Schreibparty 107
Ein lauer Sommerabend
Thema: "Rund ums Trinken"
Vorgabeworte:
heimlich, Schädel, gesellig, Magen, Zecher, Wasser
Text und Cover Schnief
„Na, ja. Deinen Weitblick möchte ich besitzen, wenn ich so in deine Richtung zum Horizont schaue, kann ich gerade so die Silhouette Saint Maxime erkennen und natürlich das tiefblaue Meer. Die Farben allerdings, jetzt bei der tief stehende Sonne sind einfach umwerfend", meinte Bille zu mir, während wir auf dem Balkon saßen und warteten, dass unsere Männer ausgehfertig wurden.
Eine gute halbe Stunde später schlenderten wir mit unseren Freunden durch die Anlagen zum Jachthafen hinunter und fanden dort ein nettes Lokal, um unseren
Hunger zu stillen. Es war so schönes und warmes Wetter an diesem Maiabend, dass wir uns auf der Terrasse an einem Tisch setzen. Amüsiert verfolgten wir, wie unsere Herren, beide ohne wesentliche Sprachkenntnisse in Französisch, versuchten, einen lieblichen Rotwein zu bestellen.
Diese Prozedur dauerte eine ganze Weile, bis sie einen wirklich sehr gut schmeckenden Wein fanden. Zum Glück standen auch in englischer Sprache als Untertitel die Gerichte in der Speisekarte, da auch wir nicht mächtig der Sprache
waren.
Da es ein so lauer Abend war und wir so interessante Themen bei unserer Unterhaltung hatten, merkten wir so gar nicht, dass der Kellner wohl nicht heimlich, aber stets unsere Gläser wieder mit diesem süffigen Rotwein befüllte. Es wurde recht spät, als wir uns auf den Rückweg machten. Erst da bemerkte ich, dass meine Beine mir nicht mehr so gehorchten. Mein Freund fand das sehr witzig, doch er stützte mich.
Mit der Zeit wurden meine Schritte
aber wieder lockerer und so kamen wir an einem kleinen Strand vorbei.
„Kommt, lasst uns eine Runde schwimmen“, rief Fred total begeistert, „Das ist einfach nur toll!“
Leicht schwankend im Arm meines Freundes lehnte ich dankend ab und meinte: „Nein danke, ich kann dann keinen Grund sehen, außerdem habe ich keine Badesachen an.“
„Ist doch egal, das wird lustig, niemand hat Schwimmzeug dabei, lass einfach BH und Höschen an!“, versuchte er mich zu überzeugen.
Im Handumdrehen hatten er und Bille sich entkleidet und sprangen ins kühle Nass. Ich setzte mich in den Sand und sagte zu meinem Freund: „Du kannst auch schwimmen, wenn du Lust hast. Ich aber nicht. Ich hasse es, wenn ich keinen Grund sehen kann!“ „Ist nicht so schlimm, ich will auch nicht und wir müssen ja auch nicht“, versuchte er, mich über meine Angst hinwegzutrösten.
Während die anderen Beiden sich im Wasser tummelten, schmusten wir ein wenig und schauten in den Sternenhimmel. So verging einige
Zeit. Als Fred und Bille wieder auftauchten, hatten sie Trinkbares dabei, woher sie die Weinflaschen gezaubert hatten, weiß ich bis heute nicht. Wir saßen noch längere Zeit schwatzend und lachend am Strand, bis wir uns schließlich auf den Rückweg machten.
Wahrscheinlich mehr torkelnd als gehend erreichten wir schließlich das Gebäude, in dem unsere Ferienwohnung lag. Jetzt hieß es noch in den fünften Stock zu gelangen.
Zum Glück gab es ja einen Aufzug.
Mit schweren Schritten und einigen Wandberührungen schaffte ich es, diesen zu erreichen.
Der Aufzug fuhr an und glitt hinauf. Als er im fünften Stockwerk anhielt, ruckelte er und mir wurde speiübel. So schnell er konnte, öffnete Fred die Tür und ich schwankte zu meinem Bett. Es begann sich alles zu drehen und mein Magen rebelierte. So schnell er nur konnte, schaffte mein Freund mir
einen Eimer heran.
Plötzlich ging die Tür auf und Fred kam herein, in der Hand ein Brot
mit irgendeiner Wurst und darauf hatte er Knoblauchzehen. Dieser Geruch!
Das war zu viel und ich reiherte, was das Zeug hielt. Das Nächste, was ich wahrnah war, dass es inzwischen sehr hell war und ich lag quer im Bett und mein Freund saß im Sessel und schlief.
Das einzig Gute war, ich hatte wenigsten keine Nachwehen, dafür die anderen Zecher einen Brummschädel.
Dies passierte im Jahr 1982, seitdem habe ich nie wieder in
geselliger Runde so viel getrunken, vor allem keinen süßen Rotwein.