Der Applaus brandete im hell erleuchteten Saal auf. Er verbeugte sich mit glühenden Wangen. Er hatte es geschafft! Er war endlich, was er sein wollte: ein Komponist. Traumhaft schien ihm, was da passierte. Noch fremd war ihm der Name, den die Menge frenetisch von den Rängen rief: »George Enescu!« Dirigent und Orchesterchef legten ihm anerkennend die Hände auf die Schultern. Das gesamte Kollegium stand und die Musiker klopften mit ihren Instrumenten oder der flachen Hand auf ihre Notenpulte. Während er sich ein ums andere Mal vor seinem Publikum verneigte, hielt er seine Geige fest in den Händen und suchte die Reihen im Saal ab. Georges Miene entspannte sich, als er in der Loge Massenet und Fauré begeistert klatschen
sah. Elena Bebescu, seine Gönnerin und eine gute Freundin seiner Lehrer, beugte sich gerade zu Massenet. George glaubte, in ihrem Gesicht lesen zu können. »Jules, ich habe es doch gewusst! Dieser junge Mann ist jeden Sou wert!« Wie stolz sie sind, ging ihm durch den Kopf, dabei habe ich nur getan, was in mir ist. »Ein neuer Stern am Musikhimmel ist aufgegangen«, titelten tags darauf die Feuilletons nicht nur in Paris. Mit Poeme Roumaine Nr. 1 setzt ein Siebzehnjähriger einen Meilenstein nicht nur bei den Colonne Concertes, nein, für die gesamte Musikwelt. Man merke sich den 6. Februar 1898 und den Namen George Enescu … Françoise Tuller lehnte sich in ihrem Sessel zurück und verschränkte die Arme. »Wer ist dieser Junge überhaupt?«, fragte sie in Richtung Monsieur Arthur Bertrand, den dicklichen Chefredakteur, dem sie im Büro gegenübersaß. »Was fragen Sie mich, Françoise? Reden Sie mit
ihm. Am besten gleich heute noch, ehe sein Stern verglüht, kaum dass er am Firmament aufgegangen zu sein scheint. Es ist ihr erster Akt, also vergeigen Sie ihn nicht.« Er lachte in sich hinein. Sein schmieriger, abschätziger Blick auf ihr Dekolleté gingen ihr auf die Nerven. Françoise nahm ihren Notizblock und wandte sich zu ihm. »Wie Sie meinen, Monsieur Bertránd. So berühmt, wie er jetzt ist, wird es bestimmt nicht einfach, einen Interviewtermin zu bekommen.« »Wenn Sie sich ins Zeug legen, ganz sicher. Wer kann Ihrem Charme schon widerstehen?« Seine feistes Gesicht mit den kleinen grauen Augen verzog sich zu einer unerträglich grinsenden Visage und seine dicken Finger klopften im Rhythmus ihres Herzschlags auf die Schreibtischplatte. »Ich verlass mich auf Sie, Mademoiselle Tuller. Und nun rasch an die Arbeit. Ansonsten können Sie sich eine neue Stelle suchen. Am besten in einem Gewerbe, das
Ihnen besser zu Gesicht steht.« Françoise schüttelte es innerlich. Sie straffte ihre Schultern. Wenn ich könnte, wie ich wollte ... Als sie die Tür schloss, atmete sie erleichtert auf. Auf ihn mit Gebrüll! Ganz Paris schien auf den Beinen zu sein. Françoise lenkte ihre Schritte rasch von der Metro durch die Menschenmenge, die auf dem Trottoir in den Feierabend wallte, zu dem Café, in das Massenet sie eingeladen hatte. »Ich werde Sie nicht stören, aber der Junge ist noch so schüchtern, dass er meine Anwesenheit wünscht.« Sie trat auf die beiden Männer zu, die sich bei ihrem Eintreffen erhoben hatten, und reichte zuerst dem Älteren die Hand. »Bonjour, Monsieur Massenet.« Dann blickte sie in Georges jungenhaftes Gesicht. Obwohl sie wenige Jahre älter war, überragte er sie fast um Haupteslänge. »Bonjour, Monsieur Enescu. Es
ist mir eine Freude und eine große Ehre.« »Für mich ist das alles ein großer Schritt, Mademoiselle Tuller.« George verneigte sich. »Aber nennen Sie mich doch bitte George.« »Wir werden schon zurechtkommen, denke ich. Für Sie bin ich Françoise.« Sie nahm den ihr angebotenen Platz und betrachtete aufgeregt wie ein Schulmädchen den jungen Mann, der fast noch ein Kind und ebenso kopflos wie sie selbst schien. Groß gewachsen, schlank, dunkles Haar und ein fein gezeichnetes Gesicht. Lange, schlanke Finger nestelten an der Kante des Bistrotischs. So erwachsen und konzentriert sie ihn am Abend zuvor erlebt hatte, so verhalten saß er jetzt mit schmalen Schultern vor ihr. »Wie fühlt sich das an, über Nacht zum Mittelpunkt der Welt erklärt zu werden? Und vor allem: Woher kommt ihre Begabung für derartige Musik, die wie ein Paukenschlag in die Stille eingeschlagen hat?«
»Nun, für mich hat sich nichts geändert, ich mache, was ich mein Leben lang getan habe. Ich mache Musik.« George fasste sich und in seiner Stimme lag nur noch ein Hauch der anfänglichen Unsicherheit, er mühte sich, seine Gedanken in der ihm fremden Sprache über die Lippen zu bekomen, was ihm zu Francoises Überraschung bestens gelang. Sie notierte unauffällig Stichpunkte in ihr Notizheft, das sie auf dem Schoß hielt. In seinen Augen entdeckte sie ein sinniges Glitzern. »Ich bin voll mit Musik und schreibe aus dem Herzen.« »Ihre Eltern sind sicher stolz auf ihren Sohn? Warum sind Ihre Eltern nicht hier in Paris, bei so einem großen Ereignis?« »Meine Eltern haben mir diesen Weg ermöglicht. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Aber es wäre eine weite Reise für sie gewesen, fast vom anderen Ende der Welt. Meiner Mutter geht es derzeit nicht gut, da blieb mein Vater auch lieber zuhause.«
»War die Musik der Grund, ihrer Heimat den Rücken zu kehren?« Françoise sah auf ihre Notizen, der Block füllte sich. Die anfängliche Aufregung und Unsicherheit hatte routiniertem Arbeiten Platz gemacht. Sie spulte ihre Fragen ab und notierte Stichpunkte. »Meine Möglichkeiten in Rumänien waren begrenzt. Wien war nur der erste Schritt, Paris eine logische Konsequenz. Sogar meinen Namen musste ich aufgeben. Aber was tut man nicht alles, um Musik zu machen ...« »... und berühmt zu werden«, vollendete Françoise seinen Satz. »Etwas anderes beschäftigt mich: »Wie wurden Sie, was Sie heute sind? Wie sind Sie aufgewachsen?« »Françoise, ich komme aus einfachen Verhältnissen. Ich bin der einzige Sohn meiner Eltern, was wohl erklärt, dass sie all ihre Fürsorge auf mich lenkten. Eigentlich hätte ich gern Geschwister gehabt, aber das Schicksal hat es nicht gewollt. Mein Elternhaus liegt in einem
kleinen Dorf am Ende der Straße. Man kann es nur mit Mühe zwischen einem Akazienwäldchen und dichten Haselnusssträuchern entdecken. Es ist einstöckig, hat ein Dach aus alten Holzziegeln und weiß gekalkte Mauern. Der Front entlang läuft eine schmale, blau angestrichene Galerie, wo ungezählte Zwiebeln zum Trocknen aufgehängt werden. Und ja, ich bin mit der rumänischen Erde verwurzelt, einem Boden voller Sagen und Legenden, den Göttern meiner Kindheit, deren Umgang mir manch strengen Hinweis fürs Leben gab.« »Darf ich das so zitieren, Georges?« Franblickte auf. »Natürlich, Françoise. Ihre Fragen sind so anders als die Ihrer Kollegen.« Sie lächelte nervös in sich hinein. Bei der Vorbereitung auf dieses Interview hatte sie feststellen müssen, dass es so gut wie keine verwertbare Information über George, geboren als Jurjak Enescu, gab. Sie wollte aber nicht nur
mit bekannten Fakten dienen, sondern ein buntes Bild dieses aufstrebenden Künstlers zeichnen. »Sie sind mit sieben Jahren nach Wien gegangen? Das war bestimmt nicht leicht für Sie, oder? Das muss auch für Ihre Mutter schrecklich gewesen sein.« »Für mich nicht wirklich, Françoise.« George sah sie freundlich an. »Ich war noch so jung. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen. Ich war gerade in die Schule gekommen, da waren wir bei einem Professor in Iasi. Ich habe ihm vorgespielt und er meinte, dass ich nach Wien ans Konservatorium wechseln soll. Meine Mutter fand, ich sei doch noch so jung. Sie fing an zu weinen und ich fühlte mich plötzlich schlecht. Wie sollte ich sie verlassen können? Der Professor antwortete ihr, er glaube fest daran, dass in mir mehr steckt. Es sei ein Wunder, dass ich so leicht lernte. Und meine Lieder gefielen ihm
ausnehmend gut. Wenn seine anderen Schüler sich krampfhaft bemühten und lange nicht vom Fleck kämen, wäre ich schon kilometerweit weggeflogen.« »Haben Sie da schon gespürt, etwas Besonderes zu sein, George?« »Ich wollte immer nur Geige spielen.« George lächelte sie an. »Wien war für mich ein großes Abenteuer, Françoise. Ich schloss mich sogar einem Wanderzirkus an, um die Welt zu sehen.« »Sie haben ihre Studien einfach abgebrochen?« Françoise warf einen erstaunten Blick über den Blockrand zu George. »Nein, natürlich nicht. Man hat mich ganz schnell wieder eingefangen und nach ein paar Tagen im finstren Kerker wieder ans Spielpult gekettet.« George lachte amüsiert. »Keine Sorge, dieser Ausflug hat mir nicht geschadet. Nur die Tränen meiner Mutter trage ich heute noch in mir, sie sind die Perlen, aus denen ich mich und meine Musik nähre.«
»Und Ihr Vater? Wie hat er es erlebt, einen so begabten Sohn zu haben?« »Nun, ich erinnere mich noch, dass ich eines Tages eine Gruppe Gaukler in unserem Dorf gehört habe. Sie spielten auf Geigen und Trompeten, was damals so gespielt wurde. Der Geiger hatte es mir angetan. Ich wollte auch so spielen können. Da muss ich gerade noch drei gewesen sein. Ich habe mir ein eigenes Instrument in der Werkstatt meines Vaters gebastelt. Einfach und nicht wirklich schön, aber ich habe meine kleine Geige geliebt. Mein Vater bekam das natürlich mit, weil ich den ganzen Tag auf dem Hof fiedelte. Er fragte mich, ob ich eine richtige Geige haben wollte. Da konnte ich doch nicht Nein sagen, oder? Wenig später zu meinem vierten Geburtstag bekam ich eine. Doch irgendwie hatte mein Vater mich nicht richtig verstanden. Sie hatte nur drei Seiten!« »Und was haben Sie gemacht?«
»Ich habe sie im hohen Bogen ins Feuer geschmissen und habe meinen Eltern gesagt, ich wolle eine richtige Geige oder eben keine. Wenig später bekam ich eine kleine Geige mit vier Saiten und mein Vater brachte mir die ersten Stücke bei. Wie Sie ja wissen, ist er Geigenbauer und unterrichtet auch. Allerdings lernte ich zuerst, auf einer einzelnen Saite zu spielen.« Françoise sah den kleinen George mit der Geige unterm Kinn. Sie glaubte sogar, seine ersten Spielversuche zu hören, und schmunzelte in sich hinein. »Dann hätte die Geige mit drei Saiten doch auch gereicht.« »Das stimmt schon, aber ich wusste da schon, dass ich Geiger werden und eine richtige Geige spielen wollte.« »Und mit Professor Hellmersberger von der Wiener Akademie hatten Sie sicher einen guten Ziehvater, oder?« »Ja, er hat mir nicht nur das Spielen
beigebracht, sondern auch zu leben, wo ich auch bin. Und nun bin ich hier in Paris, ein Musiker, wie ich immer sein wollte. Dank Messieurs Massenet und Fauré.« »Sie haben sich gut eingefunden in die Gesellschaft? Hier erzählt man sich so allerhand. Ihnen sagt der Name Maruca sicher was.« »Ja, eine rumänische Prinzessin, ich habe sie auf einem Hauskonzert kennengelernt.« Georges Wangen bekamen einen rötlichen Schimmer. Ob sich da etwas anbahnte, fragte Francoise sich, traute sich aber nicht, die Frage laut zu stellen. Wahrscheinlich würde Bertrand ihn jetzt genau darauf festnageln, nur um der Pointe willen. So wollte sie jedoch Journalismus nicht verstehen. Für sie stand an erster Stelle der Mensch, der hinter seiner Geschichte steckt, und nicht der Voyeurismus mancher ihrer Kollegen nur um der Sensation oder der Auflage willen. »Wie erklären Sie
