Karl Mauck
Ingrid Herta Drewing
Lienus Lienusson
Ramsenthaler Rupprecht
Dagmar Herrmann
Walli M.Madicken
Ekkehard Walter
Stefan Bien
Wolfgang Look
Frank May
Bild / Text: K.M.
Rettershof - Taunus
IN DER STILLE
bevor der Tag noch von Menschenhand unberührt erwacht und zum Tag wird, liegt die weiße Welt leise, flüsternd, doch mächtig und verführerisch. Sei der Erste, der mich heute berührt, ruft wortlos die weiße Pracht. Ich schweige auch und werfe mich der Schönheit hin. Wärme durchströmt mich, wie so oft in kalten Wintertagen.
Meine Schritte werden immer leiser. Der Morgen berührt mich. Dann folgt eine Umarmung. Die Stille ist unendlich. Es wird hell.
Karl Mauck
© Foto u. Text : Ingrid Herta Drewing
Der erste Schnee
Juchhe, juchhe, der erste Schnee! Kommt, lasst uns einen Schneemann bauen! Im Garten soll er stehen, schauen, wie schnell wir schlittern auf dem See. Zuerst der Bauch, gerollt die Kugeln aus Schnee, die Brust und dann der Kopf! Komm, Peter, lass jetzt ’mal das Googeln und hol’ als Hut den alten Topf! Die Möhre wird ’ne schöne Nase, Kastanien werden Augenglut, gesammelt zwar für Reh und Hase, als Knöpfe sind sie auch recht gut.
Zum Schluss noch einen Tannenzweig, das wird ein Weihnachtsbäumchen sein, dass er sich richtig festlich zeig’, in seinen Arm passt es hinein.
*
DAS WEIHNACHTSGESCHENK
"Letzte Haltestelle: Berlin-Lichtenberg" sagte der Weihnachtsmann zu sich selbst und atmete tief durch.
"Dann wollen wir Mal!" Er parkte seinen Schlitten hinter dem verschneiten Busch der Williams, sah schon von Weitem die Silhouette des Hausherrn, wie gewöhnlich auf dem Sofa liegend und in sein Smartphone glotzend. Jedesmal, wenn der alte Herr ein Reim auf sich selbst machen konnte, sprang er auf und rief: "Heureka!" Er freute sich dergestalt wie Rumpelstilzchen und flitzte im Zimmer umher. "Hering. Das ist gut. Kant liebte Hering. Und in einem Vers mit ihm verglichen zu werden - das ist großartig!" Dann plötzlich begann er zu zweifeln.
"Hering? Sollte ich etwa ein Fisch sein, den Kant gerne verspeist?" Die Dame des Hauses putzte gerade die Oberlichter. Das Licht, das allmählich durch die Scheibe drang, traf mit dem ersten Strahl genau auf das Haupt des Armen Poeten und erleuchtete seine Halbglatze. Zumindest sah es so aus wie der Weihnachtsmann meinte. Er ergriff sogleich die Gelegenheit währenddessen der alte Herr vom Lichtspiel abgelenkt war und legte das Geschenk vor die Haustür, klingelte und verschwand wieder. Die gute Gattin sah noch durch das Fenster den Weihnachtsmann davon düsen. Sie ging zur Tür, nahm das
wohlgeschnürte Paket zu sich und rief: "Ein Weihnachtsgeschenk für Dich, liebster Gatte. Es ist ganz schön schwer!" "Was ist es?" "Weiß ich nicht. Komm her und mach es auf." Sie legte das Geschenk auf dem Esstisch. Der Arme Poet musterte es von allen Seiten an, irgendwie war er skeptisch wie es seine Natur gebiert, insgeheim freute er sich dennoch sehr. Endlich riss er das Papier herunter und packte das
Geschenk aus. Zur Überraschung aller war in dem Karton nichts drin.
"Oh du mein Zwirndarwin, Himmel und Arsch. Wie kann denn, was nichts ist, so schwer wiegen?" Die Gattin schaute zu ihrem Gatten mitleidsvoll herüber. Das Licht schien immer heller in die Stube hinein. So hell war auch ihr Lachen. Denn sie war gescheit und verstand es gleich: "Man muss schon sagen" bemerkte sie, "der Weihnachtsmann hat schon Humor. Das ist das richtige Geschenk für einen Atheisten."
