Biografien & Erinnerungen
Du brachtest mir Vanille-Eiscreme

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"Du brachtest mir Vanille-Eiscreme"
Veröffentlicht am 27. Juni 2009, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Du brachtest mir Vanille-Eiscreme

Du brachtest mir Vanille-Eiscreme

Beschreibung

Ein ungewöhnlicher Text für meine Verhältnisse, nehme ich an. Ich hoffe, er gefällt euch dennoch. Ich neige nicht dazu, persönliche Gedanken direkt niederzuschreiben, doch soll dies meine Ausnahme sein: die warme Farbfotografie meiner allerschönsten Erinnerung.

Derweil ich hier sitze und diese Zeilen niederschreibe, während heißer Kaffee sein gemütliches Wohnzimmeraroma verbreitet und unaufdringliche Gitarrenmusik in diversen Moll-Tonarten die Stimmung unterstreicht, sind so viele Jahre ins Land gezogen, seit du und ich die großen Pläne schmiedeten. Einige dieser Jahre gingen hell strahlend auf wie neue Sonnen, während andere wie braunes Laub von den Bäumen der Zeit fielen, um im nassen Rinnstein trauriger Erlebnisse zu zergehen.

Du hast deinen Weg gefunden, wenngleich du einige Male falsch abgebogen sein magst, seit unsere Hände einstmals die Umklammerung lösten, auf dass unsere Wege sich gabelten und niemals wieder zusammenfinden sollten. Eine Tatsache, die so feststeht wie ein Fels in der Brandung und die mich dennoch nicht traurig stimmt. Denn einst brachtest du mir Vanille-Eiscreme, und das ist alles, was zählt.

So ist dies meine schönste Erinnerung, sorgsam aufbewahrt im eichenhölzernen Memoirenkästchen, eingeschlossen im wärmsten Zimmer meines Gedankenspeichers. Eine Erinnerung die mich zum Lächeln bringt, wenn ich sie zur Hand nehme. Ob du wohl auch lächeln würdest, wenn ich dir das Bild vor Augen brächte?

Vielleicht hole ich jene Erinnerung gerade heute vom Speicher, entferne die Spinnweben und streiche liebevoll mit den Spitzen meiner Finger über dieses Bild, weil ich diese Zeilen in der quälenden Hitze eines Gewitterabends schreibe.

Denn damals waren die schwülen Tage ebenso wenig zu ertragen wie der heutige. Jener Sommer - in meiner Erinnerung ein Meer aus heißen Nachmittagen und nicht minder verschwitzen Abenden - ließ uns selbst in unserer jugendlichen Unbekümmertheit vor übermäßiger Bewegung zurückschrecken.

Erschwerend kam das Drama um mein linkes Knie hinzu. Erinnerst du dich? Die Operation? Zu viele Krankenhausaufenthalte an den wärmsten Tagen des Jahres? Die Verärgerung über all die ruinierten Sonnenbäder? Nein, jenen Sommer sollte ich nicht zu Fuß durchschreiten, nicht allein und nicht mit dir.

Schließlich bauten wir unseren eigenen Sommer zusammen. Ohne überfüllte und gechlorte Freibäder, ohne ausschweifende Touren durch die Natur im Kreis vergänglicher Freunde und ohne ausgedehnte Spaziergänge unter einem in unendliches Rot getauchten Abendhimmel.

Es hieß, du und ich gegen den Rest der Welt. Sie waren Goliath, wir waren David. Und wir gewannen, denn du warst im Sturm mein Leuchtturm und ich dein Schiff ins Paradies.
Wir benötigten nicht viel für unseren Sieg, weißt du noch? Wir hatten das kleine Ferienhaus deiner Eltern, das etwas abseits der Badestelle unter hohen Kiefern stand. Wir hatten diese kleine Küche mit den altmodischen Schränken, hatten das winzige Bad mit den giftig grünen Fliesen und der Dusche, die nur kaltes Wasser für uns übrig hatte. Wir hatten das eingestaubte Sofa, das sich mit ein wenig Mühe in ein viel zu hartes Bett verwandeln ließ. Wir hatten uns. Und ohne es zu wissen, lebten wir dort für wenige Tage diese Zukunft, von der wir in bunten und bewegten Bildern träumten und die uns nie erwarten sollte.

Jene Tage, die du und ich im Schutze der Zweisamkeit verbrachten, bilden den Rand der wunderbaren Fotografie, die ich aus den Tiefen angestaubter Erinnerungen gezogen habe, um sie nun unter kindlich leuchtenden Augen zu betrachten.

Doch würde ich dir natürlich allzu gern das ganze Foto zeigen, denn nicht der Rand bildet das Motiv, sondern das Zentrum.

So richte ich denn mein gesamtes Augenmerk auf die Mitte des Bildes, die mir in gefärbter Wärme entgegenstrahlt. Die Wärme eines einzelnen Abends, eines einzelnen Momentes.

Denn an jenem Abend brachtest du mir Vanille-Eiscreme.

Vielleicht erinnerst du dich daran, dass ich noch immer keine weiten Strecken gehen konnte, da mein Knie unbedingt seine unangenehm pulsierenden Schmerzen ausstrahlen musste. Und vielleicht weißt du auch noch, dass Vanille damals meine liebste Geschmacksrichtung war, wenn es um Eiscreme ging. Ganz sicher jedoch weißt du noch, dass du mir welche bringen wolltest.

Du gingst allein zur Eisdiele hinauf, die in der Nähe der Badestelle lag und für gewöhnlich bis zum Abend geöffnet hatte. Abermals wurde jener Abend von der gigantischen Woge einer Hitzewelle heimgesucht. Und so ranntest du, so schnell du konntest, zurück zu mir, damit sich das Eis auf dem Rückweg nicht in ein hinfortfließendes Zuckerrinnsal verwandelte und du mir lediglich eine aufgeweichte Waffel anbieten konntest.

Natürlich liebten wir uns an jenem Abend, und mag dies auch nicht von besonderer Magie gewesen sein, da wir es bereits zuvor getan hatten und noch viele weitere Male tun würden, so war es dennoch wahrhaftig. Und trotzdem erreichte diese Wahrhaftigkeit nicht die Vollkommenheit des Augenblicks, als du keuchend atmend mit der Vanille-Eiscreme zur Tür hereinkamst und mir dein schönstes Lachen schenktest. Ja, ich bin mir sicher, du erinnerst dich und würdest nun ebenso lächeln wie ich.

Ich erwähnte bereits, dass seit jenem Moment viel Wasser die Flüsse dieser Welt hinuntergeflossen ist, und ich erwähnte ebenso, dass unser Bund nicht für die Ewigkeit geschmiedet sein sollte. Ja, unser gemeinsamer Weg endete nicht nur unter Tränen, sondern ebenso unter Wut, unter Anfeindungen. Er endete unter Hass.

Doch sollte all dies vergänglich sein, und so sind die bitteren Emotionen zu ausgebleichten Bildern verkommen, die ihre Bedeutsamkeit längst eingebüßt haben. Selbst die Geistesfotografien der schönsten und ausgedehntesten Augenblicke, die ich mit dir verbringen durfte, vergilben an den Rändern und verblassen längst im Zentrum ihres emotionalen Wertes.

Nur dieses eine Bild gedenkt, nicht zu verblassen, nicht zu vergilben, nichts von seinem Wert einzubüßen. Umso sorgfältiger bewahre ich es in meinem kleinen Kästchen auf, behüte es vor Unwetter und selbst vor Sonnenschein. Und so mögen weitere Jahre an mir vorüberziehen, gute wie schlechte. Falten werden sich in mein Gesicht hineinschleichen, um zu verweilen. Vieles wird erblühen und wieder verwelken. Doch, was auch geschieht, ich werde mich daran erinnern wollen, dass du mir Vanille-Eiscreme brachtest. Und dann werde ich lächeln.
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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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PhanThomas Re: Re: Re: Kannst du eigentlich -
Zitat: (Original von Luzifer am 14.07.2009 - 09:50 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 14.07.2009 - 09:42 Uhr)
Zitat: (Original von Luzifer am 14.07.2009 - 08:59 Uhr) ein Genre nicht schreiben? Vor einigen Jahren hättest du mir mit so einem schönen Text tatsächlich noch Tränen entlocken können.
Manche Gedankenbilder sind aus gutem Grunde für die Ewigkeit in uns verankert. Jeder jedoch hat seine für ihn abgestimmten. Manche die guten, andere die schlechten.

