Fantasy & Horror
Sepp, ein Monster übelster Art

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"Sepp, ein Monster übelster Art"
Veröffentlicht am 06. Januar 2007, 14 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Hermann Bauer, Jahrgang 1951, lebt in seiner Geburtsstadt München. Veröffentlichungen von Kurzgeschichten, Reisereportagen, Märchen und Lyrik in Büchern, Anthologien, Schulbüchern, Zeitschriften, Zeitungen und Kalendern. Sendungen im Rundfunk. Die Kurzgeschichten von Hermann Bauer zeigen großes Detailbewusstsein. Die Themen gehen über die Oberfläche hinaus. Hermann Bauer schreibt sanft und geht dabei liebevoll mit seinen Figuren um. Die ...
Sepp, ein Monster übelster Art

Sepp, ein Monster übelster Art

Das Monster

Vor langer Zeit lebte in Bayern ein gewalttätiger Räuber, der Sepp genannt wurde. Alle fürchteten ihn – besonders die Reichen – und die beteten täglich drei ,Vater unser’, damit Sepp sie nie besuchen würde. Denn wo Sepp hinlangte, da wuchs kein Gras mehr! In seinem verwahrlosten Schloss, das er bewohnte, hausten angeblich auch tausende Ratten, Kakerlaken, giftige Schlangen und Fledermäuse. Bewacht wurde Sepp von Kobolden nie gesehener Hässlichkeit. Das unheimliche Schloss lag umgeben von einem tiefen, mit Wasser gefüllten und von abscheulichen Bestien verseuchten Burggraben, mitten im tiefsten und schwärzesten Wald, welchen man sich nur vorstellen kann. In ihm trieben sich Dämonen, Gespenster, bösartige Drachen, schwarze Feen und Hexen herum, welche nur darauf lauerten, ahnungslose Wegelagerer mit lieblichen Klängen und erotischen Gesten von ihren Wegen fernzuhalten. Immer wieder wurde der Wald, welcher aus Bäumen, Sträuchern und Unkräutern bestand, die sonst nirgends auf dieser Erde wuchsen, von markerschütternden Schreien und bitterlichen Flehen durchzogen. Genau in dem Augenblick, da ein Schrei durch die Kronen der Bäume und das Unterholz hallte, sah man bei konzentriertem Schauen, dass Bäume ein Gesicht hatten, und nun ein schelmisches Grinsen zu Tage förderten. Bei manchen – es ist nicht offiziell bestätigt, aber die Quellen sind vertrauenswürdig – konnte man sogar ein hämisches Lachen hören. Ein Lachen aus den Abgründen der Seele von Bäumen, welche das Leid von Kreaturen seit tausenden von Jahren miterleben mussten, oder besser gesagt, durften. Einige von ihnen hatten im Laufe dieser für Menschen endlos erscheinenden Zeit sogar die Fähigkeit der Fortbewegung erlernt, und nie aufgehört diese zu perfektionieren. In schwarzen Nächten, die dunkel waren, dass man die Hand vor Augen nicht sah, stellten sie sich auf ihre Wurzeln, welche aussahen wie Skelette aus der Unterwelt. Ihre mächtigen Äste bebten und ächzten. Der Kampf des Überlebens war hart und brutal. Immer wieder geschah es, dass diese Giganten auf ihren oft langen Märschen vor Erschöpfung, oder einfach wegen ihres Alters einfach das Gleichgewicht verloren und umfielen. War dann ein Lager von Bettlern im Wege, brach schnell und ohne jede Vorwarnung der Tod für alle Beteiligten herein. Und genau hier, in dieser Umgebung, welche gezeichnet war von Pein und Schmerz, hier lebte Sepp.

