Für Mutti
Es müsst ein Mutterepos werden,
mit achtzig Versen
vor der Hand.
Doch wer kann’s dichten,
will es lesen, in diesem materiellen Land.
Es war im neunundzwanz’ger Jahr,
das Wetter war schön,
die Welt wunderbar,
da kam sie zur Welt,
ward Christa genannt
und ruffer, wie nunger
in Grabsch bald bekannt.
In jungen Jahren
zum Landdienstwar Pflicht,
die rauen Strümpfe,
die störten da nicht,
beim Bauern Senf in Auma weit weg,
musst sie Landwirtin lernen,
zum höheren Zweck
Nach dem Krieg,
der Hunger war groß,
nach Musik – Kartoffeln,
wer glaubt das heut bloß?
Dann kam Einer heim,
der war braun gebrannt
und der freit sie vom Fleck weg,
weil seine Liebe er fand.
Aus Rudi und Christa,
da wurde ein Paar,
ein Junge, der erste,
der kam übers Jahr
und als ein weiteres rum war,
ihr seht es an mir,
da wurde aus Dreien,auch ganz schnell mal 4.
Wo Mutter nicht überall Sekretärin war,
an der TH, in der Schule,
beim Kreisrat sogar.
Ich dacht’ immer,
dass die dort was drehen,
dass es ganz anders ist,
hab ich später gesehen.
Um unsere Truppe abzurunden,
hat Ilona sich eingefunden.
3x Wäsche,
3x Futter,
das machte sich gut,
da merkte sie nicht,
wo ihr Kopf stehen tut.
Und dann kam noch HEPO
das Werk dort im Wald,
im Sommer war’s zu heiß,
im Winter zu kalt.
Vom Rasen
nach Langewiesen,
den Rückzug genießen,
den konnte man erst,
als das Werk war geglückt,
an die Stelle der Stube,
ein Bad war gerückt.
Da kamen dann Enkel
gar bald zu Besuch,
es gab lecker Kuchen
manches Spiel,
manches Buch,
hat Mutti gelesen, Gedichte geschrieben
und manch mal sind sie auchNachts draußen geblieben.
Sie hat das Freundschaftstuch getragen,
sie zog so manchen „schweren Wagen“,
zum Waschstützpunkt dahin oh je,
sie war dabei beim DFD.
Sie hat dafür kaum Dank erhalten,
ihr Ehrenzeichen sind die Falten
und Kinder/Enkel/Urenkelschar,
kennt einer höhere Ehre gar?!
Sie hat mit uns manch Spaß getrieben,
gewusst, was wir zu essen lieben,
sie hat mit uns im Chor gesungen
und viel beim „Heimdiktator“ durchgerungen.
Und heute zieht er seine Bahn –
Der Weißleders Familien Clan.
Zu Hobbys blieb ihr wenig Platz
nach Arbeit, Kindern und dem Schatz,
ganz selten schrieb sie ein Gedicht
und trug es vor – man glaubt es nicht.
Das ihre Verse sich reimten in einer Welt,
die ungereimt doch täglich Einzug hält.
Das Leben hat sie schwach gemacht,
mal tut was weh,
mal Rheuma zwackt
und weil es für sie besser war,
hat sie ihr Häuschen eingepackt
und ist zu ihren Jungs gezogen
nach Potsdam hinter Tores Bogen.
Mein Muttereposgeht zu Ende,
Applaus für Mutti,
rührt die Hände,
wir lassen Christa so hochleben,
weil sie es hat verdient im Leben,
wir woll’n sie nicht nur heute ehren,
wir wünschen,das sich frohe Lebensjahre mehren.