Das Vogelnest
Eine Beobachtungsgeschichte
mit eigenen Bildern.
Endlich hat es aufgehört zu regnen.
Endlich will es Frühling werden.
Die ersten Anzeichen lassen sich entdecken.
Die Sonne kommt hinter den Wolken hervor, die Frühlingsblumen fangen an zu blühen. Gelbe Winterlinge und zarte Schneeglöckchen gucken aus dem Boden hervor und die Krokusse blühen in bunten Farben um die Wette im grünen Rasen.
Der erste Storch ist aus dem Süden zurück, es gibt die erste Pollenwarnung und die Äste der kahlen Bäume recken ihre Zweige genüsslich Richtung Himmel.
Wie schön es doch ist, wenn die Natur
erwacht.
Ich stehe am Fenster und freue mich über die zarten Sonnenstrahlen, die über der kahlen Linde leuchten.
Hoch oben im Wipfel steckt ein geräumiges Vogelnest. Es wurde kunstvoll geflochten und ist im blätterlosen Baum deutlich und schön anzusehen.
Wer wohl darin einst gewohnt hat?
Momentan ist das Bauwerk leer.
Während ich mich das so frage, fliegen zwei temperamentvolle Vögel herbei und setzen sich auf das Nest.
Lautstark unterhalten sie sich.
Ich freue mich und nehme an, das
Pärchen will das Nest beziehen. Sie waren auf Wohnungssuche und freuen sich, etwas passendes gefunden zu haben.
Groß genug wäre es für die Beiden.
Vor meinen Augen sehe ich schon, wie die junge Brut meinen gastfreundlichen Hof mit dem einladenden Futterplatz, den ich eigens für Wildvögel eingerichtet habe, besuchen und beleben würden.
Aber, nein, was wird denn das?
Voller Schrecken sehe ich, wie das wilde Federvieh am Geflecht herum schnäbelt.
Das Weibchen feuert das Männchen an.
Schließlich fliegen sie davon und Beide halten in ihren Schnäbeln einen stabilen, festen Stock.
Ich staune und kann es gar nicht fassen;
da hat doch das Vogelpaar Baumaterial aus dem Geflecht geklaut.
Ich amüsiere mich und weiß Bescheid:
Es sind und bleiben diebische Elstern!