Inzwischen war es der vorletzte Tag des Jahres, Hanne unternahm einen Spaziergang durch ihren geliebten Wald.
Während sie schlenderte, entdeckte sie plötzlich ein Eichhörnchen, welches quirlig am Stamm eines Baumes emporkletterte. Mal hielt es urplötzlich an, schaute sekundenlang irgendetwas an, doch im Handumdrehen bewegte es sich eilig
weiter.
„Na, dann hoffe ich, es hat seinen Vorsatz nicht vergessen: Wo es seine Vorräte verstaut habe?", kam es Hanne in den Sinn, weil der kleine Racker so fragend schaute.
So kam Hanne unwillkürlich das Wort „Vorsätze“ in den Kopf.
Nach einiger Zeit erreichte sie den kleinen Teich, an dem sie im Sommer sehr gerne saß, um sich über vieles im Klaren zu werden.
Auf einem umgefallenen Baumstamm setzte sie sich und schaute hinaus auf die sich kräuselnde Wasserfläche. Kein Autolärm oder sonstige Geräusche erreichten ihre Ohren.
„Wer macht sich heute noch Gedanken über Vorsätze oder was sind gute Vorsätze?", schoss es ihr in den Kopf, unwillkürlich schlug sie dabei den Mantelkragen hoch, da der Wind leicht zugenommen hatte, aber ihr Blick blieb auf der Wasseroberfläche
hängen.
„Vorsätze sind eigentlich etwas, zu dem man sich bewusst beschließt oder vornimmt, mit einer festen Absicht, dies in der Zukunft zu versuchen und zu schaffen. Gerade jetzt, zum neuen Jahr, versuchen viele alles Mögliche sich zum Vorsatz zu nehmen. Doch aus den meisten guten Vorsätzen wird leider nichts, da sie den Alltag vergessen.
Gut, mit dem Rauchen aufzuhören, sich die angefutterten Funde mittels Sport abzutrainieren, geht dann oftmals in die Brüche. Auch,
mehr Zeit seinen Lieben zu schenken, wird wahrscheinlich je nach finanzieller Lage nicht immer umsetzbar sein.
Jedoch wäre ein guter Vorsatz, zuzuhören, ohne dabei mit dem Handy zu hantieren, wenn jemand etwas erzählen möchte. Etwas, das wahrscheinlich auf gewisse Erfahrungen beruht, seien es positive oder auch negative, gemeinsam eine Lösung zu finden. Ein weiterer Vorsatz könnte sein. Sich mit Freunden zu treffen, sich über Erfahrungen der letzten Zeit auszutauschen, gerade, weil sich viele total abgekapselt haben oder
einfach gemeinsam lachen, tanzen oder singen."
Hanne hielt inne, als ihre Augen plötzlich einen Fisch springen sahen und in diesem Moment wurde ihr klar, dass ihre Gedanken recht an der Oberfläche kratzten, denn für jeden bedeutet solch ein Vorsatz etwas anderes und jeder Mensch dieses auch anders angeht.
Der Fisch war wieder im Wasser des Teiches verschwunden und das
Wasser begann sich stärker zu kräuseln.
„Jedenfalls hoffe ich, dass im nächsten Jahr der Vorsatz auf ein Kriegsende in Europa erfolgreich ist und niemand auf den dummen Gedanken kommt, den roten Knopf zu drücken, denn dann braucht sich keiner weitere Gedanken zu machen.
Natürlich wäre es schön, wenn alle Kriegstreiber in der Welt die Waffen niederlegten. Ein guter Vorsatz wäre natürlich auch, wenn
in der Welt die Menschen alle gleich behandelt würden und die Menschenrechte eingehalten werden, egal, welcher Nationalität, Religionszugehörigkeit, welcher Hautfarbe oder gar welchen Geschlechtes sie sind!“
Hanne sah noch ein wenig hinaus auf die Wasserfläche.
„Eines mache ich mir wie jedes Jahr zum Vorsatz und versuche, es so gut wie es möglich zu schaffen: Menschlich sein, mit all meinen Fehlern. Den Menschen offen, ehrlich, hilfsbereit und liebevoll entgegentreten.
Ganz nach meinem Lebensmotto: ,Glaube, Liebe, Hoffnung'.
Hanne erhob sich und machte sich langsam auf den Rückweg, da es zu nieseln anfing.
Während sie so dahin ging, stellte sie sich ihren geliebten Wald als weiße Winterlandschaft vor und lächelte.