In meinem Text geht es um die 19- jährige June Hewitt,die sich in den Vampir John verliebt. Doch leider nimmt nicht jeder der Familie von John June an. Sie liebt ihn sehr, und entdeckt dann auch, wie schnell sich das Blatt für sie wendet..Liebe macht eben blind.
,,Mann, hier kommt ja echt niemand her.“,sagte ich, als ich den Dreck im Supermarkt `Shirin's` zusammen kehrte. ,,Ja June, du hast völlig recht.“,erwiderte mein Kollege Marc. Ich bin June Hewitt und 19 Jahre alt. Ich bin nach der High School in den Supermarkt gelangt. Doch leider kam hier selten jemand zum Einkaufen. Wir verloren alle Kunden an dem konkurrierenden Einkaufszentrum ´Doublemarkt´. Ich wohne schon sehr lange hier, in Maryton, in Virginia. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich ca. 4 Jahre alt war. Seitdem wohnte ich bei meiner Mum, aber mit 18 bin ich ausgezogen, um auf eigenen Beinen zu stehen. Eigentlich hatte ich noch einen Bruder, Victor, aber er beging Selbstmord. Meine Eltern erzählten mir immer, er sei weggelaufen. Aber das glaubte ich schon lange nicht mehr.
Ausdruckslos guckte ich durch die große Fensterscheibe zu dem anderen Supermarkt. Es war so ruhig. Kein Geräusch an den Kassen, wenn jemand etwas kaufte. Oder keine Hintergrundmusik zum Einkaufen. Nein, nur das Prasseln auf den Fensterscheiben, als es regnete.
Doch das änderte sich schlagartig, als ein Mann das Grundstück betrat. Er war ganz in Schwarz gekleidet, und ich glaubte, er trug einen Smoking. Es war verdammt außergewöhnlich. Dazu trug er einen schwarzen Stoffhut. Ich nahm mir vor, ihn zu beobachten, und bemerkte, dass er sechs Blutwürste in seinen Einkaufswagen legte. Wer isst schon so viel Blutwurst? Als er sich zur Kasse begab, und den Supermarkt verließ, zog ich mir meine Jacke an, und wollte ihn verfolgen. Ich wusste, das es völlig absurd war, einen Mann in Smoking und einer Überdosis Blutwürste zu verfolgen, der wahrscheinlich ganz normal sei. Aber ich war neugierig. Er lief die Straße entlang, bis zu einem Waldgebiet. Ich kannte dieses Gebiet nicht, und es war total nebelig. Man konnte nur ein-bis zwei Meter weit sehen. Aber meine Neugier war größer als die Furcht. Ich folgte ihm also weiter, bis man ein großes Haus erkennen konnte. Es war eigentlich ein Schloss. Ein großes viktorianisches Anwesen. Und es war sehr alt, und wunderschön. Der fremde Mann betrat das Schloss. Ich wollte versuchen durch die Fensterscheiben zu schauen, aber da bemerkte mich der Fremde. ,,Verdammt!“,murmelte ich.
Die große Tür öffnete sich.
,,Guten Tag, was führt dich hierher?“,fragte er höflich.
,,Ähm, also..ich war spazieren..und da..da fiel mir dieses Haus auf. Ich war sehr neugierig, wissen Sie.“,gab ich zu.
Der Mann lächelte, und er war wunderschön. Ein Schönling, wie man ihn sich nicht im menschlichen Universum vorstellen kann.
,,Trete doch ein, Kind.“,bot er mir einladend an.
,,O-Okay.“,erwiderte ich zögerlich, und trat ein.
Das Schloss war von innen noch viel schöner, als von draußen. Gegenüber von der Tür, ging eine riesige, breite Treppe in den ersten Stock. Links der Tür, war ein Esszimmer, vermutete ich. Ich sah nur einen länglichen Tisch darin. Rechts der Tür, war ein gewaltiger Türbogen. Der Boden war aus Holz und an den Wänden hingen Bilder aus der früheren Zeit. Es roch nach duftenden Zitronenblüten, und ich roch einen köstlichen Braten im Ofen schmoren.
,,Wie ist dein Name?“,unterbrach mich der schöne Herr.
,,June. June Hewitt. Und Ihrer?“
,,Bruce McDowell. Wie hast du hierher gefu..“,wollte er fragen, aber eine melodische Stimme aus dem ersten Stock unterbrach ihn.
,,Vater? Haben wir Besuch?“,fragte sie.
Ich wollte auf alles gefasst sein.
Und er antwortete:,,Ja, Scarlett, Wendy, bitte kommt hinunter, um sie zu begrüßen.“
Es kam keine Erwiderung, stattdessen kamen zwei Mädchen, ungefähr in meinem Alter die Treppe hinunter. Was ich da sah, verschlug mir die Sprache. Das eine Mädchen hatte brünette, lang, 2 geflochtene Zöpfe und trug ein weinrotes Ballkleid. Das Kleid war mit eingestrickten Rosen
verziert. Ihr Gesicht war schmal, kindlich und herzlich. Ihre Wangen waren rötlich gefärbt. Das andere Mädchen hatte rot, gewellte Haare. Sie waren sehr lang. Auch sie hatte ein Ballkleid an, und dies war tiefblau, mit vielen Lavendel Blüten. Ihr Gesicht war romantisch. Sie kam mir vor, wie jemand, aus einem alten Romanze-Film. Auch sie hatte rötliche Wangen, aber ihr Blick war zuerst erfreut doch nach einer kurzen Zeit wurde er abstoßender. Diese beiden Mädchen waren nahezu umwerfend.
,,Hallo, ich bin Wendy.“,sagte die Brünette.
,,Ich bin June Hewitt.“,erwiderte ich, immer noch erschrocken über die abnormale Schönheit.
,,Sehr erfreut.“
,,Hallo, ich bin June.“,stellte ich mich der Rothaarigen vor.
Sie schaute mich giftig an.
,,Ich bin entzückt. Scarlett.“,meinte sie nur, und kehrte mir den Rücken zu.
Dann kam ein weiteres Kind hinzu. Diesmal ein Junge. Er war ebenfalls in Smoking. Er war auch wunderschön. Er hatte braune kurze Haare. Sein Gesicht war verschmitzt, und einladend.
,,Und das, liebe June, ist unser einziger Sohn. Das ist John.“,sagte Bruce.
,,Hallo June, ich bin sehr erfreut dich kennenzulernen. Ich bin John.“,rief er mir lächelnd zu.
Ich erwiderte sein Lächeln.,,Ganz meinerseits.“
,,Hallo June, ich bin Helen. Die Mutter.“,hörte ich eine hohe Stimme sagen.
,,Oh hallo. Helen, schön, Sie kennenzulernen.“,erwiderte ich.
