Diese Geschichte begab sich am 01. Mai dieses Jahres.
Ich - ich erlaube mir ausnahmsweise in der Ich-Form zu erzählen - begab mich wohlgemut und guter Dinge auf ein Maifest. Die Sonne schien, die Vögel jubilierten und überall sprossen die Knospen; Sowohl die der Bäume und Blumen, wie auch die der jungen Damen in ihren dünnen Sommerblusen. Die Natur, in all ihren Formen bot einen Anblick, welcher das Herz höher schlagen ließ.
Am Festgelände angekommen sah ich bereits hunderte von Menschen, sitzend an Biergarnituren, Bier und Wein verkostend und manch leckere Bratwurst vertilgend. Alles war fröhlich und ich hörte rundum Lachen und sah das Glück.
Dann gewahr mein Auge eine Ansammlung von Festbesuchern, welche kreisförmig zusammenstanden und laut schrien. Einem kleinen Aufruhr gleich. Was geschah dort? Vielleicht stellte dort ein Gaukler seine Künste zur Schau? Nein - eher nicht. Ein Gaukler hätte den dort Anwesenden wohl Schreie der Entzückung und Verwunderung entlockt. Die Rufe, die an mein Ohr hallten schienen jedoch eher Rufe der Empörung und des Zornes zu sein.
Ich ging näher, gespannt auf das Ereignis welches mich jetzt wohl erwartete. Kaum angekommen öffnete sich die Menschenansammlung vor mir zu einem Spalier und bot mir einen Durchgang, als hätten sie mich erwartet. Ich durchschritt verwundert die mir freigemachte Gasse, wobei ich erkennen konnte, dass diese Menschen mich erwartungsvoll - ja hoffnungsvoll - anblickten. Meine Verwunderung stieg ins Unermessliche.
Die Mitte der Ansammlung erreicht, erkannte ich den Grund für deren aufgebrachtes Rufen.
Umringt von Menschen stand dort, rücklings zu mir, ein Mann. Dieser Mann trug ein Gewicht mit seinen Armen hocherhoben über sein Haupt. Einem Gewichtheber gleich ging er leicht in die Knie und schnellte hoch um dieses Gewicht weit von sich zu schleudern. Er jetzt erkannte ich, dass es sich bei dem Gewicht nicht um ein Sportgerät handelte, sondern um eine Frau. Dieser Mann schleuderte eine junge Frau weit von sich. Der Schmerzensschrei der jungen Frau beim Aufprall auf dem Boden durchzuckte mich.
Aber niemand tat etwas dagegen. Stattdessen schaute alles auf mich und schon bald hörte ich die ersten Rufe erschallen: "Pfalzgraf unternimm etwas - dies kannst Du nicht zulassen".
Doch warum ausgerechnet ich, fragte ich mich - schließlich bin ich es weder gewohnt Streitigkeiten mit der Faust auszutragen, noch bin ich besonders schnell und stark. Andere hier anwesende Männer wären besser geeignet das ganze zu unterbinden. Und woher kennen die Menschen hier alle mich?
Während ich verblüfft dastand nahm sich der Mann die nächste Frau aus der Menge um sie anzuheben und von sich zu schleudern. Hierbei drehte dieser sich um und schaute mich erwartungsvoll an. Ich kannte den Mann.
Ich kannte ihn nicht persönlich, aber hatte sein Gesicht mehrfach im Kino gesehen. Pierce Brosnan, der Schauspieler warf hier mit Frauen.
Warum warf Pierce Brosnan auf einem westpfälzischen Maifest mit Frauen um sich und warum sollte ausgerechnet ich ihn davon abhalten? Mein Kopf schien fast zu platzen. Während ich nicht wusste wir mir geschah erschallten die Rufe nach meinem Eingreifen immer lauter. Was sollte ich nun tun?
Ich rief dem Schauspieler, welcher gerade wieder in die Knie gehen wollte zu: "Was tust Du hier. Laß die Frau in Ruhe". Dieser erwiderte lediglich lapidar: "Hindere mich doch daran". Er schnellte hoch und wieder flog eine junge Frauauf den harten Erdboden.
Pierce Brosnan kam auf mich zu. Wir stand uns in kurzem Abstand gegenüber. Sein Gesichtsausdruck zeigte mir, daß er einen Schlag von mir erwartete. Nun - ich kann keinem Menschen ins Gesicht geschlagen, ich habe dies noch nie getan. Und warum sollte ich ausgerechnet bei Pierce Brosnan damit anfangen. Ich habe - ausgenommen der Tatsache, dass er hier mit Frauen warf - nichts gegen diesen Mann. Im Gegenteil: Ich mag ihn als Schauspieler.
Ich holte dennoch aus und versuchte ihn zu schlagen. Es ging nicht. Meine natürliche Abneigung gegen Gewalt war größer. Meine erhobene Hand fiel wieder.
Pierce Brosnan schaute mich erwartungsvoll an - die Menschenmenge rundum war plötzlich wie weg. Ich wagte es wieder. Und diesmal schlug ich zu. Ich schlug mit all meiner Kraft zu.
Dann durchzuckte mich ein stechender Schmerz.
Ich hatte mit voller Wucht gegen das Metallgestell meines Bettes geschlagen und bin durch den Schmerz von meinem Traum erwacht.
Ich hatte noch nie einen derart realistischen Traum. Die gebrochene Hand, welche ich seit dieser Nacht in Gips trage erinnert mich täglich an ihn.