Fantasy & Horror
Das Sternenmeer

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"Das Sternenmeer"
Veröffentlicht am 16. Februar 2023, 10 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Verrückt, vielleicht auch gestört. Sinn für Humor? Hm lecker Schokolade + Horrorgames. Leidenschaftlich verpeilt.
Das Sternenmeer

Das Sternenmeer

Ruinen

Ein Junge saß mit angezogenen Knien auf einem kleinen Holzboot und ließ sich auf dem Ozean treiben - nur der Wind allein wusste, wohin die Reise gehen sollte. Leise hatte die Nacht sich ins Land geschlichen, um alles Tote und Lebendige auf der Erde in Dunkelheit zu hüllen. Obwohl die See so unruhig und laut war, wohnte solch eine Ruhe und Entschlossenheit in dem Jungen inne, sodass ihn nichts und niemand brechen konnte. Nie mehr und nie wieder.


Es hieß, dass der dieser Teil des Ozeans sehr gefährlich und unberechenbar sei. Eine Einbahnstraße, denn ein Zurück hatte es noch nie gegeben. Man hatte ihn vorgewarnt - mehrfach - darum gebeten, nicht zu gehen. Der Junge erinnerte sich noch gut daran, wie die Leute in seinem Dorf über ihn getuschelt und sein Vorhaben belächelt hatten.


"Der kommt nicht mehr wieder."


"Den sehen wir zum letzten Mal."


"Was ein dummer Junge."


"Die arme Mutter...Erst die Tochter und jetzt der Sohn."


Während tagsüber wunderschöne kleine Inseln und aus dem Wasser ragende Ruinen an dem Jungen vorbeigezogen waren, sah nachts alles anders aus: Die teilweise eingefallenen Steinbauten wirkten jetzt nur noch unheimlich und alles andere als einladend. Fast schon bedrohlich. Dunkle schemenhafte Gestalten trieben auf dem Wasser umher und beobachteten den Jungen still und neugierig. Ihre rot

aufleuchtenden Augen schienen ihn überallhin zu verfolgen - doch er sträubte sich davor, genauer hinzusehen, denn wenn er sie nicht richtig sehen konnte, existierten sie für ihn nicht; an diesem Glauben hielt er eisern fest. Manchmal bildete er sich sogar ein, Stimmen zu hören - es war kaum mehr als ein Flüstern. Das einzige, was ihm Trost spendete, war ein kleines Licht, was ihm seit anbeginn der Reise gefolgt war: Ein Glühwürmchen. Manchmal, wenn er dem warmen Lichtlein beim Tanzen zusah, war er ganz verträumt und er erlaubte sich für einen winzigen

Augeblick, zu vergessen. Er vergaß, wer er war und den Grund für seine Reise. In solchen Momenten war er nur noch ein kleiner Junge, der mit einem Glühwürmchen spielte.



Seit dem Aufbruch waren sicher erst Tage vergangen, doch es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an. Aber der Junge war sich seiner Sache sicher, für diese Reise würde er alles opfern, und selbst wenn es seine restliche Lebenszeit kosten würde. Einfach alles. Seine Vorräte neigten sich langsam aber sicher dem Ende zu, und er wusste, dass

er sich nicht ewig von Ruhe und Entschlossenheit und dem bisschen Proviant, was noch übrig war, nähren konnte. Aber er musste mit allen Mitteln überleben.


Er wusste nicht, wie lange er auf diesen unheimlichen Gewässern noch ausharren musste, eigentlich wusste er gar nichts über diese Welt - nur, dass er irgendwann ankommen würde. Zum Sternenmeer, der Ort, an dem alle Träume und Wünsche wahr werden - so beschrieb es die Legende zumindest. Und er hatte doch nur einen Wunsch: Er musste das, was

geschehen war, wieder rückgängig machen. Er hatte es ihr schließlich versprochen – seiner kleinen Schwester versprochen, sie von den Toten zurückzuholen. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter, als er sich daran erinnerte, wie das Leben aus ihren Augen langsam gewichen war, und ihm wurde augenblicklich kälter.


Der Junge zog die Knie noch enger an sich und wollte diese düsteren Bilder am liebsten über Board werfen, als könnte er das, was geschehen war, einfach so aus seinem Leben verbannen. Dann

legte er den Kopf in den Schoß und versuchte einzuschlafen. So wie jede Nacht, hoffte er darauf, bald aus diesem Albtraum zu erwachen. Er begann leise für sich selbst zu singen - ein Wiegenlied, welches seine Mutter immer zum Einschlafen für ihn gesungen hatte. Er erinnerte sich daran, wie oft er es auch für seine kleine Schwester gesungen hatte, wenn seine Mutter nicht da war. Es klang längst nicht so schön, wie er es in Erinnerung hatte, aber es reichte aus, um ihn sanft in die Traumwelt gleiten zu lassen.


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Hörbuch

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NanaBella
Verrückt, vielleicht auch gestört. Sinn für Humor? Hm lecker Schokolade + Horrorgames. Leidenschaftlich verpeilt.

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Apollinaris Gut geschrieben was ich reinlas und das Cover gut gelungen.
Vergangenes Jahr - Antworten
AngiePfeiffer Was für ein tolles Cover!
Und welch ein poetischer, ein bisschen geheimnisvoller Text. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass er zu einem Fantasy Roman gehört.
Super, bin begeistert!
LG
Angie
Vergangenes Jahr - Antworten
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