4 Teil und Ende von Für alle Mädchen dieser Welt
„Oh nein, nicht jetzt",
In seinem unauffälligen Kadett lagen ein buntes Kissen und eine warme Wolldecke. Von Eich nach München war es ein weiter Weg. Er hatte auch vorgesorgt, Kekse und Bananen, denn heute wollte er seine Tochter heimholen. Schon sehr früh fuhr er weg, bis spätestens 11°° musste er dort sein.
Er war der Papa und sonst niemand. Hinter dem Rücksitz hatte er noch eine Überraschung für sie. Eine kleine schwarzweiße Promenadenmischung aus dem Tierheim. Er hoffte, dass sie ihr gefiel. Einen Namen hatte das Tier noch nicht, den sollte sie ihm geben.
Nun stand er also am Eingang des Kindergartens. Gerade als die ersten auf die Straße stürmten, war das Mädchen auch dabei. Ohne zu reden hob er das Kind hoch, und trug es unter seinem weiten Mantel um die Ecke zu seinem Auto. Er hoffte, dass ihn niemand dabei beobachtet hatte. Damals waren nämlich auch die Männer in den grünen Uniformen bei ihm und sie nahmen ihn mit.
„Oh nein, nicht jetzt", schnell nahm er eine Schmerztablette und dann fuhr er los. Das Kind war so verwirrt, dass sie erstmal keinen Ton herausbrachte. Als dann der süße kleine Hund ihr Gesichtchen abschleckte, musste es lachen und drückte ihn an sich. „Wie heißt er" fragte sie.
„Du musst ihm einen Namen geben", -
„Fiffi". Die Episode am Kindergarten hatte sie vergessen oder gar nicht wahrgenommen.
„Wohin fahren wir", fragte sie. „Nach Hause", das war für sie in Ordnung.
„Guck mal da steht neben dir eine Flasche mit Tee, wenn du Durst hast". Ahnungslos trank das Mädchen und wurde müde. So schnell er konnte fuhr er aus München heraus. Er vermied die Hauptstraßen, dadurch dauerte es wesentlich länger als er geplant. Doch er kam unbeschadet in Eich an.
Er fuhr den Wagen in die Garage, nahm seine Anne auf den Arm und trug sie ins Haus. Der Hund sprang kläffend an ihm hoch. Nun zog er sie aus damit sie ins Bett kam. Jetzt sollte sie sich einmal eingewöhnen und vor allem wissen, dass sie Anne war und auch ihren Nachnamen kennen, denn sie war schon solange bei den fremden Leuten und musste sich wieder an ihn gewöhnen. Erst wenn das alles perfekt war, konnte er sich mit ihr in der Öffentlichkeit zeigen.
Er machte das Fernsehen an.
Großer Aufruhr im Bogenhausen,
ein Mädchen wurde aus dem Kindergarten entführt.
Dann kam die Personenbeschreibung und einem Bild darunter stand sie heißt Madeleine.
Seine Pläne konnte er also vorerst nicht umsetzen Dieses feine Gesichtchen kannte jetzt wohl die ganze Welt. Also musste sie im Haus bleiben. Wenn er einkaufen fuhr oder sonst etwas erledigen musste, trank sie immer ihr Fläschchen. Sie war ein liebes Kind. Oft fragte sie nach dar Mutti, dann sagte er immer, sie ist verreist, oder arbeiten oder krank Er sprach sie immer mit Anne an, meistens setzte er noch seinen Familiennamen dazu.
Bald sprach sie mit ihren Puppen im gleichen Ton und auch die gleichen Worte wie er. Einmal nannte sie ihn Papi. Dann nahm er sie so heftig in den Arm, dass sie sich wehren musste. Er aber weinte dabei.
Schon mindestens sieben Monate hatte er kein Fernsehen mehr an. Er wollte gar nicht wissen, was in der Welt passierte. Dann las er die Überschrift in der Bild mit einem Foto
„wo ist Madeleine,
lebt sie noch?
Bitte geben sie uns unser Kind zurück.
Die längst vergessenen Kopfschmerzen kamen wieder, so, dass er aufschrie. Die Leute blieben stehen und fragten, ob man helfen könnte. Fluchtartig fuhr er nach Hause. Jetzt kam ihn sein Handeln zu Bewusstsein. Mein Gott, was habe ich getan? Wie kann ich es wieder gut machen, das wollte ich nicht. Aber wo ist meine Anne Er sprach mit einem Arzt in der Nervenklinik in Alzey, denn spätestens jetzt hatte er begriffen, dass er sehr krank war und einen nie wieder gutzumachenden Fehler begangen hatte
Die Fürsorge brachte Madeleine zu ihren Eltern zurück.
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So ähnlich könnte es sich doch abgespielt haben. Wollen wir auch beten und eine Kerze für das kleine Mädchen Madeleine aus England anzünden, dass es wohlbehalten zu den Eltern zurückkommen wird.