Von einer Kuhweide mit Maulwurfshügeln, einem recht aufdringlichen Dackel und meinen fast zu kurzen Beinen
oder:
Warum Ausflüge mit meinem Papschi für mich immer was Besonderes waren.
Heute einmal eine etwas kürzere Geschichte, aber ich hoffe, sie gefällt euch trotzdem.
An die Sommer in meiner Kindheit denke ich immer gerne zurück. Insbesondere, wenn mein Papa Urlaub hatte und wir zusammen etwas unternahmen. Meist für ein paar Tage, mit Übernachten in freier Natur.
Bei einem dieser Ausflüge planten wir das Angeln ein, einerseits, weil es uns immer großen Spaß machte und
andererseits, weil wir ja auch abends am Lagerfeuer etwas Essen brauchten. Doch an diesem Tag war die Ausbeute echt kläglich. Meist bissen nur junge Rotaugen und Plötzen an. Und die waren so klein, dass wir sie wieder aussetzten, da sie das Mindestmaß nicht erfüllten. Als Mitglieder des Anglerverbandes der Humboldt Universität achteten wir natürlich auf die Einhaltungen der Regeln.
Weil uns irgendwann langweilig wurde, schlug mein Papa vor, dass wir lieber etwas anderes machen wollten. Und er schlug vor, mir das Autofahren beizubringen. Ich war zwar erst 9 Jahre
alt, aber da wir häufiger alleine unterwegs waren und ich im Notfall meinen Papa auch aus der unberührten Natur zurück in die Zivilisation bringen sollen müsse, meinte er, es wäre eine gute Idee.
Natürlich dürfe ich nie alleine und auch nie auf den Straßen fahren, aber vielleicht wäre es klug, den Umgang mit dem Trabi schon frühzeitig zu erlernen. Immerhin könne das Leben retten. Im Notfall. Und so eine große Wiese, wie sie neben der Nuthe, an der wir angelten, zur Verfügung stand, war für die ersten Fahrübungen bestens geeignet. Viel Platz und niemanden, den ich über den Haufen
fahren könne. Also nichts wie rein in unser Gefährt und ab ging es.
Dachte ich zumindest, doch aller Anfang ist schwer. So startete ich mit ein paar kläglichen Anfahr-Versuchen, bei dem unser treuer Trabi jedes Mal absoff. Zum Glück waren diese Modelle damals hart im Nehmen und so kam ich doch noch zu meiner ersten Fahrstunde.
Erschwert wurde diese durch Dreierlei: Erstens durch den holprigen Untergrund, da die Wiese, die normalerweise als Kuhweide genutzt wurde (ersichtlich an den zahlreichen angetrockneten Kuhfladen), übersät war mit
Maulwurfshügeln. Zweitens durch meinen Dackel namens „Lori vom Sutschketal“, der, wie er es gewohnt war, beim Autofahren auch nun auf meinem Schoß sah, mir freudig das Gesicht abschlabberte und dadurch natürlich auch die Sicht auf den Weg vor mir nahm. Und drittens wegen meiner kurzen Beine, mit denen ich kaum an das Gaspedal heran reichte. Um es bedienen zu können, musste ich trotz ganz nach vorn gestelltem Fahrersitz auf der Kante sitzen. Des Wechsel von Gas auf Bremse gestaltete sich so ziemlich schwierig. Doch mein Papa war ein geduldiger Fahrlehrer und so klappte das Autofahren nach einer Weile ganz gut. Ab diesem
Tag übten wir jedes Mal, wenn es sich ergab. Und ich habe das Vertrauen, das mein Papa in mich gesetzt hatte, nie enttäuscht. Denn dass ich bereits mit 10 Jahren eine ganz passable Autofahrerin war, blieb ein Geheimnis zwischen uns beiden. Das hat mir später bei meiner Führerschein doch schon ganz gut geholfen. Nicht nur finanziell. Und ich bin in der Zwischenzeit nie ohne das Wissen oder dem Beisein von meinem Papschi gefahren. Tja, ab und zu war auch ich ein braves Mädchen.