Von kriminellen Neigungen und der Einsicht, dass ich für diese Karriere absolut nicht geeignet bin
oder:
Warum es gar nicht peinlich ist, wenn man auf dem rechten Pfad bleibt
Als ich in der ersten Klasse war, bin ich fast einmal auf die schiefe Bahn geraten. Schon damals war ich eine echte Naschkatze und mochte Süßigkeiten über alles. Eine Eigenschaft, die ich zu meinem Leidwesen bis heute nicht wirklich ablegen konnte.
Jedenfalls war ich damals alleine im Konsum. In unserer Gegend in Kleinmachnow gab es damals zwei Einkaufsgeschäfte für Lebensmittel. Einen Konsum und einen HO. Beide Geschäfte lagen an der Hauptstraße, nur wenige Grundstücke voneinander
entfernt. Im Konsum war das Angebot vielfältiger, deshalb gingen meine Eltern und wir lieber dort einkaufen.
Als ich mir wieder einmal die Waren in den Regalen anschaute, überkam mich plötzlich der Drang und ich steckte mir all meine Taschen voll mit den kleinen Schokoladentafeln, die in der Nähe der Kasse aufgestellt waren. Anschließend lief ich wie selbstverständlich zur Kasse und wollte mich an den wartenden Kunden vorbei drängeln.
Der Kassiererin fielen natürlich sofort mein knallroter Kopf und der ausweichende Blick auf. Und dass meine
Hosentaschen und die Taschen von meinem Anorak mächtig ausgebeulten, war bei meinem kleinen Diebstahl- und Fluchtversuch auch nicht gerade hilfreich.
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie peinlich das war, als die nette Frau an der Kasse mich ansprach und meinte, ich solle mal lieber meine Taschen leer machen. Nachdem ich reumütig alles zurück gegeben hatte, schaute mich die Kassiererin an und meinte, dass sie das nächste Mal meine Eltern benachrichtigen würde. Hinter mir staute sich die Kundschaft in einer langen Schlange. Und alle schauten auf mich.
Ich weiß noch, dass direkt hinter mir eine Frau mit einem auffälligen Rock stand. Der war schwarz und mit ganz vielen großen weißen Kreisen drauf.
Nachdem ich das „DU-DU“ über mich habe ergehen lassen, flüchtete ich beschämt nach draußen und setzte mich unweit des Geschäftes auf ein paar Treppenstufen. In dem Moment verließ auch die Frau mit dem bepunkteten Rock den Konsum. Vor der Tür traf sie, zu meinem Schreck, natürlich genau meine Nachbarin, die wiederum meine Eltern sehr gut kannte. Und beide schwätzten kichernd miteinander. Schnell versteckte ich mich, hatte jedoch die ganze Zeit
über das Gefühl, dass die zwei Frauen nur über mich tratschten.
Noch Tage später hatte ich Angst, dass meine Eltern erfahren würden, was ich getan hatte. Das Erlebnis war so prägend, dass ich nie wieder in meinem Leben auch nur ansatzweise daran gedacht habe, etwas unrechtmäßig einzustecken. Auch, wenn meine Eltern nie etwas von meiner kriminellen Machenschaft mitbekommen haben. Das war mir eine Lehre!