Als Sepp in einer Vollmondnacht mal wieder auf Beutezug war und dem unsympathischen Großgrundbesitzer Baron Hubertus von Rodisgrün Tafelsilber, Schmuck und Ölschinken entwenden wollte, erwachte der Blaublütler in seinem Schlafgemach. Er hörte verdächtige Geräusche in seiner Bibliothek und im grünen Salon. Tatsächlich hatte Sepp großen Durst verspürt und soff mehrere Flaschen Rotwein edelster Herkunft gierig in einem Zug aus. Zum Abschluss spülte er noch mit einer Flasche Cognac nach. Der Baron überraschte Sepp, als dieser gerade völlig besoffen am Boden kniete, laut rülpste, Kauderwelsch lallte und erfolglos onanierte.

Der schmächtige Baron fackelte nicht lange und erledigte den gefürchteten Räuber Sepp, indem er dem Wehrlosen mit dem Schwerte den rechten Oberschenkel mit einem gezielten Schlag abtrennte. Außerdem entstellte er ihm mit der Spitze seines Schwertes völlig sein Gesicht, indem er Sepp, dem Dieb, Ohren und Nase abtrennte und ein Auge ausstach. Der wertvolle Teppich war danach völlig besudelt von dem Blut des Einbrechers.

Der Baron verkündete später im Kreis von Aristokraten lauthals: „Von diesem Kriminellen haben wir in Zukunft unsere Ruhe. Ich habe ihn in einem Gefecht zur Strecke gebracht. Dieser Krüppel wird uns nie wieder belästigen und bestehlen. Wahrscheinlich wird er in den Wäldern verbluten und dann werden ihn Geier, Kojoten oder Bären zum Frühstück verzehren.“ Ein Förster bestätigte Wochen später glaubwürdig, er habe die von Tieren angeknabberte Leiche des Sepp im Dickicht des Waldes entdeckt und diese auch eindeutig als Sepps Überreste identifiziert.

Tatsächlich hörte man von nun an keine Schandtaten mehr vom Sepp. Die nächtlichen Einbrüche in Bayern wurden auch spürbar weniger. War Sepp wirklich tot? Manch einer hatte seine berechtigten Zweifel.

Das Schloss vom Sepp sah von außen aus, als wäre es nicht mehr bewohnt. Hin und wieder sah man aber merkwürdigerweise pechschwarzen Rauch aus den zahlreichen Kaminen qualmen, der so erbärmlich stank, dass im Umkreis von mehreren Kilometern alle Kreaturen des Waldes sofort elendig verreckten.

Ein Schwammerlsucher erzählte mal unter vorgehaltener Hand in einer Wirtschaft, dass er in der Nähe des Schlosses ein Monster von unbeschreiblicher Größe und Stärke gesehen habe. Der Kerl hatte ein Holzbein und war bekleidet mit einer speckigen Lederhose. Er jodelte so laut, wie er zuvor noch nie einen Menschen oder ein Tier brüllen gehört hatte. Seine Hände waren voller Blut. Den dreckigen, muskulösen Oberkörper frei, stand er da, das Gesicht unter einem eisernen Helm versteckt. Nur kleine rote Haarbüschel, welche vorne und hinten unter der Maske hervorschauten, ließen die Farbe der Haare dieses Monsters erahnen. Er war in Begleitung von vielen blassen Typen in eigenartigen weiten Klamotten, die sich im Zeitlupentempo hüpfend fortbewegten. Einige davon erkannte der Pilzfreund: Alois, den glatzköpfigen Giftmischer, der vor mehreren Jahren von einem Blitz erschlagen wurde, aber auch Franz, den Zitherspieler und Geistaustreiber, der beim Bergwandern eine steile Wand hinabstürzte und dabei völlig zerschmettert wurde und schließlich Hans, den betrügerischen Zauberer, den jeder hasste, und der jämmerlich bei einem Jagdunfall verbluten musste.

Die Wirtshausbrüder nahmen einen kräftigen Zug aus dem Masskrug, wischten sich den Bierschaum vom Mund und flüsterten, dass es wohl keinen Zweifel gäbe, diese kräftige Person müsste der Geist vom Sepp, dem Raubritter sein. Die Männer am Stammtisch hatten plötzlich Schweißperlen auf der Stirn, es verschlug ihnen die Sprache. Alle hatten Angst – Todesangst.