Liebe Grüße,
Luzifer
Hallo Luzifer,

lieben Dank. :-) Ich hab auch die schlechten Pendants noch in Erinnerung, leider. Die legt man ebenso wenig ab. Aber dieses hier überwiegt glücklicherweise.
Und, hm, was ich noch nicht geschrieben habe, ist eine Geschichte nach Lovecraft'schem Vorbild. Aber das hole ich nach, sobald ich mir das Necronomicon reingepfiffen hab. :-)

Liebe Grüße
PhanThomas


Ich gehe mal davon aus, dass du seinen Roman meinst und nicht das Necronomicon ansich. Das (den Roman) müsste ich mir auch noch zu Gemüte ziehen. =)
Hihi, gibt's doch so zu kaufen. Ist aber einfach nur 'ne Geschichtensammlung, keine Angst! Ein Romantyp war der Herr Lovecraft ja gar nicht. :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Re: Re: Kannst du eigentlich -
Zitat: (Original von PhanThomas am 14.07.2009 - 09:42 Uhr)
Zitat: (Original von Luzifer am 14.07.2009 - 08:59 Uhr) ein Genre nicht schreiben? Vor einigen Jahren hättest du mir mit so einem schönen Text tatsächlich noch Tränen entlocken können.
Manche Gedankenbilder sind aus gutem Grunde für die Ewigkeit in uns verankert. Jeder jedoch hat seine für ihn abgestimmten. Manche die guten, andere die schlechten.

Liebe Grüße,
Luzifer
Hallo Luzifer,

lieben Dank. :-) Ich hab auch die schlechten Pendants noch in Erinnerung, leider. Die legt man ebenso wenig ab. Aber dieses hier überwiegt glücklicherweise.
Und, hm, was ich noch nicht geschrieben habe, ist eine Geschichte nach Lovecraft'schem Vorbild. Aber das hole ich nach, sobald ich mir das Necronomicon reingepfiffen hab. :-)

Liebe Grüße
PhanThomas


Ich gehe mal davon aus, dass du seinen Roman meinst und nicht das Necronomicon ansich. Das (den Roman) müsste ich mir auch noch zu Gemüte ziehen. =)
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Kannst du eigentlich -
Zitat: (Original von Luzifer am 14.07.2009 - 08:59 Uhr) ein Genre nicht schreiben? Vor einigen Jahren hättest du mir mit so einem schönen Text tatsächlich noch Tränen entlocken können.
Manche Gedankenbilder sind aus gutem Grunde für die Ewigkeit in uns verankert. Jeder jedoch hat seine für ihn abgestimmten. Manche die guten, andere die schlechten.

Liebe Grüße,
Luzifer
Hallo Luzifer,

lieben Dank. :-) Ich hab auch die schlechten Pendants noch in Erinnerung, leider. Die legt man ebenso wenig ab. Aber dieses hier überwiegt glücklicherweise.
Und, hm, was ich noch nicht geschrieben habe, ist eine Geschichte nach Lovecraft'schem Vorbild. Aber das hole ich nach, sobald ich mir das Necronomicon reingepfiffen hab. :-)

Liebe Grüße
PhanThomas
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Kannst du eigentlich - ein Genre nicht schreiben? Vor einigen Jahren hättest du mir mit so einem schönen Text tatsächlich noch Tränen entlocken können.
Manche Gedankenbilder sind aus gutem Grunde für die Ewigkeit in uns verankert. Jeder jedoch hat seine für ihn abgestimmten. Manche die guten, andere die schlechten.

Liebe Grüße,
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: ***** -
Zitat: (Original von franziw2000 am 30.06.2009 - 02:04 Uhr) Hach obwohl dieser Text nichts zynisches, nicht sarkastisches und auch sonst nichts böses an sich hat, ist er trotzdem traurig. Aber schön traurig...
Aber Vanille??? Du weißt doch Schokoeis mit Schokosauce und Schokosträusel und wenns geht eine Schokowaffel dazu :-) So sieht das perfekte Eis aus!!!
Btw: Sehr emotionaler Text der mir gefällt.
LG Franzi
Hallo Franzi,

wie, schon wieder traurig? Hm, irgendwas mach ich wohl falsch. Öhm. Hm. Aber hey, es war nun mal Vanilleeis. Ich würde ja sagen, es wäre Schokolade gewesen, aber es war eben Vanille. :-P Dass du die volle Schokodröhnung bevorzugst, weiß ich aber noch. :-) Für den Fall der Fälle merk ich's mir auch weiterhin. Ahem.

