Stafford, Jahr 1568:
Der Mond war zu sehen, doch trotzdem bedeckten dunkle große Wolken den Sternenhimmel. Nebelschwaden hingen über dem Hügel vor der Stadt. Der stinkende Geruch nach Tod lag in der Luft, fast alles eben war aus den Straßen verschwunden. Aus der weiten Ferne hörte man irgendwo in einem Wald das Heulen der Wölfe. Verwesende Leichen lagen in allen Ecken und Gassen. Ab und zu erhallte ein dumpfer Schrei von denjenigen die den Tod noch vor sich hatten. Doch sie wussten: Der Tod war ihr Schicksal. Bereits seid Monaten herrschte die Pest hier zulande und raffte jede Stadt und jedes Dorf was sie erreichte nieder, ein Trauerspiel. Wie die Bevölkerung immer weiter abnahm, so wuchs die Menge der Ratten kontinuierlich. In den Häusern hockten die kleinen Kinder an den Betten ihrer Eltern.
die davon überzeugt waren sie würden nur tief schlafen. Doch ihre Seele wusste, dass sie niemals aufwachen sollten. Es war nicht leicht einen solchen Anblick zu ertragen, jeder andere hätte sich wahrscheinlich sofort übergeben.
Über die Hälfte der Bevölkerung wurde durch diese Seuche umgebracht. Die andere Hälfte verschwand aus den Ländereien und so herrschten nur noch die letzten Bauern und letzten Bettler die nichts mehr zum Leben hatten über das Land. Da geschah es in jener Nacht…
Sein schwarzer Umhang reichte bis zum Boden, das Gesicht verdeckt von einer dunklen Kapuze. Von seinem Gesicht konnte man nur einen Schein erkennen. Deutlich allerdings waren die vielen Narben die es zierten zu erkennen. Wie ein erschöpfter Kämpfer der von einer großen Schlacht zurückkehrte.
Er war blass, so blass wie die sterblichen Überreste einer in den
Himmel schwebenden Leiche. Seine tiefen, ausdruckslosen Augen starrten scheinbar ins Nichts. Mit ihm standen dort noch vier weitere Männer, auch diese trugen dunkle Kapuzenumhänge. Es war einfach nur Still...
Inzwischen stand der Mond an seinem höchsten Punkt über den Köpfen der Umstehenden. Unheimlich kalt war es geworden, der Atem der Personen kam wie Nebel aus einer Höhle und senkte sich langsam zum Boden.
In einem Kreis standen sie dort nebeneinander, vor ihnen das Abbild eines Heptagrammes auf dem Boden. Was es zu bedeuten hatte sollte sich schon bald zeigen. Langsam aber kraftvoll erhob der Anführer der Gruppe seine Tiefe rumorende Stimme:
"Endlich ist es soweit meine Brüder! Endlich wird sie geboren werden, die neue Rasse…“ Er hielt einen Moment inne, dann setzte er fort: "Als König soll sie über alles andere herrschen! Die Menschheit vernichten und so wird die Welt sich ihr unterwerfen! Wer ist Gott? Der Schöpfer der Welt?! Der Schöpfer und Erlöser der Menschheit?! Bringt ihnen die Pest und schlachtet alles und jeden ab! Doch WIR werden etwas völlig neues erschaffen, ein Wesen, dem sich alles und jeder beugen wird. Gott schuf den zerstörerischen Menschen, und wir erlösen die Welt wieder von ihnen!“
Gleichmäßig im Chor antworteten die Nebenstehenden mit einem einfachen aber klaren „So wird es geschehen!“ Anschließend griff der Anführer, sein Name lautete Sarkasch, nach einer Fledermaus. Hob sie dem Mond entgegen und rief: „Zähne und Blut einer Fledermaus!“ Mit einem Hieb riss er dem Tier den Kopf ab, das Blut lief an seinen Händen hinunter, das letzter was die Fledermaus tat war ein greller Schrei, zu hoch für Menschen solche Töne wahrzunehmen. Das dunkelrote Blut des geköpften Tieres quoll aus seinem Hals und spritze bis auf seinen Mantel. Nun warf er den Kopf des Geschöpfes in einen kleinen Topf der neben ihm stand. Als letztes nahm er die Überreste und presste alles Blut bis zum letzten Tropfen aus. Jetzt fuhr er fort: „Blut eines Sterblichen!“ Sarkasch setzte ein langes Messer an seine Hand und ritzte sich eine tiefe Wunde in das Fleisch und ließ das austretende Blut auch in den Topf fließen. Seine Diener trugen einen leblosen Körper herbei, schon halb verwest und zerfallen legten sie ihn auf die Mitte des Sterns.
