„Könntest du bitte den Mülleimer hinausbringen?“, bat die Mutter Franz, doch Franz machte keine Anstalten und daddelte auf seinem Handy. Die Mutter räumte den Frühstückstisch weiter ab und im Anschluss bat sie ihn wiederum. Keine Reaktion seitens Franz. Da platzte der Mutter der Kragen und lauter als gewollt, rief sie: „Franz, der Mülleimer muss noch in die Tonne!“
Franz erhob sich, schnappte sich seinen Rucksack und wollte sich zur Schule trollen, den Mülleimer betrachtete er nicht. An der Tür hielt ihn seine Mutter am Arm fest und meinte, „Der Mülleimer“. Franz blickte sie kurz an und entgegnete:
„Ich kenne meine Rechte und das Herausbringen eines Mülleimers ist nicht die Pflicht eines Kindes.“
„Oh, doch, du hast nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten, also bringe den jetzt bitte hinaus“, erwiderte die Mutter.
„Das ist keine Pflicht, sondern Kinderarbeit“, mit diesen Worten drehte er sich und lief zur Garage, um sein Fahrrad zu holen. Die Garage blieb aber verschlossen.
„Mama, kannst du die Garage öffnen?“ rief Franz.
„Der Mülleimer“, rief die Mutter zurück.
„Ich komme zur spät zur Schule!“
„Der Mülleimer!“
Motzend kam Franz zurück und schnappte sich die volle Tüte aus dem Mülleimer und warf diese in die neben der Garage stehende Mülltonne. Die Mutter drückte auf die Fernbediendung und das Tor öffnete sich langsam.
„Wegen dir komme ich jetzt garantiert zu spät!“, mit diesen Worten verabschiedete sich Franz, als er sich auf sein Rad schwang.
Der Unterricht hatte tatsächlich schon begonnen und als der Lehrer der Lehrer fragte, weshalb er nicht pünktlich sei, gab Franz zur Antwort:
„Wegen der Mülltüte öffnete sich nicht das Garagentor."
„Wegen einer Mülltüte lässt sich das Garagentor nicht öffnen, originelle Ausrede", erwiderte der Lehrer und grinste.
Das Grinsen seines Lehrers gefiel Franz nicht und so setzte er dazu. „Eigentlich ist meine Mutter schuld, sie öffnete einfach das Tor nicht."
„Warum das denn nicht?", jetzt wurde der Lehrer doch ein wenig neugierig.
„Man, wegen der Mülltüte", platzte es aus Franz heraus.
Wiederum musste der Lehrer grinsen, als Franz das sah, rutschte ihm "Kinderarbeit" heraus.
„Ach Franz, das ist keine Kinderarbeit, sondern Hilfestellung im Haushalt.
Kinder haben nicht nur Rechte sondern auch Pflichten und du bist bereits in einem Alter, das man das erwarten kann."
Franz schaute ihn böse an und der Lehrer stand auf, ging zur Tafel und schrieb Pflichten und Rechte von Kindern an die Tafel. Danach wand er sich an die Klasse mit den Worten:
„Was fällt euch dazu ein?"
Franz, der sich inzwischen gesetzt hatte, hob seinen Arm. Der Lehrer zeigte auf ihn und meinte:
„Keine Kinderarbeit!"
Der Lehrer ließ noch andere Kinder zu Wort kommen und schrieb alles
untereinander an die Tafel.
„Jedes Kind hat ein Recht auf Gesundheit", „Taschengeld", „Das eigene Zimmer aufräumen", „Auf Schule", „Geliebt zu werden", „Jeder darf seine Meinung sagen“, „Haustier versorgen", ,Jedes Kind ist gleich, egal wo es herkommt", „Zeit zum Spielen", „Niemand darf in mein Zimmer", „Im Haushalt helfen, zum Beispiel Saugen".
Als das Hanna sagte, „Niemand darf sich an Kindern vergehen", fragte der Lehrer genauer nach. Hanna antwortete: „Letztens kam im Fernseher, da war ein Kind verschwunden, man hatte es ermordet und missbraucht."
Es wurde etwas stiller, alle schauten auf
die Tafel. Daraufhin erklärte der Lehrer jedes von den Schülern eingebrachte.
Auf die andere Seite der Tafel schrieb der Lehrer nun die Worte: Gleichheit, Gesundheit, Bildung, Spiel und Freizeit, Meinungsäußerung, Schutz vor Gewalt, Zugang zu Medien, Schutz der Privatsphäre und Würde, Schutz im Krieg, Fürsorge und Förderung bei Behinderung, Ihren Kräften und ihrer Lebensalter entsprechend, ihren Eltern im Haushalt, Geschäft oder Hof zu helfen.
Da noch etwa fünfzehn Minuten bis zum Ende der Stunde Zeit vorhanden war, bat er die Schüler und Schülerinnen, dass sie
zwei Spalten machten und alles abschreiben sollen. Als Hausaufgabe sollten sie alle Aussagen mit den von ihm auf der rechten Seite zugehörigen Punkten verbinden.