Kurzgeschichte
Muttertag

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"Muttertag"
Veröffentlicht am 06. Mai 2009, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.
Muttertag

Muttertag

Beschreibung

Ein Muttertag in den Jahren des zweiten Weltkriegs ... aus meinem Buch: Hans und Franz, Lausbubengeschichten aus längst vergangenen Tagen





Muttertag


   

Der Muttertag näherte sich.

Wie konnten Hans und Franz ihrer Mutter eine Freude bereiten?

Brav sein! – Na ja, das würde wohl einen Tag lang gelingen, doch die Buben wollten ihrer Mutter auch ein Geschenk machen. Zum Beispiel Seidenstrümpfe, von denen sie immer träumte, oder eine neue Vase. Denn die, die Mutter besessen hatte, war bei einem  Gerangel der Kinder zu Bruch gegangen.

Aber wie soll man Strümpfe oder eine Vase kaufen, wenn man kein Geld hat?

Taschengeld für Kinder war in den Kriegsjahren höchstens ein schöner Wunschtraum.

           

            Nun war den Zwillingen und ihren Freunden zu Ohren gekommen, dass man im Lagerhaus für erlegte Ziesel Prämien bezahlte.

Durch eine Überpopulation der kleinen Nager fielen die Feldfrüchte den unzähligen Zieseln großflächig zum Opfer.

Die Bauern fuhren mit Wasserfässern auf ihre Felder, schütteten das Nass in die „Zeiselröhren“ (Ziesellöcher) und erschlugen die herauskletternden Tiere.

Die Buben hatten kein Wasserfuhrwerk. Aber ideenlos waren sie nicht.

Der Graben in der Nussallee führte Wasser genug. 

Mit Kübeln und scharf geschliffenen Taschenfeiteln ausgerüstet rückten die Buben zum Zieselfang aus. Erst nach jeweils mehreren Kübeln Wasser kletterten die klatschnassen Tiere endlich aus den Löchern und wurden von den jungen Trappern abgefangen.

Am geschicktesten erwies sich Heinz. Er kniete sich nieder und fasste die Ziesel mit beiden Händen. Dann schleuderte er sie kräftig zu Boden.   

Die Beuteanzahl war an manchen Nachmittagen beträchtlich.

Um die Fangprämie gewinnbringender zu gestalten, halbierten die Buben die Schwänze der ausgewachsenen Tiere – und machten so aus einem Ziesel zwei.

Dann teilten sie die Trophäen gewissenhaft auf und lieferten sie im Lagerhaus ab.
 

            Einige der Buben setzten das erhaltene Geld umgehend in Süßigkeiten um.

Hans und Franz aber sparten ihre Fangprämien eisern – wollten sie ihrer Mutter doch etwas Schönes kaufen.

Aufgeregt und stolz zählten sie immer wieder das Geld. Es war schon viel beisammen. Bestimmt reichte es für ein Paar Seidenstrümpfe, die damals sehr teuer waren und  einen richtigen Luxus bedeuteten.

Wie würde ihre Mutter staunen!

Schüchtern betraten die Brüder das Kaufhaus.

„Wir hätten gerne ein Paar Seidenstrümpfe.“, sagte Franz, und Hans fügte hinzu:

„Für Mama.“ – Da die Verkäuferin die Mutter kannte, bekamen sie ihr Geschenk auch in der richtigen Größe.
 

Jetzt schepperten aber immer noch Münzen in den Hosentaschen der Buben. Sie sahen einander an -  ging sich die Vase auch noch aus?

Sie ging sich aus, beinahe aus, denn die wenigen Groschen, die fehlten, ließ ihnen die Geschäftsfrau nach – es war ja Muttertag und die alte Frau war gerührt.

Vorsichtig trugen die Zwillinge die gläserne und mit Blumen bemalte Vase nach Hause.
 

Das Glück blieb ihnen weiterhin hold. Eine Nachbarin erbot sich, für die Mutter einen Gugelhupf zu backen. Für sie selbst gab es keinen Muttertag - ihr Mann war gefallen und ihre Söhne kämpften an der Front.


            Am späten Samstagnachmittag „besorgten“ die Zwillinge einen Blumenstrauß für die neue Vase. Das fiel ihnen nicht sonderlich schwer.

