Ein Moment
Worlds Hunger
Ira und ihr Freund standen an der Kreuzung und sahen den Sanitätern zu, wie sie einen der Verletzten aus dem Wrack zogen. Er blutet am Kopf und sein rechtes Bein war merkwürdig verdreht. „Geschieht ihm ganz recht, wenn er so rast“, flüsterte Ira ihrem Freund zu. Ihr Freund kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf.
Guham schluckte. Das Wasser floss seine Kehle hinab. Der lange, beschwerliche Weg zum großen Fluss hatte sich gelohnt. Seine Kehle war nicht mehr so ausgetrocknet. Er stand auf. Das Wasser des mächtigen Flusses bot einen berauschenden Anblick. Auf dem Rückweg grummelte sein Magen etwas seltsam. Er ignorierte es einfach…
„…und deswegen wird der Düsseldorfer wohl nicht sterben müssen. Oberarzt Dr. Ifonias sagte es bestehe keine Lebensgefahr mehr. Auch eine Amputation des rechten Beines könne fast ausgeschlossen werden. In Amerika fiel der Dollar…
Die Zeitung von Dienstag dem 08.09.09
Düsseldorfer Raser kommt mit blauem Auge davon -
Alkohol am Steuer wird immer mehr ein Problem
Der Düsseldorfer Jan Schrimek, der am letzten Freitag mit einem Auto verunglückt ist, ist nun vollständig außer Lebensgefahr und ein Körperteil muss ihm wohl auch nicht amputiert werden. Der 24 Jährige war am Freitag mit seiner Freundin unter starkem Alkoholeinfluss auf einer Kreuzung mit einem Kleinlaster zusammengestoßen. Die Freundin und der Fahrer des Kleinlasters kamen mit ein paar Schrammen davon, aber Jan Schrimek verdrehte und brach sich das rechte Bein und zog sich eine mittelschwere Gehirnerschütterung zu. Als die Sanitäter ihn aus dem Autofrack bargen, war er noch bewusstlos. Jan Schrimek hat zur Zeit des Unfalls wahrscheinlich 1,9 Promille. Die beiden Fahrzeuge erlitten einen Totalschaden.
Der Alkohol war gerade in jugendlichen Kreisen in den letzten Jahren immer mehr zu einem Problem und wie man im Fall Jan Schrimek sieht, scheint das auch nach dem 18. Lebensjahr nicht aufzuhören…
Kleine Meldung unten rechts:
12000 Tote in Afrika. Ein chemisches Gemisch trat südlich von Khartum in der Nähe eines Chemiekonzerns in den Nil aus und kontaminierte außerdem Teile des nahen Grundwassers.
Zwei Gedichte
Am Anfang
Am Anfang war die Sonne
Am Anfang war der Wind
Am Anfang waren die Tage
Die unvergessen sind
Am Anfang war dein Lächeln
Am Anfang war mein Glück
Am Anfang und Am Ende
Kann man nicht mehr zurück
Am Anfang war es Liebe
Am Anfang war es groß
Am Anfang fällt die Liebe
Dir einfach in den Schoß
Doch am Ende aller Tage
Wenn selbst Liebe nichts mehr heilt
Dann ist ein Narr der Mensch
der noch beim Anfang weilt
Mein Bestes war nie gut genug
Ein Kampf gegen die Mächte der Trauer
Ein Auftauchen aus der grausigen Flut
Doch wie sehr ich dir auch helfen wollte
Mein Bestes war nie gut genug
Die Stunden, zugebracht dich zu erheitern
Zu halten diesen fahrerlosen Zug
Deine Qual zu stoppen, nicht zu erweitern
Aber mein Bestes war nie gut genug
Die Hände gestreckt, halt’ dich fest
Arbeit hart wie an einem Pflug
Wie du und ich gegen den Rest
Doch mein Bestes war nie gut genug
Nun gehst du von mir
Du sagst, dass es uns besser tut
Wie es scheint hatte ich Recht mit dir
Mein Bestes war dir nie gut genug
Drei Gespräche
Der Priester sprach zum Philosoph
„Wer Gott nicht achtet der ist doof“
Der Philosoph sagte zum Priester
„Wenn der Mensch nicht fürchtet, dann genießt er.“
Der Journalist raunt dem Literat
„Was tat er denn, was ich nicht tat?“
Der Literat antwortete entzückt
„Du bist ein Lügner, ich verrückt.
