Gedichte
Ich wollte nie ein Held sein

Ich wollte nie ein Held sein

Hier lieg ich nun, in meinem Blut,

vergangen auch das bisschen Mut,

welches man mir eingeredet,

Angst wurde einfach weggeredet.

Mein einmalig wertvolles Leben,

ein Geschenk, das nur einmal gegeben,

wollte ich auf meine Art und Weise,

leben im geliebten Familienkreise.

Ich achtete stets alles Erdenleben

und Lebensfreude war mir gegeben,

noch sehr jung bin ich an Jahren,

vieles wollt’ ich noch erfahren.

Doch ein paar Politiker auf Erden,

konnten sich nicht einig werden.

„Wem von uns gehört dieses Land,

wer von uns wird von hier verbannt?“

Man wusste nicht recht, wozu der Streit,

kaum einer war zum Kampf bereit,

der Präsident aber drückte den Knopf,

kostet ja niemals seinen Kopf.

Der Mächtigste wird, wie immer, siegen,

drum werden wir uns mit Macht bekriegen,

der Ruf meines Landes war laut,

hab nicht gewollt, mich nicht getraut.

Ich hab’ es auch nicht eingesehen,

für irgendjemand in den Krieg zu gehen,

doch wurden tausende junger Leute,

in die Schlacht gehetzt, wie eine Meute.

Ich fand mich in einem fremden Land,

in einem mir völlig verhassten Gewandt,

man gab mir eine Waffe in die Hand:

„nun verteidige mutig dein Vaterland!“

Was kümmern mich Menschen so fern?

Ich muss mich nicht verbrüdern,

mit Kulturen, die ich nicht verstehe,

deren Probleme ich nicht einmal sehe!

Kein Mensch dieser Welt griff mich an,

auch hab’ ich keinem etwas getan,

warum nur soll ich auf Menschen schießen,

warum unschuldiges Blut vergießen?

„Du wirst ein Held sein“, sagte man mir,

„dein Vaterland dankt ewig es dir,“

ich war an Heldentum nicht interessiert,

weil stets nur Leichen es gebiert.

Man sagte mir: „das ist der Böse“,

drum schieße auf ihn und erlöse

die Menschheit von dem Hurensohn,

doch war auch er nur einer Mutter Sohn.

Nun liege ich neben ihm im Verderben,

hab ein paar Minuten noch, bis zum Sterben,

ich denke an sie, was wird sie sagen,

wie wird meine Mutter das Leid ertragen?

Ein paar Mächtige haben uns allen befohlen,

mir und anderen das Leben gestohlen,

wer hat ihnen je das Recht gegeben,

zu bestimmen über Tod, oder Leben?

Von ihnen werden „Helden“ produziert,

mit vielen Orden dann ausstaffiert,

die Landesfahne wird auf den Sarg gelegt,

dein Leben sinnlos hinweggefegt.

Dem Vaterland ist es völlig egal,

niemand fragt nach unserer Qual,

ein weiterer „Held“ steht schon bereit,

wird auch er bald von seinem Leben befreit?

© Eleonore Görges

    2008