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Lienus Lienusson
*
Römischer Brunnen in Wiesbaden
Wo sonst des Brunnens Wasser fließen und strömend füllen Rund für Rund, lässt Winter Eis als Zauber grüßen, bizarr erhellt mit Sonn‘ im Bund. Das strahlt, als sei es ein Geschmeide, und schimmert glitzernd wunderschön. Du siehst ’s erfreut; als Augenweide magst du das „Bowling Green“ weiß seh’n. Darfst dies nun als Geschenk erleben, denn solch ein Winter ist hier rar, das Bild erinnernd dir verweben, den Glücksmoment, der wunderbar.
© Foto u Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, vor dem Kurhaus
Ramsenthaler Rupprecht
UNSINN
Im Winter stirbt der Sinn,
nur Kälte ist da drin,
Nebel, Schnee und Eis –
So ein Scheiß!
Soll man noch funktionieren
oder jämmerlich frieren?
Das macht doch keinen Sinn,
keinerlei Gewinn.
Drum kommt auch jetzt der Weihnachtsmann,
der alles kann.
Er gibt euch wider Sinn,
und Marzipan und Kuchen.
Den Sinn müsst ihr nicht suchen.
Er ist jetzt wieder in.
*
blau blau blau himmel blau blüht das himmelszelt weiß und strahlend - winterwelt -
voll entzücken
die nase an die scheiben drücken - gleißend fällt der sonne licht auf die hell getünchten häuser reihen - lass die augen schweifen - scharf im scherenschnitt ausgestreckt baum und strauch dunkel ihre dürren arme in die fensterläden greifen puderig und fein bestäubt schmücken sich in rauhreifs kleide - komplimente tauschen sie mit des himmels blauer weite © dherrmann ... kleiner tribut an ein rares Fensterbild
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und noch ein "fensterbild": unter dem blauen winterhimmel leuchten farben
kontrastreich lange dürre greifarme werfen die entblätterten linden auf die hellen häuserwände ... ziehen weiße ausgefranste wolken im gemächlichen tempo nehmen sich zeit - ihr ziel unbestimmt und endlos ihre reise, niemals sterben sie oder werden müde wie die frierenden menschen rastlos strebend im dauerlauf mit der uhr gehen sie ihrer wege, sehen nicht die schönheit und klarheit die über ihnen prächtig thront. © dherrmann
Kalt
Durch die Maschen in die Lende kriecht die Kälte ins Gebein Klamm die Brust und kalt die Hände Auch die Füße frieren ein Atem vor dir zu Kristallen Schultern hoch und starr der Blick Ohren steif und rot vor Allem Nordwind greift dir ins Genick
Schimpfst dich selbst jetzt einen Trottel weil du ausschlugst guten Rat Mamis bunter Schal mit Troddel liegt umsonst gestrickt parat
Und du stapfst mit steifen Schritten durch das festgebackne Eis Handschuh hast du auch vergessen Und dein Hauch wird Glitzereis Möchtest jetzt zum Gotterbarmen liegen in den warmen Armen welche du verschmäht heut morgen Endlich hast du auch mal Sorgen !
© Walli M. Madicken
Frau Holle einmal anders
Es fand sich einst in Illertissen ein prall gefülltes Federkissen. Dies schüttelte mit viel Elan, Frau Holle im Dezember dann. Da fielen weißen Federn gleich, Schneeflocken daraus viel und reich.
Ekkehard Walter 2022
Das Sein
Ein Eiswind geht auf große Fahrt; das Meer wirkt grenzenlos erstarrt; es schweigt des Wassers Wellenspiel: gefror'nes Nass am Hafensiel. In trüber Sonne kaltes Licht; erwärmend sind die Strahlen nicht; und dort im Becken stand ein Pfahl: er trotzte dem Gezeitenstrahl. Bedeutungslos in dieser Stund'; sein kaltes Grab am Hafengrund; an allen Dingen nagt die Zeit: sie zwingt uns auf...- Vergänglichkeit.