Der schöngeistge Dichter sagt
„Du hast dich nie an wahre Kunst gewagt.“
Der ruhige Dichter sagt für sich
„Wenigstens verstanden, haben sie mich.“
Fünf Literaturkritiken
Amerika (Franz Kafka)
Der 15 jährige Karl Rossmann wird von seiner Familie nach Amerika geschickt, da er ein Verhältnis mit einem Dienstmädchen hatte, welche darauf ein Kind von ihm bekommt.
Kaum legt sein Schiff in New York an, ist Karl bereits mit dem Heizer des Schiffes bekannt, für den er sich einsetzt, da der Heizer versichert, schlecht behandelt worden zu sein. Bei der anschließenden Debatte mit dem Kapitän und einigen anderen, stellt sich heraus, dass einer von ihnen Karls Onkel ist. Dieser nimmt ihn sofort mit sich und lässt in bei sich wohnen. Der talentierte Karl lernt Englisch und Reiten und unternimmt eines Abends einen Ausflug auf ein Landhaus, welches dem Freund seines Onkels gehört. Dort erfährt er, dass sein Onkel nicht will, dass er zurückkommt. Karl ergibt sich in sein Schicksal und ist entschlossen sich den amerikanischen Traum selbst zu erfüllen. Er wird von zwei Gesellen namens Delamarche und Robinson aufgenommen, die hoffen im Westen Arbeit zu finden. Karl begleitet sie auf ihrem Marsch, verlässt sie allerdings, als er in einem Hotel Arbeit als Liftjunge bekommt und in der Oberköchin dort, eine Verbündete und Freundin findet. Eines Tages taucht jedoch Robinson auf, betrunken und in schlechtem Zustand. Nach diesem Skandal, wird Karl schließlich entlassen und begleitet Robinson zu einer Wohnung, wo auch Delamarche zusammen mit der übergewichtigen, hysterischen und grässlichen Frau Brunelda, deren Liebhaber er ist. Karl wird widerwillig Diener unter der ekelhaften Frau und reißt schließlich aus, um sich einem Theater anzuschließen. Im letzten Kapitel fahren er und ein Freund in Richtung des Theaters.
Amerika ist der erste Roman Franz Kafkas und auch sein wohl freudigster, das aber auch nur wegen dem offenen und glücklichen Ende, das Kafka nach eigenen Angaben sogar noch freudiger gestalten wollte.
Trotzdem finden sich neben dem klaren, fast schon naiven Ausdruck der Sprache und der Detailgetreue der Schilderung, auch Ansätze und Motive wieder die an „Den Prozeß“ oder „Das Schloss“ erinnern. An erster Stelle steht die Hoffnung, mit der Kafka in seinen Roman bewusst spielt, in dem er sie zuerst aufzeigt und dann meist ohne Gnade zunichte macht. Egal wie sehr Karl Rossmann auch versucht Fuß zu fassen, egal wie Positiv es sich für ihn wendet und egal wie klar er selbst beteuert einfach nur arbeiten zu wollen, immer gibt es Missverständnisse oder eine unglückliche Verknüpfung von Geschehnissen(Siehe „Der Fall Robinson.“) und der arme Karl muss von vorne beginnen. Wie schon im „Prozeß“ erscheinen Bürokratie und herrschende Klasse brutal und unübersichtlich zu sein. Wie um Prozeß, möchte man die Ringen und Kafka um Nachsicht mit seinen Helden bitten.
