Kurzgeschichte
Gefangen im Lift - Protokoll einer Zwangslage

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"Gefangen im Lift - Protokoll einer Zwangslage"
Veröffentlicht am 16. März 2024, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!
Gefangen im Lift - Protokoll einer Zwangslage

Gefangen im Lift - Protokoll einer Zwangslage

Gefangen im Lift - Protokoll einer Zwangslage

10.05 Uhr im Bahnhof von F***: Wir betreten mit drei weiteren Personen den Lift, der vom Bahnsteig abwärtsfährt. Allein hätte ich die Treppe genommen, doch Sascha kann mit seiner Kniearthrose schlecht Stufen hinabgehen. 10.06 Uhr: Ein kaum merkliches Bremsen und der Lift hält plötzlich in seinem Gleiten inne. Wir scheinen alle verblüfft und sehen uns um. Die verglaste Kabine ist auf halbem Weg zwischen Bahnsteig und Unterführung steckengeblieben. Wir können direkt auf den langen Gang mit

den vielen Menschen hinuntersehen. 10.07 Uhr: Von links tastet sich die Hand des mittelalten Mannes vor und betätigt den Notrufknopf. Das ältere Paar hinter mir wechselt ein paar Worte auf Polnisch. Sonst betretenes Schweigen. 10.08 Uhr: Ich nehme erste Anzeichen von Nervosität bei Sascha wahr. Hoffentlich gerät er nicht in Panik. Die anderen warten weiter geduldig schweigend. Ich gehe einen Schritt nach links, stehe nun genau vor der Schalttafel und drücke auch den Alarmknopf. Eine Reaktion bleibt weiter

aus. 10.09 Uhr: Ich drücke den Knopf erneut, wieder ohne erkennbaren Erfolg. Verlegenes Gemurmel zwischen uns fünfen in der engen Kabine: Braucht seine Zeit … Allmählich könnte was passieren … 10.10 Uhr: Die Notrufzentrale meldet sich. Ich darf die misslichen Umstände durchgeben. Wie viele Personen? Sind alle wohlauf? Man wird die Rettung veranlassen. 10.11 Uhr: Bis auf weiteres bleibt alles so, wie es

ist. 10.15 Uhr: Ich löse noch einmal den Alarm aus. Der Apparat bleibt weiter stumm. 10.17 Uhr: Zu unserer Zerstreuung nehmen wir Blickkontakt zu Passanten unten auf. Ich gestikuliere und grimassiere ein wenig. Manche bleiben vorübergehend stehen, stutzen, gehen weiter. Ob einer unsere Notlage irgendwo meldet? 10.19 Uhr: Wieder die weibliche Stimme aus dem Apparat, die Feuerwehr sei alarmiert und zur Rettung

unterwegs. 10.22 Uhr: Uniformierte Männer treffen unten in der Passage ein, machen sich an die Arbeit. 10.23 Uhr: Der Fahrkorb ruckelt ein wenig. 10.24 Uhr: Wir gleiten abwärts, kommen in der Passage zum Stillstand. Die Lifttür bleibt leider verriegelt. 10.25 Uhr: Wir schauen zu, wie die Kabinentürflügel mühsam per Hand auseinandergeschoben

werden. 10.26 Uhr: Wir sind befreit, bedanken uns im Vorbeigehen, hören einen Feuerwehrmann sagen: Der hat wieder mal Ärger gemacht ... 15.45 Uhr: Unser Zug zurück geht vom selben Bahnsteig. Der Lift von heute Morgen gleitet auf und ab. Ich schlage vor, ihn wieder zu nehmen, aber Sascha lehnt ab und quält sich lieber die Steintreppe hinauf.

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Über den Autor

Abendschoen
Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!

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FLEURdelaCOEUR 
Na ja, treppauf geht's mit Kniearthrose noch besser als treppab. Da kann ich den Sascha verstehen.
FG fleur
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Abendschoen Richtig, fleur, das sagt Sascha auch immer. Danke für deinen Kommentar.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
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sorrynocoffee 
Beruhigend zu wissen, dass das offensichtlich kein Einzelfall war. Wahrscheinlich hat auch das Wartungspersonal mal wieder gestreikt. Es wäre der schlimmste Alptraum, wenn ich mit jemandem wie Doris Day im Lift steckenbleiben würde. Die Hysterie dieser Frau würde mich zum Wahnsinn treiben. Zum Glück haben alle einen kühlen Kopf bewahrt. Vielleicht wäre es einer Überlegung wert, zukünftig Minibars in den Lifts zu installieren.

Grüßle,
sonoco
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Abendschoen Nicht nur dort kein Einzelfall, sonoco. Unser Lift im Hause macht ab und zu auch Probleme. Erst im Januar musste eine Bewohnerin aus ihm befreit werden. Nachher hörte ich, dass das nicht die erste Rettung war. Dabei ist der Lift noch keine zehn Jahre alt und wird sehr häufig gewartet.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
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merrillius Wie furchtbar 21 qualvolle Minuten mit Wiederholungsanspruch.
Schöne Grüße, merrillius
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Abendschoen Ach, so qualvoll auch wieder nicht, merrilius. Es war au0erdem interessant, die Reaktionen der Mitgefangenen zu beobachten.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
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Kornblume Oh, je und doch noch Glück im Unglück gehabt, weil in verhältnismäßig kurzer Zeit Rettung in Sicht war und ihr Sichtkontakt nach draußen hattet.Wenn Euch das in Hamburg im Michel passiert wäre (11 Personen,wie die Heringe in der Dose) hätte es sicher Herzrasen und Schlimmeres gegeben. Wenn ich kann, vermeide ich Fahrstühle.
Sonntagsgrüße, schickt die Korrnblume
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Abendschoen Danke, Kornblume. Ja, richtig, der offene Blick war sehr erleichternd. Aber das ist wohl die Ausnahme bei Fahrstühlen. Für mich war es übrigens eine Premiere.

Schönen Restsonntag
Arno Abendschön
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Tetris Der Horror schlechthin! Gefangen in einem Käfig.
Treppensteigen ist sowieso viel gesünder. ;o)
Grüße
Tetris
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Abendschoen Klar, Tetris. Ich steige auch gern Treppen, muss mich aber neuerdings oft anpassen. Dabei sind die meisten U-Bahn-Aufzüge hier in Berlin chronisch überfrequentiert (Wartezeiten!).

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
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