Wieder sah sie die Hände die sich nun aber aus diesem Krater herausreckten, umspült von glühender Lava. Doch woher wusste sie das ? Wie konnte sie sehen, obwohl sie geblendet dort auf einem vollgekotzten Campingstuhl saß.

Sie begann Bilder vor sich zu sehen, die Ihrem Inneren zu entspringen schienen.

Etwas entfesselt sich dort aus dem Krater, etwas mit vertrautem aber zu intensiven Geruch, etwas das ihre Seele zum Wimmern, nein, zum Weinen brachte. Es erhob sich mit Eichener Haut und blauweidenen Haaren ein Gestalt aus mitten ihrem Garten. Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie ein Gesicht. Eine feuchte vorgestreckte Unterlippe in Handtellergröße ließ diese Gestalt aussehen, wie ein kleines Kind das beginnt eine Schippe zu ziehen um zu weinen. Die Augen waren nicht zu sehen, sie konnte sie nur fühlen. Ein ganz kleines Kind stand in Riesengestalt vor Sarah und begann zu in ihr zu weinen. Dann sank der Riese auf die Knie und schleppte sich auf allen vieren durch den Torbogen auf das Ende des Grundstückes zu, entlang der Furt aus den neu gepflanzten Büschen. Der herabhängende Ast eines Baumes strichen im über das blaue Haar und es verfingen sich vier Haare zwischen seinen Blättern. Bei genauerem Betrachten fiel Sarah auf, dass das auch dieser Ast einem Riesen gehörte.  Es war der Arm einer hoch aufragenden Riesin, deren Augen ebenso wenig sichtbar aber spürbar waren. Sie schleuderte die vier Haare auf die Stufen des Erkers.

Sarah folgte mit ihrem inneren Blick aber unmittelbar danach wieder dem Riesen der in ihrem Garten geboren worden war. Gerade eben war er an den neu gepflanzten Büschen vorbeigezogen und sie ließ ihm ihren Blick folgen, ging mit ihm, obwohl sie sitzen blieb. Und als sie plötzlich und unerwartet fand, dass sich ihr Garten dahinter unendlich erstreckte, musste sie lächeln. Genau in diesem Augenblick brach die Sonne durch die  Wolken und wärmte sie tief in ihrem Herzen. Vor ihr lag ein großes Feld, das lachsfarbene Erde hatte. In circa hundert Metern Entfernung zog sich eine Knickbepflanzung durch das Feld. Zu seiner Linken lag ein weiteres Feld, dass in hellem Ocker gefärbt war. Etwas unterhalb dieses Feldes lag ein weiteres, dessen Farbe dunkel braun, ja umbrafarben war. Und dieses war am bedrückendsten in Sarahs Seele, denn auf ihm stand ein altes Haus, ganz ähnlich dem Haus ihrer Eltern und irgendetwas rief: „Du musst brechen! Brechen mit dem was Dich bestimmte“ So nahm Sarah einen großen Kamm und kämmte das Feld, grad als ob sie es bestellen wollte und der begeisterten Zureden ihrer Seele. Sie gab Acht, dass sie den Knick mit seinem üppigen Grün nicht mit unterpflügte. Wie weißliche Streifen kam die Untererde herauf und vermischte sich mit dem Umbra erst zu einem hellen Braun dass sich später in ein Beige vermengte.  Sie versuchte immer um das Haus herum mit ihrem Kamm zu pflügen doch es blieben braune Streifen zurück. Als sie diese Arbeit so gut es ihr möglich war, beendet hatte und sich umdrehte, um in ihren Garten zurückzukehren, sah sie durch die Fenster des Hauses wieder die Hände des Riesen, der ihr bedeutet etwas neues aufzubauen. Und nun begriff sie, dass sie keine Angst haben musste das kleine Haus zu zerbrechen und unterzupflügen, um die Streifen des überschatteten Feldes vollends zu zerschlagen und den Riesen in sich zu befreien

Sie wurde ohnmächtig.
 

Sarah erwachte aus ihrer Ohnmacht nach ihrem Gefühl, circa 5 Minuten später dadurch, dass sie schwitzte. Die Abendsonne musste sie schon eine Weile beschienen haben und gemeinsam mit der Luftfeuchtigkeit hatte sie der Regenmantel wohl stark schwitzen lassen. Wie benommen saß sie da. Zunächst nahm sie wieder den Geruch wahr, der sie umgab. Er war auf ein erträgliches Niveau abgeflaut. Vielmehr hatte sie das Gefühl, dass er in seiner Intensität ein wundervolles Ausmaß angenommen hatte. Er war wunderschön und sie atmete ihn tief ein. Sie atmete ihren Schweiß mit Genuss ein und in Ihrem Kopf waren noch die Bilder dieser drei Felder in den Farben Beige, Lachs und Ocker. Sie hatte zwar Angst die Augen zu öffnen da sie vermutete erblindet sein zu können, doch durchströmte sie ein unendlicher Mut, sodass sie sie einfach ohne weiteres nachdenken kraftvoll aufschlug und auch unmittelbar begriff, dass sie wieder sehen so sehen konnte, wie sie es immer getan hatte.