Auch an den Frauen lässt Kafka nur einige gute Haare, angefangen beim Dienstmädchen, über Klara, die Tochter des Freundes seines Onkels, bis zu Brunelda, obwohl in diesem Roman wenigstens einige „gute“ Frauen vorkommen(Köchin und Dienstmädchen im Hotel).
Ein weiteres Motiv, ist die unterschwellige Kritik und der schwer erkennbare Humor die Kafka so eigen sind. Die Kritik richtet sich teils an die Gesellschaft und teils wohl an die Menschheit und doch bleibt sie in allen Texten ein wenig seicht.
Was aber wohl bei allem auch sehr faszinierend ist, sind die Personen die Kafka erdenkt. Sie scheinen normal, manchmal auch klischeehaft und doch sind sie wahrlich einzigartig in der Literaturwelt. Es liegt wohl an ihrer überzogenen Schnörkellosigkeit, dass diese Figuren einen Faszinieren, sogar wenn man es nicht merkt.
Man kann gewiss noch viele Loblieder auf diesen Roman dichten, aber ein letztes sollte man noch singen, nämlich eins, auf die einzelnen Sätze Kafkas, die es steht’s alle schaffen bedeutungsschwer und einprägend zu sein.
Unser Mann in Havanna (Graham Greene)
Wormold ist Staubsaugervertreter auf Kuba und lebt ein recht ruhiges Leben, bis ein britischer Geheimagent auftaucht und ihn für den Geheimdienst anwerben will. Wormold nimmt das Angebot an, aber nur weil er hofft, damit seiner Tochter ein besseres Leben finanzieren zu können. Schon bald verlangt London Ergebnisse und das er Unteragenten anwirbt. Der neue ‚Mann in Havanna’ erfindet kurzerhand einige Agenten, darunter einen immer besoffenen Piloten und eine nackte Tänzerin, und streicht ihre Gehälter mit ein. Auch erfindet er Pläne von Militäranlagen und fälscht Wirtschaftsberichte. Die hohen Herren in London schlucken den Köder und schicken immer mehr Leute zu ihm, die im helfen sollen. Als dann plötzlich der besoffene Pilot erschossen und die dünne Tänzerin entführt wird, ist allmählich ein Problem in der Luft…
Graham Greene schafft es in diesem Roman, viele Aspekte gleichzeitig einzubauen und keines davon ernsthaft zu vernachlässigen. Philosophie, Liebe, Vater-Tochter Beziehungen, der Staat Kuba, Alkohol und vor allem Witz und Spannung fließen immer wieder mit ein. Auch die Charaktere sind wundervoll gezeichnet und vor allem der Protagonist ist liebenswert und hat einen trockenen, hintergründigen Humor.
Feinste Unterhaltung, vor allem für die, die mal einen etwas anderen Kriminal- oder Abenteuer Roman lesen wollen
Eine wie Alaska (John Green)
Miles ist nicht das, was man einen coolen Typen nennt. Er ist einfach gestrickt, hat keine Freundin und sammelt die letzten Worte großer Leute. Als er von der heimatlichen Schule ans Internat wechselt, bricht plötzlich das Leben über ihn ein. Zusammen mit seinem Zimmerkumpanen, den alle nur den „Colonell“, nennen, dem Japaner Takumi und der faszinierenden und bildhübschen Alaska erlebt er wie es ist, in einer Gruppe aufzugehen, seine Jugend zu genießen. Und als Alaska ihn dann auch noch küsst, schwebt Miles wahrlich auf Wolke sieben. Bis das Unglück ebenso plötzlich hereinbricht…
Obwohl Green’s Roman ein schon fast alt bekanntes Inventar verwendet(Internat, Rauchen, Liebe eines „Losers“ zu einer art „Halb-Göttin) und sein Roman auch immer wieder kleine Durststrecken aufweißt, die Faszination für den Charakter Alaska und die kleinen Weisheiten über Religion und die letzten Worte berühmter Menschen sind einfach zu groß um darauf zu achten. Gerade die Gespräche unter Teenagern, die Green so gut nachzuahmen weiß, machen einfach immer wieder Spaß, egal wie tragisch der Moment auch sein mag.