,,Möchtest du vielleicht mit uns essen? Gewiss, bist du hungrig.“,bot sie mir an.
,,Gern. Warum nicht.“,sagte ich.
Ich war immer noch total baff, wegen John. Er war so toll. Und süß. Oh Gott, June, wehe, du veliebst dich jetzt!
,,Na, gefällt er dir?“,ich hörte Scarlett's Stimme, die von der
Tür kam. Ich bemerkte plötzlich, das alle schon im Esszimmer waren. Wir waren allein.
,,Ähm, naja, er ist ganz nett.“,stotterte ich. Ich war noch nie eine besonders gute Lügnerin gewesen.
,,Sei bloß vorsichtig, June. John's Geliebten haben nie lange gelebt!“,flüsterte sie mir zu. Was war das denn für eine Warnung?! Ich versuchte es zu vergessen, und ging in das Esszimmer.
Das Esszimmer war vorbildlich dekoriert. Und ich irrte mich nicht. Mitten im Raum stand ein großer, länglicher Tisch aus edelstem Kirschholz. Auf dem Tisch waren viele Blumen, und inmitten des Tisches war der duftende Braten bereitgelegt. Links und Rechts davon waren verschiedene Soßen und Rotkraut. Aber auch leckere Klöße.
Es wunderte mich, dass Helen soviel Aufwand gemacht hatte, nur weil ich sie als Gast besuchte.
An den Wänden des Zimmers waren wieder sehr viele alte Bilder, von verschiedenen Künstlern. Ich glaubte, darunter war `Kandinsky´ und ´Picasso´.
Ich bemerkte, dass die anderen langsam in den Stühlen versanken. Ich setzte mich ebenfalls.
Sie saßen alle sehr vornehm. Wir waren mitten in Virginia und die Menschen, die ich gerade besuchte, sahen aus, als wären sie aus dem 18.Jahrhundert. Was eigentlich ziemlich unheimlich war.
,,Also, June. Brust oder Keule?“,fragte mich Helen, und nahm die Bratenzange in die Hand.
,,Ich nehme Brust. Vielen Dank nochmal, dass Sie mich hier so freundlich empfangen haben. Dieser ganze Aufwand, hier, wäre doch nicht nötig gewesen!“,erwiderte ich freundlich.
,,Ach, weißt du, wir bekommen nicht viel Besuch. Wir wissen nicht woran das liegt. Vielleicht liegt es daran, dass wir so abseits wohnen, vielleicht liegt es aber auch daran, wegen unserem Aussehen.“,meint Bruce.
,,Oh, ich finde, es ist beides ein Grund. Zum einen wohnt ihr wirklich abseits. Zum anderen möchte ich euch eigentlich nicht im Dunkeln begegnen, wenn ihr versteht was ich meine!“,sagte ich 3 lachend. Doch leider lachte niemand außer mir. Was mir ziemlich peinlich vorkam.
Stattdessen biss ich in meine Entenbrust. Und versuchte es zu überspielen, was man aber bei den McDowells wohl nicht machen konnte. Denn die legten besonderen Wert auf Höflichkeit.
,,Naja, ich meine, eure Kleidung ist sehr außergewöhnlich. Es kommt einem vor, als wäre man im 18.Jahrhundert. Und das geht eben nicht, denn wir sind im 21.Jahrhundert. Deshalb, versteht ihr? Da bekomme ich ja Angst!“
,,Solltest du auch!“,diesmal war es Scarlett, die etwas sagte.
,,Scarlett!“,brüllte Helen sie an.
,,Verzeihung, Mutter.“, zog sich Scarlett zurück.
,,June, wir wissen, dass wir nicht so aussehen, wie jeder andere auf der Welt. Zumindest, wie jeder andere Mensch.“,erklärte Bruce.
,,Was meinst du? Was meinst du mit: ´´Jeder andere Mensch.´´?“,fragte ich skeptisch.
,,June, sag mal, bist du abergläubisch?“
,,Naja, meinst du, ob ich an Geister und sowas glaube? Sagen wir es so, ich hätte keine Angst davor, wenn sie es geben würde. Aber das tun sie ja nicht.“Ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte.
,,Das bedeutet also, du glaubst nicht daran.“
,,Du etwa?“
,,Ich? Ich glaube daran. Aber nicht an Geister, weißt du. An andere Wesen.“
Ich hörte wie sich jemand räusperte. Vermutlich John.
,,Die wären?“
,,An Vampire.“,sagte er leise.
Ich schauderte.
,,Vampire? Blutdrinkende Monster, die alles aussaugen, was sie kriegen können?“
Jemand im Raum knurrte verächtlich.
,,Ja. Du hättest also keine Angst davor, ihnen zu begegnen?“,fragte Wendy giftig.
Mir platzte langsam der Kragen. Ich wollte unbedingt wissen, was sie mit dem ganzen Aberglaubemist sagen wollten!
,,Hört zu! Ich will jetzt wissen, was ihr von mir wollt! Wieso quetscht ihr mich über solchem Vampirquatsch aus?“,fragte ich wütend.
,,Gut, du hast also keine Angst?“
,,Wovor“?
,,Vampiren!“
,,Wieso fragst du das, Wendy?“
,,Weil es eine Rolle spielt!“
,,Und die wäre?!“
,,Wir sind Vampire!“,schrie John dazwischen.
Es folgte eine lange Pause. Keiner sagte irgendetwas. Mir war heiß und kalt zugleich. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich konnte es nicht fassen! Ich war in einem Haus voller Vampire?! Oh mein Gott! Ich musste weg! Sofort!
Ich sah, wie Helen, Bruce, John und Wendy wütende Blicke austauschten. Nur Scarlett saß ganz still da. Völlig ausdruckslos. Ihre langen roten Haare fielen ihr ins Gesicht.
,,Tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen!“,sagte ich, während ich mich auf den Weg zur Tür aufmachte. Und ich bemerkte, dass mir niemand nachlief, um mich aufzuhalten. Keiner, außer John.
,,Hey, June, geh noch nicht. Du sagtest doch, du hast keine Angst vor ihnen.“,sagte er lächelnd.
,,Das war doch nur so eine Theorie. Da wusste ich jedenfalls noch nicht, das es sie wirklich gibt!“
,,Bitte, June!“,bat er mich. Ich blickte in sein vollkommenes Gesicht, und schmelzte dahin. Er lächelte mich so milde an, dass man nicht ´Nein´ sagen konnte.
,,Oh Gott, John! Du bringst mich in eine zu große Gefahr! Was ist, wenn du mich umbringst?“
,,Das würde ich nie tun!“
,,Ach ja? Nein, nein, nein! Es ist ein zu großes Risiko! Das kann ich nicht machen!“,rief ich kopfschüttelnd.
