Kurzgeschichte
Das Fenster - Neufassung

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"Das Fenster - Neufassung"
Veröffentlicht am 25. September 2024, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht: Der Winter ist ein Bösewicht, die Bäume tragen Schneegewicht, die Stämme sind kahl und so schwarz wie ein Pfahl, die Felder sind weiß und auf dem See liegt Eis. In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.
Das Fenster - Neufassung

Das Fenster - Neufassung

Das Fenster

Kaum hörbar trommelte der Regen an die Scheibe. Unzählige Tropfen hinterließen feine Spuren, in denen sich ein rätselhaftes, warmes Licht brach, das die Dunkelheit der Nacht sanft aufhellte. Ein zufällig Vorbeigehender, der einen flüchtigen Blick durch das Fenster geworfen hätte, wäre wohl schnell weitergegangen, nichtsahnend, was sich in dem Raum abspielte. Hätte er jedoch länger verweilt, wäre ihm das besondere, beruhigende und zugleich aufwühlende Leuchten nicht verborgen geblieben, das den Raum erfüllte.

Inmitten Dutzender Kissen lagen zwei Frauen ausgestreckt auf dem Sofa, ihre Hände ineinander verschränkt, während sanfte klassische Musik den Raum mit ihren zarten Schwingungen erfüllte. Im warmen Licht zahlreicher Kerzen und des hellrot lodernden Kaminfeuers schimmerten ihre Körper in einem bronzenen Glanz. Eine Weile verharrten sie reglos nebeneinander, in Gedanken versunken, jede in ihrer eigenen Fantasie verloren. Doch gleichzeitig empfänglich für die Nähe der anderen, spürten sie eine wachsende Ungeduld, die sich in der Stille des Raumes allmählich aufbaute. Unvermittelt begannen sie, einander zärtlich zu liebkosen, sanft wie ein

Frühlingshauch über die Haut der anderen streifend. Ihre Bewegungen blieben ruhig und fließend, als folgten sie der Melodie – ohne Hast, ohne Ziel, einzig auf das Wohl des Moments bedacht. In perfekter Harmonie schien ihr Herzschlag synchron zu schlagen, und leise Ströme pulsierender Erregung trugen sie weit fort, aus dem engen Raum in unermessliche Weiten der Sinnlichkeit. Während sie sich gegenseitig zärtlich berührten, wuchs in ihnen jene vertraute Spannung, die nie gekannte Empfindungen freisetzte. Ihre Finger, sanft und suchend, erkundeten die Haut der anderen, lösten ein prickelndes

Kribbeln aus, das sich wie ein Lauffeuer bis in ihr Innerstes ausbreitete. Der Wunsch, einander noch näher zu sein, entführte sie aus der Gegenwart, bis nichts mehr zählte – weder der Regen, der draußen auf das Fenster trommelte, noch die Nacht, die unaufhaltsam verging. Je intensiver sie sich liebkosten, desto mehr stieg die Spannung, die jede Bewegung durchzog. Fernab von aller Realität entfachten sie ein Feuer der Leidenschaft, das ihnen Raum und Zeit entgleiten ließ. Alles in ihnen verschmolz zu einer Symphonie der Hingabe, getragen von den sanften Klängen der Geigen, die sie schließlich

in die Ekstase führten. Wie ein immer größer werdendes Orchester steigerte sich ihr Verlangen, bis es in einem kraftvollen Crescendo gipfelte – Pauken und Trompeten erweckten ihre Gefühle, die Geigen liebkosten ihre Haut, und ihre Hände hinterließen Spuren, die sie auf eine Reise der Lust mitnahmen. Ihre Bewegungen wurden intensiver, als sie die feuchte Wärme der anderen spürten. Finger, die zärtlich über Vulva und Vagina strichen, ließen die Erregung weiter anschwellen, bis sie sich in einem Sturm der Lust ergingen. Die Musik, die sie umgab, verstärkte den Rhythmus ihrer Leidenschaft, und Wellen der Lust durchfuhren ihre Körper wie Blitze, die

tief in ihnen widerhallten. In diesen Augenblicken waren sie völlig eins mit sich selbst und der anderen. Als die Symphonie schließlich ihr donnerndes Finale erreichte, lösten sich ihre Körper voneinander, nur um sich gleich wieder fest in die Arme zu schließen. Schwer atmend verharrten sie in der Umarmung, die Welt um sie herum vergessen. Die letzte Note verklang, die Kerzen brannten auf ein Minimum herunter, und der Raum wurde von einer wohltuenden Stille erfüllt. Lange war nichts zu hören außer ihrem ruhigen Atem, während der Regen draußen nachließ und jemand in der Ferne seinen Hund rief.

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Über den Autor

KatharinaK
Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht:
Der Winter ist ein Bösewicht,
die Bäume tragen Schneegewicht,
die Stämme sind kahl
und so schwarz wie ein Pfahl,
die Felder sind weiß
und auf dem See liegt Eis.
In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.

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