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Der sehr kleine Vampyr - ...zieht aus

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"Otto ist vermutlich der kleinste Vampyr der Welt, aber das nützt ihm auch nichts..."
Veröffentlicht am 01. Juni 2023, 24 Seiten
Kategorie Kinderbücher
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Über den Autor:

Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ...
Otto ist vermutlich der kleinste Vampyr der Welt, aber das nützt ihm auch nichts...

Der sehr kleine Vampyr - ...zieht aus

Otto

Wie ihr vielleicht ja alle wisst, entstehen neue Vampyre dadurch, dass Menschen von alten Vampyren gebissen werden.

Stimmt, ja ja, richtig.

Aber nicht ganz. Das ist meistens so, jawohl, sogar allermeistens, eigentlich fast immer, oder besser gesagt: absolut immer mit einer sehr kleinen Ausnahme:


Die heißt Otto und es gibt in wissenschaftlichen Vampyrkreisen (oder vampyrischen Wissenschaftlerkreisen) zu seiner

Entstehung etliche interessante Theorien.


Das nützt aber auch nichts. (Ottos Lieblingssatz, werdet ihr noch erfahren warum)


Eine dieser Theorien besagt, dass der beißende männliche Vampyr (Ottos Papa) und das gebissene Menschenmädchen (und spätere Vampyr) unglaublich verliebt ineinander waren, als es geschah, zudem war das Mädchen schwanger.

Beide Elternteile waren noch jung und ziemlich locker drauf, und so

verfielen sie darauf, den winzigen Vampyr, der einen Monat drauf geboren wurde, 'Otto' zu taufen, weil die Buchstaben dieses Namens umgestellt das Wort 'Tot' bildeten.

Eine Schnapsidee, Otto würde sagen: "Das nützt aber auch nichts!"

Denn von dem gruseligen Flair des Wortes 'tot' bleibt einfach nichts übrig, wenn man die Buchstaben vertauscht und 'Otto' ruft.


Und da sind wir dann auch schon mitten im Thema, denn ich will ja heute erzählen, wie Otto von Zuhause auszieht, und natürlich auch 'WARUM?'


Otto kommt nämlich als fertiger Vampyr von fünf Zentimeter Lebensgröße auf die Welt und natürlich lieben ihn seine Eltern sehr, aber sie machen sich auch ein wenig Sorgen um ihn:

Er ist einfach zu klein, um von den anderen, bedeutenden und gefürchteten, grausamen und gefährlichen Vampyren ernst genommen zu werden. Und wie soll er sich selbst ernähren und gegenüber lebenden Menschen behaupten, die ihn vielleicht verfolgen (ganz zu schweigen von den Werwölfen)?


Doch auch ihr gutgemeinter Versuch ihn mit Kraftfutter (beste Blutkonserven aus der Uni-Klinik) aufzupäppeln ist ein totaler Reinfall: Es stellt sich heraus, dass der Kleine unter einer Blut-Intoleranz leidet und nur vegane Blut-Alternativen wie Ketchup (mit Pommes), Kirsch-Saft, geschmolzenes Erdbeereis oder Tomatensoße (mit Spaghetti oder auf Pizzas) verträgt. Davon aber jeweils sehr viel.


Größer wird er davon aber leider auch nicht, nur sehr stark,

besonders in den Händen, die leider etwas ungeschickt sind, und in Kombination nun ständig etwas kaputt machen - unabsichtlich natürlich.


Otto würde sagen: "Das nützt aber auch nichts!"

Denn dadurch wird er auf den Vampyr-Treffen noch unbeliebter, und seine Mutti lässt ihn nicht mehr im Haushalt mithelfen und sein Papa nimmt ihn nicht mehr auf seine Biker-Touren mit. (Otto hat unabsichtlich schon seinen dritten Feuerstuhl geschrottet)


Die großen Vampyre behaupten er hätte 'Kaputtmacher-Hände' und irgendwann nennt Otto sie selber so - was kein gutes Zeichen ist.