,,Bitte, June! Wenn du dieses Haus verlässt, werden wir uns höchstwahrscheinlich niemals mehr 4 sehen! Und, willst du das? Willst du wirklich, das wir uns niemals wieder sehen?“,rief er betrauernd.
,,Das will ich nicht. Aber es ist das Beste!“,erwiderte ich entgegen.
,,Und was wenn, wenn ich dich bitte? Bitte.“,flüsterte er. Sein Gesicht war jetzt nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Die restliche Familie war anscheinend immer noch im Esszimmer. Ich hörte sie reden. Aber ich glaubte, sie redeten über uns.
,,John, ich..okay, okay, ich bleibe. Aber, du musst mir versprechen, dass du mich nie, niemals beißen wirst! Ist das klar? Denn wenn du in Versuchung gerätst, bin ich weg! Aber bis dahin, hab ich mich bestimmt schon längst in dich verliebt.“,der letzte Satz rutschte mir raus. Und er war nicht zu überhören. John musste ihn leider gehört haben. Er musste verschmitzt grinsen. Und ich wäre am Liebsten im Erdboden versunken!
,,June, meintest du das gerade Ernst?“,sagte er schließlich, als ich rot wurde.
,,Ähm, ich..ich...ich..mhmm..ja, ja ich meinte es...Ernst.“,erwiderte ich. Mir war so heiß. Und doch so kalt. Ich konnte meine Körpertemperatur im Moment nicht einordnen.
,,Oh, June, ich muss dir sagen, dass ich dasselbe empfinde.“,flüsterte er zu mir rübergebeugt.
,,Ehrlich?“
,,Na hör mal! Wieso bin ich dir denn sonst nachgerannt, um dich aufzuhalten? Ich hätte dich doch nicht gehen lassen können.“,meinte er, und umarmte mich fest. Anschließend folgte ein sinnlicher Kuss. Er küsste mich zärtlich, und ich fühlte, wie unsere Lippen ineinander verschmolzen. Ich sah dann aber auch, wie die ganze Familie zuschaute.
,,June! Wie schön, er hat dich überredet, zu bleiben!“,sagte Wendy erfreut. ,,Weißt du was, jetzt bekommst du erst einmal ein Kleid. Und zwar ein Besonderes!“
,,Was? Nein, oh nein. Hört mal, ich bin kein Vampir, und werde auch niemals einer sein. Außerdem möchte ich euch auf keinen Fall irgendwelche Umstände machen!“,erwiderte ich kopfschüttelnd.
,,Ach was! Du machst uns doch keine Umstände! Los, ich schenke es dir auch. Wir bestehen darauf!“,Wendy ließ sich nicht von der Sache abbringen. Sie schien ganz besessen darauf, mich so gut wie möglich einleben zu lassen. Ihre Augen glühten.
,,Also gut.“,sagte ich genervt.
Sie nahm meine Hand, und schleifte mich die gewaltige Treppe hinauf- in ein riesiges Zimmer. Die Wände waren weinrot gestrichen, und es hingen wieder viele mitteralterliche Bilder an den Wänden. Anschließend sah ich befestigte Regale an ihnen.
Mitten in dem Raum stand ein Sofa aus dem feinsten Stoff. Ich fragte mich, ob man sich da überhaupt draufsetzen durfte.
Wendy hielt immer noch meine Hand, und führte mich in ein weiteres Zimmer, ein kleineres.
In diesem waren viele Schränke, und wieder ein einziges Sofa mitten im Raum.
Wendy öffnete einen der gewaltigen Schränke, und sagte anschließend:,, So, mal sehen welcher Fummel am Besten zu dir passt.“,und lächelte fürsorglich.
Sie holte ein samtbraunes Ballkleid aus dem 18.Jahrhundert aus dem Schrank.
,,Mhmm..ich denke, dunklere Farben stehen dir nicht besonders. Ich denke an einen Farbklecks.“, und sah wie ihr ihre wunderschönen brünetten Haare ins Gesicht fielen.
,,Ah ja, da hätten wir ja was!“,sagte sie begeistert. Dieses Kleid, was sie hervorholte, war ein wunderschönes hellbrünettes Kleid, in das ich mich sofort verliebte. Mir blieb der Mund offen stehen. Es war ein etwas helleres Kleid, aber der Rand, am Ende des Kleides war dunkelbraun, und der Schnitt war einfach wundervoll. Es war etwas fluffiger.
,,Hallo? Geht es dir gut? Soll Ich es wegstecken, oder musst du dich gleich übergeben, so schrecklich ist das? Also ich finde es eigentlich ganz schön, weil die Farbe nicht ganz so dunkel ist, sondern etwas heller, und...“,plapperte sie los.
,,Wendy! Sei mal kurz still!“,schrie ich, und sie verstummte sofort. 5
,,Was würdest du denn ändern?“,fragte sie ängstlich, als ob ich sie nochmals so anbrüllen würde.
,,Gar nichts. Rein gar nichts. Es ist einfach perfekt. Ich liebe es. Ich. Liebe. Es. Kann ich es haben?“,fragte ich hysterisch.
,,Aber natürlich! Du kannst es sogar behalten! Weißt du, June, dieses Kleid ist für jeden dieser Familie unwichtig geworden.“,versuchte sie mir zu erklären.
,,Warum?“
,,Dieses Kleid ist schon sehr alt, musst du wissen. Vampire altern ja nicht, und wenn ein Vampir gebissen wird, also von einem anderen Vampir, dann bleibt man in diesem Alter, in dem man gerade ist. Zum Beispiel, bin ich 18 Jahre alt, weil ich mit 18 verwandelt wurde, verstehst du?“
,,Ja schon, aber was hat das mit dem Kleid zu tun?“ Ich begriff nicht.
,,Das hat damit zu tun, dass, wenn ein solches Kleid in Besitz eines Vampirs gelangt, altert es ebenfalls nicht. Das muss für dich jetzt völlig unlogisch, und unrealistisch erscheinen, denn du bist ja nur ein Mensch.“,erklärt sie mir lächelnd.
,,Ach, weißt du, nach allem, was ich hier schon gesehen habe, erscheint mir fast gar nichts mehr unrealistisch.“,lachte ich.
Sie stimmte in mein Lachen ein.
,,Also, jedenfalls, liebe June, warum dieses Kleid uninteressant ist, erkläre ich dir jetzt.“ Ich spitzte die Ohren.