Ihren Erfolg, George? Sie werden hofiert und spielen, als gäbe es kein Morgen. Sind Sie ein Wunderkind, oder ist es einfach nichts weiter als Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit?« »Darauf antworte ich Ihnen mit einer Gegenfrage, Françoise. Wenn Sie tun, was in Ihnen ist, würden Sie es als Arbeit empfinden? Wenn Sie schreiben, schreibt auch Ihr Herzblut mit, oder?« »Zwei Fragen, George, eine Antwort. Die Arbeit für das Magazin ist mein Beruf, meine Liebe aber gilt der Poesie. Doch zurück zu Ihnen, George. Welche Pläne gibt es hinsichtlich Ihrer Musik? Was kommt als Nächstes? Verschlägt es Sie doch noch ans Dirigentenpult?« »Im März dirigiere ich erstmals in Bukarest im Athenäum mein Werk. Darauf freue ich mich besonders, weil ich dann endlich meine Eltern wiedersehen werde.« »Ganz sicher wird Ihr Konzert auch in Rumänien viele Freunde finden. Ich wünsche es
Ihnen von Herzen und danke Ihnen für Ihre Offenheit. Sie können sicher schon bald über unser Gespräch im Magazin nachlesen.« Hoffe ich, dachte Françoise und erhob sich mit einem Lächeln. Massenet, der am Nebentisch das Gespräch verfolgt hatte, trat auf sie zu. »Das haben Sie ja fein eingefädelt, Mademoiselle. Es hat mir Spaß gemacht, Euch zuzuhören.« »Vielen Dank für die Gelegenheit zu diesem Gespräch, Herr Massenet. Au revoir, George.« »Und das ist alles, was Sie mir anzubieten haben, Mademoiselle!« Monsieur Bertrand war außer sich. Mit puterrotem Kopf schnappte er wie ein Karpfen nach Luft. Dabei wedelte er mit den Papieren vor Françoise Nase herum, bevor er sie ihr vor die Füße warf. »Das ist alles, was Sie aus diesem Jüngling herausgeholt haben? Das ist nicht Ihr Ernst, Mademoiselle! Als ob die Leser das wissen wollen! Françoise, Ihnen
hätte ich mehr zugetraut. Oder ist er nicht Ihr Typ?« »Das tut nichts zur Sache, Monsieur.« Sie versuchte Haltung zu bewahren, obwohl sich Tränen in ihren Augen sammelten. Sie hob ihren Artikelentwurf auf. »Ein paar Anekdoten habe ich doch aus ihm herausgekitzelt. Ich kann doch nicht einfach etwas dazu erfinden, nur weil Sie sich andere Antworten erhofft haben!« »Papperlapapp! Das ist langweiliger Müll, Françoise.« Arthur Bertránd beruhigte sich, seine Stimme klang beherrscht. »Benutzen Sie Ihre Kreativität, seien Sie mutig und entschlossen. Dann wird ein Schuh draus. - Und die Leser werden es Ihnen danken, nicht mit belanglosen Einzelheiten gequält zu werden. Schreiben Sie einen Artikel, der mich vom Hocker reißt. Dann sehe ich für Sie eine Zukunft in unserem Magazin. Und jetzt raus hier!« Françoise verließ sein Büro. Sie ließ sich auf
ihren Schreibtischstuhl sinken. Ihren Kollegen war der Wutausbruch des Chefredakteurs nicht entgangen, aber ihr Mitgefühl hielt sich in Grenzen. Sie erntete stilles Bedauern, denn auch ihnen war er schon manches Mal über den Mund gefahren. Was soll ich nun machen? Ihre Story las sich doch gut, und sie fand, sie traf genau den Kern. Sie ärgerte sich mehr über sich selbst, dass sie Monsieur Bertrand gegenüber so wenig selbstbewusst aufgetreten war. Sie war sich vorher schon im Klaren gewesen, dass es nicht leicht sein würde, über einen Menschen zu schreiben, der, so jung noch, an sich ja kaum etwas hergab, außer seiner Einzigartigkeit als Musiker und Komponist. Die Fakten hätten in wenigen Zeilen aufgelistet sein können, aber den Menschen dahinter hätte sie damit nicht skizziert. Sie erinnerte sich gern an die Stunde im Café. George war nett und die Atmosphäre anregend gewesen. Seine Schilderungen