Vor ihr lag, als wäre nichts geschehen der kleine Sandhaufen des Aushubs mitten auf dem Rasen und es war auch nichts mehr davon zu sehen, dass sie sich übergeben hatte. War sie wieder eingeschlafen ? Nein! Sie war Zeuge geworden wie ein Riese geboren worden war. In Ihr war ein Riese geboren, der das Leiden Ihrer Kindheit mit sich genommen hatte, der Sie das Haus Ihrer Ängste und Selbstzweifel hatte zerbrechen und unterpflügen lassen, um eine helle wunderschöne Farbe eines beigefarbenen Ackers inmitten anderer bunter Ländereien hervorkommen zu lassen, den es zu bestellen galt.. 

Sarah stand auf und schritt entlang der neu gepflanzten Büsche. Wenngleich sie auch physisch schnell am Ende ihres Gartens angekommen war, so ließ sie ihren Blick über die Felder streifen, die nur sie sehen konnte und plötzlich fiel ihr auf, dass hinter ihrem Zaun eine Weide stand. Und wieder musste sie lächeln, Sie war nicht klein und dem Schicksal ergeben, sie war ein Kind aus Mutter Erdes Schoß, mit all der Kraft der Erde und all dem Jahrhundert altem Wissen, das ihr und den Riesen innewohnte.
 

Als sie zurück ging strich ihr wieder der Ast de Riesin über den Kopf und erst jetzt erkannte sie, wie Häufig diese Riesin sie schon sanft gestreichelt hatte und sie eilte zur Erkertreppe auf der plötzlich aus der Ritze, wo das blau glimmende Gras zuvor gestanden hatte, vier satte Kornblumen wuchsen. Sara kniete sich zu ihnen und küsste sie. Jede einzelne von ihnen.

Sarah pflegte diese Blumen und gab acht auf sie, wie auf ihren eignen Augapfel.

Erst 3 Jahre später schnitt sie diese ab, gemeinsam mit dem einzigen Mann, dem sie diese Geschichte je erzählt hatte, um sie ihrem Sohn in seine Wiege zu legen; ihrem Sohn, den sie nach seiner Geburt, der Geburt eines weiteren Riesen in Ihrem Leben, nun begrüßen durfte.

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regenkind
Ich versuch immer alles hinzubekommen und mache daher immer zu viel...

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regenkind Re: hey - Hihi...Einfach danke
Zitat: (Original von Luzi am 06.07.2009 - 15:53 Uhr) gelibtes regenkind. nee es ist klasse und ich habe auch am anfang etwas gestutzt weil ich dachte, was der typ kan nauch hochdeutsch? ;-) aber es las sich sehr gut und schön und toll bestimmt schreiben dir andere genigte leser dasselbe. mich haste positiv überrascht und ich bin froh das ich es gelesen habe.hihi
Vor langer Zeit - Antworten
Luzi hey - gelibtes regenkind. nee es ist klasse und ich habe auch am anfang etwas gestutzt weil ich dachte, was der typ kan nauch hochdeutsch? ;-) aber es las sich sehr gut und schön und toll bestimmt schreiben dir andere genigte leser dasselbe. mich haste positiv überrascht und ich bin froh das ich es gelesen habe.hihi
Vor langer Zeit - Antworten
regenkind Re: oh wie - He Große,
hab lange nichts von Dir gehört...Bist im Regen versunken ?
Dass Dir das gefällt ehrt mich wiederum. Ich habe ja nie groß Texte eingestellt, meine geblödelten Gedichte waren wohl eher das, was ich zur Schau stellen wollte..., naja vielleicht auch das ein oder andere mit etwas tieferem Gefühl...Aber dass es DIr gefällt, stachelt mich zum weitermachen an :o)
Danke und Lieber Berliner Gruß zurück...
Zitat: (Original von Luzi am 06.07.2009 - 13:49 Uhr) wundervoll mein lieber. diese geschichte ist wunderschön und könnte für ein kinderbuch sein, wenn es nicht so viel für die erwachsenen bereit halten würde... ich denke mal über meinen riesen nach.. machmal spüre ich ihn.. machmal...

sei lieb gegrüßt mein berliner
Vor langer Zeit - Antworten
Luzi oh wie - wundervoll mein lieber. diese geschichte ist wunderschön und könnte für ein kinderbuch sein, wenn es nicht so viel für die erwachsenen bereit halten würde... ich denke mal über meinen riesen nach.. machmal spüre ich ihn.. machmal...

sei lieb gegrüßt mein berliner
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