,,Dieses Kleid gehörte ursprünglich Scarlett. Sie liebte es ebenfalls. Sie trug es an einem bestimmten Tag. An ihrem Abschlussball, ihres High-School Abschlusses. Jeder fand sie äußerst umwerfend. Und Scarlett auch. Sie tanzte mit ihrem damaligen Freund Luis Heatherfield. Sie liebten sich, wie niemand sonst, in dieser Zeit. Aber leider wollte er sie an diesem Abend verlassen, wegen eines völlig absurden Grundes. Er fand ihr Kleid zu grotesk. Albern. Er meinte, dass Scarlett es nicht mehr tragen sollte. Sie könne damit in den Zirkus gehen, aber keines Falls auf eine moderne Abschlussfeier. Damit brach er ihr das Herz. Sie dachte sich, er hätte recht, weil sie ihn über alles liebte, also wollte sie sich dieses wunderbare Kleid abschaffen. Nur weil Mr. Heatherfield einen Dachschaden hatte.“,schimpfte sie wütend.
,,Aber warum hat das einen Einfluss auf die anderen?“,fragte ich interessiert.
,,Bei Vampiren ist es so, dass wenn einer der Familie eine Sache, oder ein Lebewesen verabscheut, dann ist das bei den anderen auch so. Das liegt in der Natur.“,erzählte sie locker.
,,Ah ja. Also, kann ich es anprobieren?“,fragte ich aufgeregt.
,,Klar.“,erwiderte sie lächelnd, und gab mir das umwerfende Stück Stoff. Ich ging in eine Anprobe, was mich überraschte, denn ich hätte nicht im Entferntesten gedacht, das eine Vampirfamilie eine Anprobe im Haus stehen hat. Ich hing das Kleid an einen Haken, und zog den Vorhang zu. Dann zog ich mich bis auf die Unterwäsche aus, und zog mir anschließend das Ballkleid darüber. Es war eigentlich ganz praktisch, das in der Kabine ein Spiegel befestigt war. Ich fand mich selbst umwerfend. Wie Wendy es erzählte. Scarlett liebte sich selbst in diesem Kleid.
,,Komm schon! Spann' mich nicht so auf die Folter! Lass mich dich ansehen!“,hörte ich Wendy von draußen aufgeregt sagen.
Also zog ich den Vorhang zurück, und stand plötzlich vor ihr da. Zuerst sah sie erwartungsvoll aus, doch dann wechselte sich ihr Gesichtsausdruck in ein wundervolles Lächeln.
,,Oh June! Du siehst hinreißend aus! Jetzt kommt wieder Leben in dieses Kleid!“,stöhnte sie.
,,Also wirklich. Ich finde mich selbst total hübsch. Ich will jetzt nicht eingebildet und arrogant wirken, aber ich finde mich überaus schön!“
,,Hach, genau das hat Scarlett damals auch gesagt.“,erwiderte sie.
Wenige Sekunden später, hörte ich hinter mir jemanden zusammenbrechen. Ich hörte ein hohes Schluchzen und die Stimme enfernte sich.
,,Was war das?“,fragte ich Wendy etwas geschockt.
Es folgte keine Antwort. Ich traute mich aber nicht nochmals zu fragen, da ihr Gesichtsausdruck völlig erschüttert und mitfühlend schien.
,,Wendy? Was war das?“,fragte ich doch. 6
Immer noch keine Antwort. Sie stand da wie eine Statue, die man ewig vereist, und vergammelt war.
Doch das Eis löste sich, als sie die Treppe hinunter raste. Ich lief ihr nicht nach, sondern sah ihr nur nach. Ich hörte sie besorgt fragen:,,Mutter, was ist los mit Scarlett?“
Scarlett? War das etwa Scarlett? Ich kapierte gar nichts mehr. Wenn da wirklich Scarlett gewesen war, wieso haben wir sie nicht bemerkt? Jedenfalls sollte Wendy sie entdeckt haben. Sie waren ja Vampire.
Plötzlich kam John die Treppe hinauf. Ich stand einfach nur da.
,,June! Gott, du bist wunderschön! Wieso stehst du denn hier? Ist Wendy gerade bei...?“,fragte er, aber ich unterbrach ihn.
,,...bei Scarlett? Wolltest du das sagen? Du meinst Scarlett, nicht wahr? Was ist mit ihr? Wieso weint sie?“,es waren so viele Fragen, die ich stellen wollte, und bemerkte dabei, das meine Stimme immer quietschiger wurde. Ich verstand nicht, warum ich plötzlich losheulen musste.
,,Hör zu. Ich weiß nicht, was mit ihr los ist. Aber Wendy meint, das sie...sag mal, June, weinst du?“,fragte er besorgt.
,,Nein!“,log ich, und drehte mich von ihm weg, sodass er nicht mehr mein tränen überströmtes Gesicht sehen konnte.
,,Doch, tust du! Warum?“,fragte er immer noch besorgt.
,,Ich weiß nicht! Sag du's mir doch! Du bist doch ein Vampir! Und die wissen doch solche Situationen zu lösen! Also, sag mir warum ich jetzt weine!“,schrie ich.
,,Ach herrje! Du weinst wegen Scarlett, nicht? Weißt du, jeder Vampir hat eine besondere Wirkung auf andere. Scarlett, die am Boden zerstörte Scarlett, hat ihre Besorgnis auf dich übertragen.“,erklärte er mir, und umfasste mein Gesicht. ,,Aber sei unbesorgt, das geht vorüber.“,sagte er aufmunternd.
,,Oh mein Gott, ihr Vampire habt manchmal echt einen Dachschaden!“,lächelte ich, und spürte, wie langsam meine Tränen trockneten, und so mein Gesicht austrocknete.
Er lachte. ,,Ach Süße, du, ich hoffe, das du mich niemals verlässt. Was würde ich ohne dieses strahlende Gesicht tun?!“,sagte er, und gab mir einen Kuss auf das Haar.
,,Ähm, Scarlett? Darf ich reinkommen?“,fragte ich ängstlich, als ich vor ihrer Tür stand.
,,Ja. Gern.“,erwiderte sie.
,,Wie geht es dir? Sag mal, warum hast du eigentlich geweint?“,fragte ich.
,,Besser, danke. Ich kann es dir erst erzählen, wenn du mir bestätigen kannst, das Wendy dich schon aufgeklärt hat, was meine Vergangenheit betrifft.“,sagte sie erwartungsvoll.
,,Ja, das hat sie. Wegen des Kleides? War es wegen des Kleides?“ Endlich begriff ich den Grund.
,,Ja.“
,,Natürlich! Aber natürlich! Jetzt macht alles einen Sinn! Es muss wohl sehr schwer für dich gewesen sein, mich in deinem Kleid zu sehen! Es tut mir schrecklich leid! Ich wusste ja nicht, das das überhaupt ein Thema für dich ist.“,sagte ich seufzend.
,,June, es ist immer noch schwer für mich.“,sagte sie, und zeigte auf meinen Körper, wo ich das Kleid trug. ,,Aber bitte, zieh es nicht aus! Ich möchte den Anblick ertragen. Und deinen. Und..hast du ebenfalls geweint?“,fragte sie diesmal besorgt.