Leider sind das noch nicht alle seine Probleme, ich greife der Einfachheit halber mal auf eine Liste zurück, die Otto selbst in sein heimliches (Vampyre führen keine Tagebücher) Diary geschrieben hat, um einen Überblick über seine Schwächen und Handicaps zu bekommen: (Ich führe nur die noch nicht Genannten auf)


- Bürstenhaarschnitt: Anstatt

tiefschwarzer, lang herabhängender Haare wachsen Otto nur kurze, blonde Stoppeln, wie ein abgeerntetes Kornfeld im Herbst. Dadurch wird sein nächstes Problem sichtbar, das möglicherweise auch andere Vampyre besitzen, nur sieht man es bei ihnen eben nicht:


- Abstehende, zu große Ohren, auch Segelohren genannt, nur dass Otto damit leider nicht (wie spöttisch oft behauptet) fliegen kann, was uns zum nächsten Problem führt:


- Fluguntauglichkeit: Otto kann

zwar theoretisch schon fliegen, wie die anderen Vampyre, ihm wird aber dabei immer schlecht, und muss sich übergeben, meistens auf unter ihm fliegende Vampyre, weswegen er fluguntauglich geschrieben wurde und ein Flugverbot hat.

Dafür kann er super hüpfen, wie ein Floh, ganz hoch und weit, aber wie Otto sagen würde: "Das nützt aber auch nichts!" Denn niemand hat Respekt vor einem herum hüpfenden Vampyr in Streichholzschachtel-Größe.


Langsam versteht ihr, liebe Leser,

warum das Ottos Lieblingssatz ist, nicht?

So, habe ich noch was vergessen? Ach ja (Oh Gott! ich muss es verdrängt haben), die...


- Fußball-Allergie: Ottos Papa (der Otto ja trotz allem sehr lieb hat, und immer zu ihm steht) denkt sich, dass Otto vielleicht weniger kaputt macht, wenn man seine Energie in die richtigen Kanäle lenkt. Er ist zwar klein, aber - so überlegt er sich - könnte trotzdem auf einem Fußballfeld hervorragende Dienste leisten, da er für die Anderen durch seine

(mangelnde) Größe und sein Gehüpfe fast unsichtbar ist, und dadurch als Gegner schwer einzuschätzen. Papa Vampyr nimmt Otto also zum Fußball-Training mit, und Otto ist sehr stolz deswegen und will sich von seiner besten Seite zeigen. Doch schon beim ersten Ball-Kontakt zeigt sich das Dilemma: Otto leidet unter einer Fußball-Allergie. Die wirkt sich nun so aus, dass er keine roten Flecken bekommt oder umfällt, sondern sie überträgt sich auf den Fußball und bringt ihn sofort zum Platzen, selbst wenn er ihn nur ganz vorsichtig mit dem Fuß antippt.


Nach geduldigen Versuchen mit allen vorhandene Bällen des Vampyr-Fußball-Clubs (VFC) wird Otto vom Verein ausgeschlossen und darf nie wieder kommen, ausser zum Zuschauen.


Aber nun hat Otto leider so Lust auf Fußball-Spielen bekommen, dass er sich nicht mehr bremsen kann und alles weg tritt, was ihm vor die Füße kommt. Und zwar mit aller Kraft, die in seinen kleinen Beinen liegt. Steine fliegen in Fensterscheiben, Cola-Dosen ins Weltall, wo sie Satelliten

schreddern, Katzen müssen von der Feuerwehr von hohen Bäumen geholt werden, Hundekacke hängt im Ausschnitt von feinen Damen, um nur einige von den Folgen dieses (auch durch intensive Bemühungen der liebenden Eltern und hinzugezogener Erzieher, Therapeuten, Ärzte, Sozialarbeiter usw.) nicht mehr veränderbaren Verhaltens von Otto zu erwähnen.


Nun sieht es so aus, als hätte ich den armen kleinen Otto irgendwie schlecht gemacht, oder wäre über ihn hergezogen.

Aber eigentlich ist Otto ein total

lieber Kerl...


Otto würde sagen: Ihr wisst schon was. Und er hätte damit sogar wieder recht: Vampyre, die total liebe Kerle sind, können eigentlich nur eines tun, womit wir gleich zum nächsten Kapitel kommen:



...zieht aus

Otto hält das Ganze nicht länger aus, er kann seine - sich um ihn bemühenden - Eltern nicht länger leiden sehen, und die Verachtung und den Spott der anderen Vampyre nicht eine Sekunde länger ertragen.


Es bleibt ihm also nur Eines (Vampyre können sich nicht umbringen, und das wäre auch so sicherlich ein Weg, den Otto niemals wählen würde, dazu liebte er seine Eltern viel zu sehr)

Er musste von Zuhause abhauen, und in der großen, weiten Welt sein

Glück versuchen.

