Wo bleibt mein lätzchen?
Gestern war ein Tag, an dem eigentlich alles ganz entspannt laufen sollte. Ein schöner Abend mit meiner Freundin. Erst gemütlich Essen gehen, dann ein Musical - was kann da schiefgehen?
Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen. Mein Freundin hingegen schon, also war der Deal klar: Ich esse, sie leistet mir Gesellschaft. Ganz harmlos, so dachten wir.
Wir betraten also mein Stammrestaurant, in dem ich schon öfter in der Mittagspause war, nur diesmal eben abends.
Gut besucht mit netter Atmosphäre. Wir setzten uns und ich freute mich auf mein Essen. Dann kam der Kellner.
"Nur eine von Ihnen möchte essen?", fragte er und schaut uns streng an.
"Ja", sagte ich, "meine Freundin hat schon gegessen.
"Nein", sagte er. "Das ist ein Tisch für zwei Personen. Zwei Personen müssen essen".
Mein Gehirn rattert. Habe ich gerade ein geheimes Regelwerk dieses Restaurants gebrochen? Gibt es hier eine Art
gastronomische Sitzplatzsteuer?"
Während meine Freundin und ich uns verdattert ansahen, entsteht in meinem Kopf ein absurdes Bild: Jeder, der das Restaurant betritt, bekommt zwangsweise ein Lätzchen umgehängt und wird direkt zum Tisch geschubst. Essen ist Pflicht. Ob hungrig oder nicht. Das Restaurant ist quasi die kulinarische Version eines Freitzeitparks. "Eintritt nur mit Verzehrzwang"
Meine Freundin und ich entschieden uns für die einzig logische Lösung: fluchtartiges Verlassen der Szenerie.
So kam es, dass mein großes Abendessen schließlich aus einer Brezel im Musical bestand. Mein Magen, der sich den ganzen Tag auf eine richtige Mahlzeit gefreut hatte, grummelte zwar beleidigt, ließ sich aber mit dem trockenen Stück Teig einigermaßen beruhigen.
Moral der Geschichte: Beim nächsten Mal bringe ich meine Freundin entweder hungrig mit oder ich reserviere für eine Person - in einem anderen Restaurant, versteht sich. Dort darf ich hoffentlich in Ruhe essen, ohne einen Vertrag über die Mindestbestellmenge zu unterzeichnen.