,,Ja, Scarlett, habe ich. Du hast dein Empfinden auf mich übertragen. Und ich sag dir, ich glaube, das ich noch nie so viel geheult habe. Noch niemals, in meinem ganzen Leben. Ehrlich! Ihr Vampire habt es echt in euch!“,erwiderte ich.
,,Tut mir sehr leid.“
,,Scarlett, sag mir eins, warum magst du mich nicht? Wieso verabscheust du mich sowas von dermaßen?“,fragte ich beiläufig.
Sie guckte mich verwirrt an. 7
,,Tut mir wirklich leid, June, aber ich kann es dir nicht sagen.“
,,Du kannst nicht, oder du willst nicht?“,fragte ich neugierig.
,,Ich kann nicht. Hör mal, June, ich würde sonst gegen die 10 Vampirregeln verstoßen. Und wenn ich sie verstoße, dann gelte ich als unvernünftig und verdammt. Und wenn ich verdammt gelte, dann wird etwas Schreckliches mit mir geschehen. Und das will ich auf keinen Fall!“,erzählte sie mir.
,,Moment mal! Die 10 Vampirregeln? Welche Regel ist das?“
,,Die zweite. Gleich nach der Wichtigsten. Der ersten. Weißt du was, das darf ich eigentlich alles gar nicht sagen! Aber du bringst mich dazu! Hör auf damit!“,brüllte sie.
,,Okay, okay! Tut mir leid! Ich wusste ja nicht, das es so schlimm ist.“,sagte ich.
,,Ist es aber.“,erwiderte sie entgegen.
Schweigen.
,,Darf ich dich noch etwas fragen, Scarlett?“,fragte ich ängstlich.
,,Meinetwegen, aber nichts über die Vampirregeln!“,rief sie.
,,Es hat nicht direkt etwas damit zu tun.“
Sie seufzte.
,,Also, warum sind die anderen dann so nett zu mir? Ich bin sicher, die wollen doch ebenfalls nicht gegen die Regeln verstoßen.“,sagte ich.
Sie antwortete nicht sofort. ,,Weißt du, nur ich muss mich an die Regeln halten..Weil ich dazu auserwählt worden bin. Der Vampirmeister hat mir das zugetragen. Einfach so. Das geschieht mit jedem viert geborenem Vampir.“,erklärte sie mir, und ich sah, wie in ihr langsam die Trauer aufstieg, was ich dann ebenfalls spürte.
„Aber, das ist ja unfair!“
„Man kann nichts daran ändern.“,erwiderte sie schulternzuckend.
Schweigen.
,,Weißt du was, ich habe eine großartige Idee! Wir könnten doch heute auf den kleinen Jahrmarkt in West-Maryton gehen! Was hältst du davon? Gut, nicht wahr?! Komm, ich frage gleich die anderen!“
Bevor ich überhaupt antworten konnte, war sie schon die Tür hinaus gestürmt.
Ich ging geschwind die Treppe hinunter, um zu den anderen zu gelangen.
,,Also, seid ihr alle soweit?“, fragte Scarlett total aufgeregt.
,,Ich ja. Und ihr?“,sagte ich erwartungsvoll.
,,Ja.“,antworteten Bruce und Helen wie aus einem Mund.
Also gingen wir anschließend die Tür hinaus, und packte Wendy noch rechtzeitig am Arm. ,,Wendy! Sag mal, ist das euer Ernst, so auf einem Jahrmarkt zu gehen?!“,fragte ich sie, und zeigte auf ihr Kleid.
,,Naja, ich denke mal schon..“,meinte sie.
,,A-aber, das ist..un..“,stotterte ich verwirrt.
,,..normal? June, Schatz, bitte definiere mal ´normal´. Weißt, du, wir sind die McDowells! So sind wir eben. Das ist unser Markenzeichen, dass wir uns mit dieser Kleidung in die Öffentlichkeit trauen. Also, musst du es wohl akzeptieren, ob du es willst, oder nicht. Und du behältst es auch an!“,unterbrach mich Helen.
,,Aber, warum zieht ihr euch nicht einfach um?!“,fragte ich verstört.
,,Das wirst du schon noch erfahren..“, erwiderte Scarlett, bevor Helen etwas sagte. Anschließend warf Helen ihr einen bösen Blick zu.
Dann gingen wir die Tür hinaus, in Richtung West-Maryton.
Wir gingen zu Fuß, was mich ein wenig wunderte, weil ich ja dachte, die McDowells wären sehr reich, und könnten sich ein Auto leisten. Aber es war nicht sehr weit, und in Kürze waren wir auf dem Marytoner Jahrmarkt.
,,Also, wohin wollt ihr denn?“,fragte ich ganz beiläufig. ,,Ich möchte gern auf das Riesenrad. Mit Bruce.“,grinste Helen. ,,Aber ja doch, Liebling.“, entgegnete Bruce. ,,Ich gehe mit Wendy in die Geisterbahn!“,sagte John. „Wuhhhhuuu...als ob ich mich gruseln würde, Bruderherz. Haha.“ 8
,,Und wo gehst du hin, June, Schatz?“,fragte mich Helen. ,,Ähem..ich weiß nicht. Wenn es Scarlett recht ist, dann gehe ich mit ihr wohin.“ ,,Klar, June. Ich gehe gern mit dir mit.“,erwiderte sie.
,,Schön, schön. Dann hätten wir das ja geklärt.“,sagte Bruce.
Der Nachmittag mit Scarlett war wunderbar. Wir waren Eis essen, insbesondere Zuckerwatte. Wir waren auf dem kleinen Riesenrad- das Einzige im kleinen Maryton in Virginia. Schließlich waren wir noch im Märchenkarussell. Die Zeit mit Scarlett war etwas Besonderes. Nicht nur, weil ich viel Spaß mit ihr hatte, sondern weil ich mich mit ihr unterhalten, und besser kennenlernen konnte. Es war fabelhaft.
Nach ein paar Stunden kamen ich und Scarlett um die Ecke, weil wir in die Geisterbahn wollten. Und hofften darauf, Wendy und John dort zu treffen.
,,Also, ich bin gespannt, was da drin alles zu sehen ist. In der Geisterbahn. Aber ich denke nicht, dass du dich gruseln wirst, Scarlett! Haha!“
,,Ach kann doch sein, June. Es ist sehr lange her, dass ich in einer war. Obwohl, ich bezweifle es ebenfalls. Mensch, ich bin ein Vampir, Schätzchen.“,erwiderte sie lachend.
