Annes täglich geführte „Launetabelle“ erreichte den vorläufigen Tiefpunkt bereits um 6 Uhr morgens, als ihr Wecker sie aus ihren Träumen riss und sie den nächtlich gefallenen Schnee entdeckte. Und das ausgerechnet am letzten Tag ihrer Kehrwoche! Wenn es etwas gab, was sie noch mehr hasste, als die Flure und Treppen zu wischen, dann war es definitiv die blöde Schneeschipperei. „Ach komm!“ sagte sie zu sich selbst, während sie sich kritisch im Badezimmerspiegel betrachtete, „nimm’s
wie Sport, man verbraucht eine Menge Kalorien und das kannst du echt gut gebrauchen!“ Immerhin wartete da noch dieser halbe Mandelstollen im Kühlschrank, mit einer dicken, Hüftgold provozierenden, Puderzuckerschicht… Die Stille des frühen Morgens wurde ganz plötzlich von einer Mischung aus blechernem Scheppern und dem Kratzen von Fingernägeln über eine Schiefertafel, unterbrochen. Irgendwer schaufelte bereits. Sie starrte aus dem Fenster und sah im Licht der Laternen eine Gestalt, mitsamt Schneeschippe. Moment…war das etwa der alte Hinrichs
aus dem Stockwerk unter ihr? Dieser alte Griesgram, der dauernd an Annes mangelndem Einsatz beim Hausflurputz rumnörgelte? Seltsam! Heute war doch noch gar nicht seine Kehrwoche. Na, also das war nicht ihr Problem, wenn der unbedingt den Schnee räumen wollte, dann bitte…sie würde wieder zurück in ihr warmes Bett kriechen können. Aber… Es fühlte sich einfach falsch an. Anne brühte eine Kanne Kaffee, füllte ihn in eine Thermosflasche , schnitt den Stollen in Scheiben und packte alles mitsamt mit Tassen und Tellern in ihren
Einkaufskorb. Der alte Hinrichs hatte sich bereits bis zur Hälfte des Gehwegs durchgearbeitet. Es war eiskalt und sein Gesicht war rot, ob vor Anstrengung, Kälte oder Wut, konnte man nicht sofort erkennen. Er hielt schnaufend inne, als Anne sich direkt vor ihm aufbaute. „Guten Morgen Herr Hinrichs, sagen Sie, was ist heute eigentlich für ein Tag?“ „Donnerstag, natürlich …“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, heute ist erst Mittwoch. Genau gesehen ist noch immer meine „Woche“ …Sie nehmen mir sozusagen meine Arbeit weg, denn mit dem
Schneeschaufeln sind sie doch eigentlich erst morgen dran…“ Sein entgeisterter Blick brachte sie zum Kichern. Sie zeigte auf den Korb an ihrem Arm. „Kommen Sie, ich hab hier frischen Kaffee und Stollen zum Aufmuntern für uns beide und danach schaufeln wir den Rest gemeinsam, was halten Sie davon?“ „Viel!“ Es war eine knappe Antwort , doch auch der Anfang einer neuen Freundschaft. Copyright Nina P. Câmara Kehrwoche… Annes täglich geführte „Launetabelle“
erreichte den vorläufigen Tiefpunkt bereits um 6 Uhr morgens, als ihr Wecker sie aus ihren Träumen riss und sie den nächtlich gefallenen Schnee entdeckte. Und das ausgerechnet am letzten Tag ihrer Kehrwoche! Wenn es etwas gab, was sie noch mehr hasste, als die Flure und Treppen zu wischen, dann war es definitiv die blöde Schneeschipperei. „Ach komm!“ sagte sie zu sich selbst, während sie sich kritisch im Badezimmerspiegel betrachtete, „nimm’s wie Sport, man verbraucht eine Menge Kalorien und das kannst du echt gut gebrauchen!“ Immerhin wartete da noch dieser halbe
Mandelstollen im Kühlschrank, mit einer dicken, Hüftgold provozierenden, Puderzuckerschicht… Die Stille des frühen Morgens wurde ganz plötzlich von einer Mischung aus blechernem Scheppern und dem Kratzen von Fingernägeln über eine Schiefertafel, unterbrochen. Irgendwer schaufelte bereits. Sie starrte aus dem Fenster und sah im Licht der Laternen eine Gestalt, mitsamt Schneeschippe. Moment…war das etwa der alte Hinrichs aus dem Stockwerk unter ihr? Dieser alte Griesgram, der dauernd an Annes mangelndem Einsatz beim Hausflurputz
rumnörgelte? Seltsam! Heute war doch noch gar nicht seine Kehrwoche. Na, also das war nicht ihr Problem, wenn der unbedingt den Schnee räumen wollte, dann bitte…sie konnte dann zurück in ihr warmes Bett. Aber… Es fühlte sich falsch an. Und ihre Launetabelle bekäme heute keinen positiven Aufwärtsschwung! Anne brühte eine Kanne Kaffee, füllte ihn in eine Thermosflasche , schnitt den Stollen in Scheiben und packte alles mitsamt mit Tassen und Tellern in ihren
Einkaufskorb. Der alte Hinrichs hatte sich bereits bis zur Hälfte des Gehwegs durchgearbeitet. Es war eiskalt und sein Gesicht war rot, ob vor Anstrengung, Kälte oder Wut, konnte man nicht sofort erkennen. Er hielt schnaufend inne, als Anne sich direkt vor ihm aufbaute. „Guten Morgen Herr Hinrichs, sagen Sie, was ist heute eigentlich für ein Tag?“ „Donnerstag, natürlich …“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, heute ist erst Mittwoch. Genau gesehen ist noch immer meine „Woche“ …Sie nehmen mir sozusagen meine Arbeit weg, denn mit dem
Schneeschaufeln sind sie doch eigentlich erst morgen dran…“ Sein entgeisterter Blick brachte sie zum Kichern. Sie zeigte auf den Korb an ihrem Arm. „Kommen Sie, ich hab hier frischen Kaffee und Stollen zum Aufmuntern für uns beide und danach schaufeln wir den Rest gemeinsam, was halten Sie davon?“ „Viel!“ Es war eine knappe Antwort , doch auch der Anfang einer neuen Freundschaft. Copyright Nina P. Câmara