Ein Sprücheklopfer in der Kneipe versprach, er werde das Schloss mal beobachten und dann darüber berichten. Er verschwand aber danach spurlos von der Bildfläche und keiner sah ihn je wieder. Gerüchte gab es viele. Was davon aber Wahrheit war – keiner wusste es genau. Mittlerweile war man sich aber 100%ig sicher, dass hunderte Tote in dem Gespensterschloss hausten und dort Menschen genussvoll getötet wurden. Es war nicht zu übersehen: Die bayerische Bevölkerung schrumpfte, zwar langsam, aber stetig.

Und genau so war es auch. Kein Lebender sah je von außen, was im unheimlichen Schloss passierte. Vor allem nichtsnutzige Adelige, stinkreiche Schnösel, fiese Ausbeuter, arrogante Neureiche, großkotzige Dummschwätzer, aber auch ganz gewöhnliche primitive Arbeiter, feige Diebe, faule Wegelagerer, naive Taugenichtse, Arschlöcher, Volldeppen, chaotische Trottel, Schmarotzer, Versager mit zwei linken Händen, Waschlappen und Frauenversteher, die in das Schloss entführt wurden – alle wurden qualvoll vom Sepp und seinen toten Gehilfen getötet. Erstaunlich war, dass ausschließlich bayerische Bürger im Schloss getötet wurden. Menschen, die keinen bayerischen Dialekt sprachen, wurden verschont. Vorerst noch!

Die Wände des Schlosses, aus riesigen Steinquadern erbaut, verwehrten jedem Sonnenstrahl das Durchkommen, ließen die ewige Nacht entstehen. Nur zu gewissen Zeiten erhellen schwache Feuer, die gezähmt vor sich hinloderten, die Räume des Schreckens, warfen ihren Schein auf nasse, blutverschmierte Wände. Jede Nacht hämmerten laute monotone Bässe und Trommeln einer schrecklichen und Angst einflößenden Musik durch das Schloss. Die zaundürren Toten tanzten zu diesen abartigen Klängen. Viele waren nackt. Faltige Hautfetzen klebten an ihren brüchigen Knochen. Alle toten Frauen hatten entsetzliche Hängetitten, die bis zum Bauchnabel reichten. Durch das wilde und verrückte Tanzen klatschen rhythmisch zum Takt des Musiklärms die Busen an ihre Knochen. Das klang, wie wenn man einen nassen Waschlappen an die Wand werfen würde. Die toten Männer hatten alle einen hässlichen, verrunzelten und schlappen Schwanz, der nur noch zum Pinkeln gut war und sonst zu nichts mehr zu gebrauchen war. Die Toten kamen schnell in Ekstase und hatten Schaum vor dem zahnlosen Mund und schwitzten aus allen Poren. Manche aßen bzw. lutschen an undefinierbaren Fleischresten unbekannter Herkunft. Der Fußboden war verklebt und rutschig von Essensresten, totgeschlagenen Kakerlaken, Kotze und Blut. Da kam es schon mal vor, dass irgend ein Zombie ausrutschte und beim Sturz einen Arm verlor. Laut fluchend warf er ihn dann in eine Ecke, wo schon kläffende Köter darauf warteten, wieder mal etwas zum Fressen zu bekommen. An den Ecken der Räume lagen Berge von Kot und dazwischen fühlten sich die Ratten sehr wohl. Die Toten stanken penetrant nach Fäulnis, Urin, Kot, Kotze und Schweiß. Auf einer mit Blut besudelten Leinwand konnte man unscharf billig hergestellte harte Pornos aus Hongkong sehen. Manche soffen gepanschten Fusel und rauchten ein Kraut übelster Art. Die meisten husteten, spuckten, sabberten vor sich hin und pfurtzten.