,,Also gut, wir sind da. Das wird ein Spaß!“,sagte ich aufgeregt, und hörte von innen die Kreische von Menschen. ,,Da gibt’s wohl einen kräftigen Adrenalinschub, wie ich höre.“,erwiderte Scarlett grinsend auf die Schreie.
Wir wollten uns gerade die Tickets besorgen, als ich einen Wagen aus der Geisterbahn rollen sah. In dem Wagen war zwar eine Frau, aber sie lag reglos da. Scarlett hatte noch nichts von dem Vorfall bemerkt. Und ich war nur verwirrt, warum sich die hübsche Frau nicht bewegte.
,,Scarlett, was ist denn mit der Frau da los?“,fragte ich sie besorgt, und deutete auf den Wagen, der immer noch leicht rollte.
,,Keine Ahnung. Komm, wir sehen mal nach.“,sagte sie ebenfalls besorgt. Doch als wir hin gehen wollten, sahen wir plötzlich Wendy und John im selben Wagen. ,,Scarlett! Mein Gott, sind das da John und Wendy?! Oh mein Gott!“,schrie ich. ,,Oh nein! Das sind sie!“,erwiderte sie.
Dann konnte man sie deutlicher sehen. Man konnte überall Blut sehen, was mich echt anwiderte. Aber noch schlimmer, war das, was ich danach sah. Ich ahnte schon, was da los war. Und der Gedanke war abscheulich. Ich sah, dass die Frau am Hals zwei Bisswunden hatte, und das Blut strömte nur so aus ihr heraus. Dahinter standen Wendy und John, total mit Blut verschmiert, und ihre Klamotten waren von dem roten Blut durchnässt. Ihre Zähne selbst, waren tiefrot. Die beiden hatten denselben Gesichtsausdruck. Wie kleine, unschuldige Kinder, die Schokolade gestohlen haben, aber es nicht zugeben wollten. Es bildete sich langsam eine Menschenmenge um uns herum, und der Geruch von dem Blut drang so intensiv in meine Nase, dass ich ohnmächtig wurde. Ich erinnerte mich noch daran, wie mein Kopf hart auf dem Steinpflaster aufprallte.
,,June? June! June, wach auf.“ Das war Helen's Stimme, die mich bat, aufzuwachen. Langsam öffnete ich meine Augen, und fragte mich zuerst, wo ich war. ,,Hey, June. Du bist wieder zu dir gekommen. Wie schön, das du wieder bei uns bist.“,sagte Helen erleichtert. ,,Wo bin ich?“,fragte ich schließlich verwirrt, und versuchte mich aufzusetzen. Dabei roch ich immer noch das Blut in meiner Nase. ,,Du bist zu Hause. Es ist viel passiert, als du ohnmächtig warst. Kannst du dich denn noch an alles erinnern?“ Ich konnte mich nur noch an das Blut erinnern. Mehr war da nicht. ,,Da war Blut.“,als ich das aussprach schauderte ich.
,,Da hast du recht. Du und Scarlett, ihr wolltet in die Geisterbahn, und seid dabei auf Wendy und John gestoßen, die gerade dabei waren eine Frau auszusaugen.“,sie warf den beiden einen finsteren Blick zu.
,,Ja, ich erinnere mich wieder. Da war so viel Blut. Beide waren damit verschmiert. Ich habe mich so geekelt. Es war so abartig, das ganze, strömende Blut zu sehen.“,sagte ich.
,,Da hast du recht. So, und jetzt zu euch beiden! Wie kommt ihr darauf, einfach einen Menschen in der Öffentlichkeit zu töten!? Seid ihr noch ganz dicht?! Das könnt ihr nicht machen! Wie kam das 9 dazu, Wendy?“,brüllte Helen die Geschwister an.
,,Ich weiß nicht, Mutter. Wir waren in der Geisterbahn, und da rochen wir diese köstliche Frau im Wagen vor uns. Es ist eigentlich meine Schuld gewesen. Denn ich bin in den Wagen gesprungen, und habe meine Zähne angesetzt! Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle! John wollte mich ja aufhalten, aber dann roch er sie auch, und wir saugten sie beide aus. Als der Wagen dann hinausrollte, war dann alles voller Blut. Aber das ist immer so wenn wir jagen. Und dann sah ich June und Scarlett. Ihre erschütterten Gesichter. Und das angewiderte Gesicht von June. Ich kam mir vor wie ein Monster. Es tut mir sehr leid. Es tut mir auch leid, dass ich John dazugebracht habe, mitzumachen.“,erzählte sie schluchzend.
,,John?“,fragte Helen.
,,Nein. Es ist nicht nur ihre Schuld. Ich hätte mich ebenfalls unter Kontrolle haben müssen. Ich hätte sie von der Frau wegbringen sollen. Und diese Aufgabe konnte ich nicht erledigen. Es tut mir ebenfalls sehr leid. Aber sie roch wirklich köstlich.“,erwiderte John.
,,Ob sie köstlich gerochen hat, oder nicht. Das spielt keine Rolle! Ihr müsst euch in der Öffentlichkeit beherrschen können! Sonst kann ich euch nicht mehr aus dem Haus lassen. Verstanden?!“ Alle nickten, und gingen anschließend ins Nebenzimmer. ,,Ach ja, und June!“,erläuterte sie. Ich wollte auf alles gefasst sein. ,,Ich hoffe, du leidest jetzt nicht unter einem Trauma.“,sagte sie besorgt. Ich wusste darauf keine Antwort. Woher sollte ich denn jetzt wissen, ob ich unter einem Trauma leidete?! Klar, ich fand diese ganze Blutgeschichte überaus widerwertig, aber wenn ich bei den McDowell's weiterhin leben wollte, sollte ich mich in der Zukunft daran gewöhnen. ,,Nein, ich denke nicht. Es war nur so ein großer Schock meine „Schwester“ und meinen „Geliebten“ dabei zuzusehen. Verstehst du? Und, naja, ich denke, ich muss mich wohl daran gewöhnen, Helen.“,erklärte ich. ,,Auf gar keinen Fall musst du dich daran gewöhnen! June, das war nur ein törichter Zufall die beiden dabei zu erwischen! Keine Sorge, in Zukunft werden mich die zwei informieren, wenn sie ein Leckerli benötigen. Da musst du, oder wirst nicht dabei zusehen müssen. Sonst bekommst du ja noch einen Herzinfarkt!“,rief Helen schockiert. Ich nickte kurz und gesellte mich zu den anderen.
,,Hey, ich glaube, ich sehe mich mal im Haus um. Ich habe es ja noch gar nicht richtig erkundigt, fällt mir ein.“,sagte ich beiläufig.
,,Alles klar. Soll ich mitkommen?“,erbot sich John.
