Sonstiges
Der Weg

Der Weg

Seit vielen Jahren bin ich unterwegs, gehe weiter, halte an, bleibe stehen, verweile und setze mich wieder in Bewegung. Immer wieder führt mich mein Weg an Kreuzungen, Abzweigungen, die nicht beschildert sind. Meistens unterliegt es meiner freien Wahl, ob ich links, rechts oder geradeaus weiter gehe.

Ja, ich bin ein Wanderer hier auf dieser Welt. Viele gaben mir Ziele vor, ermunterten  mich, teilweise wurde ich beinahe gezwungen, in Richtungen zu laufen, die ich im Grunde genommen gar nicht erkunden wollte.

Viel zu spät erst bemerkte ich, dass es mein Leben ist, mein ganz persönlicher Weg, den ich zu gehen habe. Auf steinigen Strassen, bergauf, auf schmalen Pfaden in schwindelerregenden Höhen, durch Schluchten und Täler musste ich wandern, dabei viele Blessuren erleiden, bis ich mein Sein erkannte.

Ich bin ein Nichts unter Milliarden von Nichtsen und doch bin ich der, der ich bin. Dies zu erkennen ist eine grosse Gnade. Denn mit dieser Erkenntnis im Rucksack tun sich ganz neue Horizonte auf. Früher fragte ich mich nie warum ich lief. Ich musste laufen, weil man das eben so tut, weil es so üblich ist, weil es alle tun. Heute weiss ich, dass niemand weiss wohin er läuft, es sei denn dem sicheren Tod entgegen. Tausende Irrwege führen um unsere Welt, der ganze Globus ist ein grosser Irrgarten. Auf der Suche nach dem ewig Besseren, Schöneren, Vorteilhafteren kommen wir Menschen nicht zur Ruhe und schon gar nicht dort hin, wo all die Verlockungen und Versprechen uns hinziehen wollen.

Es lohnt sich nicht herumzuirren. Wir befinden uns auf einer Kugel, egal welchen Weg wir einschlagen, wir kommen nie weiter als um die Kugel herum und stehen wieder dort, wo wir schon einmal waren.

Heute bewundere ich alle Querdenker. All jene, die sich nicht blindlings den sogenannten Führungskräften anvertrauen, die ja auch nichts anderes als Nichtse unter Nichtsen sind. Ausser ihren grossen Klappen und den Flopmodellen, anhand derer sie die Wirtschaft zu steuern versuchen, ist da nicht viel vorhanden. Wo das hinführt, bekommen wir zurzeit alle zu spüren. Und schon sind die Berater wieder da und wissen, wie man aus der Krise heraus kommt – ich glaub ich bekomme die Krise, wenn ich diese Sprüchen lese, wo doch gerade diese Leute einen Grossteil dieses Schlamassels verschuldet haben.

Im Garten der Erkenntnis ruhte ich mich zwischen Blumen und Sträuchern an einem Bächlein aus. Nahm mir Zeit, beobachtete klitze kleine Krabbeltiere, versuchte mich in ihre Welt hinein zu denken. Dann wurde es Abend, tausende Sterne funkelten mir vom Universum entgegen und wieder erkannte ich den Irrsinn, den wir Menschen hier auf unserer Erde treiben!

Nun muss ich wieder weiter wandern, laufe los, weiss nicht wohin. Ich weiss nur, dass ich im Einklang mit der Natur und in Frieden mit allen Menschen sein will – den Sinn der Wanderung werde ich wohl erst erkennen, wenn mein Weg einmal zu Ende ist…