Vielleicht gab es ja irgendwo einen Platz, wo genau er gebrauchte wurde, eine Arbeit, die niemand anderes als er so gut konnte, jemand, der ihn nicht nur trotz allem liebte, sondern WEGEN und MIT allem, wie er nun mal war.


Also packte er heimlich alle seine Siebensachen zusammen und schlich sich klammheimlich aus dem Haus.

Hier eine Liste, des Inhalts seines Reisekoffers (der zehnmal größer war, als er selbst, aber wofür war er denn so stark?):


- sieben volle Ketchup-Flaschen (Reiseproviant)

- zwanzig Gutscheine für Pommes mit Ketchup, Spaghetti mit Tomatensoße, Pizza und Erdbeereis

- Ein bereits geplatzter Fußball, mit dem er gern heimlich Ziel-Schießen übte.

- Seine Vampyr-Comics (mit Superhelden, in die er sich gerne hinein träumte)

- Ein Foto von seinen Eltern, wie sie sich gerade über seine Geburt freuten

- Einen aufblasbaren Reisesarg (nachts auch als Badeboot nutzbar)

- Eine Leselupe (brauchte er selber nicht, aber es war manchmal hilfreich, wenn Fremde ihn damit erstmal genau betrachten konnten)

-einen abgerichteten Adler (gehörte eigentlich seinem Vater, aber den brauchte er um seinen Koffer zu schleppen - hoffentlich war Papa nicht all zu böse)

- Ein Taschentuch von seiner Mutti (roch nach ihr, und war für eventuelle Heimwehtränen bestimmt)


Natürlich muss ein Vampyr tagsüber abhauen, es würde, wie Otto sagen würde, 'aber nichts

nützen', sich nachts heraus zu schleichen, weil da ja alle anderen Vampyre wach und unterwegs waren.

Also trichterte er dem alten Koffer-Trage-Adler ein, mit dem Koffer loszufliegen, sobald die Sonne am Höchsten stand. Otto selber verkroch sich, tief im Koffer, zusätzlich im nicht aufgeblasenen Reisesarg (war etwas unbequem, aber ging schon) damit kein Sonnenstrahl ihn treffen könne, wenn der Adler mit ihm unterwegs wäre. Dieser hatte den Auftrag, der Sonne zu folgen und mit ihm so weit wie möglich in den Süden zu

fliegen, wo - wie Otto wusste - nur ganz wenige Vampyre lebten. (Es war ihnen dort zu sonnig und warm)


So bemerkte man Ottos Verschwinden zunächst gar nicht, und erst als man sich anfing zu wundern, warum so wenig kaputt ging, fiel es auf, dass man Otto bereits seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen hatte.

Auch Ottos Eltern ging es da nicht anders: Durch die eingetretene Ruhe erlebten sie einen zweiten Frühling, verliebten sich wieder total ineinander und schlossen sich

fast eine Woche zusammen in einen Sarg ein, um sich zu küssen und Liebesschwüre zuzuflüstern.


Gerade als Ottos Papa bei einem besonders schönen und langem war, unterbrach ihn Ottos Mutti, legte ihm den Zeigefinger auf den Mund und flüsterte: "Liebster, hörst Du das?" Ottos Papa strengte sich an, aber er konnte beim Besten Willen nichts hören. Alles war totenstill. Er schüttelte den Kopf: "Liebling, da ist nix..."

"EBEN!!!", antwortete Ottos Mutti eindringlich: "WO IST OTTO???"


Fortsetzung folgt im nächsten Buch:

"Der sehr kleine Vampyr - findet ein neues Zuhause."

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Hörbuch

Über den Autor

Iriana
Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ich immer auch künstlerische Ambitionen: Musik, Malen, Schreiben, Theater spielen. Ich bin ein naturverbundener Mensch und lebe gern sehr einfach mit und in der Natur.
Seit 2008 lebe ich in Leipzig, habe mich von einer langen chronischen Krankheit kuriert und bin Anfang dieses Jahres (2017) nun in Rente gegangen. Die letzten Jahre habe ich eine Schreibpause eingelegt, zumindest auf dieser Plattform hier, aber nun bin ich wieder da.
Zeit für ein neues Spiel... Mal sehen was mir so einfällt...

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Gast Ja so siehts aus, wenn ein Vampyr stellvertretend den Banausen ordentlich mal die Leviten liesst;-)
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Iriana Ja *lach* , richtig erkannt - ich fürchte Klein-Otto wird es in den geplanten Fortsetzungen auch weiterhin richtig krachen lassen...bzw. ich hoffe es. Danke für den lieben Kommentar
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