Kurzgeschichte
Die Maus - Nur für starke Nerven - Wenn sie nur zuschnappt ...

0
"Die Maus - Nur für starke Nerven - Wenn sie nur zuschnappt ..."
Veröffentlicht am 10. April 2009, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!
Die Maus - Nur für starke Nerven - Wenn sie nur zuschnappt ...

Die Maus - Nur für starke Nerven - Wenn sie nur zuschnappt ...

Beschreibung

Fatales Ergebnis von Inkonsequenz

Die Maus – Nur für starke Nerven





Diese Geschichte hat mir Sandro erzählt. Er ist ein Kollege und lebt in Hamburg in einem alten Haus. Dort kommt so etwas manchmal vor. Ich dagegen wohne in einem neuen Haus auf dem Land. Da gibt es weder Mäuse noch Ratten, auch sonst kein Ungeziefer. Nicht dass ich wüsste.

     Rita hat mich damals im Büro angerufen, erzählt Sandro. Wir hätten eine Maus in der Wohnung. Es müsse sofort etwas geschehen.

     Wir treffen uns also in einem Gartenfachgeschäft. Rita sagt: Irrtum ausgeschlossen. Ich hab es rascheln gehört, ich hab im Wohnzimmer eine Käserinde als Köder ausgelegt. Ist fortgezerrt worden, ich hab etwas Graues, Flinkes die Fußbodenleiste entlangflitzen und hinter der Kommode verschwinden sehen.

     Drinnen alles in reicher Auswahl vorhanden: Sämereien, Blumenzwiebeln, Grillgeräte. Etwas gegen Wühlmäuse: Gift. Und wo sind die Mausefallen?

     Wie kann überhaupt eine Maus in unsere Wohnung kommen, frage ich Rita.

     Vom Treppenhaus her, sagt sie, wenn die Wohnungstür länger offen steht.

     Oder durchs Mauerwerk. Doch, Rita, das kommt bei alten Häusern vor.

     Wir kaufen am Ende zwei Mausefallen, eine herkömmliche und eine aus Frankreich importierte, die laut Beschreibung verspricht, die kleinen Nager lebend zu fangen. Man könne sie dann wieder auf freien Fuß setzen, möglichst weit von der eigenen Wohnung. Ich bin gleich gegen diese Falle gewesen, aber Rita hat darauf bestanden. Und sie legt noch ein Buch über Hausmäuse in den Einkaufswagen. Wozu, Rita, willst du eine Beziehung zu deiner Maus aufbauen?

 

Abends stellt Rita die humane Mausefalle im Wohnzimmer auf. Es ist ein länglicher Kasten aus durchsichtigem Plastik, an dessen innerer Rückwand der Köder befestigt wird. Wir sind beide mäuschenstill. Rita blättert geräuschlos in ihrem Buch über Mäuse.

     Dann zirpt und säuselt es aus einer Ecke des Zimmers. Wir sehen uns an. Wieder Stille. Wird die Falltür vor dem Häuschen heruntergehen? Stattdessen hören wir ein trippelndes Geräusch. Jetzt läuft sie in die Küche, sagt Rita, wie heute Morgen.

     Der Speck in der Falle ist noch da. Rita wird es zu dumm. Sie stellt die zweite Falle in der Küche auf. Sie sagt: Dabei sind mir Mäuse sympathisch. Ich sollte keine Fallen stellen … Und sie zeigt mir eine Abbildung in ihrem Buch, die eine arglos posierende Hausmaus zeigt.

     Sehr lieb, Rita, aber sie übertragen Krankheiten. Und vermehren sich in einem wahnwitzigen Tempo. Man muss etwas tun … Du, ich mach mir Glühwein und leg mich zum Schwitzen ins Bett. Es kratzt schon den ganzen Tag im Hals.

     So früh?

     Ich erhitze dann den Wein in der Küche. In der Flasche bleibt ein Rest zurück. Die Maus verhält sich still. Auch diese Falle ist noch unberührt. Dann liege ich im Bett und schwitze tüchtig. Rita legt sich mit ihrem Buch neben mich.

     Da, es hat geschnappt. Kannst du nicht nachsehen?

     Unmöglich jetzt, wo ich gerade so schwitze.

     Rita geht in die Küche – und ist gleich wieder da: Du, sie lebt noch! Was soll ich bloß machen?

     Gar nichts, verenden lassen.

     Wie roh du bist, Sandro! Rita geht noch einmal hinüber. Sie bleibt ziemlich lange. Ich höre, wie sie die Wohnung verlässt. Einige Minuten später sitzt sie neben mir auf dem Bettrand. Sie sagt: Ich hab sie im Treppenhaus freigelassen. Sie kann sich nicht richtig bewegen. Querschnittslähmung oder so etwas. Furchtbar … Wie soll ich jetzt einschlafen?

     Sie tut es und beruhigt sich allmählich.

 

Am anderen Morgen: Keine Spur im Treppenhaus. Zum Glück haben wir seitdem keine Mäuse mehr in der Wohnung gehabt.

     Und Ritas Buch, Sandro?

     Verstaubt im untersten Regal.

