Humor & Satire
Beim Griechen an der Ecke

Ich war mit meinem Gatten essen,

bei „unsrem“ Griechen im Lokal.

Den Abend werd' ich nicht vergessen,

Warum, das schildre ich euch mal ...

An jedem Tisch, gleich, welcher Größe,

ob nun für acht Leut' oder vier,

da tummeln sich nur zwei, drei Gäste,

verteidigend stur ihr Revier.

Doch ausgenommen von der Regel

rückt man zusammen für uns zwei

an einem Tisch mit Kind und Kegel.

Wir lieben Kids und sind so frei.

Die Kleinen sind ja ganz possierlich.

Wen stört denn schon ein roter Fleck,

wenn sie mit Ketchupfingern zierlich

ein Muster malen auf die Deck' ...

Und dass die beiden süßen Racker

mit Erbsen auf den Kellner ziel'n,

erträgt der Gute auch ganz wacker.

Sie hab'n ja sonst nichts mit zum Spiel'n...

Es labt sich an Blondinenwitzen

der Herrenklub vorn an der Wand.

Die beiden Frau'n, die auch dort sitzen,

empfinden das als provokant.

Die zwei sind hier, um beim Verdauen

von Knoblauchsuppe und „Pommfritt“

ihre Gebrechen durchzukauen.

Die and'ren Gäste leiden mit.

Zwei Manager, ich glaub', aus Gießen,

die müssen, eh' das Essen kommt,

ganz rasch noch ein Geschäft abschließen

mit einem, der in China wohnt.

Das Handy wird, (wen sollt' es stören?)

auf Konferenzschaltung gestellt.

So können wir ganz locker hören

den Typ vom ander'n End' der Welt.

Das Essen kommt, es duftet lecker,

(Ich habe jetzt auch echt Bedarf.)

doch an Tisch dreizehn gibt's Gemecker,

die Pepperoni sei zu scharf,

Retsina sei dem Herrn zu harzig,

sein Gaumen sei nun mal empfindlich.

Wär' ich der Kellner, ich wär' knarzig,

doch Georgios lächelt nur verbindlich.

Am Nachbartisch wird 'ne Cohiba

von so'nem Spacken inhaliert.

Er bläst den Qualm zu uns herüber.

Die Gattin hüstelt leicht geziert.

Auch ihr Parfüm ist nicht gerade

das, was man so geschmackvoll nennt,

doch passt's zu ihrer Maskerade,

denn die ist auch nicht g'rad dezent.

Ein junges Pärchen, frisch verliebt,

das füttert sich mit Pommesstangen,

die er ihr in den Schnabel schiebt,

um sie anschließend voll Verlangen

von ihren Lippen abzuknabbern.

Er hofft, dass heute noch was geht.

Voll Vorfreude scheint er zu sabbern.

Herr Ober, zahl'n, es ist schon spät!

Die Rechnung kommt. Es hat der Wirt

wohl zu den Speisen und Getränken

das Datum noch hinzuaddiert,

fast kann ich es ihm nicht verdenken.

Ist auch das Essen reichlich teuer,

hier kriegt man schließlich was zu seh'n.

So zahl' ich's als Vergnügungssteuer.

Bis nächsten Samstag um halb zehn ...