Ja, und danke für's Lesen versteht sich. :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
franziw2000 ***** - Hach obwohl dieser Text nichts zynisches, nicht sarkastisches und auch sonst nichts böses an sich hat, ist er trotzdem traurig. Aber schön traurig...
Aber Vanille??? Du weißt doch Schokoeis mit Schokosauce und Schokosträusel und wenns geht eine Schokowaffel dazu :-) So sieht das perfekte Eis aus!!!
Btw: Sehr emotionaler Text der mir gefällt.
LG Franzi
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Du weißt... -
Zitat: (Original von punkpoet am 29.06.2009 - 11:51 Uhr) ...wie man bewegt.
Und du wirst sicher ahnen, dass es mir sehr nahe geht. Denn ebenso wie Dir, war es auch mir nicht vergönnt, dass die Beziehung die ich führte und für die wir beide uns so viel erhofften zu einem guten Ende kommen sollte.

Aber ebenso wie bei Dir ist es auch bei mir so, dass ich ein bestimmtes Bild nicht aus dem Kopf streichen kann und will. Die Momente des Glücks, die man gerne in sich einspeist und nicht mehr loslassen kann, weil sie uns bis in Haarspitzen bewegten. Ja, es gab wie gesagt auch bei mir einen solchen Moment.

Meine Ex stand dem Heiraten sehr negativ gegenüber. Sie wollte es nicht. Und so lernte ich sie auch kennen und wußte dies von Anfang an. Ich wollte es jedoch schon irgendwann. Aber ich war dazu bereit, das außer Acht zu lassen für sie. Was ich auch tat.

An einem Sonntag war es dann so, dass wieder mal die Kirchenglocken läuteten. Sie wohnte genau gegenüber der Kirche, also war es unüberhörbar. Wir waren gerade alle zu Dritt in der ersten Etage. Meine Ex bügelte und faltete danach die Wäsche in den Schrank. Ich spielte mit der Kleinen im Nebenzimmer.

Plötzlich kam sie zu uns und sah aus dem Fenster. Sie betrachte das Brautpaar und die ihre Gäste. Ich nahm die Kleine auf den Arm und ging zu ihr. Legte den anderen Arm um sie als ich sie erreichte. Ich fragte sie, was denn los sei, da sie nachdenklich aussah.

Da drehte sie sich zu mich um und sah mich an. Sie sagte: "Ich habe mir vorgestellt, dass wir beide dort unten stehen. Und ich kann es mir mittlerweile sehr gut vorstellen!" Sie lächelte und küsste mich. Dein Vanilleeis-Moment war mein Ich-kanns-mir-vorstellen Moment.

Auch wir haben uns an dem Abend noch geliebt und danach noch weitere Male und sprachen über eine Zukunft die es so nie geben wird. Und auch bei mir wird es so sein, dass ich älter werden mag und dass die Bilder im Kopfe verblassen. Aber dieses eine Bild niemals.

Liebe Grüße,
Daniel
Hallo Daniel,

eine schöne Geschichte, ganz unabhängig vom Ende. Ich glaube, es ist wichtig, solche Erlebnisse herauszulösen. Dass am Ende alles schlimm wurde, darf den Moment in deiner Erinnerung nicht zerstören. Das ist sehr wichtig. Sonst vergessen wir eines Tages noch, was Glück bedeutet.

Eines Tages, wenn genügend Gras über die Sache gewachsen ist, solltest du die Geschichte vielleicht aufschreiben. Die liest sich sehr bewegend.

Liebe Grüße und danke schön,
PhanThomas
Vor langer Zeit - Antworten
punkpoet Du weißt... - ...wie man bewegt.
Und du wirst sicher ahnen, dass es mir sehr nahe geht. Denn ebenso wie Dir, war es auch mir nicht vergönnt, dass die Beziehung die ich führte und für die wir beide uns so viel erhofften zu einem guten Ende kommen sollte.

Aber ebenso wie bei Dir ist es auch bei mir so, dass ich ein bestimmtes Bild nicht aus dem Kopf streichen kann und will. Die Momente des Glücks, die man gerne in sich einspeist und nicht mehr loslassen kann, weil sie uns bis in Haarspitzen bewegten. Ja, es gab wie gesagt auch bei mir einen solchen Moment.

