Kurzgeschichte
ABC-Etueden IV.

0
"ABC-Etueden IV."
Veröffentlicht am 03. August 2023, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin eine schreibende Fotografin oder eine fotografierende Schreiberin ;-) Für mich müssen Worte greifbar, erlebbar, nachvollziehbar, ganz einfach lebendig, aus dem Leben heraus, entstanden sein. Facettenreich wie ein Diamant Mein erstes Gedichte-Buch heißt "Wortperlen" ISBN-Nr.: 3-937930-92-2 Mein zweites Buch heißt "Herzjuwelen" ISBN-Nr.:3-938607-09-2 Anthologie: Christine Bienert " Natur ...
ABC-Etueden IV.

ABC-Etueden IV.

Fasching

Wortvorgabe:

Ablenkungsmanöver Baggersee Biedermeierschränkchen Federkleid

Firlefanz Fischkonservenfabrik Fußfessel Kirchturmspitze Liebe Luxusproblem Ohrring Räumungsklage Sachertorte Tanzte Fasching liebte sie schon, als sie ein Kind war. Sie erinnerte sich gerne an diese unbeschwerte Zeit, an die Vorfreude, wenn Mutter ihre Faschingskostüme nähte. Mutter war ja von Haus aus Schneiderin. Und immer

wenn Mutter nähte, fiel ihr das Kinderlied ein "Ein Schneider fing `ne Maus, ein Schneider fing `ne Maus, ein Schneider fing `ne Mausemaus, Mi-Ma-Mausemaus, ein Schneider fing `ne Maus." Und sie sang es im Takt zum Rattern der Nähmaschine. Sie erinnerte sich an ein Jahr, als sie unbedingt ein Federkleid wollte, eines das in Regenbogenfarben leuchtete. Ihre Freundin würde zum Faschingsfest als Unterwasserkönig gehen. Wie blöd war das denn, dachte sie damals. Schließlich war sie ja ein Mädchen. Egal, sie wollte sich erst einmal so richtig um ihre Verkleidung kümmern. Dazu musste sie

ihre Mutter überreden mit ihr in die Stadt zu gehen, denn zu ihrem Kostüm mussten unbedingt ein Ohrring in Silber und in Gold her. Doch ihre Mutter machte ihr einen Strich durch die Rechnung und meinte, dass so ein Firlefanz nicht gekauft wird. Immer dann, wenn sie sich etwas ganz doll wünschte, legte ihre Mutter eine unsichtbare

Fußfessel um. Bei aller Liebe, sie würde an die Ohrringe kommen, egal wie, grummelte sie damals vor sich hin. In der Kleinstadt, in der sie lebte, gab es einen Juwelier und dort hatte sie erst welche gesehen, die ihr besonders gut gefielen. Aber ihr Sparschwein gab nichts her,

also musste sie sich etwas überlegen, wie sie an Geld kam. Mutter hob in der untersten Schublade ihres Biedermeierschränckchen unter den vielen Brokatdeckchen Geld in einem Briefumschlag auf. Der Plan, etwas davon zu nehmen, reifte immer mehr ihn ihr. Nun saß Mutter aber ständig an ihrer Nähmaschine, die nicht unweit vom Biedermeierschränkchen stand und das hieß ein Ablenkungsmanöver zu zelebrieren. Meister Zufall kam ihr über den Weg gelaufen, als der Postmann klingelte. Sie freute sich wie eine Schneekönigin, als sie hörte, dass Mutter für den nächsten Tag eine Einladung zum Tanztee von

ihrer besten Freundin bekam. Ha, hoffentlich bleibt sie lange weg und gönnt sich auch mal mehr als bloß eine Sachertorte, dachte sie. Der Tag wollte und wollte nicht enden, nervös blickte sie immer wieder auf die Uhr. Die Zeiger schienen sie anzugrinsen und mit jedem Tick tack scheinbar zu verhöhnen. Nach gefühlten Ewigkeiten brach der Abend an und so früh und so gerne ist sie noch nie zu Bett gegangen. Sie dachte bei sich, wenn ich ganz schnell einschlafe, dann ist auch schon gleich der nächste Tag da.

Gegen 6:30 klingelte ihr Wecker…es war Montagmorgen. Genauer gesagt

Rosenmontag. Sie schlug die Augen auf, räkelte sich und überlegte gerade, was sie geträumt hatte. Ohjeee, wieder so ein Traum aus ihrer Kindheit. Sie musste das unbedingt einmal analysieren lassen. Normal war das nicht, dass sie immer den gleichen Traum hatte. Sie ging in die Stube und schaute Richtung Biedermeierschränkchen, welches sie von ihrer Mutter geerbte hatte. Sie zog an der untersten Schublade und nahm den Brief heraus, der dort schon seit Ewigkeiten lag. Und obwohl sie Zeile für Zeile kannte, las sie ihn dennoch. "Mein liebes Kind!" „Natürlich habe ich gemerkt, dass du an meiner Geldreserve warst und ich bin

stolz auf dich, dass du nichts genommen hast, auch wenn die Verlockung noch so groß war. Ich weiß, wie sehr du dir Ohrringe gewünscht hast…" Neben diesem Brief lagen sie also, die damals heißersehnten Ohrringe. Einer in Gold, der andere in Silber. Wie gut, dass sie noch einmal in die Schublade geschaut hatte. Denn ihr fehlte noch eines wichtigen Accessoires für das heutige Faschingsfest... die Ohrringe. Das Faschingsfest stand ganz unter dem Motto "Unterwasserwelten" und sie würde als Unterwasserkönigin gehen.

0

Hörbuch

Über den Autor

AnneSeltmann
Ich bin eine schreibende Fotografin oder eine fotografierende Schreiberin ;-)


Für mich müssen Worte greifbar, erlebbar, nachvollziehbar, ganz einfach lebendig, aus dem Leben heraus, entstanden sein. Facettenreich wie ein Diamant


Mein erstes Gedichte-Buch heißt "Wortperlen"
ISBN-Nr.: 3-937930-92-2

Mein zweites Buch heißt "Herzjuwelen"
ISBN-Nr.:3-938607-09-2




Anthologie:
Christine Bienert " Natur "

Anthologie:
Christine Bienert " Blumengrüße "

Anthologie 2006:
"Ausgewählte Werke IX. Bibliothek deutsprachiger Gedichte mit dem Gedicht " Du bist gegangen "

Anthologie für einen guten Zweck: Manfred Wrobel
"Das Leben schreibt das Leben"
Das Geld geht an Tsunami-Opfer







www.wortperlen.de (Design-Blog)


Leser-Statistik
4

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Kornblume Eine schöne Geschichte und lehrreich noch dazu. Als Kind kann man viele Dinge nicht überblicken und einschätzen.Was wäre, wenn sie Geld genommen hätte? fragt die Kornblume.
Vergangenes Jahr - Antworten
AnneSeltmann Danke fürs Lesen!

Nun, wir werden es nie erfahren, was passiert wäre, wenn... ;-)
Vergangenes Jahr - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
2
0
Senden

170547
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung