Beschreibung
Fortsetzung meines "TRAUMTAGEBUCHES"
Da mich viele nette Kommentare zu Teil 1 meiner Geschichte erreichten, habt Ihr mir alle Mut gemacht, meine Geschichte fortzusetzen - die ja eigentlich und ursprünglich - "nur" eine Testversion sein sollte!
Ich danke Euch dafür und wünsche auch weiterhin viel Spaß beim Lesen!
Katrin {tinimini}
06.06.2009
[COVERFOTO geändert am: 24. Juni 2009]
This photo was taken by ME {tinimini}!
[c] Katrin Ruedel, Weimar, Juni 2009
-> ME @ www.katrinruedel.de
Vor zwei Monaten
"Lass mich!", schrie Miriam und versuchte mit aller Kraft, sich loszureißen. Doch der Griff, der ihren Arm wie ein Schraubstock umklammert hielt, war derb und kräftig. Sie hatte absolut keine Chance. Die junge Frau keuchte vor Anstrengung und hörte, wie ihr Herz stürmisch an die Rippen schlug.
"Du sollst mich loslassen, Du Idiot!" Ihre Haare klebten ihr auf der Stirn und der Ärmel ihrer hellen Bluse knirschte bedenklich. Ha!, dachte sie, wenn der reißt, bin ich den Trottel los! Das müsste doch reichen, damit er mich loslässt! Für eine bange Sekunde ließ sie von ihren Befreiungsversuchen ab, nur, um danach noch einmal mit einem kraftvollen Ruck den Arm nach vorne zu reißen! Trotzdem - der Griff blieb hart! Sie kam nicht los! Tränen der Enttäuschung und des Schmerzes traten in ihre Augen. Bei ihrem letzten Versuch, aus der Umklammerung heraus zu kommen, hatte sie ihrem Arm und ihrer Schulter wohl doch etwas zuviel zugemutet! Eine Sehnenzerrung?, ging es ihr durch den Kopf. Auch das noch! Warum lässt der Trottel mich denn nicht endlich los?
Doch Aufgeben zählte nicht zu ihren Eigenschaften. Sie zog und zerrte und sackte dann kraftlos geworden in sich zusammen. Sie weinte. Dunkelheit umgab sie, Dunkelheit und Schmerz! Und sie hatte Angst. Schreckliche Angst! Sie war nur noch wenige Meter vom Brückengeländer entfernt und wenn es ihr nicht augenblicklich gelang, sich aus dem Griff ihres Gegners zu befreien, würde dieser es mit Sicherheit schaffen, dass sie über das Geländer stürzte!
Es war alles geplant. Es durfte weder Spuren noch Hinweise geben! Miriam sollte verschwinden, ohne, dass jemand die Möglichkeit hatte, sie zu suchen. So stand es auf dem Schreiben, welches sie heute Morgen im Briefkasten fand. Zuerst dachte sie an einen schlechten Scherz, knüllte das Stück Papier zusammen und warf es, ohne ihm weitere Beachtung zu schenken, in den Müll. Sie lachte sogar noch darüber, dass sie sich hatte erschrecken lassen. Kindereien, dachte sie. Wer weiß, wer sich da einen dummen Scherz mit ihr erlaubt hatte! Grinsend verließ sie den Flur, in welchem sie dieses Stück Papier vor einigen Minuten gefunden hatte, und betrat ihr Wohnzimmer.
Es war ganz still in diesem Zimmer. Die Geräusche, die von draußen ins Zimmer drangen, waren gedämpft und kaum wahrnehmbar. Nur das leise rhythmische Ticken des alten Regulators an der gegenüber liegenden Wand war zu hören. Stille. Frieden. Miriam merkte, wie sie sich langsam entspannte. Für einen winzigen Moment hatte sie nämlich doch Angst gehabt, Angst, dass dieser Zettel kein übler Kinderscherz sondern eine ernst gemeinte Warnung an sie sein würde. Doch nun schüttelte sie diese trüben Gedanken von sich ab, lächelte und strich wie nebenher mit der linken Hand beinahe liebevoll über die weiche Tischdecke, die den alten runden Holztisch in der Zimmermitte vor Kratzern schützte.
Diese wunderschöne Tischdecke war schon sehr alt. Miriam hatte sie von ihrer Großmutter zu ihrem 18. Geburtstag geschenkt bekommen. Dicker weicher Stoff in einem herrlichen Himmelblau prangte nun mitten im Zimmer und zierte den alten Holztisch, dessen mit verschnörkelten hölzernen Elementen versehene 4 Beine diesem Tisch etwas Geheimnisvolles gaben! Viele goldfarbene Fransen dieser Decke hingen schwer herab und bewegten sich sanft, als Miriam am Tisch vorbei schritt. Der dadurch entstandene Lufthauch genügte, um diesen Goldfransen das Aussehen eines im leichten Sommerwind wogenden Weizenfeldes zu geben.
Danke, Omi, murmelte Miriam in Gedanken.
"Das Wetter scheint besser zu werden", sprach sie leise und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Und wirklich! Der Himmel klarte sichtbar auf und die ersten Sonnenstrahlen schoben sich durch kleine Spalten in der dicken grauen Wolkenwand, so, als wollten sie Miriam mit ihrem goldenen Licht begrüßen. Diese lächelte. Sie liebte die Sonne und schloss für einen winzigen Moment die Augen, um die Wärme der Sonne auf ihrem Gesicht noch intensiver spüren zu können. Leise und in Gedanken sagte sie sich die uralten Formeln vor, die ihr Unterbewusstsein inspirieren sollten, ihr Entspannung und Wohlbefinden zu schenken: Ich bin ruhig! Ich atme ruhig! Die Sonnenstrahlen wärmen mich. Die Sonne wärmt meine Stirn, meine linke Wange, meine rechte Wange. Auch meine Nase wird warm. Ich spüre die Wärme der Sonne auf meiner Haut. Das tut gut. Ich fühle mich gut. Ich ...
"Aua!", schrie Miriam plötzlich gepeinigt auf, riss die Augen auf und stolperte vor Schreck einige Schritte rückwärts. Ihr Kopf dröhnte und sie spürte, dass sich mitten auf ihrer Stirn eine dicke Beule bilden würde. "Was um alles in der Welt ...", keuchte sie und versuchte, gegen den hämmernden Schmerz in ihrem Schädel anzukommen. "... war das jetzt?", presste sie noch hervor, hielt sich den Kopf mit beiden Händen und streckte die Beine vorsichtig aus. Sie saß mitten auf dem Teppich in ihrem Wohnzimmer, umgeben von einem großen Haufen Scherben und ...
"Ja, spinne ich jetzt?", rief sie halblaut ins Zimmer hinein und starrte sodann auf einen großen scharfkantigen Stein, der da mitten im Scherbenhaufen in diesem Zimmer lag. "Was soll das denn jetzt? Spinnen die da draußen? Können doch nicht mit solchen Felsbrocken Fensterscheiben einschmeißen!" Kopfschüttelnd richtete sie sich auf und ging auf das Fenster zu. Hier prangte jetzt mitten in der Scheibe ein großes gezacktes Loch. Viele große und kleinere Risse gingen ringsherum davon aus und verzierten die noch vorhandene Glasscheibe mit einem bizarren Muster. Vorsichtig lugte Miriam durch das hier entstandene Loch in der Scheibe auf die Straße hinunter. Sie konnte nichts Bedrohliches erkennen - alles war wie immer! Die Autos fuhren eins am anderen klebend vorbei, die Vögel in den Bäumen am Straßenrand lärmten und die Kinder auf dem Spielplatz gegenüber gaben sich ihren lustigen Spielen hin - von nirgendwo lauerte Gefahr!
"Aber ...", sagte Miriam und drehte sich um, um zurück ins Zimmer zu gehen. Das erneute Klirren der Fensterscheiben ging in einem Hagel aus Glasscherben und Blutspritzern unter und Miriam sackte zu Boden.
{{ Fortsetzung - Teil 3 - folgt ! }}
[Orte und Personen sind frei erfunden. Sollten irgendwelche Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und/oder deren Erlebnissen bestehen, so ist dies rein zufällig und hat nichts mit dieser Geschichte zu tun. Text, Idee und Ausführung sind mein alleiniges geistiges Eigentum und dürfen ohne meine ausdrückliche schriftliche Einwilligung weder auf irgendwelchen Internetplatformen, in irgendwelchen Verlagen oder anderweitigen Veröffentlichungsmedien, noch zu privatem oder gewerblichen Gebrauch genutzt werden. Zuwiderhandlungen werden, wenn erkannt, strafrechtlich verfolgt. URHEBERRECHT BEACHTEN! Vielen Dank!]
Copyright by: Katrin Rüdel, Weimar, Juni 2009
-> mailto: privat@katrinruedel.de
.: im Web: http://tinchens-buecher.blogspot.com
.: im Web: http://katrinruedel-leseproben.blogspot.com
~ all rights reserved ~
...
{last updated: 06. Juni 2009}