Beschreibung
In diesem Text geht es um Menschen,
die ich verloren habe.
Die Trauerweide.
Noch eben stand ich neben dir, hielt dich im Arm, du kleiner Wurm und nun seid ihr weg. Noch eben redete ich mit dir, doch nun schweige ich. Still und allein. Noch eben hatte ich ein Lächeln in meinem Gesicht, doch nun ist es verschwunden, wie ihr. Einfach so weg, ohne ein Wort zu sagen. Eine kühle und Eiszeit macht sich in meinem innersten breit und ich versuche das Eis aufzutauen, doch es ist hartnäckig. Ich möchte reden, doch mich belastet eine innere Blockade. Von weitem kann ich die Trauerweide sehen und ich gehe auf diese zu. Mit Tränen im Gesicht schreite ich voran. Mein Gesichtsausdruck düster und grau, wie der Himmel, der sich über mir befindet. Unter der Trauerweide kann ich mich fallen lassen. Von der Natur umgeben und es ist nur ein Baum. Ein ganz bedeutungsvoller Baum. Ich atme tief ein und aus und genieße die frische Luft. Die Luft, die mir fast den Atem nimmt. Ich habe das Gefühl gerade zu ersticken, doch ich lebe. Ich bin in Gedanken, denke an euch, doch ihr seid so weit fort. So weit fort, wie ich es mir denke. Ich möchte verstehen, doch es ist aussichtslos. Tränen, weil man nicht weiß, wieso was geschah!? Tränen, weil man zwei bedeutungsvolle Wesen verlor. Einfach so. Eine leere, die meinen Körper ausfüllt, doch ich bin reich an Gedanken. Eine leere, die mich nicht sprechen lässt, weil man nicht die richtigen Worte findet. Eine leere und es ist pure Illusion. Eine leere für einige Stunden, Tage, gar Monate, doch die Leere füllt sich allmählich. Die Trauerweide, die mir Trost spendet. Es ist nur ein Baum. Ein ganz bedeutungsvoller Baum. Ein Baum, dessen Zweige herunter hängen. Gerade so, als ob sie traurig wären und doch lebt dieser Baum. Ein Baum, der auf mich traurig wirkt und doch überlebt er den eiskalten Winter, den blühenden Frühling, den heißen Sommer und den bunten Herbst. Er überlebt Stürme und den Regen. Er lässt sich von nichts unterkriegen. Ich bewundere diesen Baum, denn er zeigt mir stärke. Ich bewundere diesen Baum, denn er ist so groß und doch habe ich keine Angst. Ich sitze darunter und ich fühle mich wie in den Himmel gewogen. Dessen Zweige, Arme meinen Körper sanft umschließen. Wie Engelsflügel mich behüten und mir Schutz bieten. Ich schließe meine Augen und genieße die Wärme, die mir dieser Baum spendet. Alles pure Illusion und Phantasie und doch so real und existent. Ich fühle mich federleicht und lasse mich wiegen. Ich fühle mich gut, denn ich bin euch sehr nahe. So nah, das ich es kaum glauben kann. Den unvermeidbaren Zustand akzeptieren und an die schönen Zeiten zurück denken. Eine sehr kurze Zeit für dich, du kleines Baby. Ich werde immer wieder in Gedanken an eine Trauerweide zurück kehren um dort Trost zu finden. Ich werde an euch denken und euch nie vergessen, doch es ist endlich an der Zeit den Abschied zu geben. Ich möchte mich von euch verabschieden. Loslassen von dem Schweigen, das mich innerlich festhält. Ich gebe euch innerlich frei, denn es ergibt keinen Sinn euch festzuhalten. Wie ein Ballon schwebt ihr davon. Ich sehe euch nach und ein befreiendes Gefühl breitet sich in mir aus. Ich lasse euch gehen und verlasse den Ort. Ich verlasse den Ort und fange allmählich wieder an zu leben. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlasse ich die Trauerweide und begebe mich wieder in meine reale Welt. Die düsteren Wolken lösen sich auf und die Sonne blitzt zwischen ihnen durch. Sie kämpft sich durch die vielen Wolken, aber sie hat es geschafft. Sie strahlt in vollem Glanze und schenkt mir Wärme. Von meinen Gefühlen lasse ich mich leiten. Leiten in eine unbekannte Welt.