Ein etwas anderes Jugendbuch, welches sich durch Kleinigkeiten aus diesem Genre hervortut.
High Fidelty (Nick Hornby)
Rob Flemming ist Mitte 30 und seit neustem wieder Single. Ist doch toll, man kann endlich wieder die Plattensammlung neu sortieren und dutzende Top 5- Listen aufstellen.
Aber warum verlassen die Frauen ihn immer, oder besser gesagt: „ Warum wollen die Weiber lieber mit jemand anderem ins Bett gehen!“
Hornby ist weder ein großer Poet noch ein begnadeter Sprachjongleur, aber sein Blick für das Wesentliche, Normale, Bürgerliche ist seine große Stärke. Weder vulgär noch keuch beschreibt er in diesem Roman die Beziehung zwischen Männern und Frauen, wie sie beiden ticken und was sie so unterschiedlich macht, dass alles mit viel Charme und Witz erzählt und eingepackt in eine teilweise nebenherlaufende Reise durch die spannende Musikwelt der 70, 80, 90 Jahre.
High Fidelty ist weder ein kleiner Lückenfüller, noch ist der Roman ein Meisterwerk der Erzählkunst, er ist einfach wie… wie London.
Er ist groß, hat seine dunklen Ecken, seine Kultur, seine reizenden Persönlichkeiten, seine Rüpel, seine ländlichen, manchmal langweiligen Außenbezirke und seine dreckige, aber aufregende Innenstadt- So ist High Fidelty.
Musik eines Lebens
Mitten im Ural, an einer Bahnstation, begegnen sich der Pianist Alexeij Berg und ein Fremder Mann ohne Namen. Beide sind auf dem Weg nach Moskau. Im Wagon schließlich erzählt Alexeij dem Fremden seine Lebensgeschichte:
Wir schreiben das Jahr 1939, es ist Frühling. Alexeij Berg ist glücklich, denn bald gibt er sein erstes Konzert als Pianist in Moskau. Doch sein Friede wird gestört, als Stalins Schergen seine Eltern abholen und der aus Moskau fliehen muss. Hier beginnt dann eine schnelle Flucht, die an einem vorbeirauscht wie ein Actionvideo. Nachdem er sich eine Weile bei seinen Verwandten in der Ukraine versteckt hat, bricht der Krieg aus und für Alexeij ein neues Leben an. Mit der gestohlenen Identität eines toten Soldaten wird er bei der versprengten russischen Armee aufgenommen. Nun kämpft er, wird 2x verwundet und schließlich erwirbt er sich die Achtung eines hohen Generals. Nach dem Krieg zurück in Moskau wird er in dessen Wohnung wieder mit der Musik konfrontiert. Nachdem er der Versuchung nicht widerstehen kann und munter die schwierigsten Stücke spielt, wird er ins Lager interniert, aus dem er 10 Jahre später entlassen wird.
Bei all den schönen Metaphern und er sinnlichen Sprache, kommt man doch nicht um hin zu sagen, dass die Handlung etwas knapp geraten ist. Die Flucht ist beinahe zu einfach, der Krieg ohne Schrecken und die Geschichte im Krieg wenig ausgeschmückt. Auch die zahlreichen Frauengeschichten, sind irgendwann ein wenig unglaubwürdig. Dafür beschreibt Makine gut die Gedanken, Gefühle und Wahrnehmung seines Protagonisten. Berührend wie eine leicht streichelnde Hand, aber eben nur ein Streifen, keine echte Berührung.