Ich, der Pfalzgraf und meine Lebensgefährtin, die Kurpfälzerin erhielten kürzlich eine nette Einladung in ferne Lande. Um genau zu sein: Eine Einladung nach Belgien.
Nun, Belgien ist vom Domizil des Protagonisten nicht unbedingt nahe entfernt - in früheren Zeiten wären mehrere Tagesritte von Nöten gewesen - aber auch heute, im automobilen Zeitalter sind mehrere Stunden Zeit, als auch viele Liter des allzu teuren Kraftstoffes zum Erreichen des unbekannten Gefildes notwendig.
Aber genug gejammert.
Die Einladung erreichte mich von einem Manne, welchen ich vor langer Zeit nur kurz kennenlernen durfte, der mich aber aufgrund meiner liebenswerten und charmanten Art wohl in sein Herz geschlossen hatte.
Er möge mich gerne wieder treffen und ein Blues-Festival in Belgien sei wohl der geeignete Anlass hierfür.
Obwohl des Pfalzgrafens Sinn eher dem Minnesang zugeneigt ist, sind ihm auch die traurigen, elektrisierenden Töne einer Bluesgitarre nicht fremd und so entschlossen ich und die Kurpfälzerin sich die ach so beschwerliche Reise auf sich zu nehmen.
An einem Samstag morgen - das Reisefieber hob den Appetit auf Frühstück auf - machten wir uns auf den Weg. Nach einigen Kilometern riefen uns unsere Mägen doch nach einer kleinen Rast und wir genehmigten diesen unseren nervenden inneren Organen den zerkleinerten Teil eines toten Schweines in Form einer gebrühten Wurst.
Wir konnten nicht ahnen, dass dies vorgezogene Mittagsmahl das letzte sein sollte, welches unsere Verdauungsorgane für lange Zeit sehen sollten.
Stunden später. Wir erreichten die Staatsgrenze des fremden Landes, in welchem fremd wirkende Menschen eine ebenso auf uns fremd wirkende Sprache zum Austausch ihrer verbalen Kommunikation nutzten.
Wieder hatten wir Hunger. Schließlich waren zwischenzeitlich Stunden vergangen.
Doch wir hatten keine Zeit unsere Mägen mit den kleinen Köstlichkeiten dieser fremden Gefilden zu füllen. Wir hatten unseren rechten Weg wohl verloren und uns verfahren.
Nur der Gebrauch einer modernen Hörmuschel, mit welcher wir unseren belgischen Bekannten aus seinem wohlverdienten Schlaf nötigten führte uns mit dessen Hilfe zurück in die Zivilisation. Jedoch - kann man in den Ardennen noch von Zivilisation sprechen? Die Pferde und Schafe überwogen den menschlichen Anlitzen. Ob auch der Intelligentsquotient derer den Menschen überlegen war lasse ich dahingestellt. Ich möchte mich nicht unbeliebt machen - ich habe die Belgier als nette und zuvorkommende Menschen kennenlernen dürfen.
Es war früher Abend und uns hungerte noch immer. Unser Mägen drangen nach Labsal.
Doch die Zeit zwischen unserer Ankunft und diesem Konzert war kurz. Zu kurz um unseren Körpern entsprechende Vergnügungen zu bereiten.
Unser fremdländischer Bekannter jedoch vertröstete die hungergeplagten Körper seiner Gäste mit der Aussicht auf belgische Fritten am Ort des musikalischen Geschehens.
Die Mägen der Angereisten waren durch diese Botschaft nicht gestillt, jedoch frohen Mutes in Anbetracht dieser Aussichten.
Der Hunger, wie auch die Vorfreude auf Nahrung wuchsen ins Unermessliche.
Der Ort des Geschehens: Ein kleiner Club, wohlgefüllt mit Menschen guten Musikgeschmacks. Preiswertes, wenn auch belgisches Bier aber keinerlei feste Nahrung. Man hatte unsere Mägen zum Narren gehalten. Diese vergalten uns dies mit kräftigem Knurren, tönend angelehnt an die Bassläufe der spielenden Band.
Das Konzert war toll, aber leicht getrübt durch unsere körperliche Fehlinvestition. Unsere Mägen waren nicht bereit den Drang auf feste Nahrung durch den Konsum von Getränken zu kompensieren.
Es war weit nach Mitternacht. Das Konzert vorüber und unsere Mägen bereit zu arnarchistischen Mitteln zu greifen. Doch in der belgischen Provinz fand sich zu dieser Uhrzeit keine noch so freundliche Friteuse Fritten für uns zu erwärmen.
So begaben wir uns, musikalisch befriedigt, doch körperlich in einer extremen Zwangslage zu Bett. Unsere Körper vergalten uns diese Eigensinnigkeit mit heftigstem Murren.
Doch der schwierigste Los hatte unser ansässiger belgischer Bekannter gezogen: Er hatte uns am nächsten Morgen zu einem Frühstück eingeladen. Er wird dies niemals wieder tun.
Wir haben den Druck unserer Verdauungsorgane widerstandslos preisgegeben und den Inhalt des Kühlschrankes dieses netten Herrn absolut von der Kühlzelle in unsere Schlunde umverteilt. Ob er uns jemals wieder nach Belgien bitten wird?
Er hat es schon getan. Der Charme des Pfalzgrafen und der Kurpfälzerin haben deren Freßgier doch wogl noch übertroffen.