Meine Ex stand dem Heiraten sehr negativ gegenüber. Sie wollte es nicht. Und so lernte ich sie auch kennen und wußte dies von Anfang an. Ich wollte es jedoch schon irgendwann. Aber ich war dazu bereit, das außer Acht zu lassen für sie. Was ich auch tat.

An einem Sonntag war es dann so, dass wieder mal die Kirchenglocken läuteten. Sie wohnte genau gegenüber der Kirche, also war es unüberhörbar. Wir waren gerade alle zu Dritt in der ersten Etage. Meine Ex bügelte und faltete danach die Wäsche in den Schrank. Ich spielte mit der Kleinen im Nebenzimmer.

Plötzlich kam sie zu uns und sah aus dem Fenster. Sie betrachte das Brautpaar und die ihre Gäste. Ich nahm die Kleine auf den Arm und ging zu ihr. Legte den anderen Arm um sie als ich sie erreichte. Ich fragte sie, was denn los sei, da sie nachdenklich aussah.

Da drehte sie sich zu mich um und sah mich an. Sie sagte: "Ich habe mir vorgestellt, dass wir beide dort unten stehen. Und ich kann es mir mittlerweile sehr gut vorstellen!" Sie lächelte und küsste mich. Dein Vanilleeis-Moment war mein Ich-kanns-mir-vorstellen Moment.

Auch wir haben uns an dem Abend noch geliebt und danach noch weitere Male und sprachen über eine Zukunft die es so nie geben wird. Und auch bei mir wird es so sein, dass ich älter werden mag und dass die Bilder im Kopfe verblassen. Aber dieses eine Bild niemals.

Liebe Grüße,
Daniel
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Mir scheint ... -
Zitat: (Original von Gunda am 28.06.2009 - 14:50 Uhr) ... du bist tief in den Keller deiner Erinnerungen hinabgestiegen, hast Staub von den Bildern gepustet, angelaufene Scherben blank geputzt und ein wenig die Tür des Schrankes geöffnet, in dem die Kästchen mit den verlorenen Lieben lagern ... ;-))
Wenns nicht so ausgelutscht wäre, würde ich jetzt schreiben: zauberhaft geschrieben. Huch, jetzt habe ich es doch geschrieben ... Na ja, stimmt ja auch.

LIeben Gruß
Gunda

PS: es ist mir gelungen, die wesentlichsten deiner Vorschläge einzubauen und trotzdem wieder unter 1.000 Worte zu kommen!

Hallo Gunda,

du hast Recht. Es ist ausgelutscht, aber sowas von. ;-) Das macht jedoch nichts, weil's ehrlich gemeint ist. Was bei dir allerdings ein Keller ist, in den du dich ab und an hinab begibst (Ich erinnere mich.), ist bei mir ein Speicher. Ein gefühlter wenigstens.

Die Idee, das mal aufzuschreiben, kam mir letztens bei irgendeinem Text von seelchen. Hinzu kam diese Idee der Briefe von Ly, und dann mag im Unterbewusstsein deine Kellergeschichte reingespielt haben. Alles einmal verrührt und fertig war mein Text. :-)

Liebe Grüße
PhanThomas


PS: Das ist schön. :-) Jetzt drücken wir mal die Daumen, dass deine Geschichte ausgewählt wird! Sag Bescheid, falls es klappt. Chancen hast du alle Mal, gerade weil dein Einfall so ungewöhnlich und charmant geschrieben war. :-)
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Gunda Mir scheint ... - ... du bist tief in den Keller deiner Erinnerungen hinabgestiegen, hast Staub von den Bildern gepustet, angelaufene Scherben blank geputzt und ein wenig die Tür des Schrankes geöffnet, in dem die Kästchen mit den verlorenen Lieben lagern ... ;-))
Wenns nicht so ausgelutscht wäre, würde ich jetzt schreiben: zauberhaft geschrieben. Huch, jetzt habe ich es doch geschrieben ... Na ja, stimmt ja auch.

LIeben Gruß
Gunda

PS: es ist mir gelungen, die wesentlichsten deiner Vorschläge einzubauen und trotzdem wieder unter 1.000 Worte zu kommen!

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