,,Ach nein. Ich gehe schon allein.“,erwiderte ich, und ging aus dem Nebenzimmer. Ich ging als Erstes zu der großen Treppe, die in den ersten Stock führte. Meine Hand glitt über das Kirschholz im Geländer entlang. Ich kam in das Zimmer, wo mich Wendy zum ersten Mal einkleidete. Ich erinnerte mich noch daran, als Scarlett dabei ihren Heulkrampf bekam. Allerdings fragte ich mich immer noch, weshalb so viele mittelalterliche Bilder an den wunderschönen, weinroten Wänden hingen. Ich lief immer noch quer durch den Raum setzte mich kurz auf das Sofa aus dem feinen Stoff. Dabei ließ ich mir die schönsten Erinnerungen durch meinen Kopf schweifen. Es dauerte nicht lange, dann wurde mir das zu langweilig.
Einen kurzen Moment fragte ich mich, was die Vampire wohl unten machten. Das galt für mich dann aber als unwichtig, und ich lief durch den breiten Flur. Der Flur war wunderschön. Der Boden war aus Mosaik und die Wände traumhaft himmelsblau tapeziert. Rechts und links des Flurs waren die Schlafzimmer von Wendy und Scarlett. Ich traute mir einen kleinen, unverschämten Blick in die Zimmer. Zu aller erst fielen die Betten auf. Man könnte fast meinen, es wären Gemächer. Sie waren riesig. Ich würde wahrscheinlich wunderbar darin schlafen. Ich dagegen hatte ein viel kleineres Bett.
Neben Scarlett's Zimmer ging eine weitere Treppe in den zweiten Stock. Aber bevor ich die hinaufging, nahm ich mir vor, das letzte Zimmer zu erkundigen. Es war das Arbeitszimmer von Bruce. Ich lief durch das Zimmer, und dabei fiel mein Blick auf den Schreibtisch. Und zwar, was auf dem Schreibtisch lag. Es war ein kleiner Zeitungsausschnitt aus dem 18.Jahrhundert. Darauf war ein Bild von einem blutrünstigem Vampir mit einer toten Frau im Arm. Die Überschrift lautete:
Mero schlägt wieder zu!!!
Neugierig las ich dem gespenstischen Bericht aus der früheren Zeit. Darin stand, das der damalige Vampir Mero aus Italien über 1.500 Frauen hatte. Der Begriff war dabei „Geliebten“. Er hatte sie alle nicht geliebt, sondern nur so getan als ob. Anschließend, nach einer Zeit, hat er sie getötet. Ausgesaugt. Damals wussten die Menschen anscheinend, dass es Vampire gibt. Der Bericht schockte mich eigentlich weniger. Aber die Frage, die dann in mir aufkam fand ich viel wichtiger. Warum hatte Bruce diesen Zeitungsausschnitt aufgehoben? Es musste doch einen vernünftigen Grund dafür geben. Auf einmal hatte ich einen schrecklichen Verdacht. Oder eher gesagt, eine schreckliche Antwort. Eine Theorie. Als ich das allererste Mal in das Haus gekommen bin, und die McDowells kennengelernt habe, warnte Scarlett mich. Ich konnte mich noch ganz genau an ihre Worte erinnern. Sie sagte: „John's Geliebten haben nie lange gelebt!“ Auf einmal fügte sich alles zusammen wie ein Puzzle. John liebte mich nicht. Nie. Er hat mich nur ausgenutzt, um mich später auf einem Tablett zu servieren. Und die mittelalterlichen Bilder hingen nur an den Wänden, weil diese abartigen Vampire damals, ihre Vorbilder waren. Meine Hände wurden feucht. Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. Mein Herz begann schneller zu pochen, und ich bekam die totale Panik. Man wollte mich fressen! Das war für mich absurd. Ich liebte John von Herzen. Auch als ich das Furchtbare über ihn erfuhr, ich liebte ihn immer noch. Aber es war falsch. Auf einmal kam mir ein Gedanke. Ich musste sofort aus diesem Haus. Ich musste mich in Sicherheit bringen.
Ich wollte gerade diesen Bericht wieder zurück auf den Schreibtisch legen, da hörte ich leise Schritte aus dem Flur. Wie von Zauberhand versuchte ich mich unsichtbar zu machen. Was mir aber leider nicht gelang. Ich versuchte mich zu verstecken, aber das einzige was sich in meinem Körper bewegte, war mein Herz. Ich war wie gelähmt vor Angst. Da kam Bruce in das Zimmer. Mein Atem setzte aus. ,,Hallo June. Geht es dir gut?“,fragte er. Ich nickte steif. Es war natürlich gelogen. Es ging mir nicht gut. ,,Nein, es geht dir nicht gut. Ich sehe es dir an. Hast du irgendetwas Bestimmtes entdeckt?“ Er konnte mich viel zu leicht durchschauen. Er kam mir langsam näher, und wich zurück. Sein Blick fiel auf den Zeitungsausschnitt. Und er begriff. ,,June. Ganz ruhig. Ich denke, du weißt was wir wollen. Und zwar...“ ,,Mich.“,flüsterte ich trocken. Diesmal nickte er. Und grinste mich hinterlistig an. ,,Also, soll ich dich davor betäuben, oder machst du es freiwillig?“ Mein Herz blieb stehen. Und ich versuchte zu fliehen, aber Bruce hielt mich am Arm fest zurück. ,,Nein! Nein! Lassen Sie mich los!!!“, schrie ich, und nahm einen Armleuchter aus Metall von der Kommode, und schlug ihm den Armleuchter auf den Kopf. Seine Fesselung meines Arms löste sich, und Bruce fiel zu Boden. Ich rannte so schnell ich konnte aus dem Zimmer, und spürte, dass meine Beine wie Pudding waren. Ich musste mein Kleid hochhalten, um nicht hinzufallen. Schnell lief ich die lange Treppe hinunter, als sich mein Kleid jedoch verfing, und ich stürzte. Ich fiel direkt auf einen hochstehenden Nagel, der aus dem Kirschholz schaute. Anschließend rollte ich die Treppe hinunter, und mein Arm verblutete. Ich spürte den Schmerz aus meiner Armbeuge. Und in meinem ganzen Körper. Es war so ein stechender Schmerz, den ich wahrscheinlich in meinem ganzen Leben niemals vergessen würde. Sofern ich dieses Kapitel meines Lebens überlebte.
Ich versuchte wieder aufzustehen, als gerade die restliche Familie zur Tür herein kam. Sie sahen meinen verbluteten Arm, und mussten mit den Augen rollen, als sie mich rochen. Nur Scarlett war nicht dabei. John, Wendy und Helen wussten anscheinend Bescheid, dass ich wusste, das sie mich töten wollten. Denn wenn ein Vampir etwas wusste, dann wussten es die anderen auch. Das hat John mir mal erklärt.
