.... und ich dachte, es würde nicht so wehtun.
Ich dachte, ich würde da drüber stehen.
Ich dachte, dass dieser Tag nie kommen würde.
Jetzt da all meine Hoffnungen und Ängste mich aus diesem blauen Augenpaar anblicken kann ich nichts weiter tun als zusammensacken und weinen....
Weinen und ihn ansehen...
Weinen und wissen wie beschissen ich gerade aussehen muss....
Nach 6 Jahren Erinnerungskampf steht er vor mir und ich habe keine Ahnung was ich sagen soll.
Ich denke daran dass ich ihn liebe, das ich bereue was passiert ist, dass ich mich dafür hasse und gleichzeitig liebe, weil ich so geworden bin wie ich bin. Ich kann meine Gedanken nicht halten, sie wirbeln in meinem Kopf umher, den ich schluchzend auf meine Knie presse, die Hände vor die Nase und den Mund gelegt.
Ich spüre seine Hand auf meiner Schulter. Ich wünschte er würde etwas sagen.
So weiß ich nicht, ob es nur Mitgefühl und erkalt wie Eis ist oder ob es eine tröstende Geste sein soll.
Ich war mir damals schon nicht sicher. Das Einzige was ich sicher weiß ist, dass er mich liebte und dass ich zu jung war. Viel zu jung...
Ich blicke ihn an und öffne mich, lass ihn in meine Seele blicken.
Einmal Sang Real, immer Sang Real. Wenn er es damals nicht gespielt hat, dann kann ich ihm ohne Worte nun mitteilen was ich nicht zu sagen vermag.
Dieser Blick tötet alles in mir. Diese Augen saugen mich wieder aus und ich falle.
Als ich aufwache liege ich auf dem Boden, mein Kopf liegt auf seinem Oberschenkel, seine Jacke hat er mir wärmend auf den Körper gelegt. Es ist nicht schwer mir Decke zu sein, da er wesentlich größer ist als ich. Ich stöhne, ich weiß noch nicht genau was ich tun sagen denken soll. Ich weiß nur dass diese Begegnung schicksalshaft unser Leben verändern wird. Und dass es alte Wunden aufreißt und ich kurz vor dem Verbluten bin.
Ich weiß nicht, ob ich ihn wiedersehe, deshalb versuche ich zu sprechen, obwohl meine Stimme ob der nahenden Tränenflut bebt. Es tut mir leid, ich, ich war, ich war zu jung, zu naiv. Ich war dumm und ungestühm. Ich wollte dir nie wehtun... Du glaubst nicht wie sehr mich das über all die Jahre hinweg begleitet und beschäftigt. Ich bin Sklavin deines Geistes, ich denke seit 6 Jahren ununterbrochen an dich. Was hast du mit mir gemacht? Es tut mir leid Stev, es tut mir leid - , meine Stimme bricht ab und ich schreie und heule und er richtet sich auf und wiegt mich in seinen Armen. Ich heule noch mehr, alles was ich immer wollte geschieht in diesem Augenblick, ich bin dem Wahnsinn nahe. Immernoch nicht weiß ich was er über mich denkt, über damals, alles. Ich kann mich nur schwach an seine Stimme erinnern... aber an seinen Geruch und den ziehe ich gerade wieder tief in mich hinein. ich lehne mich an ihn, ich zittere zu stark um allein aufrecht sitzen zu können. Ich öffne mich ihm wieder, vertraue ihm meine gesamte Seele an, ich will ihm alles geben, vorallem aber will ich alles nachholen was ich versäumt habe. Ich richte mich etwas auf, so gut wie es mein Kreislauf zulässt und betrachte seine Lippen. Sie sind wunderschön. Wir ähneln uns sogar vom Aussehen her, seine Augen sind auch schmaler als die gewöhnlicher Menschen und seine Lippen wirken dadurch sehr sinnlich und voll. Sie sehen so weich aus und ich ertappe mich dabei wie ich mir vorstelle wie es wäre ihn zu küssen. Instinktiv schließe ich die Augen und fühle auf einmal seine Lippen auf meinen. Es ist also noch wie früher, das stille Einverständnis, Einvernhemen, er hat mir verziehen oder zumindest will er auch nachholen was er versäumt hat. Er hat Glück. In den letzten 6 Jahren bin ich zu einer wunderschönen Frau herangewachsen, die von Blicken auf der Straße nur so überhäuft wird, es ist mir lästig. Ich fühle mich gerade so gut genug für ihn. Nur deshalb weil mein schlechtes Gewissen immernoch sehr stark ist. Seine Lippen sind weich. So weich dass ich mich kaum traue ihn richtig zu küssen, leidenschaftlich so wie ich es sonst auch tue. Er spürt es wohl und wird fordernder, ich ziehe mich zurück. Ich muss wieder weinen. Er bedeckt meinen Kopf mit Küssen und ich falle wieder.....
Ich sitze im Bus und betrachte einen jungen Mann der so um die 30 ist und eine gewisse Ähnlichkeit mit Stev aufweist.... Ich traue mich nicht ihn zu fragen wie er heißt um sicher zu sein. Unsere Blicke treffen sich immer wieder, aber ich weiß noch wie seine Augen waren, das ist nicht Stev.... dieses Blau hätte mich sonst sofort wieder geröngt... so wie damals als ich dachte er weiß nun sicher alles von mir und ich mich ihm verschloss.... so wie damals als wir auf der Treppe meines hausfluhres saßen und er vor Nervosität die kleinen Plateteile seiner Lederhandschuhe abpopelte, die ich am nächsten Tag aufsammelte.... so wie damals....
wenn ich ihn wiedersehe, ich weiß nicht was passieren wird, ich weiß nur, ich werde weinen. Schrecklich doll weinen müssen.....