 

 

 

 

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_19012-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_19012-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_68576.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_68577.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_68578.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_68579.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_68580.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Abendschoen
Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!

Leser-Statistik
36

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Abendschoen Re: eine schöne Geschichte -
Zitat: (Original von Boris am 11.04.2009 - 08:48 Uhr) und so mitmenschlich geschildert

LG Boris
Danke, Boris. Es fehlt allerdings noch etwas: die gleiche Geschichte, diesmal erzählt aus der Perspektive der Maus. - Arno Abendschön -
Vor langer Zeit - Antworten
Boris eine schöne Geschichte - und so mitmenschlich geschildert

LG Boris
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Re: diese ... -
Zitat: (Original von Abendschoen am 10.04.2009 - 19:00 Uhr)
Zitat: (Original von Gunda am 10.04.2009 - 18:52 Uhr) ... Form von Inkonsequenz konnte ich auch an mir selbst schon beobachten. Im Sommer fand ich es höchst interessant und ausgesprochen niedlich, wenn die Mäuse quer über unsere Terrasse ihre Jungen von einem Bau in den anderen schleppten und mich dabei mit ihren Knopfaugen anguckten - und im Winter ärgerte ich mich, weil sie auf dem Dachboden über dem Schlafzimmer nachts einen Höllenlärm verursachten, als ob sie mit irgendwas Fußball spielten. Seit wir sämtliche möglichen Schlupflöcher zum Dachboden vergittert haben, kann ich mich wieder ruhigen Gewissens an den sommerlichen Aktivitäten unserer aushäusigen Mitbewohner erfreuen, ohne daran zu denken, dass ich ihnen im Winter am liebsten den Hals umgedreht hätte ...
Wieder ein sehr lehrreiches Stück - ohne den erhobenen Zeigefinger, sehr löblich.

Lieben Gruß
Gunda
Warte nur, Gunda, sie finden schon noch Wege ... Mich würde mal interessieren, ob die französische Mausefalle zum Lebendfangen bei irgendwem jemals funktioniert hat. Dann bitte melden. Und wo wurde die Maus dann ausgesetzt? - Arno Abendschön -


Ja, sie funktioniert. Ich weiß, dass Mieter meiner Eltern mal auf diese Weise eine Maus gefangen und sie tatsächlich im Felde wieder ausgesetzt haben. Wo? Auf der anderen Seite des Mittellandkanals *g*. Wenn die Maus also nicht gerade schwimmen konnte oder so pfiffig war, die nächste Brücke zu benutzen ... tja ...

Und: NEIN, wir haben jetzt schon seit einigen Jahren nachts Ruhe auf dem Dachboden ! ! !

lg
g.
Vor langer Zeit - Antworten
Abendschoen Re: diese ... -
Zitat: (Original von Gunda am 10.04.2009 - 18:52 Uhr) ... Form von Inkonsequenz konnte ich auch an mir selbst schon beobachten. Im Sommer fand ich es höchst interessant und ausgesprochen niedlich, wenn die Mäuse quer über unsere Terrasse ihre Jungen von einem Bau in den anderen schleppten und mich dabei mit ihren Knopfaugen anguckten - und im Winter ärgerte ich mich, weil sie auf dem Dachboden über dem Schlafzimmer nachts einen Höllenlärm verursachten, als ob sie mit irgendwas Fußball spielten. Seit wir sämtliche möglichen Schlupflöcher zum Dachboden vergittert haben, kann ich mich wieder ruhigen Gewissens an den sommerlichen Aktivitäten unserer aushäusigen Mitbewohner erfreuen, ohne daran zu denken, dass ich ihnen im Winter am liebsten den Hals umgedreht hätte ...
Wieder ein sehr lehrreiches Stück - ohne den erhobenen Zeigefinger, sehr löblich.

Lieben Gruß
Gunda
Warte nur, Gunda, sie finden schon noch Wege ... Mich würde mal interessieren, ob die französische Mausefalle zum Lebendfangen bei irgendwem jemals funktioniert hat. Dann bitte melden. Und wo wurde die Maus dann ausgesetzt? - Arno Abendschön -
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda diese ... - ... Form von Inkonsequenz konnte ich auch an mir selbst schon beobachten. Im Sommer fand ich es höchst interessant und ausgesprochen niedlich, wenn die Mäuse quer über unsere Terrasse ihre Jungen von einem Bau in den anderen schleppten und mich dabei mit ihren Knopfaugen anguckten - und im Winter ärgerte ich mich, weil sie auf dem Dachboden über dem Schlafzimmer nachts einen Höllenlärm verursachten, als ob sie mit irgendwas Fußball spielten. Seit wir sämtliche möglichen Schlupflöcher zum Dachboden vergittert haben, kann ich mich wieder ruhigen Gewissens an den sommerlichen Aktivitäten unserer aushäusigen Mitbewohner erfreuen, ohne daran zu denken, dass ich ihnen im Winter am liebsten den Hals umgedreht hätte ...
Wieder ein sehr lehrreiches Stück - ohne den erhobenen Zeigefinger, sehr löblich.

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
5
0
Senden

19012
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung