Sonstiges
Mein Rasen

Mein Rasen

Mein Rasen hat Platz für die Natur! Eigentlich sollte es einmal ein schöner Zierrasen werden, aber die Natur ist stärker als ich – und das ist gut so. Mittlerweile habe ich den Begriff „schön“ umdefiniert, damit lässt es sich wohltuend leben.

Nach harter Schlacht musste ich einsehen, dass alle Bemühungen keinen Sinn ergeben. Ich bin der Verlierer! „Unkraut“ verbreitet sich von allein. Der Wind bringt so vieles von den naheliegenden Wiesen und dem Wald mit, da ist jede Gegenwehr zum Scheitern verurteilt…

Gemütlich döse ich auf der Gartenliege. In meinen Gedanken ist immer noch der makellose saftiggrüne Teppich. Langsam öffne ich die Augen, die Sonne strahlt, mein Blick schweift über den vermeintlichen Rasen…

Gänseblümchen lächeln mir zu, Waldveilchen grüßen mich, eine Biene holt sich den süßen Nektar von einem goldenen Löwenzahn. Ein Mariakäferchen klettert an einem Grashalm empor, eine Libelle kreist um den Springbrunnen, zwei Spatzen hüpfen im Gras herum und suchen nach Nahrung…

Eigentlich sitze ich hier mitten im Paradies, gegen das ich mich doch mit aller Macht zu wehren versuchte. Was könnte denn ein überdüngter steriler Rasenteppich – den  man nicht einmal mit gutem Gewissen betreten kann – schon dagegen bieten? Dieses Leben, all die Pracht, das emsige Treiben… Irgendwie ist es schon schade, dass ich nächstens mit dem Rasenmäher wieder einmal da durch muss. Was für eine Katastrophe für all die kleinen Krabbeltiere und Pflänzchen! wenn da plötzlich so eine Maschine auffährt. Nun ja, ich kann nicht einfach alles verwildern lassen, ein bisschen Pflege muss schon sein, aber eben alles angemessen und im Rahmen.

Zwar habe ich den Kampf verloren, mein Ziel nicht erreicht, aber die Natur ehrt mich als Sieger. Beschenkt mich überaus reichlich mit wahrem Leben. Und zudem bin ich um eine Erfahrung reicher geworden:

Es ist nicht immer erstrebenswert, stur seinen Willen durchzusetzen. Oftmals liegt gerade im so abschätzig betrachteten „Unkraut“ der Schlüssel zum Glück.