entbehrten nicht einer gewissen Komik. Sie sah ihn jetzt noch vor sich, zuerst schüchtern und ein wenig einsilbig. Mit der Zeit war er aufgetaut und hatte das Bild von einem kleinen Jungen entstehen lassen, der nichts weiter wollte, als Geige spielen und Lieder erfinden. »Es wäre mir eine Freude, diesen Artikel in die nächste Ausgabe zu nehmen.« Monsieur Venneur gab Françoise mit einem Lächeln ihre Mappe zurück. »Einzig die paar Flüchtigkeiten sollten Sie noch korrigieren. Und es wäre schön, dem Artikel ein Foto von Enescu beizufügen. Vielleicht können Sie ja noch einmal mit ihm zusammenkommen, bevor er nach Bukarest aufbricht. Und Sie, Monsieur Bertrand, Sie halten sich in Zukunft ein wenig mehr zurück. So ein Verhalten dulde ich nicht! Und jetzt raus hier, alle beide, ich habe zu tun.« Françoise wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Das Lob für sie ging ihr wie
warmer Honig runter, ebenso wie die kalte Dusche für ihren Abteilungsleiter. Auf dem Flur meinte sie: »Es tut mir leid, Monsieur Bertrand, aber ich fühlte mich ungerecht behandelt. Sie verstehen sicher, dass ich mich dagegen verwahren musste.« »Ist schon recht, Françoise« Bertrand reichte ihr die Hand. »Ich habe manchmal einen schlechten Tag. In Zukunft machen wir das Beste draus, ja? Ich weiß, was Sie können. Und das andere bringe ich Ihnen bei. Wenn sie möchten, Françoise.« »Dieses Angebot kann ich nicht ausschlagen, Monsieur Bertrand.« Sein Händedruck fühlte sich gut an. »Ich schreibe den Artikel fertig und versuche, einen Fototermin zu bekommen.« »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, schicke ich einen Fotografen raus. Das kriegen wir gemeinsam hin.« »Das wäre sehr nett, Monsieur Bertránd.« Sie wollte ihm diese Freude nicht nehmen, obwohl
sie sich gerne selbst noch einmal mit George Enescu getroffen hätte. »Sie haben den Artikel rechtzeitig, Monsieur Bertránd.« »Aber gern, Mademoiselle.« Und diesmal klang es nicht mehr so von oben herab. Monsieur Bertránd war an seinem Büro angekommen. »Wir sehen uns dann später, Françoise.« »Un café, s’il vous plaît«, rief George dem Kellner des Cafés zu und setzte sich an einen Tisch mit Blick über die Champs Élysée. Kaum drei Tische waren besetzt, ältere Herren, deren Köpfe hinter Zeitungen steckten. Die letzten Wochen waren wie im Flug vergangen. Bald schon würde er zu seiner ersten Konzertreise aufbrechen. »Der ganze Rummel macht mich noch nervös«, murmelte George. »Dass meine Musik so einen Anklang findet, damit habe ich nicht gerechnet. Aber es fühlt sich gut an. Mal sehen, wohin mein Weg noch führen wird.« Die Erinnerung an sein Debüt und
die nachfolgenden Tage mit weiteren Proben zu seinem Konzert, insbesondere die vielen Stunden, in denen er zusätzlich vor dem Spiegel sein Dirigat übte, hatten ihn angestrengt. Aber der Erfolg verlieh seinen Gedanken Flügel und Dutzende neue Melodien schwirrten in seinem Kopf. Er würde sie alle aufschreiben, später. »Bitte schön, Monsieur Enescu, ihr letzter Kaffee, bevor sie weiterziehen.. Übrigens, da habe ich endlich den Artikel über Sie in der Presse gefunden. – George Enescu, ein virtuoser Tanz auf vier Saiten. Lesen Sie exklusiv das Interview von Françoise T. ab Seite 12.«
Bleistift "Enescus Nachschlag - oder das Interview..." Ich kann mich noch gut erinnern, liebe Katharina ! Hat mir damals schon gut gefallen und ich finde die Geschichte auch heute noch fabelhaft von Dir geschrieben... ...smile* LG zu Dir nach Pannonien... ...smile* Louis :-) |