Boheme Sauvage
Ich war viel zu spät. Es war bereits nachts um zwei und die Veranstaltung war schon in vollem Gange, schon über den Zenit. Ich spürte wie es schon leerer und kälter auf der Tanzfläche wurde. Jeder Luftzug ließ mich erschaudern. Ich trug ein gewagtes wahnsinnig rückenfreies Kleid und lud damit Blicke ein auf mir zu verweilen. Die Brustpartie bestand aus Spitzenstoff und war noch gewagter und ich war die ganze Zeit versucht mich so wenig wie möglich zu bewegen, um das Verrutschen des Vorderteils zu vermeiden.
Ich zog die halterlosen Strümpfe noch etwas höher und machte meine erste Runde in der Location, um zu schauen wieviele von meinen Bekannten noch da waren. Es war enttäuschend, es waren schon so viele gegangen.
Ich beschloss mir einen Rotwein zu kaufen. Ich entdeckte meine Freundin und wir stießen an. Wir machten uns Komplimente, es begann wieder Spaß zu machen. Nach und nach entdeckten mich ein paar meiner Bekannten und sagten Hallo. Ich konnte es aber nicht richtig genießen, ich wusste dass noch jemand anreisen würde, auf den ich mich sehr freute... Gegen 3 kam er auch. Er sah umwerfend aus. Die sonst unbändigen Locken streng nach hinten gebunden, mit einem eleganten Hut und den für die 20er üblichen Hosenträgern plus Hemd und Hose. Wir umarmten uns innig und seine eiskalten Hände brannten seltsam auf meinem nackten Rücken. Ich wurde schüchtern und schlug ihm vor erstmal anzukommen und sich auch etwas zu Trinken zu gönnen. Dann saß er neben mir, wieder seine Hand auf meinem Rücken und es brannte wie Feuer. Der Physiotherapheut hatte dafür gesorgt dass ich ihn 2 Tage lang noch spüren konnte. Alles war gut ich begann mich zu entspannen und lachte und rauchte. Es war ein schöner Abend. Ein Freund forderte mich zum Tanz und ich sagte erfreut zu. Mir wurde schwindelig und ich konnte nicht mehr aufhören zu lachen. Danach brauchte ich erstmal einen großen Schluck Rotwein und er in seiner Gier verschüttete ihn auf seinem weißen Hemd, ich lachte wieder. Scherzhaft neckte ich meinen Begleiter, mir war nicht unbemerkt geblieben, dass er um die Tanzfläche rumgeschlichen war als ich tanzte. Der erste Kuss an diesem Abend war ganz anders als der letzte vor 2 Wochen. Dieser war sanft und langsam und ich spürte, dass sich etwas verändert hatte. Es war eine Ahnung.... ehrlichgesagt ist es jetzt auch nur eine Ahnung, jetzt da er schon wieder zu Hause ist nach 3 Tagen Berlinaufenthalt...
Ich weiß nur eins, ich mag ihn und als wir uns küssten fühlte ich mich gut. Es war angenhem und ich sagte ihm bestimmt drei Mal an dem Abend, dass ich froh bin, dass er hier ist.
Als fast alle Gäste bereits gegenagen waren, tanzten wir noch. Leider keinen Paartanz, uns beiden fehlen dafür die Grundkenntnisse, aber Charlston tanzt man eh besser mit einem kleinen Abstand zwischeneinander, sonst kommt man sich ins Gehege.