Stefan Bien
winter willkommen . zwei krähen auf dem signalmast kennen den weg, blinken mit stahlblauen augen, werfen ein
freundliches licht auf die einsame wanderin . am steg wartet ein eisiger wind der fluss verheißt mit sanfter weher welle gutes gelingen in vorübereilenden booten hissen blaubemützte männer die segel - leinen los und volle fahrt voraus - geschwind eilende wolken bewegen den horizont . eisblumen am brückengeländer in wollenen fäustlingen die hände winken aufsteigenden möwen nach . © dherrmann
Schneefall Wie tausend Küsse fallen kleine Flocken nieder, Und schmücken unser Land mit weissem
Kleid. Es sind die Seelen der Verliebten, die nun wieder, Vom Tode auferstanden, kommen in die Zeit. Wie Gottes Wort verwandeln sie das müde Land Und schenken Leben, Reinheit, schenken Heiligkeit, Und führen rieselnd uns're Herzen in die Ewigkeit! Im unsichtbaren Innern spüre ich der Lebenskräfte Hand, Die sich den Seelen schenkt, die wandern in der Einsamkeit Der Kälte weisser Wiesen und der süßen
Flockenpracht. Das Herz wird warm, das Land wird ruhig, Frieden herrscht, Und meiner Seele Himmelsohr dem Lied der Engel lauscht: Es ist ein Sternenchor mit tausend Silberstimmen Der segnend unsere ganze Erde preist, Wenn zarter Flocken Tempeltanz zum Schöpfer stille weist, Dass Herzen brennen lichterloh, das Herzen ewig glimmen! Wolfgang Look
Wiesbaden, Nerotal mit Viadukt der Nerobergbahn
SCHNEE Es schneit, als würde wer in Himmels Höhen, beim Backen tüchtig Puderzucker sieben,
der sich sanft rieselnd hier im Tal lässt sehen. Das Wetter, unlängst nasskalt, nicht zu lieben, zeigt sich geläutert nun in Winters Zier, auch wenn im Winde bald die Flocken stieben. Die weiße Pracht lockt, sie gefällt auch mir; gleicht doch der Park jetzt jenen Märchen-Träumen, die zur Adventszeit sind uns schöne Kür.
Ein weicher Schneepelz liegt auf Büschen,
Bäumen und schmückt, was mahnend, weil vergänglich, kahl, auch welke Blätter, die die Stämme säumen. Erfreulich, dass der Winter nun einmal der Jahreszeit mit Schnee entsprechen kann, uns führt aus jenem trüben Nebelfahl, den Blick befreit vom milchig-grauen Bann!
© Foto u. Text : Ingrid Herta Drewing,
Kinder im Winter
Kalte Nasen, warme Hände und die Wangen frisch und rot, Kinder toben im Gelände,
reichlich Schnee im Angebot. Winter hat hier über Nacht endlich ihren Wunsch erfüllt und das Tal recht gut bedacht, ganz in Schnee nun eingehüllt. Hurtig geht ’s den Hang hinunter. Herrlich, wie der Schlitten flutscht! Helles Lachen, da sind munter auch ein paar schon ausgerutscht. Wo die großen Jungen schlittern, wollten ’s Jan und Sven probieren. Evchen schien den Fall zu wittern, wollte sich da nicht blamieren. Doch nun bei der Schneeballschlacht mischt auch sie recht fröhlich mit, trifft den Pit, der schallend lacht:
„Warte nur, bald sind wir quitt.“ „Kommt, lasst uns den Schneemann bauen!“, ruft da Max, “ dort vor dem Haus soll er Wache stehen, schauen, wer da reingeh’n wird und raus!“ Schnell sind viele mit dabei, wälzen Kugelbauch und Kopf. Laura bringt noch schnell herbei für den Hut ’nen alten Topf. Und alsbald grüßt groß im Garten stolz ein schöner Schneemannwicht. Ja, so mag der Winter starten, wenn er uns viel Freud’ verspricht!
© Ingrid Herta Drewing
Leise legt sich Eiseskälte Über tief gefrorenes Land Und die Sterne funkeln still Durch die klare kalte Nacht
In dem Hause träumen ruhig Kinderherzen gut bewacht Und die Alten tragen Sorge Dass die Kohle wird entfacht Schauen flüsternd Auf die Kleinen Liebevoll ganz sacht Eine Kerze Darf noch brennen Bis der neue Tag erwacht
Frank May
Kornblume Einen herzlichen Gruß an die "Armen Poeten" .Ihr habt mir heute (bei Glatteis und drinsitzen) eine große vorweihnachtliche Lesefreude bereitet. Ein bisschen rumgestöbert habe ich in Euren mystorys Texten aus purem Vergnügen auch noch . Texte und Bilder passen wundebar zu meiner Stimmung. Kann man bei Euch mitschreiben ,fragt neugierig die Kornblume |
wortverkoster Velen herzlichen Dank. Ja es wird immer wieder mal ergänzt. Gerne kannst du mitschreiben. Wir sind eine Facebookgruppe "Arme Poeten" genannt. Flockige Grüße ! |