Aber bitte mit Prickel
„Jetzt ehrlich – du tust es noch? Das geht gar nicht!“ Demonstrativ nippt meine Freundin an ihrem Glas, das randvoll mit Wasser ist. Wohl bemerkt stilles Wasser, nicht mal mit Prickel!
Ich hebe mein Weinglas. „Geht doch, siehst du ja.“
„Dry January? Schon mal gehört?“ Jetzt wird sie massiv ungesellig. „Alc ist unheimlich ungesund. Ich sag nur Leberkrebs und so.“
„Stimmt!“ ich schaue sie ernst an. „Bei einem Alkoholkonsum von mehr als 80 Gramm Alkohol am Tag nimmt das Leberkrebsrisiko um das Vier- bis
Siebenfache zu.“
„Sage ich doch …“
„80 Gramm Alkohol, das sind etwa 2 Liter Bier. Nur gut, dass ich Rotwein trinke“, grinse ich.
„Du solltest dich nicht lustig machen. Die Sachlage ist ernst“, erklärt sie würdevoll und leert ihr Wasserglas in einem Zug.
„Schatzy, das weiß ich. Alkoholmissbrauch IST eine ernste Sache. Aber meinst du echt, dass es schädlich ist, ab und zu Wein zu trinken? Mehr als ein Glas kommt für mich eh nicht in Frage, weil ich mir den Brummschädel und die Magenprobleme an nächsten Tag nicht antue. Mal
abgesehen davon, dass ich immer nur Blödsinn mache, wenn ich zuviel getrunken habe. Das weißt du doch.“
Sie grinst diabolisch. „Oh ja, ich kann mich noch sehr gut an den Macker erinnern, der nach der letzten Rosenmontagsparty an der die Tür zu unserem Hotelzimmer sturmgeklopft hat. Ich konnte ihn mit sehr viel Mühe abwimmeln. Was du dem wohl erzählt hast …“
Mist! Muss sie damit anfangen! Schlimm ist, dass ich mich an den Abend nur verschwommen erinnern kann. Ich merke, dass mir heiß wird. Gleich werde ich einen Kopf wie ein Feuermelder haben, deshalb rede ich schnell weiter:
„Übrigens nutzt es nichts den Dry January knallhart durchzuziehen, um dann vom strengen Asketen zum fröhlichen Zecher zu mutieren … nur weil Karneval ist“, füge ich mit einem zerknirschten Lächeln hinzu.
Sie erwidert mein Lächeln. „Auch wieder wahr. Darauf lass uns anstoßen“, mit diesen Worten ordert sie noch ein Wasser – aber mit Prickel …