Wenn die Stimmung am größten war, dann nahm Sepp mit einem gewaltigen Urschrei seine eiserne Maske ab. Zum Vorschein kam ein Gesicht, oder was vielleicht mal eines war. Die linke Hälfte war ohne Auge, eine tiefe eitrige Narbe durchzog es. Wo früher mal seine Nase saß, waren jetzt zwei hässliche blutende und verrotzte Löcher. Der Bart war rot und bevölkert von Läusen, die Haare waren zusätzlich noch mit Maden besiedelt. Es war ein scheußlicher Anblick. Dunkle Mächte ergriffen Besitz von Sepp, dann erwachte seine Leidenschaft nach grenzenloser Gier zum Töten. Wolken verzogen sich schnellstens, die Sonne verabschiedete sich hinter Bergen, Blitz und Donner kündigten den Höhepunkt an. Immer und immer wieder peitschte Sepp seine Opfer gnadenlos aus. Jeder Schlag löste größtes Wohlwollen in ihm aus, ließ seinen Unterleib erzittern, sich verkrampfen vor Verlangen, und aufschreien nach Befriedigung. Sepp genoss seine perverse Leidenschaft in vollen Zügen. Zum krönenden Abschluss bohrten sich beide Daumen vom Sepp mit einem Lächeln auf seinen Lippen in den Hals der armen Menschen, die daraufhin sofort tot waren. Für Sepp war das die höchste Erregung, tausendmal schöner als der beste Orgasmus. Im dunklen Raum des Schreckens, in dem auch Werkzeuge und Foltergeräte standen, da wo Moder zum Geburtshelfer von alles zerfressenden Maden geworden war, dort lebte Sepp seine kranke Fantasie voll aus. Er strahlte vollste Zufriedenheit aus.

Heute ist Bayern ziemlich im Arsch. Die bayerischen Menschen sind nun so gut wie ausgestorben. In München kann man heute die Leute, die noch bayerischen Dialekt sprechen, an zehn Fingern abzählen. Bald sind alle übrigen Deutschen dran. Auch die Deutschen werden früher oder später aussterben. Dafür wird der Sepp schon sorgen! Das kann maximal noch drei Jahre dauern.

Die Weltbevölkerung hat sich mittlerweile mit Außerirdischen vermischt oder durch Genmanipulation ihre Rasse verseucht. Die Katastrophe ist eingetreten und jede Art von Konversation hat ihren Reiz für die Bewohner der Erde verloren. Das einzige was ihnen noch einen Kick verschafft sind harte Drogen, hergestellt in ausgewählten Apotheken und im legalisierten Staatslabor, die nichts anderes produzieren als immer verrücktere Highmacher. Scheiß Welt! Es wird höchste Zeit, dass irgend ein Genie diesen Planeten ins Weltall sprengt!
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Hermann
Hermann Bauer, Jahrgang 1951, lebt in seiner Geburtsstadt München. Veröffentlichungen von Kurzgeschichten, Reisereportagen, Märchen und Lyrik in Büchern, Anthologien, Schulbüchern, Zeitschriften, Zeitungen und Kalendern. Sendungen im Rundfunk.

Die Kurzgeschichten von Hermann Bauer zeigen großes Detailbewusstsein. Die Themen gehen über die Oberfläche hinaus. Hermann Bauer schreibt sanft und geht dabei liebevoll mit seinen Figuren um. Die Sinnlichkeit wird oft nur angedeutet, nicht ausgesprochen und liegt zwischen den Zeilen und in Bildern. Die Geschichten regen zum Nachdenken an und zeigen neue Wege. So erreicht der Autor durch seine beobachtende und leise Teilnahme beim Leser eine ruhige Stimmung und eine positive Lebenseinstellung.

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Meerjungfrau huuh. eine ganzs schön eklig-gruselige geschichte
richtig so!!!
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Rehmann Das Monster - Super Geschichte - Gott sei Dank, das ich keinen bayrischen Dialekt spreche :-) obwohl ich schon über 30 Jahre hier wohne.
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