Vorgabewörter SP 109
Wald, Hand, Strom, Sommer, Wandlung, Licht, Frost, Tiere
Fabul stand in der dunklen Ecke seiner Kammer, das schwache Licht der flimmernden Lampe spiegelte sich im feuchten Fenster wider. Der Wald draußen war nur als Silhouette gegen den abendlichen Himmel zu erkennen. Der Strom des Lebens, so schien es, hatte ihn nie wirklich erreicht. Seine Hand strich über die vergilbten Bücher, die auf dem Schreibtisch lagen, und mit jedem Streich fühlte er sich wie ein Verlierer in einem alten Stück, das er selbst nicht mehr verstand.
Der Sommer draußen schlich sich an, ein Hauch von Wärme, der das trübe Zimmer kaum erreichte. Er dachte an die Wandlung, die der Wald im Laufe der
Jahreszeiten durchmachte, von den frischen grünen Blättern bis hin zu den kahlen Ästen im Winter. Vielleicht war das auch seine eigene Wandlung: vom Glanz der Bühnen zu diesem Dunkel der Einsamkeit. Der Frost der Jahre war in seine Gedanken eingedrungen, hatte sie erstarren lassen.
Er erinnerte sich an die Wesen, die er einst auf der Bühne verkörpert hatte, die wilde Freiheit der Darstellung, das Flimmern der Rollen, die er spielte. Doch jetzt war das alles nur noch eine Erinnerung, ein blasser Schimmer im Hintergrund seiner existenziellen Fragen. Was war er ohne all die Fassaden? Ein Abbild? Ein Schatten?
„Ich habe nie nach Ruhm gesucht“, murmelte er, als er ein weiteres Bild aus einem alten Album zog. Das Licht der Erinnerung schien fast zu verblassen, und der Frost der Enttäuschung legte sich schwer auf seine Schultern.
Fabul lehnte sich zurück. Ein müder Blick fiel auf das Bild, auf den Glanz der Vergangenheit. Er fühlte sich nicht mehr als der Mann, der einmal die Bühne erobert hatte. Der Applaus, die Tränen der Zuschauer, all das war entglitten wie das Licht eines verschwindenden Tages.
„Was habe ich noch?“, fragte er sich, „Was bleibt von all dem?“ Der Strom der Gedanken, die einst so voller Hoffnung waren, war nun ein ruhiger Fluss, der ihn
sanft fortzutragen schien. Vielleicht war der Frieden, den er suchte, nicht mehr an die Bühne gebunden. Vielleicht lag er nicht in den Erinnerungen und nicht in den gelebten Rollen.
Da, mitten im Sturm seiner Gedanken, fiel ihm etwas auf: Die Tiere im Wald draußen – sie brauchten keine Anerkennung. Sie lebten einfach, ohne nach dem Sinn zu fragen. Der Wald, das unaufhaltsame Fließen des Stroms, der Sommer, der dennoch kam – all das war ein Zeichen, dass das Leben, so unbemerkt es auch sein mochte, sich von selbst regte, in seinem eigenen Rhythmus.
„Vielleicht ist Frieden wirklich so
einfach“, dachte Fabul, als er das Fenster öffnete. Der kühle Luftzug, der ihn umhüllte, trug einen Hauch von Sommer mit sich. Es war der Frieden des Seins, das keine Bühne brauchte, um wahr zu sein. Der Frost in seiner Seele begann zu schmelzen, als er in den dunklen Wald blickte. Alles war in Ordnung. Es musste nicht mehr die Anerkennung kommen. Es musste nicht mehr der Applaus sein.
Der Frieden war nicht etwas, das er gewinnen konnte. Er war immer schon da gewesen, in den leisen Momenten, in denen er nicht nach mehr suchte. Fabul schloss die Augen und atmete tief ein. Der Frieden, so dachte er, war der wahre Vorhang, den es zu finden galt.