Nur zerkratzte sich Hans beim Überklettern der Zäune die Beine, und die Hose von Franz bekam einen langen Riss. Dessen jedoch nicht achtend schnitten sie in den lange vorher erkundeten Gärten halb erblühten Flieder ab und stahlen Tulpen.

Nun waren alle Vorbereitungen getroffen und die Brüder erwarteten ungeduldig den Muttertagmorgen. 


Zeitig in der Früh schlichen sie in die Küche. Sie deckten den Tisch und stellten den überzuckerten Gugelhupf und die Vase mit den Blumen in die Mitte.

Die Seidenstrümpfe wickelten sie in Zeitungspapier und legten das Päckchen auf Mutters Platz.

Endlich kam Mama.

Die bisher von ihren Söhnen wenig verwöhnte Mutter war tief beeindruckt. Sie freute sich über den Gugelhupf, den Blumenstrauß und sogar über die kitschige Vase.

Die Seidenstrümpfe jedoch behandelte sie wie eine Kostbarkeit.

„Die Blumen habt ihr gestohlen“, schmunzelte sie, „doch wo habt ihr das Geld für die Geschenke her?“, wollte sie wissen.

Bei Gugelhupf und Tee erzählten die Buben von dem Zieselfang und den erhaltenen Prämien.
 

An diesem Tag, einem Muttertag in den Kriegsjahren, war die Mutter auf ihre zwei Buben  besonders stolz – und die Kinder konnten sich nicht erklären, warum sie heimlich ein paar  Tränen wegwischte.
 

Viele Jahre lang erzählte sie gerne von diesem wunderschönen Tag und ihre Augen leuchteten dabei glücklich auf.

I.  H.

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Hörbuch

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Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.

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NORIS eine wunderschöne und zu herzen ... - ...gehende geschichte aus einer zeit, in der ideen gefragt waren und kein überangebot die läden überschwemmte

lieben gruß
heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Das ist zwar eine niedliche Geschichte, -
Zitat: (Original von baesta am 08.05.2011 - 17:56 Uhr) aber die kleinen Ziesel tun mir heut trotzdem noch leid. Ich glaub fast, die gibt es gar nicht mher.

Liebe Grüße zum Muttertag
Bärbel



Doch, die gibt es noch. Und zwar mengenweise. In Wien leben sie auf der Perchtoldsdorfer Heide und sie sind allerliebst und putzig...
Kann deinen Einwand sehr gut nachempfinden.... danke dir und sei allerherzlichst gegrüßt!
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Das ist zwar eine niedliche Geschichte, - aber die kleinen Ziesel tun mir heut trotzdem noch leid. Ich glaub fast, die gibt es gar nicht mher.

Liebe Grüße zum Muttertag
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Eine wunderschöne Geschichte. -
Zitat: (Original von MarionG am 07.05.2011 - 16:47 Uhr) die zu Herzen geht. Schön geschrieben.
Liebe Grüße
Marion



Liebe Marion, danke dir recht, recht lieb. Freue mich, wenn dir der Ausflug in die Vergangenheit gefallen hat.
Mit herzlichem Gruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Eine wunderschöne Geschichte, liebevoll erzählt. -
Zitat: (Original von Forseti am 07.05.2011 - 11:42 Uhr) Liebe Grüße Marianne



Liebe Marianne, danke dir recht herzlich und wünsche dir morgen einen schönen Muttertag!, liebste Grüße
Oma Mukk
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Eine wunderschöne Geschichte. - die zu Herzen geht. Schön geschrieben.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Siehste ... - ... und so wie Paul geht es mir auch ...
Schön, wieder von dir zu lesen, liebe Ingrid.

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Deine Geschichten von früher kann man lesen und lesen und kriegt nie genug...super!

Herzliche Grüsse
Paulchen
Vor langer Zeit - Antworten
Shari Liebe Mukki - Gerne habe ich Deine Muttertagsgeschichte wieder gelesen... Da wird einem echt warm ums Herz... Das ist wirklich Muttertag... :-)
Danke, dass Du uns an der scönen Geschichte teilhaben lässt...

Alles Liebe
Deine Heidi
Vor langer Zeit - Antworten
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