Beschreibung
Wie weit kann man gehen, wie viel Schuld wirklich tragen bevor man unter der Last zusammenbricht?
Falk Peter Scholz
Die Mörderbeichte
Die Mörderbeichte
by
Falk Peter Scholz
Das Gebäude das der Mann betrat war mit Kerzen hell erleuchtet. Die Gold verzierten Statuen und Götzenbilder widerspiegelten den Schein der vielen unterschiedlichen Kerzen. In der Luft lag dieser betörende Duft aus Myrrhe und Zistrose den man auch als Weihrauch kannte und so typisch für die heiligen Mauern war. Früher als er noch zur Schule ging, hatte er gelernt das Weihrauch aus Harzen gewonnen wird. Nun konnte sich dieser Duft auch in seinen Lungen ausbreiten. Die Kappe die sein schwarzes Haupt bedeckte nahm er jetzt ab und legte sie fast betend vor die Brust. Die Hände gefaltet. Die Stille die hier herrschte war von einer berauschenden Faszination! „Die erste Kirche die ich in meinem Leben betrete“, dachte er sich. Seine wachen Augen schweiften umher und erfassten die Bilder die er sonst nur aus Büchern kannte. Langsamen Schrittes bewegte sich der von kleiner Gestalt geprägte Mann Richtung Altar, den Blick hinauf gerichtet zum schwebenden Sohn Gottes. Würde er auch seine Schuld auf sich nehmen? Würde er der doch so unfehlbar und von Demut erfüllt war auch seine Fehler verzeihen. Wie sollte irgendjemand dies verzeihen?
Diese seine Taten die selbst für ihn unverzeihlich waren. Seine Ohren vernahmen Schritte, die sich langsam näherten. Ein Mann im Priestergewand legte ihm die Hand auf die Schulter.
„ Verzeihen Sie, aber wir werden nun schließen!“
„Vater nehmen Sie mir bitte die Beichte ab“, entgegnete der junge Mann dem Geistlichen.
„Ich bitte Sie denn es könnte morgen schon zu spät sein! Es ist mein erster Besuch in einer Kirche und mit Sicherheit der letzte. Eine Ablehnung meiner Bitte könnte ernste Folgen haben.“
Der Geistliche schaute ihn fragend an, doch gab er dem jungen Mann nach dem es sichtlich ernst war seine Bitte durchzusetzen.
„ Also gut, wenn es Ihnen derart wichtig ist, dann werde ich natürlich die Beichte abnehmen.“
Der Priester betrat den im alten Stil gefertigten Beichtstuhl, gebot dem beichtenden das selbige und wartete. Nach einer Weile des Schweigens eröffnete nun der zur rechten sitzende Mann das Gespräch.
„Vater vergib mir, denn ich habe gesündigt.“
„ Sprich nur mein Sohn, mach deiner Seele Luft und beichte deine Sünden. So wird dir Vergebung widerfahren. Gott verzeiht alles!“
„Wer sollte dies verzeihen? Ich habe furchtbare Dinge getan. Dinge die mich sehr belasten, die ich ohne zu handeln weiter vor mir her schieben kann. Ich habe das vierte und fünfte Gebot gebrochen!“
Der Mann Gottes zog sich Luft in die Lungen.
„Sie haben gemordet? Das ist wahrlich ein schweres Vergehen mein Sohn. Warum haben Sie gemordet?“
Jetzt erzählte ihm der Mann die Geschichte seines Lebens. Das leid welches er durch das Verlassenwerdens seines Vaters erlitten habe. Den Schmerz den er fühlte wann immer er an seinen Vater der ihm ja versagt blieb dachte.
„Sieben Frauen samt ihrer Liebhaber habe ich getötet. Ohne Reue! Die Lust zu Morden nimmt und nimmt einfach kein Ende. Auch wenn es mir kurz darauf leid tat und ich die Last meiner Schuld auf meinen Schultern spüre. Dieses Morden muss aufhören und genau deswegen bin ich hier. Es ist ihre Aufgabe Vater, mich aufzuhalten und es wird auch ihr Leben sein welches ich zerstöre, so oder so!
„Wie meinst du das mein Sohn, ich verstehe nicht ganz.“
„Na entweder verletzen Sie ihr Beichtgeheimnis, informieren die Polizei die mich verhaften würde und somit wären Sie als Priester untragbar. Oder Sie verletzen ihr Beichtgeheimnis nicht und ich werde weiter morden, weiterhin Frauen töten und mich weiter quälen, bis Gott selbst mich erlösen möge.“
„Das ist eine unmenschliche Forderung, die du da stellst“, empörte sich der Priester.
Zorn spiegelte sich in der Stimme des Geistlichen.
„Dinge dieser Art sind unchristlich und weder mit Glauben noch mit der Erlösung die du verlangst vereinbar.
„Ja Vater das ist mir völlig klar und deswegen so wichtig. Es ist die eine Entscheidung die alles verändern wird! Ihr Leben und das meinige ebenso. Sie sind mein Vater und Ihnen fällt die Entscheidung zu. Es ist Gottes Wille nicht wahr? Wie wäre es sonst zu erklären?“
„ Das ist Blasphemie!“
Jetzt schob der Junge einen kleinen Brief durch die Öffnung der Trennwand, die sich zwischen Geistlichem und Sünder befand. Von der anderen Seite war jedoch kein Laut zu vernehmen, nur ein leises Schluchzen klang herüber. Danach sprach der Beichtende ein „ Armen“, und verließ den Beichtstuhl ohne ein weiteres Wort. Der Priester blieb stumm und allein zurück. Eine Stunde später war das Öffnen eines Briefes zu hören, ein Stöhnen und kurz darauf ein Fluchen sowie ein darauf folgendes Gebet, in dem ein alter Priester um die Vergebung seiner Sünden und seiner nächsten Handlung bat. Zwei Tage darauf erschien eine Morgenzeitung mit der Aufschrift:
Zwei Tote zu beklagen!
Ein 65 jähriger Priester der in einer kleinen Kirche arbeitete, hatte sich in seiner Wohnung erhängt!
Der Abschiedsbrief den er hinterließ verriet dass er mit der Schuld seines einzig wahren Sohnes und auch mit seiner eigenen nicht hätte weiterleben können und nun Gott selbst die Entscheidung oblag. Am anderen Ende der Stadt wurde ebenfalls eine Leiche gefunden. Es war der leblose Körper eines jungen Mannes, der sich mit einem Messer die Kehle durchgeschnitten hatte. Kein Abschiedsbrief sondern nur eine mit Blut auf den Boden geschriebene Nachricht wurde vorgefunden.
Liebe und sei sie nicht erwidert; kann man nicht ermorden,
doch Schuld sehr wohl begraben!
Fin