Geehrte Leser,
der Pfalzgraf erlaubt sich wiederum zu mittäglicher Stunde an Depesche an Euch zu senden. Er berichtet was ihm gestern Nacht wiederfahren ist:
Nach dem ausgiebigen Genuß zweier Lederbeutel edelsten spanischen Rotweines besaß er die Muse und - so hofft er - auch das Geschick die Ereignisse dieser Nacht trefflich und zu Eurer Belustigung zu Papier zu bringen.
Es begab sich also am gestrigen Abend zur 9. Stunde als der Pfalzgraf nach schwerem, aber dennoch vollendeten Tagwerk seine müden Glieder auf seiner Ruhestatt ausbreitete um der Oper eines vortrefflichen italienischen Komponisten zu lauschen. Den von der Arbeit zerschundenen Körper wohlruhend gebettet, lauschte er der Musik und gönnte sich oben beschriebenen köstlichen Trank.
Unterbrechen ließ er sich lediglich von seiner geliebten Kurpfälzerin mit der er gleichzeitig, durch die Wunder der modernen Technik möglich gemacht, nette Plauschereien führen konnte, obwohl diese doch weit entfernt in ihrer geliebten Kurpfalz weilte.
Plötzlich pochte es an seine Pforte. Wer könnte jetzt um Einlaß begehren? Vielleicht sein Nachbar Otto, welcher ihn mit arabischem Kaffee zu beglücken wünschte? Vielleicht auch ein Freund mit einem weiteren edlen Trunk? Wer könnte sein Glück wohl stören?
Er öffnete und es offenbarte sich ein weiterer Nachbar. Ein junger Mann, der kleine Müller genannt. Dieser junge Herr hatte ein besonderes Begehr: Nein - es war nicht wie unter Nachbarn üblich - die Frage nach etwas Zucker oder Mehl. Der kleine Müller bat den Pfalzgrafen um einen besonderen Dienst:
"Hast Du ein Kondom für mich?"
Um der eventuellen Frage eines jungen Mädchens, was denn ein Kondom sei vorzugreifen - Der Pfalzgraf möchte hierauf nicht antworten, um um die edle und unbefleckte Seele eines jungen Mägdeleins nicht zu penetrieren.
Nur soviel: Ein Kondom dient dazu um bei ungehörigem Umgang zwischen Mann und Frau sowohl gesundheitlichen Schaden als auch der ungewollten Vermehrung der Beteiligten vorzubeugen.
Der Pfalzgraf war selbstverständlich nicht im Besitz solch ungehöriger Utensilien, da er ja in höchst monogamen Verhältnis zur Kurpfälzerin lebt.
Also überlegte er was zu tun sei. Soll er den kleinen Müller teeren und federn? Soll er ihn aus der Stadt jagen? Sollte er vielleicht sogar handgreiflich werden um ihn zu lehren wie man sich älteren Herrn gegenüber gebührlich benimmt?
Der Pfalzgraf überlegte lange und intensiv. Ein solches Problem hatte er bisher noch nie zu lösen. Er betete Gott im Himmel ebenso an wie den großen Buddah, Allah, Sonnengott Ra, Jesus und auch die unbefleckte Jungfrau von Lourdes.
Es war wohl letztere welche ihm die Erleuchtung brachte: HILF DEM JUNGEN HERRN
Er machte ihm den Vorschlag ein erst kürzlich - und auch nur ein einziges Mal - gebrauchtes Kondom seines Freundes Otto zu benutzen, von dessen Existenz der Pfalzgraf zufällig wußte. Leider lehnte der kleine Müller dies aus unbekannten Gründen mit einem Gesichtsausdruck zwischen Ekel und Verwunderung ab.
Nun suchte der Pfalzgraf nach anderer Hilfe für den kleinen Müller. Er besaß noch eine in Darm gestopfte Pelle mit bester Leberwurst, welche ein hiesiger Schlachtermeister im Schweiße seines Angesichts gefertigt hatte. Er schlug vor den wohlschmeckenden Inhalt durch orale Vernichtung zu entsorgen und die Haut als Kondom zu nutzen.
Wiederum lehnte der kleine Müller ab.
Nun konnte auch der Pfalzgraf diesem anspruchsvollen Wicht nicht mehr helfen.
Der kleine Müller schlich sich davon - Tränen in den Augen. Das Gesicht vor Schmerz verzerrt - wohl krz vor dem Suizid.
Er ließ den Pfalzgrafen allein. Allein mit seiner Ruhestatt, seiner italienischen Musik und seinem Trunk.
Einfach allein