Dann hielt er den Topf über den Mund des Körpers und sprach: "Nun erhebe dich! Ravion! Unser Führer und Gründer des Ordens! Erhebe dich als ein neues göttliches Wesen! Ich befehle es dir erwache zu neuem Leben!!!“ Im selben Moment schüttete er den Topf über ihm aus. Seine Augen weiteten sich zu ungeheurer Größe, auf seinem Gesicht entstand ein böses tiefes Lächeln das Augenblicklich verschwand, als nichts passierte. "DAS KANN NICHT SEIN!!!“, schrie er. Auf einmal war er still, auch seinen Begleitern war das Wundern deutlich ins Gesicht geschrieben, die Leiche war weg! Spurlos verschwunden! Er spürte einen kalten Atem in seinem Nacken, ein Schauer lief im über den Rücken, es war als würde der Tod persönlich hinter ihm stehen.
Erschrocken drehte er sich um. Dort stand er:
Ravion war zum Leben erweckt, sein Körper war stark gezeichnet die Verwesung war bereits sehr fortgeschritten, nun sagte er kalt zu ihm:
"Sooo, ihr also habt es geschafft? Ihr habt meine Pläne vollendet? Sehr schön… Nun werde ich über die Welt herrschen, ICH! Als Anführer der neuen Rasse, den Vampiren!“
"Haben wir doch gut gemacht oder Meister? Bekommen wir eine Belohnung? Immerhin haben wir das alles in Gang gesetzt!“ "Ja… Das habt ihr, ich sollte euch belohnen… Aber irgendwie… Verspüre ich den Drang nach frischem Blut!“
Jetzt machte er einen Schritt auf Sarkasch zu, scheinbar blickte er auf seinen Hals, wo seine Hauptschlagader immer kräftiger anfing zu schlagen.
"Wah, was schaut ihr mich so an?! Ich bin keine Mahlzeit! Lasst mich in Ruh! NEIIIIN!“
Das letzte was er sah waren die spitzen Zähne des Vampirs. Sekunden später sah er schwarz. Mit seinen unfassbar kräftigen Händen packte Ravion ihn und biss mit seinen Messerscharfen Zähnen tief in das Fleisch Sarkaschs und saugte sein Blut bis auch das letzte Bisschen aus ihm verschwunden war. Anschließend stand er auf, wischte sich das Blut vom Mund und wandte sich den anderen zu die wie versteinert immer noch da standen. Die bis vor kurzem noch tiefen bösen Augen wichen panischen, ängstlichen neuen Augen.
"Habt keine Angst, ich habe keinen Durst mehr doch… Doch meinem Erachten nach benötige ich noch ein paar willenlose Diener! Mit einem gewaltigen Satz sprang er von oben auf sie zu, schob seine blutigen Eckzähne vor und biss abwechselnd einen nach dem anderen, bis er ihnen das menschliche Wesen ausgesaugt und nur
noch das Untote an ihnen blieb.
"Spürt ihr diese Qualen? Die Qualen des Todes! Wir sind des Todes! Um ein Vampir zu werden müsst er vorher als Mensch sterben. Ihr seid nun Tod so wie dieser Schwächling dort drüben, doch ich habe euch ein neues Leben geschenkt, ihr seid weder Tod noch lebendig, Gott hat keine Macht über uns und so werden wir bis ins Unendliche über diese Welt wandeln!“