Kurzgeschichte
Der Tag nach Trump - 2 Drabbles

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"Der Tag nach Trump - 2 Drabbles"
Veröffentlicht am 28. März 2025, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht: Der Winter ist ein Bösewicht, die Bäume tragen Schneegewicht, die Stämme sind kahl und so schwarz wie ein Pfahl, die Felder sind weiß und auf dem See liegt Eis. In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.
Der Tag nach Trump - 2 Drabbles

Der Tag nach Trump - 2 Drabbles

Der Tag danach

Die Luft roch nach verbrannten Perücken und kaltem Fast Food. Der goldene Turm war eingestürzt, das Golfresort versunken. Kein Tweet, kein Triumph, nur Stille. Die Menschen tasteten sich vorsichtig ins Freie, blinzelten in die ungewohnte Helligkeit. Wörter kehrten zurück, echte Wörter, mit Bedeutung und Gewicht. Bücher wurden aus den Kellern geholt, Fakten fanden ihre Stimmen wieder. Ein Kind spielte mit einer zerfetzten roten Kappe. „War er echt?“ fragt es.

Ein alter Mann lächelte müde.

„Vielleicht. Vielleicht war er nur ein schlechter Traum.“ Und irgendwo, tief unten, kratzte etwas an einer Tür, die besser verschlossen bliebe.












Zu spät Er saß im Dunkeln. Die Stille war erdrückender als jede Menge, die je für ihn gejubelt hatte. Keine Kameras, keine Mikrofone, kein Applaus. Nur er selbst – und das Echo seines eigenen Wahns. Er zählte Stimmen, doch niemand hörte ihn mehr. Er wetterte gegen Betrüger, doch niemand widersprach. Er kratzte an der Tür, doch sie blieb verschlossen. Zum ersten Mal hörte er sich selbst. Die Lügen, das Geschrei, die Angst. Und er verstand. Ein Zittern lief durch seine Hände. „Ich … ich habe versagt.“


Oben ging die Sonne auf. Unten sank er in die Dunkelheit, und die Tür blieb zu.



Feierabend ...

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Hörbuch

Über den Autor

KatharinaK
Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht:
Der Winter ist ein Bösewicht,
die Bäume tragen Schneegewicht,
die Stämme sind kahl
und so schwarz wie ein Pfahl,
die Felder sind weiß
und auf dem See liegt Eis.
In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.

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Bleistift 
"Der Tag nach Trump..."
Nun denn, wie jedermann weiß, Diktaturen haben in der Tat ein Jahrzehnte lang andauerndes Nachspiel und nichts wird je wieder, wie es einmal war...
...und denk ich dabei an Deutschland in der Nacht (1933-1945), dann bin ich heut' noch um den Schlaf gebracht...
Auch sehe ich es noch immer nicht: ...Kein schöner Land in dieser Zeit...
LG
Louis :-)
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Eichenlaub 
Starke, großartige Worte. Da kann ich nur zu beiden Drabbles sagen: Daumen hoch!

LG, Gerlinde
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FLEURdelaCOEUR Perfekt getroffen, wie schön wär's!
Doch nach all meiner lebenslanger Erfahrung kann ich leider nicht dran glauben! Von den Millionen, die ihm zugejubelt haben, werden viele bleiben.
LG fleur
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