,,Okay. Lasst mich in Ruhe. Bitte. Ich habe euch nie etwas getan. John, ich liebe dich. Das weißt du. Wie konntest du mich nur so hintergehen! Du Bastard!“,brüllte ich ihn an. ,,Ach June. Wie sollen wir denn sonst jagen. Ist doch clever, oder?“,lachte er. Plötzlich musste ich anfangen zu weinen. Ich fing an bitter zu schluchzen. Ich hatte gemischte Gefühle. Ich hatte das Gefühl ausgenutzt zu sein, und das Gefühl getötet zu werden. Da waren aber noch tausend andere Gefühle, die ich nicht einordnen konnte.
Langsam ging ich einen Schritt zurück und die drei anderen versperrten mir den Weg zur Tür. Ich
war mir sicher, dass ich nicht mehr lange leben würde. Das war das Ende. Ich wusste es. Plötzlich hörten wir ein polterndes Geräusch. Es kam vom ersten Stock. Das musste nur Bruce sein! Verdammt, und ich dachte er wäre für etwas längere Zeit bewusstlos. Wendy, John und Helen wussten nicht was das war, und ich glaubte sie wollten es wissen. In diesem Moment rannte ich weiter. Ich rannte in die entgegengesetzte Richtung von den Vampiren. Ich lief um die Ecke, als ich auf Scarlett stieß. ,,Nein!“,sagte ich. ,,Schscht!“,flüsterte sie, und nahm mich an meinem heilen Arm mit in eine Besenkammer. Und sperrte die Tür ab. ,,Scarlett! Warum hilfst du mir?! Oh nein, das ist ein Trick, oder?“,fragte ich skeptisch.
,,Nein, das ist kein Trick. Ich will dir helfen. Oh nein, du blutest ja!“,rief sie. ,,Hier, ich gebe dir das hier. Halt schön still.“,sie nahm ein Handtuch und presste es auf die Wunde. ,,Aber, wieso?“
,,Weil du mir ans Herz gewachsen bist. Ich weiß, dass ich dich am Anfang gehasst habe. Das war zumindest meine Aufgabe- dich zu hassen. Aber du bist etwas Besonderes, June. Und ich möchte nicht, dass du ein Opfer meiner gestörten Familie wirst. Und ich weiß auch, das ich dafür gegen die zweite Vampirregel verstoße, aber ich tue für dich.“,erklärte sie.
„Das ist die zweite Vampirregel? Ein Opfer zu hassen? Aber, Scarlett, was wird jetzt mit dir geschehen?“ Ich hatte Angst um sie.
,,Ja. Zuerst passiert nichts. Aber wenn wir geflohen sind, was wir hoffentlich schaffen, dann werde ich verdammt sein, und der Galgen wartet auf mich.“,sagte sich traurig.
,,Was?! Nein Scarlett! Du darfst dich nicht für mich opfern, nur weil du mich magst! Nein, da werde ich lieber sterben!“,schrie ich. Tränen kullerten nur so über mein Gesicht. Sie durfte sich doch nicht für mich opfern!
,,June, ich mag dich nicht nur, ich liebe dich. Du bist wie eine Schwester für mich. Außerdem will ich nicht mehr in dieser fiesen Familie leben! Ich hasse das, was sie unschuldigen Menschen antun! Aber komm, wir müssen uns erst in Sicherheit bringen.“,sagte sie, und zog mich aus der Besenkammer.
Sie hielt immer noch meine Hand, und wir schlichen langsam zur Tür. Scarlett und ich waren beinahe bei der Türklinke, als uns die anderen erwischten.
,,Na, na! Wo wollt ihr denn hin? Scarlett?“,fragte Helen bösartig.
,,Mutter, Vater, John, Wendy, tut mir leid, aber ich will nicht mehr in dieser hinterlistigen Familie leben. Ich werde June helfen. Und ihr braucht niemals versuchen, sie mir wegzunehmen!“,sagte Scarlett.
,,Aber Scarlett! Du weißt, was dann auf dich zukommt!? Du kannst dich doch nicht für diesen wertlosen Menschen opfern!“
,,Doch, das kann ich. Und ich werde es auch.“,sagte sie selbstbewusst, und öffnete die Tür.
Anschließend schloss sie sie wieder. ,,Lauf June!“,schrie sie, und zog mich durch den Nebel, in das hohe Gras. ,,Leg dich hin!“,befahl sie mir.
,,Warum? Sie sind uns doch nicht gefolgt.“,erwiderte ich verwirrt.
,,Aber das werden sie. Wir müssen uns verstecken. Wir warten hier eine Weile, und wenn sie nicht kommen, dann gehen wir.“,erklärte Scarlett.
,,Wohin? Ach so. Scarlett, können wir denn keine Lösung finden? Ich will nicht, dass du stirbst. Kannst du nicht bei mir leben?“,fragte ich bedauernd.
,,June, ich könnte nicht bei dir leben. Du würdest es nicht verkraften, wenn ich regelmäßig jagen würde. Außerdem sagt das Gesetz, das ich nur verschont bin, wenn ich einen neuen Vampir kenne, und ihn auch annehme.“,sagte sie, und drückte erneut das Handtuch auf mein Loch im Arm.
,,Okay. Scarlett, wandle mich in einen Vampir um! Bitte, ich brauche dich!“,sagte ich flehend.
,,Was?! Du willst ein Vampir sein? Nur wegen mir? Ich bitte dich!“
,,Scarlett, du wärst für mich gestorben! Also, ich wandle mich für dich um! Und, dann können mich die restlichen McDowell's nicht verletzen. Bitte.“ Ich wusste, es war absurd. Aber ich habe Scarlett vertraut. Ich liebte sie, wie eine Schwester.
,,Stimmt. June, wenn du das wirklich willst, dann musst du gründlich darüber nachdenken.“
,,Ich bin mir sicher.“,erwiderte ich selbstsicher. 11
„Also gut. Ich tue es.“,sagte sie, und setzte ihr Zähne an meinen Hals.
EisEngel Liebe macht Blind... - Liebe marilyn. Ich hab dir ja versprochen, dass ich deine Story noch lesen werde, heute habe ich endlich Zeit dafür gefunden. Deine Story ist dir wirklich super gelungen. Sie hat mich von Anfang bis zum Ende gefesselt. Ein paar kleine Rechtschreibfehler haben sich eingeschlichen, aber die sind nicht so wild. Das Ende kam für mich echt überraschend, dass er sie gar nicht liebt und die Familie sie eigentlich nur Töten wollte..., darauf wäre ich anfangs nie gekommen. Echt Klasse, hat mir gut gefallen. Ich hoffe wir bekommen bald mehr von dir zu lesen. *^^* glg Birgit |