Beschreibung
Der Weg war das Ziel, leider.
Auch ich war mal im Keukenhof
Aus einem alten Tagebuch
Am Mittwoch folgte ich Jans Rat, zum Keukenhof zu fahren. Leider vertraute ich mich dazu einem Reisebüro am Damrak an. Wir wurden in einem alten und langsamen Bus über Haarlem nach Lisse verfrachtet. Mag sein, dass ich seiner übertriebenen Klimatisierung die Erkältung verdanke, an der ich noch immer laboriere.
Der Bus klapperte und die Fremdenführerin klapperte auch. Fortgesetztes Stoßgebet: Wenn sie doch nur zehn Minuten still wäre! Aber sie hielt es mit Tucholsky und dessen Ratschlägen für einen schlechten Redner: „Wenn einer spricht, müssen die anderen zuhören – das ist deine Gelegenheit! Missbrauche sie …“ Es war goldiger Blödsinn. In Amsterdam: „An Ihre rechte Hand sehen Sie eine Fabrik für Kölnisch Wasser – und jetzt an Ihre rechte Hand einen Gasometer.“ In Haarlem gab es „an Ihre linke Hand“ einen hässlichen Backsteinbau. Sie wies uns darauf hin, dass dies eine Höhere-Töchter-Schule sei und verbreitete sich nun über die allgemeine Schulpflicht.
So wurde die „Grand Flower Tour“ zur Stilblütenrallye. Unterwegs wurden wir in Vogelenzang genötigt, bei einem „Züchter“ auszusteigen – wir sollten dort Blumenzwiebeln bestellen. Wir kamen viel später am Keukenhof an, als ich gedacht hatte. Gerade eine Stunde blieb uns für den großen Park, der so intensiv durchgestaltet ist. Mir wurde rasch klar, dass Blumen nicht im Vorbeigehen angesehen werden wollen. Ich riskierte, zu spät zur Rückfahrt zu kommen, und blieb gelegentlich ein oder zwei Minuten still vor einer Gruppe von Kaiserkronen oder einem Beet Hyazinthen stehen.
Keukenhof ist eines der wenigen großen Touristenziele, die mich nicht enttäuscht haben. Die Ausstellung ist wie Musik, sagen wir eine Sinfonie von Mozart, voller Freude, Lust und Beschwingtheit. Einen ganzen Tag hätte man dort verbringen, jeden Teil der Riesenkomposition staunend genießen sollen. Ach, es war uns nicht vergönnt …